Zitat von MartinR:Oh, dann gleich mal vorgezogen!!
Welche Meinung hast Du denn konkret nun zum Wehrdienst? Hat Dir die Zeit gefallen?
Keinesfalls. Ich halte es mehr denn je für absolut unnötig den Mensch zu einer "Feindvernichtungsmaschine" abzurichten (was in 9 bzw. 3 Monaten eh nicht wirklich möglich ist) und für niemanden sollte dieser Unfug (ja, Unfug) Pflicht sein. Ist m.E. genauso notwendig wie jede Menschlichkeit im Keim zu ersticken. Mag vielleicht nötig sein um die Machtverhältnisse zu klären, ich habe aber vor meinem Vorgesetzten auch Respekt wenn er mich mit "Guten Tag" begrüßt anstatt mit einer Beleidigung.
Naja, ich bin allerdings auch eher ein auf Harmonie ausgelegtes Individuum, sieht halt bei jedem anders aus.
Es ging um die Wehrpflicht. Militär ist scheinbar leider notwendig, nur kann man das auch mit freiwilligen Soldaten bewerkstelligen - geht in anderen Ländern ja auch. Aber das ist eine Grundsatzdiskussion und die hatten wir an anderer Stelle (also in einem anderen Thread) glaub ich auch schon.
Hm, mein bester Freund hat als Beispiel, als ich ihm von diesem Thread erzählt habe, einen Vegetarier angeführt, der eine Wurstfabrik leitet *smile*
Naja, wenngleich diese Vergleiche technisch zwar wohl stimmen, finde ich doch einen Unterschied darin, ob jemand getötet wird oder nur keine Würstchen mag oder seinen Kaffee schwarz trinkt.
Natürlich ist das ein Unterschied, aber ich wollte auf das "hinter seinem Produkt stehen" hinaus. Irgendwo (spätestens bei der Gewissensfrage) hat das Vertrauen in sein Unternehmen ein Ende - Heckler & Koch subventionieren auch keine Sarghersteller und wie kann eine Abstimmung im Bundestag scheitern wenn der Entwurf von der Regierung (=Mehrheit) stammt?
Ich weiß, diese Vergleiche hinken wieder etwas, aber irgendwie muss ich meinen Standpunkt ja deutlich machen. Wobei ich sagen muss dass ich den Vergleich mit dem Vegetarier noch besser finde (sofern er aus Gewissensgründen Vegi ist und nicht weil ihm das Fleisch nur nicht schmeckt).
DAS Beispiel ist schon wesentlich besser!!!
Danke, ich fasse das als Kompliment auf ]Ich frage mich einfach nur, wie man mit seinem Gewissen gegen Kriegsdienst mit der Waffe sein kann, aber diese Waffen (und andere Rüstungsgüter) herstellt (ob direkt oder indirekt). Müßte da das Gewissen nicht auch sagen: "Nein, ich bin gegen Kriegsdienst, also gegen Waffen dafür, also bin ich auch gegen die Herstellung solcher Waffen. Denn wenn ich etwas herstelle, wird es auch genutzt![/quote]
Ja, du hast recht, eigentlich müsste es das. Aber um das zu ergründen müssten wir die menschliche Psyche analysieren. Und ich nehme mir mal die Unverschämtheit heraus zu behaupten dass dabei absolut
niemand zu einem Ergebnis kommen würde, weil sie dazu einfach zu komplex ist.
Lieber versuche ich es wieder mit einem flapsigen Beispiel
Ein Maurer zieht die Mauern eines Gefängnisses hoch um damit Geld zu verdienen und sich selbst bzw. auch seine Familie zu ernähren (ein Maurerlehrling, weil er sich die Ausbildung zu einem ordentlichen Beruf erhofft - und natürlich, letztlich, auch des Geldes wegen), nicht weil er so heiß drauf ist Menschen einzusperren. Er würde sich auch nicht selbst einsperren lassen weil das blöde Ding sonst ja nicht genutzt wird...
