Musterung

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MartinR
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Fr 4. Feb 2005, 19:30 - Beitrag #21

Du fragtest ja nach Tips. Diese hab ich Dir gegeben.
Ich weiß ja nicht, inwieweit Du vorhast, Deine Beweggründe in die Verweigerung zu schreiben. Insofern - unter anderen - der Ratschlag, es nicht zu tun.

Was ist eigentlich mit Deinen Ahnungen immer???

Und wenn ein Rüstungsunternehmen Würstchen als Nebenprodukt verkauft, bleibt es doch ein Rüstungsunternehmen...

Wenn Du als Zivi Netzwerke betreuen kannst (was nicht im Sinne des ZDG ist), könntest Du dann nicht genauso bei der Bundeswehr Netzwerke betreuen? und gleichzeitig Deine Firma repräsentieren?

J.C.
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Fr 4. Feb 2005, 19:33 - Beitrag #22

Zitat von MartinR:Du fragtest ja nach Tips. Diese hab ich Dir gegeben.
Ich weiß ja nicht, inwieweit Du vorhast, Deine Beweggründe in die Verweigerung zu schreiben. Insofern - unter anderen - der Ratschlag, es nicht zu tun.

Was ist eigentlich mit Deinen Ahnungen immer???

Und wenn ein Rüstungsunternehmen Würstchen als Nebenprodukt verkauft, bleibt es doch ein Rüstungsunternehmen...

Wenn Du als Zivi Netzwerke betreuen kannst (was nicht im Sinne des ZDG ist), könntest Du dann nicht genauso bei der Bundeswehr Netzwerke betreuen? und gleichzeitig Deine Firma repräsentieren?



OmfG... Junge... +kopf ===> wand+!!!
Ist es denn im Sinne der ZDG, wenn man als Gärtne in einer nicht gemeinnützigen Institution arbeitet?

MartinR
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Fr 4. Feb 2005, 19:39 - Beitrag #23

OmfG... Junge... +kopf ===> wand+!!!
Ich verstehe das mal so, daß Du Dich beschädigen willst? Warum?

Traitor
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Fr 4. Feb 2005, 23:31 - Beitrag #24

Leute, was soll das denn hier werden? Nicht nur bildliches gegenseitiges Köpfeeinschlagen muss ja nun wirklich nicht sein.
Über den Sinn und Unsinn von Rüstung und Militär kann man diskutieren, aber gesittet. Ebenso über die Vereinbarkeit von Rüstungsarbeit mit einer Verweigerung aus Gewissensgründen, durchaus auch für mich ein interessantes Thema.
Aber dann kann man sich bitte auf der einen Seite erstmal die Fakten anhören und auf der anderen Seite nicht gleich alles mit Beleidigungen kontern, ja?

MartinR
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Sa 5. Feb 2005, 01:19 - Beitrag #25

Meine Meinung!!
Ich bemühe mich stets um eine sachliche Diskussion!

DexLirium
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Sa 5. Feb 2005, 01:38 - Beitrag #26

Ich wollte eigentlich nur meine Meinung kundgetan haben und nicht weiter an dieser Diskussion teilnehmen, dennoch möchte ich nicht den Anschein erwecken du hättest mich mit deiner Gegenargumentation mundtot gemacht, weswegen ich nochmal kurz ein wenig Stellung beziehen möchte, auch wenn sich die Gemüter gerade so schön beruhigt haben (mehr oder minder).

Zitat von MartinR:@DexLirium:
Rüstungsunternehmen stellen Geräte her, dessen Ziel es ist, Menschen zu töten und die einzig von der Bundeswehr oder anderen ähnlichen Organisationen genutzt werden.

Ich bin auch nicht davon ausgegangen dass ein Rüstungsunternehmen Ritterrüstungen oder gar Brüstungen herstellt.

Wenn ich also nun diese Dinger herstelle, sollte ich auch dahinter stehen, und die Staatspflicht erfüllen, diese Dinger ggf. auch zu benutzen!

