Herrschafts-Simulationen

[Padreic]

Ich interessiere mich für das Genre der Herrschaftssimulation, also Strategiespielen, in denen die Herrschaft über ein Land simuliert wird, insbesondere in historischen Settings. Im weiteren Sinne fällt hierunter z. B. Civilization, aber hier wird Herrschaft eher abstrakt simuliert, z. B. mit sehr geringen Elementen der Diplomatie oder Ideen wie Heerführern. Im engeren Sinne fallen wohl Spiele wie Hearts of Iron (zweiter Weltkrieg), Victoria (19. Jahrhundert) und Europa Universalis (frühe Neuzeit).

Meine eigenen Erfahrungen in dem Genre sind sehr beschränkt, genauer gesagt auf zwei Spiele. Das erste war ein Uraltspiel namens PC-Kaiser (oder so ähnlich) und war im deutschen Mittelalter angesiedelt. Die dominante Strategie war, sich in andere Herrscherhäuser einzuheiraten und dann alle anderen Erben per Killer auszuschalten. Da Killertrupps nur mit einer recht niedrigen Wahrscheinlichkeit erfolgreich waren, hat man gerne viele auf einmal losgeschickt, was aber das Problem hatte, dass sie immer den amtierenden Herrscher getötet haben, bei zu großem Erfolg wurde man also selbst umgebracht.
Als etwas ernstzunehmenderes Spiel ist Hearts of Iron (Arsenal of Democracy) zu nennen. Man übernimmt hier ein beliebiges Land im zweiten Weltkrieg. Es gibt verschiedene Elemente wie Wirtschaft, Handel, Diplomatie und Forschung, aber letztlich ist hier alles um Krieg gruppiert. Was mir z. B. gut gefallen hat, ist, dass die einzelnen Armeen Anführer haben mit Erfahrungsgraden, Stärken und so etwas. Ein bisschen Probleme hatte ich damit, dass es naturgemäß nur recht langsam voran ging.

Habt ihr Erfahrungen gemacht mit anderen Vertretern des Genres? Gibt es Vertreter, die im Spielspaß mit bekannteren und abstrahierteren Strategiespielen mithalten können?

[Anaeyon]

Du könntest dir mal die Total War-Reihe anschauen.
https://www.youtube.com/watch?v=CLMPaxh-tf8

Napoleon und Empire halte ich für die besten Teile der Serie. Wenn du aber lieber Diplomaten und Spione als einzelne Einheiten über die Karte schickst, anstatt alles global über ein Menü zu machen, könntest du dir auch Medieval2 anschauen. Nur empfand ich in diesem älteren Teil der Serie die KI als ein klein wenig nervig..

[Traitor]

PCKaiser war sehr amüsant, ja, aber vom Spielgefühl näher am Deutsche-Historien-WiSim-Genre, also Patrizier, Fugger & Co.

Imperialism wäre noch ein Klassiker im Genregrenzbereich, der für mich aber immer ein eher unglücklicher Mix zwischen Civ und Wisim mit Schwächen in beiden Bereichen war und es mir somit nie so recht angetan hat.

Europa Universalis (ob 1 oder 2, weiß ich nicht mehr) habe ich nur mal kurz angespielt, was in diesem Genre definitiv nicht zur qualifizierten Meinungsbildung ausreicht. Das unqualifizierte Fazit war, dass es selbst mir, der in Civ oder Alpha jeden Siedler manuell steuern muss und niemals Berater/Gouverneure einsetzt, zuviel Mikromanagement hatte. Aber vielleicht fühlt man sich auch nur anfangs im Meer der Optionen verloren und bei genügender Einarbeitung wäre es gar nicht viel "schlimmer" als Civ.

Dass das Genre sich bei Bonner Mathematikern großer Beliebtheit erfreut, konnte ich auch schon in höheren Kreisen feststellen...

PS @ Anaeyon: Bei Total War überwiegt doch recht deutlich der taktische Echtzeitteil gegen den globalstrategischen Rundenteil. (Zumindest in den älteren Teilen, und eine Umkehr gegen den allgemeinen Trend würde mich doch stark wundern.)

[Lykurg]

Einen schönen parodistischen Ansatz hat Tropico (du bist der führende Semidemokrat auf einer Karibikinsel), allerdings mit massivem Schwerpunkt auf WiSim, nicht allzu weit entfernt von SimCity, also eher nominell ein Staat. Es gibt zwar Diplomatie und internationale Beziehungen als durchaus relevanten Teil des Spiels, sehr ausgereifte Optionen hat man in der Richtung aber nicht - und wenn es zum Krieg kommt, ist das schon recht ärgerlich (u.a. ziemlich wirtschaftsschädlich).