Das Aus mit 45?

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Crystal
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Di 10. Jun 2003, 22:03 - Beitrag #1

Das Aus mit 45?

Unglückliche Umstände und nachfolgend ein "Sack voll Pech" haben mich aus einem gutbezahlten Job gekickt.
Seit mehr als 2 Jahren bin ich nun auf der Suche nach einem neuen Job, denn ich habe ja noch mind. 20 Jahre Arbeit vor mir.
Bewerbungen schreibe ich viele, doch in den meißten Fällen bin ich zu alt, oder ich kann herauslesen, dass ich als "Undiplomierter" (sorry, ich habe halt nur als gestzlich geschützten Titel einen Meisterbrief) keine Chance habe und außerdem viel zu alt bin.
Dies soll kein "Heulthread" sein, aber es geht mir doch allmählich auf den Keks, das immer nur "hochqualifiziertes Frischfleisch" gesucht wird, welches man nach ein paar Monaten wieder "abschießt", weil sie den Anforderungen "mangels Erfahrung" nicht entsprechen!
Was ist das für eine Welt, in der die Politik verlängerte Lebensarbeitszeiten fordert, obwohl doch mittlerweile für viele absehbar ist, dass sie dadurch nur noch länger arbeitslos sind?
Ist das vielleicht eine Art von "Job Protection" des alten Managements, die Angst haben, das ein neuer (älterer) Mitarbeiter mehr drauf hat als der "Leithammel"? Es kommt mir gelegentlich so vor, denn das habe ich in anderen Abteilungen meiner "alten" Firma schon erlebt. Da müssen unbedingt "Pfründe und Erbhöfe" als heilige Kuh bis zum letzten gewahrt werden, denn sonst ist man selbst ganz schnell "weg vom Fenster" und man weiß ja, wie der Arbeitsmarkt auf "alte Menschen" zu sprechen ist!

Es wäre nett, wenn Ihr Eure Meinung zu diesem Thema posten würdet.

*seuftz*

Seeker
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Di 10. Jun 2003, 22:13 - Beitrag #2

Das find ich jetzt "krass". Haben Sie Dir denn Jobs angeboten? Und wenn ja, entsprechen sie Deinen Erwartungen/Qualifikationen? Was genau hast Du gearbeitet?

Crystal
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Di 10. Jun 2003, 22:51 - Beitrag #3

Ich bin Radio- und Fersehtechnikermeister und habe durch einen damals sehr glücklichen Zufall den Einstieg in die prof. TV Studiotechnik geschafft. Dort habe ich mich als 5 Jahre als Servicetechniker `rumgetrieben (Europaweit) und dafür gesorgt, dass z.B. Shows wie "Wetten dass" reibungslos abliefen.
Da ich aber auch sehr vertriebsorientiert bin, habe ich nach 5 Jahren den Laden gewechselt und habe als Product Manager und Vertriebsleiter und als Leiter des Customer and Sales Support 11 Jahre in einer anderen Firma verbracht.
Ein Hersteller bot mir die Geschäftsführung eines German Office an und ich kündigte meine Job, da der "alte Geist" in der Firma verschieden war. Die Geschäftsleitung holte sich mehr und mehr Leute mit Superabschlüssen heran, doch mangels Praxis konnten diese "Superjungs" außer nicht unerhblichen Verlusten nichts Positives verbuchen. Meine Bedenken wurden als "Unkerufe" beiseite geschoben.
Aber ok, ich hatte ja das neue Angebot und war voller Eifer. Doch 3 Wochen vor dem offiziellen Release des German Office wurde vom Hersteller die "Veranstaltung" abgeblasen und mein Vertrag kam nicht zustande.
Die Branche krankte und krankt ohne #Ende immer noch. Ich konnte das verstehen. Ich kassierte eine kleine Abfindung und fing bei einem anderen Laden an. Doch der wollte keinen qualifizierten technischen Vertriebsmann, sondern einen reinen Akquisor, der mit "Hallo" die Tür eirennt und ohne großen Background seine Geschäfte "generiert"! Sorry, ich bin zu ehrlich für sowas und verkaufe nicht aus dem Prospektblatt heraus. Was ich verkaufe verstehe ich, kann es reparieren und kann es applikationsbedingt empfehlen!
Nächster Laden. Sucht mich als Vertriebsrepräsentant in Rhein/Main schon seit 3 Jahren..... Begrüssung mit Handkuss.....endlich haben sie uns gefragt....ich richte ein komplettes Office in Frankfurt ein.. Möbel, EDV (sorry, mein Alter, ich meine natürlich IT!) alles da.....und nach einem halben Jahr wird das alles wiedr eingestampft, weil die Geschäftslage beschissen ist . Sie ist tatsächlich beschissen, aber das hat eher technische Gründe als vertriebliche (...wenn der Markt durchdrungen ist und jeder hat, was er braucht, dann braucht er auch nichts Neues. Ändert die Fernsehnormen in Europa, so wie es in Japan und USA gemacht wurde, und es gibt wieder Jobs!).
So, nun hänge ich ab und suche "neue Herausforderungen", die nicht darin liegen, dass ein diplomierter Nachrichtentechniker (Fachrichtung egal) überlegen muss, von welcher Seite er den Lötkolben angreifen muss!
:o