Warum? Ich weiß, es mag unglaublich klingen aber es soll tatsächlich auch bei Bärenmarke Mitarbeiter geben die Kondensmilch herstellen und ihren Kaffee trotzdem lieber schwarz trinken.

"Ich stelle Waffen her, möchte diese aber nicht benutzen"
Das belegt für mich eine Art doppelte Moral. Man ist sich gut genug, alles für den Krieg herzustellen, aber dort hingehen will man dann doch nicht, das sollen mal schön andere machen...

Nehmen wir ein etwas treffenderes Beispiel als die Bärenmarke:
Vor nicht allzu langer Zeit lief auf Pro7 und Sat.1 "Fahrenheit 9/11". Auf den Film selbst will ich gar nicht weiter eingehen, aber es gibt einen Teil in dem Michael Moore Regierungsmitglieder befragt ob sie ihre Kinder als Soldaten in den Irak schicken würden. Ich will gar nicht "alle" sagen, doch ein Großteil war sich offenbar gut genug dem Land den Krieg zu erklären aber die eigene Familie da doch lieber soweit wie möglich rauszuhalten.
Muss ich noch erwähnen dass diese Leute ihren Job immer noch haben?

Er kann sich natürlich frei entscheiden im Rahmen des Gesetzlichen. Ich als Bearbeiter des Verweigerungsantrages würde aber stutzig werden.

Das dürftest du auch. Aber nach dem Grundgesetz (Artikel 4, Absatz 3 um genau zu sein) darf niemand zum Dienst an der Waffe gezwungen werden, wenn er seine Gewissensgründe ausreichend glaubhaft darlegt. Und die Beschäftigung in einem Rüstungsunternehmen macht einen KDV Antrag nicht per se unglaubwürdig - als Azubi noch am allerwenigsten.

Den Kriegsdienst zu verweigern ist sicher kein Kündigungsgrund. Aber statt dessen Kriegsgerät herzustellen für mich schon. Mir zeigt es, wie sehr er doch hinter seinem Produkt steht, das er produziert (offensichtlich nämlich gar nicht). Und das wäre für mich ein Kündigungsgrund (die rechtliche Seite will ich hier mal gar nicht bewerten ob eine fristlose gehen würde oder nicht, darauf kommt es mir hier nicht an!).

Hier verweise ich noch mal auf das o.g. Beispiel mit der Bärenmarke.
Im übrigen gibt es in Deutschland ein Kündigungsschutzgesetz. Die Stelle in der steht dass einem Angestellten gekündigt werden darf weil er nicht voll und ganz hinter dem Produkt, das seine Firma herstellt, steht würde ich sehr gerne sehen.
Ich kann mir vorstellen dass du das mit dem Kündigen wahrscheinlich nicht so gemeint hast und es im nachhinein vielleicht auch als ein wenig überzogen ansiehst, aber genau aus dem Grund begründe ich auch dementsprechend überzogen - lass mir meine kleine Freude ]
Ob ich Dich kündigen würde? Arbeitest du denn bei einem Rüstungsunternehmen?[/quote]
Nein.
Was ich meine ist folgendes: Wie meine Berufsbezeichnung schon sagt, pflege ich kranke Menschen und helfe ihnen ihre Gesundheit wiederherzustellen, bzw. mit den durch die Krankheit entstandenen Einschränkungen zu leben.
Damit wäre ich ja für den Zivildienst prädestiniert, bzw. müsste ich den Kriegsdienst zwingend verweigern wenn ich zu 100% hinter meinem "Produkt" stehe. Wie erwähnt habe ich den Kriegsdienst nicht verweigert, deswegen würdest du mir, deiner Argumentation nach, als mein Arbeitgeber kündigen.
Nun könnte man sagen "aber beim Bund gibt es ja nen Sanitätsdienst wo u.a. auch Krankenpfleger beschäftigt werden". Richtig. Aber J.C. arbeitet im IT Bereich, sorgt also eher dafür dass das Netzwerk läuft als dass er Bomben und Granaten bastelt. Mit ein bisschen Wohlwollen kommts auf das gleiche raus, oder?

