Berufliche Karriere bei der Bundeswehr als "Alternative"?

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DexLirium
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Do 5. Jun 2003, 13:41 - Beitrag #1

Berufliche Karriere bei der Bundeswehr als "Alternative"?

Mich würde mal interessieren ob "Ein Leben beim Bund" für euch eine sinnvolle Alternative wäre wenn man
- sonst keine Ahnung hat was man machen will
(oder)
- keine Ausbildung hat
(oder)
- schon länger Arbeitslos ist und keinen Job findet
(oder)
- ähnliches

Mir schoss dieser Gedanke mal zwangsläufig durch den Kopf als ich überlegte was eigentlich WÄRE wenn ich meine Ausbildung wider Erwarten nicht schaffen würde. (Dazu muss ich gleich mal anführen dass ich recht optimistisch bin was meine Ausbildung angeht und diese "Alternative" für mich schon deshalb nicht in Frage kommt, weil ich relativ strikt gegen den Militärdienst bin)

Es ist ja nun nicht gerade so, dass man beim Bund schlecht verdient, keine Aufstiegsmöglichkeiten hat, oder besonders spät eine ziemlich mickrige Rente bekommt. Aus dieser Sichtweise klingt es doch recht verlockend (oder mag für manche so klingen), oder?

Eure Meinung bitte...

Traitor
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Do 5. Jun 2003, 16:12 - Beitrag #2

Finanziell ist es wirklich so ziemlich das beste, was man sich wünschen kann. Man kriegt die gesamte Ausbildung/Studium finanziert, man verdient danach im Vergleich zu zivilen Stellen (Wirtschaft oder Staatsdienst) immer mehr, wenn man auf der gleichen Verantwortungsstufe steht, und man geht völlig unverhältnismäßig früh in Rente (oft schon Anfang/MItte der 50er :boah: )
Allerdings gibt es zwei gute Gegenargumente: erstmal natürlich, wenn man gegen das Militär ist, kommt es nicht in Frage, was schonmal für viele zutrifft. Und selbst für die, denen das egal ist, dürfte es ein Problem sein, dass man eine sehr eingeschränkte Berufswahlfreiheit hat - man wird sich wohl, um eine Ausbildung finanziert zu bekommen, schonmal für einige Jahre verpflichten müssen und auch danach noch eingeschränkt sein, sonst würde man niemals diese Konditionen bekommen.

GoodHope
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Do 5. Jun 2003, 17:30 - Beitrag #3

@ DLirium Da du strikt gegen das Militär bist würde ich Dir eher davon abraten. Die Bundeswehr verlangt nämlich Gegenleistung bevor sie z.B. dein Studium finanziert. Wenn man sich mit dem Gedanken angefreundet hat die Offizierslaufbahn einzuschlagen stehen dir erst mal mindestens 6 Jahre normaler Dienst bevor, ehe du überhaupt eine Gedanken an Ausbildung verschwenden darfst. Anders ist es natürlich wenn Du im Rahmen des Dienstes eine Ausbildung machst (technische Laufbahn) um dann in dem Beruf zu arbeiten. Anders als die Auffassung vieler Mitnutzer dieses Boards besteht dann dein Dienst zum großen Teil aus normaler Arbeit und nicht aus Waffe putzen und im Schlamm rumrobben. Mein Cousin z.B. ist Stabsunteroffizier bei der Luftwaffe, dort beim Bodenpersonal beschäftigt und geht ganz normalen Wartungs- und Reparaturarbeiten an Tornados nach. Der fährt zivil zum Dienst zieht dort den Blaumann an und abends zivil wieder nach Hause.

GH

Traitor
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Do 5. Jun 2003, 17:42 - Beitrag #4

Anders als die Auffassung vieler Mitnutzer dieses Boards besteht dann dein Dienst zum großen Teil aus normaler Arbeit und nicht aus Waffe putzen und im Schlamm rumrobben
Bei Berufssoldaten wird das niemand behaupten. Da fällt man ja sehr schnell die Karriereleiter hoch und hat hauptsächlich einen Bürojob. Oder, wenn man im technischen Bereich ist, hat man wie du sagst kaum einen Unterschied zum zivilen Bereich.
Aber es gibt auch andere Systeme als dir von dir genannten mit erst normalem Dienst, dann Offizier oder technischer Ausbildung. Man kann auch ein richtiges Studium in zB Naturwissenschaften machen mit Bundeswehr-Finanzierung, muss sich aber halt vertraglich für einige Zeit danach an sie binden (wie es ja auch einige Firmen schon machen).

DexLirium
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Do 5. Jun 2003, 21:11 - Beitrag #5

@Goodhope
Sorry, falls ich mich falsch ausgedrückt haben sollte.
Ich meine mit Militärdienst natürlich nicht nur Waffen schleppen und die Struktur des Schlamms analysieren, sondern alle Berufsfelder die es da gibt. Weil es FÜR MICH einfach nicht annehmbar ist in irgendeiner Weise für das Militär zu arbeiten.
Dass ich mich mit dem Gedanken "Karriere beim Bund" auseinandergesetzt habe war lediglich Folge dieser was-wäre-wenn Situation. Für mich käme es halt nicht in Frage (Gewissensgründe).

