Anglizismen in den Medien

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Shockk
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Mi 9. Jun 2004, 02:11 - Beitrag #21

Do tell? Artanis - sicherlich suggerieren englische Slogans aufgrund ihrer leichten Fremdartigkeit und der oft mit der Verbreitung der englischen (amerikanischen) Sprache assoziierten amerikanscihen "Überlegenheit" (platt gesagt) nach wie vor Professionalität.

Allerdings nur für die, die sie nicht durchschauen, entweder aus Unlust oder aus Unvermögen heraus. Jeder normal gebildete Mensch sollte sich bei so übertrieben "professionellen" Wortschöpfungen (nennen wir sie mal so) doch eigentlich an den Kopf fassen, ob der schieren Sinnfreiheit der Verenglischung des Produktes. Das dies bei der groben Masse nicht funktioniert ist leider ein anderes und tragisches Thema.

Artanis
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Mi 9. Jun 2004, 14:10 - Beitrag #22

@shockk

Absolut korrekt. Das komische an der Sache ist, dass diese Werbung auch in englisch-sprachigen Ländern Erfolge erzielt. Einfach irgendwelche Neologismen, welche Professionalität und Erfahrung suggerieren und 95% der Bevölkerung ordnet sich unter und glaubt.

Traitor
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Mi 9. Jun 2004, 14:44 - Beitrag #23

Beim gebildeteren Teil der Bevölkerung haben diese englischen Bezeichnungen auch genau den umgekehrten Effekt - Ein "Oxyclean" klingt für mich nach albernem Gefasel, während ein "Sauerstoff-Reiniger" zwar nicht gerade sprachästhetisch ist, aber mir sehr klar sagt, was ich kaufe, und somit ausgesprochen seriös wirkt.
Nur leider ist der gebildete Teil der Bevölkerung bekanntlich massiv in der Minderheit... erst recht beim TV-Publikum.

janw
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Mi 9. Jun 2004, 16:26 - Beitrag #24

@Traitor: Das könnte man aber auch so verstehen, daß Bildung letztlich dem Absatz all der schönen neuen Produkte abträglich ist...bzw. gebildete Schichten eigentlich den Werbeaufwand nicht lohnen :s126:

Bedeutet der Vormarsch der Anglizismen, daß die Werbeleute die Kunden für immer dümmer halten?

Nur leider ist der gebildete Teil der Bevölkerung bekanntlich massiv in der Minderheit... erst recht beim TV-Publikum.

Ich würde hier sogar eine Kausalität vermuten, und demzufolge an Eichels Stelle die Privatsender zu einer Bildungsabgabe verdonnern...

DarkMousy
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Mi 9. Jun 2004, 18:44 - Beitrag #25

Original geschrieben von Traitor
Beim gebildeteren Teil der Bevölkerung haben diese englischen Bezeichnungen auch genau den umgekehrten Effekt - Ein "Oxyclean" klingt für mich nach albernem Gefasel, während ein "Sauerstoff-Reiniger" zwar nicht gerade sprachästhetisch ist, aber mir sehr klar sagt, was ich kaufe, und somit ausgesprochen seriös wirkt.


Allerdings, Tröte, wahrlich, wahrlich!

Da wüsste man wenigstens, was man kauft.

Durch diese unsinnigen Anglizismen wird auch die Produkterwartung des Kunden manipuliert. Mich manipulieren zu viele Anglizismen wohl eher dahingehend, dass ich das Produkt lieber nicht kaufe, weil ich nicht weiß, was genau das ist.

Ich frage mich wirklich, warum die nicht einfach alles in Deutsch lassen und mal deutsche Begriffe dafür ausdenken, zum Beispiel Wellness.

In Deutsch gab es mal folgende Situation, wo ich mich 'dummerweise' für den Erhalt der deutschen Sprache eingesetzt habe:

Lehrerin: Dann schreibt mal zu jedem Kapitel die Personen, die Aktionen und das Setting heraus.

Ich: Sie meinen Schauplatz.

Sie: Nein, Setting.

Ich: Aber Schauplatz ist deutsch und wir sind hier im Deutschunterricht.

Sie: Setting drückt das aber alles viel besser aus.

Ich: ich zeige es Ihnen gern im Wörterbuch. *ihr das Buch unter die Nase halt*

Wörterbuch: Setting = Schauplatz

Sie: *grummel* Das heißt Setting!

Ich hab deswegen eine schlechtere Note bekommen, nur weil ich Deutsch geredet habe.

Tolles Deutschland. Es sollte wenigstens die Option geben, auch die entsprechenden deutschen Begriffe gefahrlos benutzen zu dürfen.