Natürlich ist das ein Thema, über das man sehr schnell unsachlich und zu emotional reagiert. Aber dennoch möchte ich so meine Meinung dazu beitragen, da es für mich ein sehr wichtiges Thema ist.

Wenigstens da stimmen wir absolut überein, weswegen ich mich auch entschuldigen möchte, wenn ich teilweise etwas flapsig oder polemisch geantwortet habe (das liegt teilweise allerdings auch an meiner persönlichen Art Diskussionen zu führen ;)).
Wie gesagt habe ich der Einberufung Folge geleistet (als Sanitätssoldat übrigens :D), wurde jedoch schon nach anderthalb Wochen aus gesundheitlichen Gründen ausgemustert. Jedoch hat schon diese kurze Zeit meine Meinung zur Wehrpflicht grundlegend geprägt/verändert und deshalb hielt ich es für nötig hier dementsprechend meine Meinung zu äußern. Denn auch für mich ist das ein sehr wichtiges Thema.

MartinR
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Sa 5. Feb 2005, 02:26 - Beitrag #27

Jedoch hat schon diese kurze Zeit meine Meinung zur Wehrpflicht grundlegend geprägt/verändert
Oh, dann gleich mal vorgezogen!! :) Welche Meinung hast Du denn konkret nun zum Wehrdienst? Hat Dir die Zeit gefallen?
Ich bin auch nicht davon ausgegangen dass ein Rüstungsunternehmen Ritterrüstungen oder gar Brüstungen herstellt.
*lol* :D
Bärenmarke
Hm, mein bester Freund hat als Beispiel, als ich ihm von diesem Thread erzählt habe, einen Vegetarier angeführt, der eine Wurstfabrik leitet *smile*
Naja, wenngleich diese Vergleiche technisch zwar wohl stimmen, finde ich doch einen Unterschied darin, ob jemand getötet wird oder nur keine Würstchen mag oder seinen Kaffee schwarz trinkt.
"Fahrenheit 9/11"
DAS Beispiel ist schon wesentlich besser!!!
Sehr gut! Sehr gut! Ich würde mich da sehr freuen, wenn die Politiker ihren Job verlören oder die Kinder allesamt in den Krieg müßten! Aber leider habe ich das nicht zu entscheiden :(
Art. 4 Abs.3 GG, Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.
Ich frage mich einfach nur, wie man mit seinem Gewissen gegen Kriegsdienst mit der Waffe sein kann, aber diese Waffen (und andere Rüstungsgüter) herstellt (ob direkt oder indirekt). Müßte da das Gewissen nicht auch sagen: "Nein, ich bin gegen Kriegsdienst, also gegen Waffen dafür, also bin ich auch gegen die Herstellung solcher Waffen. Denn wenn ich etwas herstelle, wird es auch genutzt!

Denn wenn ich den Artikel 4 richtig interpretiere, geht es bei dem Gewissen um den Kriegsdienst mit der Waffe als solchen (quasi global) und nicht darum, ob man nur persönlich nicht mit seiner Waffe im Kriegsgebiet sein will (was vermutlich die meisten früher oder später wollen) Und es geht um das Gewissen und nicht persönliche Ängste.
Insofern kann ich einfach das Herstellen von Kriegsgerät und einem Gewissen gegen Krieg nicht vereinbaren.