Und falls es sich oben so angehört haben sollte: Ich will natürlich die Bundeswehr nicht als Sammelbecken für all Jene bezeichnen die in zivilen Berufen "nichts werden konnten" oder so.

Hoffe alle Klarheiten sind beseitigt ;)

GoodHope
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Fr 6. Jun 2003, 12:29 - Beitrag #6

@ Traitor Wieso wundert mich deine Reaktion nicht :-) ?
Es ist schon so wie Du sagst/schreibst. Während meiner Dienstzeit hatte ich in der Grundausbildung einen Oberfähnrich der 6 Jahre Normaldienst abgerissen hat um dann bei normalem Gehalt auf Bundkosten zu studieren. Das bedeutete für ihn 6 Jahre lang alle drei Monate Rekruten ausbilden. Wenn man sich auf so was einlässt muß man sich natürlich vorher darüber im klaren sein was da auf einen zukommt und das 12 Verpflichtung eine ewig lange Zeit sein können. Das sollte aber jeder für sich abwägen.
@ DLirium Wenn Du sowieso auf gar keinen Fall für´s Militär arbeiten willst ist es müßig dieses Thema weiter zu vertiefen.
Ich hab dich schon verstanden, heutzutage ist es auch so das Längerdienende jede Menge Eignungstests über sich ergehen lassen müssen. Es ist keinesfalls entgegen verbreiteter Meinung so das jeder genommen wird. Gerade die Offizierslaufbahn im technischen Bereich an hochkomplizierten Waffensystemen etc. wird nur mit Leuten besetzt die kräftig "gesiebt" wurden.
Der ich sag mal Verwaltungssektor wird ohnehin immer weiter ausgedünntund zum Großteil mit niederen Diensträngen besetzt.
Aber das ist ja auch nicht unbedingt in jedermanns Interesse in einer BW schreibstube zu sitzen.

GH

DexLirium
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Fr 6. Jun 2003, 12:58 - Beitrag #7

Original geschrieben von GoodHope
[B@ DLirium Wenn Du sowieso auf gar keinen Fall für´s Militär arbeiten willst ist es müßig dieses Thema weiter zu vertiefen. [/B]

Neeee :)
Ich wollte eigentlich eine allgemeine Diskussion vom Zaun brechen und habe nur meine Meinung zum Thema kundgetan. Scheinbar war das aber ein Griff ins Klo...

Ich lass es trotzdem mal stehen, vielleicht melden sich ja doch noch einige zu Wort :shy:

Marc Effendi
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Fr 6. Jun 2003, 21:35 - Beitrag #8

Also als Jugendlicher hab ich mich einmal für ein Studium bei der Bundeswehr interessiert. Hab mich also beworben und wurde dann nach Köln zu einem Eignungstest eingeladen. Dort waren ein paar Irre dabei, die schon ganz genau wußten, welches Flugzeug sie später mal fliegen werden (so Rambos für Arme eben oder verhinderte Top Gunner). Das und die Tatsache, das wir da in einer Kaserne untergebracht waren, ging mir so dermaßen auf den Senkel, das eine Karriere bei der Bundeswehr danach für mich nicht in Frage kam.

Ich hab dann angefangen gegen die Bundeswehr zu kömpfen mit dem Erfolg, das ich ausgemustert wurde.....:cool:

Traitor
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Fr 6. Jun 2003, 21:58 - Beitrag #9

@goodhope: Weil ich derartige Ansichten manchmal durchblicken lasse? *g* Dass die Bundeswehr in vielen Bereichen hohe Anforderungen stellt, sieht man ja auch daran, dass sie Studienstipendien verteilt - die werden nicht weniger hohe Kriterien haben wie private oder politische Stiftungen.

GoodHope
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So 8. Jun 2003, 18:07 - Beitrag #10

@ Traitor Ich sehe wir verstehen uns. Mit dir diskutiere ich doch immer wieder gerne :-)))
@DLirium Wir können das Thema gerne weiter vertiefen,kein Problem. Es sollte wie gesagt jeder für sich entscheiden ob er so einen Berufsweg einschlägt wobei es doch eher so ist das die hohen Vorraussetzungen der Bundeswehr bei weitem nicht jeder erfüllt. Ob es da nicht einfacher (???) ist sich privat was zu suchen bleibt die Frage.

GH

Chris F
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Di 1. Jul 2003, 21:03 - Beitrag #11

Man bekommt da zwar wirklich viel Geld aber überlegt mal wie hoch der Gegenpreis ist!! Wolltet ihr jetzt im Kongo sitzen oder in Afgahnistan?????? Und jeden Tag damit rechnen daß so ein verrückter euch alle in die Luft sprengt!!
Ich selbst bin schon bei der Feuerwehr und das ist riskant genug! Ihr könnt euch denken warum kein anderer Verein in Deutschland so hoch versicher ist!!!!!!!!!!!

