Maya & Superglue

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Ipsissimus
Dämmerung
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Mi 7. Jan 2015, 13:07 - Beitrag #1

Maya & Superglue

Maya ist ein sechseckiger Zylinder, knallorange, und wer wissen möchte, was in ihrem Gehäuse steckt, der kann sie ganz einfach aufschrauben. Sie ist ein Webserver für den Hausgebrauch oder für kleine Teams, die ihre Daten nicht irgendeinem Clouddienst anvertrauen wollen. Entwickelt hat sie ein Start-up-Unternehmen aus Hamburg, das sich Protonet nennt. Man kann auf Maya Dateien und Nachrichten austauschen, Termine teilen und ziemlich sicher sein, dass keiner ungewollt mitliest. Tausend dieser Webserver will Protonet bis Jahresende produziert haben.


Zu unserem Treffen hat er eine elegante Schachtel mitgebracht, darin liegt ein kleines Elektrogehäuse mit Stecker, auf dem das Logo von Superglue abgebildet ist. Es handelt sich um ein Standardgerät, das man im Elektromarkt für nicht einmal 30 Euro bekommt. Eigentlich ist es als temporäre Schnittstelle zwischen Laptops und Routern oder mehreren Laptops gedacht. Mit einer anderen Software bespielt, kann es aber noch viel mehr. „In Wahrheit“, sagt Vasiliev, „sind viele solcher Geräte Universalcomputer.“ Er und seine Kollegen haben ein alternatives Betriebssystem programmiert. Sobald man es installiert, verwandelt sich das Ding mit dem Stecker in einen Webserver, auf dem der Besitzer eine eigene Webseite hosten kann.


scheinen mir zwei faszinierende Ideen zu sein, die funktionieren könnten, wenn sie sich durchsetzen würden. Was meint ihr?

https://www.freitag.de/autoren/christin ... kommt-heim

Traitor
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So 11. Jan 2015, 12:10 - Beitrag #2

Eigentlich nichts neues, nur geschicktes Marketing und ideologisch überhöhte und dadurch sinnentstellend begriffsverzerrende Berichterstattung. Bei Privatservern geht es nicht um "ein Stück des Internets" oder "Dezentralisierung des Internets", sondern lediglich um Datenlagerung - die Infrastruktur bleibt dieselbe.

Ansonsten sind Privatserver durchaus eine interessante Idee, aber eben nichts neues. Lange, bevor jemand auf den "Cloud"-Begriff kam, konnte man sich schon einen FTP- und Web-Server hinstellen. Später dann, beispielsweise mit ownCloud oder diversen anderen OpenSource-Lösungen, auch etwas, das dem kommerziellen "Cloud"-Begriff entspricht. Und inzwischen muss das auch schon lange keine große, nervig lärmende Kiste mehr sein (oder ein unter einer dicken Staubschicht vergrabenes loses Motherboard in einem Ivar im WG-Flur), sondern für rein private Anwendungen reicht auch locker ein Raspberry Pi oder anderer Kleinstcomputer.

Was die zwei vorgestellten Projekte tatsächlich gut machen: interessantes Design und (vermutlich/hoffentliche, der Artikel gibt das nicht explizit her) eine ordentliche Vorinstallation und benutzerfreundliche Konfiguration. Einen Linux-Server mit allen nötigen Paketen aufzusetzen und sicher zu machen, ist halt doch noch nicht ganz trivial.

Sicherheit ist dann aber auch der Aspekt, bei dem man genau nachdenken muss: je mehr an den Geräten voreingestellt ist, desto weniger hat man wieder selbst die Kontrolle darüber, was wirklich darauf passiert. Und je mehr man als Laie selbst aufsetzt und einstellt, desto größer das Risiko, Sicherheitslücken zu übersehen. Und dank verbreiteter Breitband-Scanner-Angriffe gilt inzwischen auch nicht mehr die "kein professioneller Hacker wird sich gezielt mich kleine Privatperson aussuchen"-Lücke. Gegen hoheitliche Durchsuchungen schützt die eigene Haustür auch nicht besser als ein Rechenzentrum. Insgesamt würde ich also sagen, dass ein virtueller Server bei einem guten inländischen Hoster für die meisten Privatanwender der bessere Kompromiss zwischen "ich verschenke alle meine Daten an Googleapple" oder "ich baue mir zuhause alles selber" sein dürfte. Obwohl da leider meist die günstigen Angebote nicht alle Voraussetzungen für einen "Cloud"-Betrieb mitliefern, aber das könnte sich hoffentlich ändern, wenn die Nachfrage steigt.

Trotzdem noch: Als Bastelprojekt, wenn man Spaß dran hat, ist ein Privatserver wiederum nicht das schlechteste.


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