Ein Azubi ist alt genug, "unser Land zu verteidigen". Da sollte ich ihm auch zutrauen, sich zu überlegen, ob er für ein Rüstungsunternehmen arbeiten möchte. Wenn er das tut, dann muß er mit seinem Gewissen vereinbaren können, was er da herstellt!
Kündigungsschutzgesetz
Ja... Aber wie schon erwähnt, es geht mir ja nicht um eine juristisch korrekte Kündigung! Da ich ja nicht in dieser Firma arbeite, kann ich das eh nicht;)
Es drückt mein Gefühl dazu aus!
müsste ich den Kriegsdienst zwingend verweigern wenn ich zu 100% hinter meinem "Produkt" stehe
Nein, das würde ich so nicht sagen.
Der Wehrdienst ist eine Grundpflicht unserer Gesellschaft. Ob ich sie nun mag oder nicht.
Allerdings schaue ich mir Leute, die ich persönlich kennenlerne und die zur Bundeswehr gehen schon sehr genau an, welche Beweggründe sie haben.
Ein Bekannter von mir hat sich z.B. aus "Spaß" und "Abenteuerlust" freiwillig für einen Afghanistaneinsatz gemeldet.
Eine solche Einstellung läßt sich jedenfalls mit meinem Gewissen NICHT vereinbaren.

Aber es ist ja ein völliger Unterschied, ob ich Krankenpfleger bin und zur Bundeswehr gehe, oder Kriegsgerät herstelle und NICHT zur Bundeswehr will.
Finde ich zumindest!

Da J.C. ja aber, wie er selbst schreibt!!! unentbehrlich ist für die Firma, könnte man ja meinen, wenn er nicht mehr da ist, geht das Netzwerk nicht mehr und es könnte nicht ein einziger Radarschirm mehr gebaut werden...

J.C.
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Sa 5. Feb 2005, 03:49 - Beitrag #28

Zitat von MartinR:Da J.C. ja aber, wie er selbst schreibt!!! unentbehrlich ist für die Firma, könnte man ja meinen, wenn er nicht mehr da ist, geht das Netzwerk nicht mehr und es könnte nicht ein einziger Radarschirm mehr gebaut werden...



Hab ich in keinem Satz erwähnt. Dies sagte ein anderer von sich selbst.
Ich bin entbehrlich nach meiner Ausbildung! Wobei der Betrieb mich auch lieber nicht verliert, als dankend hergibt!

MartinR
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Sa 5. Feb 2005, 03:56 - Beitrag #29

Ich wurde von meinem Arbeitgeber bereits als unentbehrlich eingestuft.
Das hat die Bundeswehr selbst sogar gemerkt, als ich ihnen gesagt habe, dass ich in einem Rüstungsunternehmen arbeite ^^


Das hast Du doch gesagt, oder?

J.C.
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Sa 5. Feb 2005, 04:08 - Beitrag #30

Zitat von MartinR:Das hast Du doch gesagt, oder?


Stimmt, ja. Das war, als sie mich das erste mal zur Musterung holen wollten.
Deshalb wurde ich zurückgestuft.
Die holen niemanden aus der Ausbildung raus. Das ist für die ja nur von Vorteil.

DexLirium
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Sa 5. Feb 2005, 04:23 - Beitrag #31

Zitat von MartinR:Oh, dann gleich mal vorgezogen!! :) Welche Meinung hast Du denn konkret nun zum Wehrdienst? Hat Dir die Zeit gefallen?

Keinesfalls. Ich halte es mehr denn je für absolut unnötig den Mensch zu einer "Feindvernichtungsmaschine" abzurichten (was in 9 bzw. 3 Monaten eh nicht wirklich möglich ist) und für niemanden sollte dieser Unfug (ja, Unfug) Pflicht sein. Ist m.E. genauso notwendig wie jede Menschlichkeit im Keim zu ersticken. Mag vielleicht nötig sein um die Machtverhältnisse zu klären, ich habe aber vor meinem Vorgesetzten auch Respekt wenn er mich mit "Guten Tag" begrüßt anstatt mit einer Beleidigung.
Naja, ich bin allerdings auch eher ein auf Harmonie ausgelegtes Individuum, sieht halt bei jedem anders aus.

Es ging um die Wehrpflicht. Militär ist scheinbar leider notwendig, nur kann man das auch mit freiwilligen Soldaten bewerkstelligen - geht in anderen Ländern ja auch. Aber das ist eine Grundsatzdiskussion und die hatten wir an anderer Stelle (also in einem anderen Thread) glaub ich auch schon.

