Universal-Musik-Flatrate mit Trojanern?

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Traitor
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Di 16. Jun 2009, 10:43 - Beitrag #1

Universal-Musik-Flatrate mit Trojanern?

Spiegel Online: Universal bietet Musik-Flatrate per Internet-Provider
Sehr bedenklich klingt der letzte Absatz, ich zitiere:
Der Rechteinhaber Universal Music, hieß es dazu bei der Vorstellung des Modells, könne mit einer Software die Adresse eines Rechners identifizieren, auf dem sich Musik befindet, die ein anderer Nutzer zuvor legal aus der digitalen Bibliothek von Universal Music heruntergeladen hatte.

Moment mal. Nutzer A hat die Flatrate und entsprechende Software, lädt sich Daten runter, kopiert sie an Nutzer B. Der hat die Flatrate nicht, aber irgendwie kann Universal auf sämtliche Dateien auf seiner Festplatte zugreifen und sie nach geklauter Musik durchsuchen? Bitte was?
Entweder, diese Verfolgbarkeit soll sich nur auf Virgin-Kunden beziehen, und schon die Nicht-Flatrate-Version von deren Einwahlprogrammen enthält Trojaner. Oder man plant tatsächlich, sämtliche Computer Großbritanniens mit Trojanern anzugreifen, ohne dass die Besitzer in irgeneinder Beziehung zu Universal/Virgin stehen?
Oder die Musikdateien selbst sollen infiziert werden und damit den Trojaner übertragen.
Davon abgesehen, dass das alles technisch natürlich mittelfristig dank Sicherheitssoftware scheitern wird, ein in allen Varianten unglaublich dreister und krimineller Plan.

Ipsissimus
Dämmerung
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Di 16. Jun 2009, 14:02 - Beitrag #2

Quidquid id est timeo Danaos et dona ferentes^^

vielleicht sollte man eher sagen "... vor allem, wenn sie Geschenke machen"^^

Davon abgesehen, dass das alles technisch natürlich mittelfristig dank Sicherheitssoftware scheitern wird, ...


da bin ich deutlich weniger optimistisch als du^^ das ist ein immerwährendes Wettrennen zwischen Angreifern und Verteidigern, das immer nur für kurze Zeit eine der beiden Seiten im Vordergrund sieht. Bis neueste Sicherheitssoftware gegen neueste Angreifer schützt, vergeht seine Zeit, in der die Angreifer machen, was sie wollen. In der Zeit werden aber auch schon die allerneuesten Angreifer programmiert^^

das ist natürlich heiß^^

Der weltgrößte Musikkonzern will auf diesem Wege Musikpiraten "umerziehen". In einem ersten Schritt sollen sie über legale Alternativen aufgeklärt werden. Wer sich dagegen sträube, solle vom Internet ausgeschlossen werden, sagte Emma Hutchinson, Sprecherin von Virgin. "Wir prüfen mehrere Optionen für eine befristete Sperrung. Das können fünf Minuten oder im Härtefall fünf Monate sein."


Mona Lisa Overdrive winkt schon mal von Ferne. Ein erster Schritt dahin, dass in Zukunft Firmen die Gesetze machen

Traitor
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Di 16. Jun 2009, 16:52 - Beitrag #3

Ja, im Allgemeinen gibt es ein sehr schwankendes Gleichgewicht zwischen Bösewichten und Sicherheitsfirmen. Aber üblicherweise treten da flexible Einzelkämpfer an. Hier ist es eine große Firma, eventuell noch mit staatlicher Beteiligung, die dürften ihre Überwachungssoftware so langsam und träge bearbeiten, dass da die meisten Firewalls mühelos mitkommen.
Natürlich gibt es auch immer Nutzer, die sich nicht schützen, aber wenn man das mit Raubkopieren kombiniert, dann hat man ein Ermittlungsverfahren auch verdient. ;)
Mona Lisa Overdrive, nettes Buch. Und die Auslagerung der Gesetzgebung an Private scheint gerade im britischen Internet-Bereich tatsächlich schon sehr fortgeschritten zu sein, die Filterverwaltung, die hier das BKA machen soll, wird dort ja schon seit längerem von einer obskuren und niemandem Rechenschaft schuldigen Privatinitiative zur allgemeinen Unzufriedenheit erledigt.

Ipsissimus
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Mi 17. Jun 2009, 10:11 - Beitrag #4

die Auslagerung der Gesetzgebung an Private ist nicht nur im Englischen Internetbereich bereits sehr weit fortgeschritten^^

http://www.wdr.de/tv/monitor/dossiers/lobbyismus.php5
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,496720,00.html
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,545206,00.html

und einige andere belegen, wie in Deutschland zunehmend oft Gesetze gemacht werden. Was für ein Glück, dass das mit Gewalt formal noch unter Lobbyismus geführt werden kann, sonst dürfte der gute deutsche Platz in der UN-Korruptionsstatistik (Platz 16 von 163 ausgewerteten Staaten) für alle Zeiten futsch sein^^

Traitor
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Mi 24. Jun 2009, 12:42 - Beitrag #5

Lobbyismus ist gefährlich, zweifellos, aber ein anderes Themenfeld. Der Unterschied zwischen Einflussnahme auf Entscheidungsträger sowie Interessenskonflikte von Doppelmitarbeitern einerseits und vollprivaten Einrichtungen, an die staatliche Hoheitsaufgaben komplett und ohne Gegenkontrolle delegiert werden, andererseits ist für mich doch nochmal ein massiver. Wenn auch weniger im Grad der Verwerflichkeit als rein thematisch.


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