Religionsunterricht

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Thod
Harfner des Erhabenen
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Mo 5. Nov 2001, 17:15 - Beitrag #21

ich kann da nur für die kath. Seite sprechen.

Natürlich hat das Christentum vieles an Gewalt in Europa gehemmt und gebannt. Schau dir mal die kulturellen Grundlagen dort an, und sieh dir mal an, wie andere Völker in ähnlichen Situationen gehandelt haben.
Sehr deutlich kann man diesen Disput z.B. im Heliand nachvollziehen, wie schwierig es war, einer germanischen Bevölkerung einen Gott zu erklären, der sich aus Liebe für die Menschen hat töten lassen...
Es hat Jahrhunderte gedauert, bis man es mit vielen Klimmzügen geschafft hat, das Christentum überhaupt für Kriege zu instrumentalisieren. Das war bei anderen Religionen ganz anders. Wäre das Christentum eine kriegerische Religion, dann wäre es wohl auch nicht zu den Kreuzzügen gekommen, weil sich die frühen Christen nicht so einfach vom Islam überrennen lassen hätten.

Im Religionsunterricht könnte man durchaus einige Dinge darstellen, die heute in Vergessenheit geraten sind:

- Was ist eine Religion
- Welche Kosmologie liegt dem Christentum zu grunde
- Was sind die Unterschiede und Folgen von verschiedenen Gottesbildern
- Warum ist das Christentum eine Väterreligion
- Was hat es mit der Dreifaltigkeit auf sich
- Wie sieht eine zeitgemäße herangehensweise an die Bibel aus
- Was zeichnet die Grundlagen christlicher Ethik aus
- Was Bedeutet das Christuselement im Monotheismus
- in welchem Zusammenhang stehen Religion und soziales Engagement
- Woher kommt unsere Auffassung von Personalität bis hin zu den Menschenrechten
- Wie hat sich der christliche Grundgedanke in der Geschichte verwirklicht
- woher kommt unser historienverständnis, und welche Folgen hat es auf unsere kulturelle entwicklung
- Was versteht man unter Mysthik
- Was versteht man unter Scholastik
- und viele vieles mehr.

All diese Dinge weiss heute kaum jemand zu beantworten, obwohl sie Grundlagen unserer Gesellschaft darstellen und uns immer noch tief beeinflussen.

Unabhängig davon, ob jemand glaubt oder nicht, handelt es sich hier um Allgemeinwissen, welches man durchaus lernen, und auch problemlos benoten kann.
Das Fach wäre dann halt weniger eins zum Labern, aber solange die "Alternativfächer" nicht ebenso mit einem vernünftigen Konzept daherkommen, würden die meisten (verständlicherweise) allein schon wegen dem Notendruchschnitt wo anders hin gehen.
Die heutige Praxis, zu denken, daß wenn man die Leute nicht fordert, ihnen einfach mit etwas Smalltalk gute Noten hinterherwirft, sei für irgendwen ein grund, sich mit Religion auseinander zu setzen, halte ich für fatal. Was nichs abverlangt, taugt auch nichts. Der Religionsunterricht, so wie ich ihn von heute her kenne, gehört sicher schon seit mindestens 30 Jahren abgeschafft.

Gruß,
Orald

SoF
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Mo 5. Nov 2001, 19:22 - Beitrag #22

Original geschrieben von Orald:

Ich denke, ohne Christentum hätte unsere Vergangenheit mit Sicherheit deutlich blutiger ausgesehen.

Da bin ich genau anderer Meinung. Ich will zwar nicht alles nur auf das Christentum schieben, aber ohne irgendeine Religion würde es weniger Kriege geben, und unsere Geschichte würde auch nicht so brutal aussehen. Was war in Amerika oder auch in Afrika, wo die Indinaer oder die Eingeborenen einfach so niedergemetzelt wurden, weil sie nicht eine andere Religion annehemen wollten. Es hätte (warscheinlich) keine Hexenverbrennungen gegeben, was von der Kirche gesponsert wurde. Es hätte im Nazi-Deutschland oder irgendwo anders keine Judenverfolgungen gegeben. Auch im Ausbeuten ist die Kirche sehr gut. Früher, als sie Geld verlangt haben, damit man nicht in die Hölle kommt. Je mehr Geld, umso länger war man vor der Hölle sicher. Im dritten Reich ist die Kirche doch sofort dem Hitler in den Arsch gekrochen, damit ihnen ja nichts passiert. Klar es gab Ausnahmen, die sich dagegen gestellt haben, dass waren aber sehr wenige. In der heutigen Zeit die Kirchensteuer, und dann tausendmal den Klingelbeutel durchgehen lassen. Was passiert eigentlich mit dem Geld? Ich bin der Meinung, wenn das Christentum nicht so brutal gewesen wäre, gäbe es heute kein Christentum mehr, oder es wäre vielleicht nur noch eine Randreligion. Der Konflikt zwischen Amerika und Afghanistan (Usama bin Laden) beruht auch auf einen religiösen Konflikt, da Amerika Israel unterstützt hat, und so wurde der Hass geschürt, und jetzt ist die Kacke am dampfen.