Hm, mein bester Freund hat als Beispiel, als ich ihm von diesem Thread erzählt habe, einen Vegetarier angeführt, der eine Wurstfabrik leitet *smile*
Naja, wenngleich diese Vergleiche technisch zwar wohl stimmen, finde ich doch einen Unterschied darin, ob jemand getötet wird oder nur keine Würstchen mag oder seinen Kaffee schwarz trinkt.

Natürlich ist das ein Unterschied, aber ich wollte auf das "hinter seinem Produkt stehen" hinaus. Irgendwo (spätestens bei der Gewissensfrage) hat das Vertrauen in sein Unternehmen ein Ende - Heckler & Koch subventionieren auch keine Sarghersteller und wie kann eine Abstimmung im Bundestag scheitern wenn der Entwurf von der Regierung (=Mehrheit) stammt?
Ich weiß, diese Vergleiche hinken wieder etwas, aber irgendwie muss ich meinen Standpunkt ja deutlich machen. Wobei ich sagen muss dass ich den Vergleich mit dem Vegetarier noch besser finde (sofern er aus Gewissensgründen Vegi ist und nicht weil ihm das Fleisch nur nicht schmeckt).

DAS Beispiel ist schon wesentlich besser!!!

Danke, ich fasse das als Kompliment auf ]Ich frage mich einfach nur, wie man mit seinem Gewissen gegen Kriegsdienst mit der Waffe sein kann, aber diese Waffen (und andere Rüstungsgüter) herstellt (ob direkt oder indirekt). Müßte da das Gewissen nicht auch sagen: "Nein, ich bin gegen Kriegsdienst, also gegen Waffen dafür, also bin ich auch gegen die Herstellung solcher Waffen. Denn wenn ich etwas herstelle, wird es auch genutzt![/quote]
Ja, du hast recht, eigentlich müsste es das. Aber um das zu ergründen müssten wir die menschliche Psyche analysieren. Und ich nehme mir mal die Unverschämtheit heraus zu behaupten dass dabei absolut niemand zu einem Ergebnis kommen würde, weil sie dazu einfach zu komplex ist.
Lieber versuche ich es wieder mit einem flapsigen Beispiel ;)
Ein Maurer zieht die Mauern eines Gefängnisses hoch um damit Geld zu verdienen und sich selbst bzw. auch seine Familie zu ernähren (ein Maurerlehrling, weil er sich die Ausbildung zu einem ordentlichen Beruf erhofft - und natürlich, letztlich, auch des Geldes wegen), nicht weil er so heiß drauf ist Menschen einzusperren. Er würde sich auch nicht selbst einsperren lassen weil das blöde Ding sonst ja nicht genutzt wird...

Denn wenn ich den Artikel 4 richtig interpretiere, geht es bei dem Gewissen um den Kriegsdienst mit der Waffe als solchen (quasi global) und nicht darum, ob man nur persönlich nicht mit seiner Waffe im Kriegsgebiet sein will (was vermutlich die meisten früher oder später wollen) Und es geht um das Gewissen und nicht persönliche Ängste.
Insofern kann ich einfach das Herstellen von Kriegsgerät und einem Gewissen gegen Krieg nicht vereinbaren.

Wir könnten die Diskussion noch tagelang weiterführen und würden zu keinem Ergebnis kommen - dabei hast du IMHO schon vor dem ersten Komma alles gesagt, nämlich dass der Art. 4 Abs. 3 Interpretationssache ist.
Dennoch kommentiere ich noch etwas weiter, wenn du nichts dagegen hast ;)

Ein Azubi ist alt genug, "unser Land zu verteidigen". Da sollte ich ihm auch zutrauen, sich zu überlegen, ob er für ein Rüstungsunternehmen arbeiten möchte. Wenn er das tut, dann muß er mit seinem Gewissen vereinbaren können, was er da herstellt!