Denn wenn ich den Artikel 4 richtig interpretiere, geht es bei dem Gewissen um den Kriegsdienst mit der Waffe als solchen (quasi global) und nicht darum, ob man nur persönlich nicht mit seiner Waffe im Kriegsgebiet sein will (was vermutlich die meisten früher oder später wollen) Und es geht um das Gewissen und nicht persönliche Ängste.
Insofern kann ich einfach das Herstellen von Kriegsgerät und einem Gewissen gegen Krieg nicht vereinbaren.
Wir könnten die Diskussion noch tagelang weiterführen und würden zu keinem Ergebnis kommen - dabei hast du IMHO schon vor dem ersten Komma alles gesagt, nämlich dass der Art. 4 Abs. 3 Interpretationssache ist.
Dennoch kommentiere ich noch etwas weiter, wenn du nichts dagegen hast
Ein Azubi ist alt genug, "unser Land zu verteidigen". Da sollte ich ihm auch zutrauen, sich zu überlegen, ob er für ein Rüstungsunternehmen arbeiten möchte. Wenn er das tut, dann muß er mit seinem Gewissen vereinbaren können, was er da herstellt!
Es liegt mir fern einem Azubi eine reife Entscheidungsfähigkeit abzusprechen, aber es ist nun mal nicht immer einfach einen Ausbildungsplatz zu finden.
Vor meiner Krankenpflegeausbildung war ich Büro-Azubi in einem Autohaus - Autos sind für mich Gebrauchsgegenstände und interessieren mich nicht weiter, ich hätte nach 3 Jahren als Kaufmann dann auch bei Beck's anfangen können (hier dürft ihr jetzt spekulieren wie ihr wollt
). ABER ich hatte damals reelle Chancen auf die Stelle und die Firma lag auch noch in meinem Wohnort - was will man mehr? (Außer nach einem Jahr abbrechen und den Beruf wechseln
). Wer sagt uns, dass J.C. nach seiner Ausbildung nicht als IT-sonstwas bei Pampers anfängt? (Gut, außer er selbst ein paar Postings zuvor
)
Der Wehrdienst ist eine Grundpflicht unserer Gesellschaft. Ob ich sie nun mag oder nicht.
Leider. (siehe weiter oben)
Allerdings schaue ich mir Leute, die ich persönlich kennenlerne und die zur Bundeswehr gehen schon sehr genau an, welche Beweggründe sie haben.
Ein Bekannter von mir hat sich z.B. aus "Spaß" und "Abenteuerlust" freiwillig für einen Afghanistaneinsatz gemeldet.
Eine solche Einstellung läßt sich jedenfalls mit meinem Gewissen NICHT vereinbaren.
Ganz meine Meinung.
Aber es ist ja ein völliger Unterschied, ob ich Krankenpfleger bin und zur Bundeswehr gehe, oder Kriegsgerät herstelle und NICHT zur Bundeswehr will.
Finde ich zumindest!
Da scheint des Pudels Knackpunkt zu liegen warum wir so ausgedehnt diskutieren: Du findest dass da ein Unterschied ist und ich finde dass da eine Ähnlichkeit besteht - und beides können wir nicht völlig ausschließen
Da J.C. ja aber, wie er selbst schreibt!!! unentbehrlich ist für die Firma, könnte man ja meinen, wenn er nicht mehr da ist, geht das Netzwerk nicht mehr und es könnte nicht ein einziger Radarschirm mehr gebaut werden...
Da braucht man sich ja nicht drüber zu streiten. Die Entscheidungsbefugnis liegt dann bei der Firma bzw. dem BAZ oder bei wem auch immer...
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Alles in allem geht das, glaube ich, über das Thema "Bei der Musterung möglichst schlecht abschneiden oder KDV" hinaus - die zu vermeiden gesuchte Grundsatzdiskussion hat sich schon irgendwie eingeschlichen...
@Mods: neuer Thread oder hier weitermachen?