Original geschrieben von Orald:

Im Religionsunterricht könnte man durchaus einige Dinge darstellen,

Genau das ist ja das Problem an dem Religionsunterricht, da werden solche Fragen nicht mehr ausführlich behandelt, oder sogar ganz weggelassen. Wenn sie solche Fragen beantworten würden, würde sich der Religionsunterricht vielleicht lohnen, aber mit den heutigen Themen ist er absolut sinnlos.

Monoceros
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Mo 5. Nov 2001, 20:08 - Beitrag #23

Nein, SoF, da bin ich nicht ganz deiner Meinung. Ich habe lang und breit mit Orald über diese Fragen diskutiert und bin durchaus zu dem Ergebnis gekommen, dass das Christentum auch viel gutes hervorgebracht hat, u.a. die von ihm aufgezählten Grundlagen unseres Gesellschaftsverständnisses, man betrachte in der Entwicklung auch das Rittertum mit seinem christlichen Ehrenkodex. Man kann die Lehre des Christentums nicht einfach aus der Geschichte herausstreichen und schon besiedelt die Menschheit im Jahre 2001 neue Sternensysteme, so einfach ist die Sache leider nicht. Man sollte hier zwischen Lehre und Klerus unterscheiden, man kann beispielsweise nicht behaupten, dass der Klerus mit der Inquisition dieser Lehre noch gefolgt ist.
Aber ziehe ja nicht den Trugschluss, ohne das Christentum hätte es die Inquisition oder die Hexenverbrennungen nicht gegeben, die heiligen Kriege kann man getrost noch dazu nehmen. Die Kirche hat in der Vergangenheit Grundlage und Rechtfertigung dafür geliefert, aber wenn nicht sie es gewesen wäre, es wären andere gewesen, die dazu aufgerufen hätten, man nehme die Taten im Dritten Reich, wo eine Art Pseudoreligion aufgebaut wurde, ohne dass das Christentum dazu wesentlich nötig gewesen wäre. Hätte es die Kirche nicht gegeben, zu den heiligen Kriegen wäre es doch gekommen.

Mit freundlichen Grüßen
Monoceros

Traitor
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Mo 5. Nov 2001, 20:53 - Beitrag #24

Stimme Monoceros zu: Analog zum Sarajevo-Attentat im ersten Weltkrieg war díe Religion vielleicht Auslöser und Vorwand dieser Kriege, aber nicht der Grund. Der liegt viel tiefer, sozial, historisch und wirtschaftlich.

Die christliche Lehre sagt mir eigentlich (von ihren ethischen Standpunkten, ohne den ganzen Gottes- und Glaubenskram) zu, sie wurde damals nur meist kolossal fehlinterpretiert.

Aber das wird sehr offtopic, wen's mehr interessiert, im Poltik- und Philoforum gibts da schon genug threads!

Seraphim
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Mo 5. Nov 2001, 23:10 - Beitrag #25

@All: Leute ihr weicht <------------- soweit --------------> vom Thema ab.

@Thema: Ab 14 sollten die Kinder selbst entscheiden ob sie Religions Unterricht haben wollen oder nicht als Alternative sollte es nicht Etik (so ein Schwachsinn) sondern einen Kutur Kurs oder änliches in dem wie in Geschichte die eigene und Fremde Kulturen durchgenommen werden. Denn wer so etwas nicht gerade in Deutschland Studiert bekommt von der Schule praktisch nichts mit und das ist nur eins nämlich Arm.

Hammerfall
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Mo 5. Nov 2001, 23:45 - Beitrag #26

Also ich hab hier mal einen schönen grundgesetzartikel dazu:
"Der religionsunterricht ist in den öffentlichen schulen mit ausnahme der bekenntnisfreien schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religinsunterricht zu erteilen." Grundgesetz, Art 7 (3)
Somit ist der religionsunterricht, der einzigste unterricht, der in unserem grundgesetz vorgeschrieben wird. Man kann dann aber als alternative ein anderes fach wählen, was hier in niedersachsen Werte und Moral heißt.
Ich selbst bin aber auch gegen religinsunterricht und würde es gerne abwählen, bin aber auf ner katholischen schule und da gibt es keine alternative. Und von wegen, man bekommt da immer ne 2 oder 3, ich steh im moment auf 4-. Aber zugegeben ich streng mich dafür auch nicht weiter an, mir is es egal und meinen eltern auch, solange es keine 5 ist.
Am besten wäre es, wenn man dieses fach wählbar machen könnte, also entweder man macht es oder man macht es ersatzlos nicht. So is das bei uns auch mit dem Informatikunterricht und der ist trotzdem gut besucht.


Greetings
Hammerfall

Thod
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Mo 5. Nov 2001, 23:49 - Beitrag #27

der Religionsunterricht ist wie auch die Kirchensteuer noch ein Relikt aus Hitlers Reichskonkordat. Meines Wissens das einzige noch existierende Gesetz aus dem 3.Reich :cool:

SoF
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Di 6. Nov 2001, 00:12 - Beitrag #28

Original geschrieben von Hammerfall:

Somit ist der religionsunterricht, der einzigste unterricht, der in unserem grundgesetz vorgeschrieben wird. Man kann dann aber als alternative ein anderes fach wählen, was hier in niedersachsen Werte und Moral heißt.