Es liegt mir fern einem Azubi eine reife Entscheidungsfähigkeit abzusprechen, aber es ist nun mal nicht immer einfach einen Ausbildungsplatz zu finden.
Vor meiner Krankenpflegeausbildung war ich Büro-Azubi in einem Autohaus - Autos sind für mich Gebrauchsgegenstände und interessieren mich nicht weiter, ich hätte nach 3 Jahren als Kaufmann dann auch bei Beck's anfangen können (hier dürft ihr jetzt spekulieren wie ihr wollt :P). ABER ich hatte damals reelle Chancen auf die Stelle und die Firma lag auch noch in meinem Wohnort - was will man mehr? (Außer nach einem Jahr abbrechen und den Beruf wechseln ;)). Wer sagt uns, dass J.C. nach seiner Ausbildung nicht als IT-sonstwas bei Pampers anfängt? (Gut, außer er selbst ein paar Postings zuvor :D)

Der Wehrdienst ist eine Grundpflicht unserer Gesellschaft. Ob ich sie nun mag oder nicht.

Leider. (siehe weiter oben)

Allerdings schaue ich mir Leute, die ich persönlich kennenlerne und die zur Bundeswehr gehen schon sehr genau an, welche Beweggründe sie haben.
Ein Bekannter von mir hat sich z.B. aus "Spaß" und "Abenteuerlust" freiwillig für einen Afghanistaneinsatz gemeldet.
Eine solche Einstellung läßt sich jedenfalls mit meinem Gewissen NICHT vereinbaren.

Ganz meine Meinung.

Aber es ist ja ein völliger Unterschied, ob ich Krankenpfleger bin und zur Bundeswehr gehe, oder Kriegsgerät herstelle und NICHT zur Bundeswehr will.
Finde ich zumindest!

Da scheint des Pudels Knackpunkt zu liegen warum wir so ausgedehnt diskutieren: Du findest dass da ein Unterschied ist und ich finde dass da eine Ähnlichkeit besteht - und beides können wir nicht völlig ausschließen :)

Da J.C. ja aber, wie er selbst schreibt!!! unentbehrlich ist für die Firma, könnte man ja meinen, wenn er nicht mehr da ist, geht das Netzwerk nicht mehr und es könnte nicht ein einziger Radarschirm mehr gebaut werden...

Da braucht man sich ja nicht drüber zu streiten. Die Entscheidungsbefugnis liegt dann bei der Firma bzw. dem BAZ oder bei wem auch immer...

-----
Alles in allem geht das, glaube ich, über das Thema "Bei der Musterung möglichst schlecht abschneiden oder KDV" hinaus - die zu vermeiden gesuchte Grundsatzdiskussion hat sich schon irgendwie eingeschlichen...
@Mods: neuer Thread oder hier weitermachen? :confused:

J.C.
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Sa 5. Feb 2005, 04:41 - Beitrag #32

Also... Sysadmin bei Pampers... najaaaa ^^ solange die Kohle stimmt.
Das Ding ist, mit dem Arbeitsplatz hatte ich verdammtes Dummenglück.
Ich hab 1-jährige Berufsfachschule Elektrotechnik Schwerpunkt Nachrichtentechnik gemacht.
Während dessen war Elterntag meines Bruders in der Realschule.
Zufällig hat meine Mutter von einem anderen Vater mitbekommen, dass sie IT'ler einstellen.
So kam ich da rein. Habe nur eine Bewerbung geschrieben und wurde genommen. Wirkliches Glück.
Hab dann dort angefangen und bin dabei geblieben.
So kam ich zu dem Job. Und ich muss sagen, ich bin froh!
Selbst wenn ich IT'ler in nem Puff geworden wäre, hätte ich die Stelle genommen. Es is so extrem schwer, nen Platz zu finden. Grad bei 5.000k Arbeitslosen!

