Kunst

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Traitor
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Fr 20. Dez 2002, 13:27 - Beitrag #1

Kunst

Mal wieder ein durch eine RL-Diskussion angeregtes Thema: Wann kann man bei einem Buch, einem Gemälde etc von Kunst reden?
Eine bekannte Definition ist "Kunst ist, wenn der Autor/Maler/etc Gedanken in das Werk gesteckt hat". Diese Definition würde ich erweitern auf "und man erkennen kann, dass das Werk nicht ohne Gedanken entstanden sein kann". Dazu ein Experiment:
Man zeigt einem Kunstkritiker ein modernes Bild, dass nur aus ein paar Pinselstrichen und Klecksen besteht. Daran steht der Name eines bekannten Malers, und der Kritiker wird es als Kunst einstufen. Man dreht die Zeit zurück und zeigt ihm das gleiche Bild, diesmal steht aber "Sarah Müller, Klasse 3a" dran. Er wird es sicherlich nicht als Kunst bezeichnen.
Was ich damit zeigen will: wenn ein Werk auch ohne große Gedanken entstanden sein kann, indem einfach ein Kind rumkleckst (womit ich nicht in Abrede stellen will, dass Kinder sich wirkliche künstlerische Gedanken machen können), kann man soetwas nicht als Kunst bezeichnen. Das würde auf einen großen Teil der "modernen" bzw noch schlimmer "postmodernen" Malerei und vor allem auf die sog. "Aktionskunst" zutreffen.

Thod
Harfner des Erhabenen
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Fr 20. Dez 2002, 14:05 - Beitrag #2

Für mich ist etwas Kunst, wenn darin auf nichttechnische und nichtwissenschaftliche Weise etwas über die Wirklichkeit ausgesagt wird.
Vielleicht könnte man sagen, Kunst beschreibt oder zeigt Wirklichkeit da, wo die Kausalitäten und Experimente nicht mehr reichen: etwa auch in moralischen, ästhetischen oder ethischen Aspekten.

Gruss,
Thod

Krautwiggerl
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Fr 20. Dez 2002, 14:55 - Beitrag #3

Ich sehe Kunst v.a. in der geistigen Leistung, die jemand erbringt. Speziell definiert sich echte Kunst für mich dadurch, dass Entfremdungsstrategien angewendet werden und die Erwartungshaltung der Menschen in gewisser Weise verletzt. Eine akribische Nachahmung von etwas, und sei es noch so schön, kann ergo keine echte Kunst sein.
Damit kann ich meinen Kunstgeschmack gut erklären:
Musik von Klassik bis Jazz, aber auch Rock und in gewissem Bereich Electronic ist Kunst, da hier immer wieder mit neuen Harmonien und Arrangements gearbeitet wurde, ja oft sogar experimentiert, Pop & Charts sind es definitiv nicht, weil hier nach dem Baukastenprinzip vorgegangen wird. Bei vielen dieser Songs weiß man schon vorher, wie die Melodie weitergehen wird. Will man hier trennen, so gibt es durchaus aber auch im Pop-Bereich Songs, die plötzlich durch eine besondere Melodieführung überraschen und ich damit auch als Kunst ansehe.
Cineastisch definiert sich Kunst für mich ebenso: Hollywood-Streifen nach Schema X sind keine Kunst, da man vorher schon weiß, was passiert (heldenhafter Ami rettet die Menschheit etc.). Genausowenig sind deutsche Fernsehfilme Kunst. Kunst sind hingegen Filme, die einen Menschen eintauchen lassen und so geschickt gestaltet sind, dass derjenige auch über das Ende hinausdenken muss. Aber auch solche, die mit filmischen Konventionen brechen oder bewusst Kontraste herausstellen, die entgegengesetzte Erwartungen und somit ein Spannungsverhältnis beim Betrachter erzeugen. Eine Ausnahme sind die Simpsons, die ich auch als Kunst sehe: hier werden Schablonen, z.B. gern eingesetzte cineastische Techniken, Kameraführung etc. extrem oft verletzt, weswegen sie für mich auch Kunst sind.
Diese Punkte gelten für mich auch für Bücher.
Was bildende Künste angeht, so kann ich dazu kaum Aussagen machen, da sie überhaupt nicht mein Fall sind.

Feuerkopf
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Sa 21. Dez 2002, 18:08 - Beitrag #4

Das Beispiel mit dem Bild eines Kindes, das für moderne Kunst gehalten wird, ist bekannt.

Ich persönlich denke, dass Kunst dann entsteht, wenn ich vom Alltäglichen abstrahieren kann, wenn meine kunsthandwerkliche Technik mich dazu befähigt, meine weiterreichenden Gedanken auch bildnerisch - musikalisch - was auch immer - umzusetzen.
Es sollte eine ungewöhnliche Sicht der Realität sein, eine kritische, eine noch nicht tausend Mal gesehene.
Dann kann auch die Darstellung von etwas Bekanntem Kunst sein.
Aktionskunst wie Fluxus in den 60er Jahren ist etwas, das ich sehr mag! Es ist provokant bis albern. ;)

Scarlett
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So 22. Dez 2002, 00:33 - Beitrag #5

Ich finde, dass Kunst vor allem im Betrachter etwas auslösen sollte, natürlich malen echte "Künstler" nur aus ihrer eigenen Emotion heraus...blabla..., aber ein Bild oder what ever, was nichts ausdrückt, keine Reaktion oder einen Gedanken hervorruft ist für mich keine Kunst

Maglor
Karteizombie
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Mo 12. Jan 2015, 23:01 - Beitrag #6

Kunst ist eine Frage von Prestige. Je höher das Prestige, desto größer ist die Kunst. Diese Bestimmung geht nicht von der Sache selbst aus, sondern vom Betrachter bzw. dessen Zeit und Mode. So wurde vieles, was einst als Tand und Blendwerk gegolten haben mag, später als Kunst betrachtet, während früher vieles als Kunst galt, was heute nur noch wertloser Kitsch ist.
Der Maler oder Dichter hat auf die weitere Wertung seines Werkes keinen Einfluss mehr.


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