Student27NRW
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Di 10. Jun 2003, 23:19 - Beitrag #4

Wie Du schon selber schreibst, gibt es wohl 2 Gründe: Einmal die moemntan sehr schwache konjunkturelle Situation, was fast alle Branchen dazu veranlasst, Leute zu entlassen. Andererseits ist es wirklich so, dass ein frisch diplomierter einem "alten Hasen" vorgezogen wird. Woran das liegt? Gute Frage! Bei uns Studenten ist es so, dass wir wohl theoretisch gut bis sehr gut geschult werden, aber uns einfach viel Praxis fehlt. Bei den "alten Hasen" ist es wohl genau anderesherum?! Im Folgenden wird wohl davon ausgegangen, dass die Jugend sich verhältnismässig schnell auf neue Sitationen einstellen können und die Praxis erlernen und die Älteren nicht bzw. sich hier eine Investion von Zeit nicht mehr so lohnt, wie bei "Jungspunden"?!

Feuerkopf
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Di 10. Jun 2003, 23:32 - Beitrag #5

Times they are a'changin...

Ich erinnere mich gut an die Zeit meiner eigenen Ausbildung. Da war es eigentlich herrschende Meinung, dass die Leute Mitte 40 die mit dem besten Knowhow sind. Sie waren begehrt wie nur was.
Wer auf die dösige Idee mit dem Jugendwahn gekommen ist, weiß ich nicht. Ich sehe allenthalben sicherlich gut ausgebildete, aber in Krisen unerfahrene Leute. Ich möchte nicht wissen, wieviele Firmen von solchen "Jungspunden" vor die Wand gefahren worden sind.

Ich selbst bin 45, ich habe auch keine Chancen mehr auf dem Arbeitsmarkt. So habe ich ein Studium begonnen, das mir - so ich es beende - ermöglicht, selbständig zu arbeiten.

Chrystal, ich weiß, dass speziell Deine Branche gebeutelt ist zur Zeit. Wie wäre es mit Selbständigkeit? Oder willst Du in den ursprünglichen Job nicht zurück?

Crystal
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Mi 11. Jun 2003, 00:20 - Beitrag #6

@Feuerkopf

Selbstständig in der Branche erfordert Kapital ohne Ende.
Ich habe mich im Investitionsgüterbereich `rumgetrieben. Da ging kaum was unter 30k EUs über die Theke. Produkte kommen vorwiegend aus UK, NL und USA und die wollen gleich Kohle, bzw. Stückzahlen sehen. Das ist in der Broadcast Branche ohne eine fette Kapitaldecke sehr gewagt und mein Häuschen möchte ich bis zum "Finale" behalten!
;)

Crystal
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Mi 11. Jun 2003, 00:36 - Beitrag #7

@Student

..."auf neue Situationen einstellen".....
Ich habe seit fast 20 Jahren nichts anderes gemacht..
Beispiel 1: Wetten dass in Basel. Die Effektmaschine hatte einen Transportschaden. Schaden gemeldet 4 Std. vor der Generalprobe...hingefahren und "gefixt"! (Gotschalk ist echt ein netter Kerl!).
Beispiel 2: Wetten dass Saarlandhalle: das "elektronische Bühnenbild ist kurz vor der Sendung aisgefallen....."hingedonnert" und gelöst!