J.C.
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Mo 21. Feb 2005, 08:22 - Beitrag #33

So, Musterung lief wie folgt ab:

7:00 kam ich in Karlsruhe an der Bushaltestelle vor dem KWA an.
Eine Frau fragte mich, ob ich zur Musterung hier wäre - ich antwortete mit ja.
Sie nahm mich mit zum Eingang und zeigt mir, wo ich mich melden musste.
Dort angekommen, fragte mich ein Angestellter am Empfang, ob ich denn geladen sei, meine Unterlagen dabei hätte, und ob ich schon wüsste, ob ich Bund oder Zivi machen will.
Ich antwortete mit dem gelernten "Ich bin mir noch nicht sicher".
Als ich ihm meine Unterlagen gegeben hatte, fragte ich ihn noch, mit welchem Rang man beim Bund einstiege, wenn man bereits einen Beruf erlernt hat.
Er meinte, er könne das nicht sagen, ich solle darüber mit dem Musterungstypen reden.
Ok, ich hab mich dann erstmal 10 Minuten hingesetzt und eine Zeitschrift gelesen. Wie konnte es anderst sein, war es natürlich ein Fachmagazin der Bundeswehr ^^

Nach den besagten 10 Minuten, wurde ich von einer Ärztin in einen Warteraum gebeten. Ich solle mich ausziehen, wie es auf dem Schild an der Wand stünde.
Gesagt, getan. Ich zog mich also laut Forschrift bis auf die Turnhose aus und wartete.
Keine 5 Minuten später kam die Ärztin mit einem Schmunzeln im Gesicht wieder rein und meinte: "Ja so weit ausziehen meinte ich nicht. Ziehen sie ihr T-Shirt und ihre Hosewieder an."
+grrrr+
Gesagt, getan.
Ich kam dann in einen Raum, in dem ich auf die Wage stehen sollte. Ok, gemacht. 87kg, klasse.
Danach bekam ich einen lustigen Plastikbecher, in den ich mich mal kurz ausleeren durfte.
Als ich ihn halb voll machte, fragte ich die Ärztin, ob es noch etwas mehr sein dürfe, ich hätte jede Menge davon.
Mit einem verachtenden Blick wies sie mir die Tür ^^
Draußen auf dem Gang suchte ich erstmal wieder nach der nächsten Umkleidekabine.
Ich ging rein und stellte fest, dass man ein 2€-Stück für die Spints braucht. +grrrrrrrrrrrrrr+
Nunja. Ich ging auf den Gang und suchte nach jemandem, der mir Geld wechseln konnte.
Ein entzückendes Mädl saß auf einer Bank vor einem Zimmer.
Ich ging hin und fragte sie danach.
Sie meinte, sie hätte nur 2€ die sie mir geben könne.
Höflich wie ich bin, meinte ich, ich könne ihr nicht die 2€ wegnehmen, ich könne es ja nicht wechseln.
Sie meinte, sie wären geschenkt, sie würde davon schon nicht arm werden.
Ich beschloss, sie auf einen Kaffee einzuladen an dem imaginären Kaffeeautomaten der auf der Einladung explizit erwähnt worden war. +grrrrr+
Ok, also musste sie wohl ohne Kaffee auskommen... und ich auch.
Ich fragte sie, was sie denn hier mache, da sie ja weiblich und somit nicht wehrpflichtig ist.
Sie sagte, sie wolle sich freiwillig melden, da es sie sehr interessieren würde, aber die würden sie nicht nehmen, sie wäre zu klein oder sowas. KA.
Als ich mir gerade wieder ein Herz gefasst hatte, um sie noch einmal anzusprechen um ihr die geborten 2€ wieder zu geben, kam wieder eine Ärztin rein und meinte schroff, ich solle zum Hör/Sehtest.
Okay, ich saß in einem rustikalen Büro mit einem Kopfhörer und einem Steuerpult auf dem Tisch.
Ich bemerkte schon: "DUMME MENSCHEN"
Die Ärztin meinte, ich solle mir die Kopfhörer aufsetzen, und den Knopf drücken, sollte ich einen Ton hören.
(Natürlich ohne ihr auf die Finger zu sehen, wann sie den Aktivierungsknopf drückt ^^)
Nunja, ich hatte 100% aller Töne... warum nur... ?! ^^
Der Sehtest viel ungefähr gleich aus, dass sie die Lösungen vor sich liegen hatte... unverdeckt.
Warum schwer wenn es auch leicht geht? ^^
Ich kam dann wieder für 30 Minuten in ein Wartezimmer.
Endlich kam ich zum allgemeinen Arzt.
Dieser fragte mich erstmal allgemeine Dinge.
"Haben sie Allergien?" - "Ja, genug, Asthma, Bienen&Wespen, Hausstaub,..."
"Drinken sie Alkohol?" - "Ja" - "Wie viel?" - "Och, so ne halbe Flasche Whiskey in der Woche." - "Haben sie auf der Arbeit Probleme wegen ihres Alkoholkonsums?" - "Nein."
"Nehmen sie Drogen?" - "Äääähm, nein.... wobei, wie meinen sie das?" - "So wie der Satz da steht: Nehmen sie Drogen?" - "Meinen sie damit auch, ob ich schonmal genommen hab, oder ob ich noch nehmen werde?" - "Nein. Nehmen sie zur Zeit Heroin?" - "Nein." - "Also nehmen sie keine Drogen."
"Rauchen sie?" - "Ja." - "Wieviel? 10, 20 am Tag?" - "Um Gottes willen, so viel doch nicht. Vielleicht 5 wenn es hoch kommt."
"Haben sie irgendwelche körperlichen Leiden?" - "Ja, ich hatte einen Schlüsselbeinbruch, der nicht richtig verheilte." - "Herzeigen. Machen sie sich frei." Ich entgleidete mich. Der Medizinmann betaschte meine Schulter, und meinte: "Damit gehen sie zum Chirurgen. Die Frau bringt sie hin."
Ich folgte DER Frau.
Beim Chirurgen angekommen, begutachtete auch dieser nochmal meine Schulter. Drückte mir fast den Knochen durch die Haut und meinte dann:
"Mit dieser Schultern können sie kein 20kg Marschgepäck tragen. Das wird T5."

