So habe ich die Reggio - Pädagogik nicht verstanden, dass da jedes noch so kleine kreative Zucken bejubelt werden soll, sondern viel mehr die Kinder zu kreativer Höchstleistung bringen. Das gesamte Potential ausspielen eben. Inwieweit das noch unter gut und schön fällt, hängt allein von der Umsetzung ab - ist die Erzieherin wirklich fähig zu tolerieren, dass ein Kind sich vollständig entzieht, lieber stumm und still mit Bauklötzchen spielt statt bis zu den Schultergelenken in Fingermalfarbe zu matschen und Sonnenblumen auf das Fenster zu zaubern? Und das nicht nur ausnahmsweise sondern jeden Tag?
Ich halte mich für einen wohlgebildeten Laien in Sachen Erziehungswissenschaften.
Vor der Krankenpflege musste ich ein Jahr totschlagen und habe dies in einem Kindergarten getan, ich musste ganz normal wie zur Erzieherinnenausbildung in die Berufsschule. Dazu hab ich mich in meiner ersten Schwangerschaft durch einen Wust von Büchern gewälzt. Triple P, Laissez faire (@Maurice: damit hast du mich echt aus den Wolken geschossen!
) , autoritär, antiautoritäre Erziehung, Montessori und wie sie alle heißen habe ich beschnuppert. Und weggeworfen.
Das Anarchie niemals funktioniert, wissen auch die Erziehungswissenschaftler inzwischen. Deren Hauptthese war ja auch, dass Kinder durch Erfahrung klug werden und das man deshalb nicht verhindern soll, wenn das Krabbelkind auf den heißen Backofen zusteuert - es wird sich verbrennen, brüllen und niemals wieder diesen Fehler machen. Das offensichtliche Problem ist selbstverständlich eingetreten - die Mutter hat ihr verbranntes Kind gepackt, zwei Wochen im Krankenhaus verbracht und nie wieder Lust auf diese praxisuntaugliche Kopfgeburt gehabt...
Obwohl ich von zuhause aus arbeite und somit zumindest theoretisch Zeit für aufwendige Erziehungskonzepte hätte, verzichte ich dankend. Ich verlasse mich auf meine Instinkte und orientiere mich nur an wenigen Regeln:
authentisch
überprüfbar
berechenbar
fehlerhaft sein.
Wenn ich sauer bin, hören meine Kinder das. Und unsere Nachbarn auch.
Und zwar unmittelbar nachdem der Fehler passiert ist. Ich bin jedesmal laut, wenn ich wütend bin und versuche es gar nicht zu unterdrücken. Danach lache ich wieder. Ich versuche nie meine Emotionen zu unterdrücken, bis es sie nicht mehr gibt, sondern in geordnete, gesellschaftsfähige Bahnen zu lenken. Jammern oder haltloses Geheule ist nicht gesellschaftsfähig. Weinen aus Schmerz schon. Wenn ich einen Fehler mache, entschuldige ich mich. Ansonsten versuche ich, qualitativ wertvolle Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Stundenlanges Quälen durch Brettspiele, die mir keinen Spaß machen, nutzt meinen Kurzen nicht und schadet mir. Eine halbe Stunde vergnügtes Vorlesen, was ich wirklich sehr gerne tue, nutzt uns allen. Ich bin offen für Fragen und rege Spielideen an.
Viel mehr braucht es nicht.