Euer Lebenslauf

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Kalvin
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Di 19. Sep 2006, 23:31 - Beitrag #1

Euer Lebenslauf

Ich bin immer noch frisch gebackene Abiturientin und momentan stark auf der Suche nach beruflicher Orientierung. In verschiedenen Foren bin ich immer wieder auf ein paar zufällig eingestreute Kurz-Lebensläufe von den verschiedensten Leuten gestoßen und konnte feststellen, dass man daraus viel lernen kann - aus den Fehlern, aus den Erfolgen, und aus der daraus gewonnenen Einstellung zum eigenen Leben.
Mich würde es daher interessieren, wie euer bisheriger Werdegang aussieht (nicht nur der berufliche - auch eure Bildung, euer gesammelter Erfahrungsschatz oder eure Familie), wie zufrieden ihr damit seid, was ihr noch erreichen wollt, welche Fehler ihr gemacht habt und vielleicht was ihr mir raten würdet, um endlich eine Entscheidung zu treffen ;) Vielleicht könnt ihr auch über das gute oder böse Schicksal einiger Freunde berichten - Geschichten, die ihr für erzählenswert haltet.

Das würde sicherlich nicht nur Leute in meiner derzeitigen Situation interessieren :)

aleanjre
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Mi 20. Sep 2006, 00:04 - Beitrag #2

Willkommen in der Matrix, Kalvin! :wink:

Tja. Abitur in der Tasche, die Welt liegt dir zu Füßen, tausende von Möglichkeiten... :P

Mein Lebenslauf.
Hm.
Mit 11 Jahren wusste ich mit absoluter Sicherheit: ich will Krankenschwester werden. Ich weiß nicht mehr, was mich dazu brachte, nur, dass ich mir sicher war.
Absolut sicher.
Mein Vater hasste diese Idee. Ich war gerade auf's Gymnasium gewechselt, und er träumte davon, das ich später mal was passendes studiere, um ihm in seiner Firma nützlich zu sein. Irgendetwas á la Buchführung.
Er musste dabei etwas Entscheidendes versäumt haben, denn meine Zeugnisse sprachen unmissverständlich: das Kind hat von Mathe keine Ahnung. :rolleyes:
Er setzte mir zu, redete den Pflegejob platt. Das ich das nicht packen würde, ich wäre zu sensibel, zu schwach, was weiß ich.
Mit 14 war ich orientierungslos. Wenn ich nicht Krankenschwester sein durfte, was dann? Bei dieser Frage gab es in meinem Kopf nur Leere.
Mit 15 gab ich mir einen Ruck.
Ich werde das sein, was ich sein will. PUNKT.
Meine Mutter stand hinter mir. Auch, als ich kategorisch erklärte, dass ich die Schule nach der 10. Klasse verlassen würde.
Und so geschah es dann.
Mit mittlerer Reife abgegangen. Die letzten Monate hatte mein Vater zwar noch ein bisschen rumgequengelt, ich solle doch wenigstens das Abi machen, ich hätte doch gute Noten, ich könnte ja Ärztin werden, ich würde es bereuen und irgendwann das Abi auf 2. Bildungsweg nachholen wollen...
Na ja. Irgendwie meinte er es gut, und hatte auch nicht ganz Unrecht.

Da ich mit 16 Jahren noch zu jung war, um in die Pflege zu starten, habe ich ein Übergangsjahr als Praktikantin im Kindergarten verbracht. Richtig mit Berufsschule und allem drum und dran, als wollte ich Erzieherin werden. Dieses Jahr hat mir sehr, sehr gut getan - ich lernte viel über Verantwortung, Erwachsenwerden und Menschen als solches.
Das wäre aber kein Job für die Ewigkeit gewesen, wirklich nicht.
Mit 17 dann in die Pflegeausbildung. Es war eine harte Zeit. 26 haben die Ausbildung begonnen. 11 haben das Examen geschafft. Ich gehörte dazu. Dazwischen war ich mehrmals nahe dran, aufzugeben, weniger wegen der Arbeit oder ihren immensen Anforderungen, sondern weil sich privat bei mir soviel entwickelte, dass meine Kraft manchmal kaum ausreichte.
Danach habe ich ein Jahr lang auf einer neurologischen Station gearbeitet, die auch eine eigene Ambulanz besaß (wir haben also sowohl normale Stationsarbeit gehabt als auch die Ambulanz betreut). Eine wundervolle Zeit einerseits. Mittlerweile entwickelte sich mein Privatleben endlich mal in vernünftige Bahnen, und ich habe dort gekündigt, um mit meinem Freund (meinem jetzigen Mann) zusammenziehen zu können.
Ich fing bei einem Häuslichen Pflegedienst an. Und hier war ich glücklich. Das war Pflege, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte - ganz nah am Patienten, ohne all diese Instrumente, mit Zeit anstelle von Hektik und Fließbandarbeit.
Innerhalb kürzester Zeit trat meine Chefin an mich heran und sagte mir, dass sie mich für die Weiterbildung als Sozialdienststellenleiterin angemeldet habe.
Dafür braucht man normalerweise ein Mindestalter, dass deutlich über meinen damaligen lag, und drei Jahre Berufserfahrung.
Weihnachten und Ostern auf einem Tag!
Mensch, war ich stolz. Meine Zukunft war sicher. Bombensicher.
Erschütterungsfest.