Dass heißt, wenn eine Schule kein Religion unterrichtet, und auch kein Alternativfach hat, verstößt es gegen das Gesetz, oder?

Hammerfall
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Di 6. Nov 2001, 00:45 - Beitrag #29

@SOF

Yo, so hab ich das verstanden und so hat uns das unser religionslehrer auch erklärt.
Ich weiß aber nicht, wie das bei der grundschule ist, da hatte ich nämlich keinen religionsunterricht.

Greetings
Hammerfall

Thod
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Di 6. Nov 2001, 12:46 - Beitrag #30

das trifft auch auf Grundschulen zu.

Gruß,
Orald

Traitor
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Di 6. Nov 2001, 14:51 - Beitrag #31

Aber es gibt Ausnahmeregeln, etwa in bestimmten Ländern (bsp Bremen) und diverse Schlupflöcher ("0h, leider, leider haben wir keinen Relilehrer zur Vefügung und es ist uns gääänzlich unmöglich, einen anzustellen....").

@Yakuza:
Ab 14 sollten die Kinder selbst entscheiden ob sie Religions Unterricht haben wollen oder nicht als Alternative sollte es nicht Etik (so ein Schwachsinn) sondern einen Kutur Kurs oder änliches in dem wie in Geschichte die eigene und Fremde Kulturen durchgenommen werden. Denn wer so etwas nicht gerade in Deutschland Studiert bekommt von der Schule praktisch nichts mit und das ist nur eins nämlich Arm.

Wieso ist Ethik Schwachsinn? Irgendwoher muss man ja bestimmte Werte lernen.
Und was bringt ein Fach, das genauso ist wie Geschichte? Geschichte gibts doch schon.

Thod
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Di 6. Nov 2001, 14:59 - Beitrag #32

die Schlupflöcher berufen sich wohl auf den Spruch: "Wo kein Kläger, da kein Richter".
Der Religionsunterricht wird durch das Reichskonkordat bestimmt, und das ist ein Staatvertrag zwischen 3.Reich und Vatikan. Darum ist es auch für die Länder verbindlich. Hier wird Religionsunterricht bis 14 verpflichtend vorgeschrieben. Alles andere ist wohl eher ein Entgegenkommen, weil man in Rom den Mist wohl sowieso schon längsten abschaffen will.

Wo ich gerade bei Mist bin: Ethik als lernen von ethischem Handlen ist z.B. mist, weil man sowas nicht im Unterricht lernen kann. Hier kann man höchstens die verschiedenen Möglichkeiten der Ethikbegründung lernen. Ob das aber ein ganzes Schulfach über Jahre hinweg rechtfertigen kann, wage ich zu bezweifeiln. Ebenso könnte man ein Schulfach "Kleines Ein mal Eins" von der ersten bist zur 13. Klasse einführen...

Gruß,
Orald

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Di 6. Nov 2001, 15:34 - Beitrag #33

Darum ist es auch für die Länder verbindlich


Nicht unbedingt. Länder die vor 1948 keinen Reliunterricht hatten brauchen ihn auch jetzt nicht zu erteilen.

Wo ich gerade bei Mist bin: Ethik als lernen von ethischem Handlen ist z.B. mist, weil man sowas nicht im Unterricht lernen kann. Hier kann man höchstens die verschiedenen Möglichkeiten der Ethikbegründung lernen. Ob das aber ein ganzes Schulfach über Jahre hinweg rechtfertigen kann, wage ich zu bezweifeiln. Ebenso könnte man ein Schulfach "Kleines Ein mal Eins" von der ersten bist zur 13. Klasse einführen...

Natürlich kann man ethisches Handeln nicht lernen. Aber zusammen mit Religionskunde und Philosophie gibt es doch ein gutes Fach, das auf jeden Fall besser als Reliunterricht ist.

Thod
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Di 6. Nov 2001, 15:38 - Beitrag #34

wußte nicht, daß Länder vom Konkordat ausgeschlossen sind. Kannst du das irgendwo belegen?

Philosophie und Religion sind meiner Meinung nach wichtig. Es gibt aber wohl nicht annähernd genug kompetente Lehrkräfte. (Zu Religionsunterrichtsinhalten hab ich ja schon was geschrieben).
Ethik ist da höchstens noch eine kleine Erhänzung. Ich denke, da wird heute eher so eine Art polemischer Ideologienaufpfropferrei, die viele gerade kritischere Menschen abschrecken sollte, betrieben. Sowas wie Staatsbürgerkunde, nur in grün...

Gruß,
Orald

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Di 6. Nov 2001, 15:43 - Beitrag #35

wußte nicht, daß Länder vom Konkordat ausgeschlossen sind. Kannst du das irgendwo belegen?
Kann dir jetzt keine Quelle nennen, aber während der Diskussion um LER in Brandenburg kam es in allen medien. Im Spiegel zB standen viele Artikel dazu.

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