Beispiel 3: alles schreit nach Harddisk Recording, Tape is out! Problem gelöst. Ich konnte einen Hersteller auftreiben, der Schnittsysteme und Echtzeitvideo auf HD Basis anbietet (ist heute ein alter Hut, aber das war 1994!).

Sorry, aber in der Branche habe ich gelernt, mich so ziemlich an alles anzupassen, innovationsgeil zu sein und für eine gute Idee alles zu geben.....aber vielleicht bin ich, wie schon o.a. zu ehrlich und halt eben nicht der "Vertickertyp"!
Aber ich habe nie einen Kunden im Regen stehen gelassen!

Doch wollte ich mit diesem Thread nicht unbedingt auf meine Misere aufmerksam machen, sondern auf die Tatsache, dass man mit meinem Alter eigentlich beim Schreiner einen Sarg bestellen kann, oder man hat so viel Kohle gescheffelt,dass man nun das "Bacardi - Lied" summen kann!

Satlek
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Mi 11. Jun 2003, 09:43 - Beitrag #8

1. Passt der Thread wohl inzwischen eher ins "Beruf und Bildung"-Forum.

2. Ich bin 24 Jahre alt und seit 3 Jahren arbeitslos. Ich habe eine abgeschlossene Ausbildung und den Zivildienst hinter mir.
Ich habe inzwischen an die 400 Bewerbungen geschrieben und bekommen immer die Antwort: "Zu wenig Berufserfahrung." oder das schlichte "Wir haben die Stelle bereits vergeben".
Vom Arbeitsamt habe ich in der ganzen Zeit 2 Stellenabgeote bekommen.

Mir wird nichts anderes übrig bleiben als nächstes Jahr eine Umschulung zu machen und in einem anderen Bereich mein Glück zu suchen.

Du siehst Crystal... es geht nicht nur dir so. Und es liegt nicht am Alter.

Die Ansprüche in Deutschland sind inzwischen zu hoch. Wenn der Einzelhandel jetzt schon nur Abiturienten haben will... da läuft doch etwas schief.

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Mi 11. Jun 2003, 10:12 - Beitrag #9

Das mit der zuwenigen Berufserfahrung kommt in meinem Bekanntenkreis momentan leider auch vor. Irgendwie doch komisch, dass man einerseits viel Berufserfahrung haben soll, aber andererseits nicht zu alt sein darf. Nur wir Studenten werden wohl meist mit Kusshand empfangen?!
Tut mir wirklich leid für dich Crystal, weil du anscheind wirklich ein Fachmann in deinem Bereich zu sein scheinst. Vielleicht liest ja hier jmd. davon und sucht noch so jemanden wie dich...

Student27NRW
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Mi 11. Jun 2003, 10:14 - Beitrag #10

Original geschrieben von Satlek
1. Passt der Thread wohl inzwischen eher ins "Beruf und Bildung"-Forum.


Stimmt und daher werde ich es dorthin verschieben....

Satlek
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Mi 11. Jun 2003, 11:16 - Beitrag #11

Irgendwie doch komisch, dass man einerseits viel Berufserfahrung haben soll, aber andererseits nicht zu alt sein darf.


Man hat manchmal das Gefühl das der ideale Bewerber laut den Arbeitgebern so aussieht:

18 Jahre alt, männlich (=kein Schwangerschaftsurlaub), überzeugter Single, Führerschein, min. 2 Doktortitel, mit einem Gehalt von 500 € im Monat zufrieden

Traitor
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Mi 11. Jun 2003, 13:03 - Beitrag #12