Aber: So funktioniert Murphy nun mal nicht. :(
Ich wurde schwanger. Ungewollt. Ungeplant. Trotz Pille. (Ich hatte stressbedingte Zyklusstörungen gehabt...)
Tja. Man gratulierte mir nett. Keine Rede davon, das sich irgendetwas ändern sollte.
Nun dauert die Probezeit in der Pflege generell 6 Monate. Der Vertrag gilt dabei als auf 6 Monate befristet. Innerhalb dieser Zeit kann man mir jederzeit kündigen. Geschieht dies nicht, wandelt er sich stillschweigend in einen unbefristeten Vertrag um.
Das wusste ich nicht.
Eine Woche vor Ende dieser Probezeit bekam ich einen Schrieb, das ich nach dem Stichtag nicht mehr zu kommen bräuchte. :boah: Selbst meine Chefin war davon völlig überrumpelt, es war ein Entscheid der Landesdienststelle. (Und diese Pestbeulen hatten mir eine Woche davor die Hand geschüttelt, mir nett gratuliert, meine Zukunft in ihrem Club geplant... :mecker2:
Tja. Im 4. Monat, und arbeitslos. War spannend. :rolleyes:

Während der Schwangerschaft habe ich meine Leidenschaft für Fremdsprachen gepflegt und via Fernstudium an meinen Englisch- und Französischkenntnissen gefeilt.
1 Jahr nach Geburt meiner 1. Tochter fing ich dann mit Englischnachhilfe an. Zuerst nur private Schüler, zwischendurch ergab sich dann was Feines: Gruppenunterricht an einer mittelständigen Firma. 10 Techniker und Ingenieure. Alle doppelt so alt wie ich, mit Lohnabrechnungen, von denen ich nachts mal träumen konnte. Und ich durfte sie mit indirekter Rede und If - Clauses foltern. :evil:
War auf ein Jahr befristet und fügte sich nahtlos in die 2. Schwangerschaft ein. (Diesmal geplant. Auf einem Bein kann man ja nicht stehen, ne?)

Als Tochter Nr. 2 nicht mehr gestillt wurde, kehrte ich in die häusliche Pflege zurück. Aushilfsbasis, Wochenenden und Spätdienst.
Nach 8 Monaten musste ich abbrechen. Mein Rücken war unheilbar ruiniert, ich konnte nicht mehr. :(
Zeitgleich erkrankte mein Schwiegervater, und ich konzentrierte mich auf die Familie.

Seitdem - ja. Quo vadis?
Ich weiß es nicht. Ich gebe Nachhilfe, ich schriftstellere ein bisschen. Macht alles Spaß, aber es füllt nicht die Kasse. Ich brauche eine neue Ausbildung, aber ich weiß nicht, welche. Meine Kinder sind zu klein, um ohne mich zu sein, Betreuung kann man vergessen. Ist so teuer, da müsste ich Unsummen verdienen, das sich das lohnt. Die meisten Ausbildungen, die mich reizen, werden nicht bezahlt, sondern kosten im Gegenteil richtig viel Geld. Mit geringer Chance, dass ich anschließend in diesem Job auch Fuß fassen kann, da ich wegen meiner Familie nicht sehr flexibel bin.
Oder aber ich müsste fix mal das Abi basteln und studieren gehen. Auch nicht so toll, die nächste Uni ist nicht ganz um die Ecke... zwar erreichbar, aber mit den Kids...
Für Aldis Kassen oder McDonald's Theke bin ich mir nicht zu fein, aber noch nicht finanziell verzweifelt genug.
Also warten. Die nächste Entwicklung kommt bestimmt.

Kalvin
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Sa 23. Sep 2006, 09:07 - Beitrag #3

Ich bedanke mich erstmal dafür, war wirklich sehr interessant zu lesen :) (Ich lese hier normalerweise passiv mit und dein Lebenslauf hat mich wirklich schon längere Zeit interessiert, aleanjre :] )


Der Thread scheint aber insgesamt leider keinen so großen Anklang zu finden :|

Lykurg
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Sa 23. Sep 2006, 11:42 - Beitrag #4

Das hängt auch damit zusammen, Kalvin, daß viele Matrix-Mitglieder noch in Studium oder Ausbildung stecken, und insofern selbst noch nicht sicher sagen können, wohin es geht und wie das Ziel 'am Besten zu erreichen ist'. Mir ist es zum Beispiel kaum möglich, zum jetzigen Zeitpunkt eine Aussage darüber zu treffen, welche der Sprachen, die ich gelernt habe, oder welche meiner Leidenschaften, Hobbies, Studiengänge, Fähigkeiten oder Unfähigkeiten mir im Berufsleben am meisten, am wenigsten oder überhaupt nicht nutzen werden.

Auch eine Zusammenstellung dessen, was ich bisher geleistet oder erreicht habe (oder glaube, erreicht zu haben), möchte ich lieber nicht ins Netz stellen. ;)


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