MfG
Chris

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Fr 11. Jul 2003, 21:04 - Beitrag #12

*g* Ich hatte gestern auf nem Polterabend ein gutes gespräch mit 4 Soldaten bzw. Ex-soldaten die in Dänemark auf nem NATO-Stützpunkt waren jeweils 4 Jahre. Jeder von ihnen meinte die bundeswehr habe ihnen Möglichkeiten eröffnet die sie so nicht gehabt hätten. Ich glaube es kommt sehr stark auf die Person an, welche beim Bund eine Karriere anstrebt. alles sagten Es war/ ist geil, aber sie würden es nicht wieder machen. Diesen Punkt kennt ihr sicherlich auch. Ich habe es gemacht, es war gut. Aber nochmal, niewieder! Was ich damit eigentlich sagen wollte ist das es für einige wirklich eine Chance ist aus ihrem Leben etwas zu machen. Für mich kommt zur Zeit keine Karriere bei der BW in meiner Lebensplanung vor obwohl ich dennoch bereit bin meinen Grundwehrdienst abzuleisten.

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Fr 11. Jul 2003, 22:53 - Beitrag #13

Ein Bekannter hat auch 12 Jahre als Zeitsoldat gedient. Er hatte aber das Glück in einem Bereich zu arbeiten der auch im zivilen Leben gefragt ist (Flugsicherung). Aber das dürfte ja nicht den Großteil ausmachen. Probleme gibts nämlich wenn man 12 Jahre sich verpflichtet hat und dann nicht als Berufssoldat übernommen wird :(

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Do 17. Jul 2003, 22:21 - Beitrag #14

@ DLirium

Da ich momentan, selbst Zeitsoldat beim Heer bin, denke kann ich hier mal euch meine Erkenntnisse schildern.

Ich wurde wie fast jeder männlicher Deutscher zum Grundwehrdienst eingezogen und habe mich ca. im 6. Monat für weitere 12 Jahre verpflichtet. Ich habe mich also nicht über eine der Freiwilligenannahmestellen beworben, sondern hab ganz unten angefangen und mich dann entschlossen die Feldwebellaufbahn im Fachdienst einzuschlagen.
Bei meinem Einzug hab ich noch keinesfalls daran gedacht länger dabei zu bleiben. Allerdings habe mich die positiven Aspekte und einige persönliche Gründe davon überzeugt, meinen Dienst zu verlängern.

Die Fakten:

1. Zeitsoldat ist ein fast normaler Job. Der Dienst beginnt 07.30 Uhr und endet 16.30 Uhr. Freitags ist meist spätestens 12.00 Uhr mittags Schluß.

2. Die Ausbildung und das Fachwissen das man beim Bund erhält kostet überall in der zivilen Welt eine Menge Geld. Ich denke dabei an diverse Führerscheine, Meister- und Gesellenprüfungen, Fachkundeprüfungen, usw.
Die Abschlüße sind alle staatlich anerkannt.

3. Sollte man sich nach seiner Zeit nicht nochmals für eine Berufssoldatenstelle entscheiden, hat man es in der Regel relativ schwierig sich wieder in das zivile Berufsleben einzugliedern. Das ist leider eine Tatsache.

4. Während der Zeit bei der Bundeswehr ist der Verdienst durchaus überdurchschnittlich. Allerdings abhängig vom Alter & Dienstgrad.

5. Kameradschaft ist eine Erfahrung die man nur bei einer Armee machen kann, und die meiner Meinung nach auch mal jeder erlebt haben sollte.

6. Meistens bekommt man die Gelegenheit als Zeitsoldat, auch mal etwas zu bewirken. Ich denke dabei an Auslandseinsätze oder US-Kasernenbewachung, usw.

Es sollte aber jeder selbst wissen, ob er die nötige Einstellung und den Willen mitbringt um sich zu verpflichten. Denn Bundeswehr bedeutet nicht nur Geld abfassen sondern auch Gengenleistung!

Traitor
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Di 29. Jul 2003, 21:47 - Beitrag #15

5. Kameradschaft ist eine Erfahrung die man nur bei einer Armee machen kann, und die meiner Meinung nach auch mal jeder erlebt haben sollte.
Womit begründest du es, dass man diese Erfahrung nur bei der Armee machen kann? Beziehungsweise, was verstehst du unter "Kameradschaft"? Für mich bedeutet das Füreinandereinstehen, Gemeinschaftsgefühl usw. Und das sind Dinge, die man auch in einer Klasse, einer Freizeitgruppe jeder Art oder seinem allgemeienn Freundeskreis haben kann. In letzterem sogar eher noch besser als in einer unfreiwillig zusammengesetzten Gruppe wie beim Militär.


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