Wie es später im Beruf aussieht, dazu kann ich mangels Erfahrung nichts sagen. Aber zu dem hier:
Die Ansprüche in Deutschland sind inzwischen zu hoch. Wenn der Einzelhandel jetzt schon nur Abiturienten haben will... da läuft doch etwas schief.
Das muss nicht heißen, dass die Anforderungen zu hoch sind. Man kann auch sagen, es gibt zu viele Leute mit zu hohen Abschlüssen, die dann falsch bewertet werden. Wenn heutzutage fast schon der Großteil der Leute Abitur macht, ist klar, dass die nicht alle Akademiker- oder Beamtenberufe machen können und demnach auf die Büro- und Handelsjobs ausweichen und dort die "niedriger" Abgeschlossenen verdrängen. Und ihr Abi heißt ja nichtmal, dass sie für den Job besser geeignet wären - ein Realschüler mit Berufsschule danach hat wahrscheinlich die besseren Voraussetzungen in praxisnahen Berufen.

Marc Effendi
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Mi 11. Jun 2003, 21:36 - Beitrag #13

@Satlek: Du hast nch vergessen, das der passende Bewerber noch mindestens 10 Jahre Berufserfahrung mitbringen sollte....

Traurig aber wahr. Ich glaube zur Zeit ists wirklich so.

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Do 12. Jun 2003, 20:12 - Beitrag #14

Ich äußere mich drastisch:

kein Wunder, dass viele Unternehmen Probleme haben, hat deren ach so kluges Management nicht das 1x1 der Personalpolitik gelernt! Diese Art der Personalpolitik ist dümmlich und kann zu nichts führen.
Am besten lässt man Junge und Alte zusammenarbeiten, am besten gemischt in einem Team, so können die Jungen von der Erfahrung der Alten profitieren, umgekehrt bringen die jungen frische Ideen ein und evtl. neueres Wissen.
Warum viele Unternehmen trotzdem nur Junge wollen? Da fällt mir als Grund echt nur Dummheit ein, denn ich sehe wirklich keinen einzigen Grund, eine solche Personalpolitik zu betreiben, auch nicht aus betriebswirtschaftlicher Sicht.

P.S.: das ist ein Thema, das mir tierisch gegen den Strich geht, wir man merkt...

Crystal
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Do 12. Jun 2003, 22:40 - Beitrag #15

Original geschrieben von Marc Effendi
@Satlek: Du hast nch vergessen, das der passende Bewerber noch mindestens 10 Jahre Berufserfahrung mitbringen sollte....

Traurig aber wahr. Ich glaube zur Zeit ists wirklich so.


Das ist oftmals reine "Job Protection"! Der "junge Spritzer" könnte ja richtig gut sein und dem "alten Hammel", der sich träge auf den Ruhestand vorbereitet, das Revier streitig machen!
:o

Feuerkopf
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Fr 13. Jun 2003, 12:45 - Beitrag #16

Krautwiggerl, ich schließe mich Deiner Beschreibung an.

Da wird einerseits gedröhnt, wir sollen alle bis mindestens Mitte 60 arbeiten, doch die Frage ist doch WO und WIE?
Es kann doch nicht angehen, dass wir Zustände wie in den USA bekommen, wo man zwei oder gar drei Jobs braucht, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.

Naja, hauptsache der Vorstand der Deutschen Bank genießt seinen über 400 %igen Aufschlag auf die Vergütung innerhalb der letzten 5 Jahre...

Und jetzt komme mir niemand mit Sozialneid! Dieses Totschlagargument zieht bei mir nicht. Es ist schlicht eine Frechheit, wieviel Geld manche Leute für ihren Job bekommen.

schleimer
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Fr 13. Jun 2003, 19:59 - Beitrag #17

@crystal
Die Branche krankte und krankt ohne #Ende

hallo leidensgenosse
habe das selbe alter und es geht mir ebenso!
zwar hab ich noch einen job,aber wohl nicht mehr lange:o
ich bin im aussendienst für "lackspraydosen"
auch diese branche krankt-
ich habe dort vor 13 jahren angefangen-da waren wir
38 mitarbeiter-jetzt sind wir noch 16 !!
chef meinte-überlegen sie sich mal,was sie in 2 jahren
hier noch tun wollen---"wir brauchen sie nicht mehr"
seit 2 jahren versucht man auch den rest loszuwerden-
mit allen fiesen trix die ein arbeitgeber nur finden kann!!
KLASSE-ich bin auch 45,wo soll ich jetzt noch hin:confused:


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