Hrhr, mein innerlicher Fackelzug war nicht zu übersehen.
Danach ging eigentlich alles recht schnell.
Ich kam zu einer Betreuerin, die mir mitteilte, dass ich T5 bin (achwas???), und bekam dann meinen Abschied ^^.

Im Großen und Ganzen waren es 3h Aufenthalt. Eigentlich recht lustig.

Nun zur Aufklärung:
Es gibt T1 (Voll einsatzfähig), T2 (Voll einsatzfähig mit Beschränkungen), T4 (Voll einsatzfähig, vorrübergehend zurückgestellt), T5 (untauglich, ausgemustert).

=)

D.h. ich hatte die Atteste auch nicht nötig. =)

MartinR
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Mo 21. Feb 2005, 17:27 - Beitrag #34

Nuja, meinen Glückwunsch!;)

Aber Deine Schilderung beschreibt wieder u.A. warum ich Institutionen wie die Bundeswehr nicht leiden kann.

Diese Erfahrung mußte ich schon damals bei meiner Musterung machen, und habe sie durch viele Freunde und sogar Fernsehbeiträge bestätigt gefunden!

Und dann soll ich als Soldat auch noch blindlinks irgendwelchen Befehlen gehorchen... Niemals! Man sieht ja an den jüngsten Vorfällen der Bundeswehr, wie manche Menschen ihre Macht gnadenlos zur eigenen Unterhaltung ausnutzen.

So kannst Du Dich jedenfalls freuen, daß Du doch nicht hin mußt.
Deine angegebene "T"s ändern sich übringes "ständig"... ;)

J.C.
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Di 22. Feb 2005, 08:52 - Beitrag #35

Ja, stimmt schon, dies ist atm der Stand der Dinge

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