Mousy Dark

Traitor
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Mi 9. Jun 2004, 19:05 - Beitrag #26

Naja, Setting und Schauplatz sind nicht wirklich äquivalent, da Setting ja auch die Zeit miteinschließt. "Szenerie" trifft es da besser. Ändert aber nichts daran, dass du vollkommen recht hast - der Deutschunterricht sollte nun wirklich ein Raum sein, der frei von Pseudo-Fremdwörtern bleibt. Und ein Deutschlehrer, der sich nicht dafür einsetzt, kann sein Fach genausowenig glaubhaft unterrichten wie ein atheistischer Religionslehrer...

DarkMousy
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Mi 9. Jun 2004, 19:10 - Beitrag #27

Ok...

... 'Szenerie' wäre noch besser gewesen, das entsprechende englische Wort dafür wäre aber nicht 'setting', sondern 'scenery' (oder so^^)...

Sprich, die Wörterbuchübersetzung von 'setting' = 'Schauplatz' und somit wäre bewiesen, dass selbst der Anglizist (Neoglizisme^^) den Sinn seiner Aussage nicht trifft, weil der ja 'Schauplatz' und nicht 'Szenerie' bedeutet.

So gesehen ist die Deutschlehrerin doppelt unfähig. ^^ Sie ist es wirklich und ich... ich mag sie nicht, um es einmal milde auszudrücken.

Mousy Dark

Traitor
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Do 10. Jun 2004, 12:36 - Beitrag #28

Leider muss ich immer wieder beobachten, dass auch die Matrix teilweise verangliziert wird... wenn man von "Threads", "Postings" und co redet, ist das ja ok. Es gibt zwar mehr oder weniger gleichwertige deutsche Entsprechungen, aber es sind eben die ursprünglichen "Fach"wörter.

Aber warum bitte tauchen in den Beiträgen einiger (meist jüngerer) Member Ausdrücke auf wie "mit meiner Family"? Sind wir wirklich schon so weit, dass in der Umgangssprache deutsche Wörter völlig sinnfrei durch ihre englische Übersetzung ersetzt werden? :(

Chennyboy
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Fr 11. Jun 2004, 10:56 - Beitrag #29

Als ich in Urlaub ein Spaziergang auf dem Strand machen wollte, fiel mir eins auf:
Da stand auf einer Hinweisschild doch wirklich "gebührenpflichtiger Strand" drauf. Obendrein wird auch noch ein durchgestrichener Hund gezeigt. Was hat denn der Strand verbrochen, dass er jetzt gebührenpflichtig ist? Die hunde-und strandfeindlichen Leute von den Übersetzungsbüros erlauben sich heutzutage allerhand Sachen.

Nightmare
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Fr 11. Jun 2004, 13:32 - Beitrag #30

Vielleicht sollte man sich zumindest mal das Thema des Threads, in den man schreibt, durchlesen. Oder ist das etwa zu viel verlangt, Chennyboy?

Wenn du doch noch etwas findest, womit du mir erklären kannst, was Hinweisschilder an Stränden mit Anglizismen in den Medien zu tun haben - kannst du deinen Beitrag ja editieren.

Chennyboy
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Fr 18. Jun 2004, 19:47 - Beitrag #31

Nighty, ich denke, diese "gebührenpflichtiger Strand" kommt nur zustande, weil die Leute alles aus dem Englisch- Amerikanischen übernehmen. Vielleicht heißt es dort ja "chargeable beach". Die Leute von den Übersetzungsbüros haben bestimmt die englische Wortstellung blind übernommen (chargeable=gebührenpflichtig, beach=Strand) Und Anglizismen sind ja auch englische, übernommene Begriffe). Zu deinem Vorwurf: Ich habe mir nicht nur das Thema des Threads, sondern auch alle Postings gelesen.

Monostratos
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Fr 18. Jun 2004, 20:37 - Beitrag #32

Oh, oh, oh...

Chennyboy, Strandschilder sind ganz bestimmt keine (Massen)Medien, die zudem noch einer Erwähnung oder Kritik wert wären.

Aber dieser Hund auf dem Schild... DER war doch garantiert ein Yorkshire Terrier, und die sind ja bekanntlich eine englische Züchtung. Also: Ruckzuck gegen ´ne undefinierbare Promenadenmischung eintauschen, und keiner kann sich mehr beklagen!

Nighty, ich denke, diese "gebührenpflichtiger Strand" kommt nur zustande, weil die Leute alles aus dem Englisch- Amerikanischen übernehmen. Vielleicht heißt es dort ja "chargeable beach". Die Leute von den Übersetzungsbüros haben bestimmt die englische Wortstellung blind übernommen (chargeable=gebührenpflichtig, beach=Strand)
Ja, und? Ist doch richtig so.

janw
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Fr 18. Jun 2004, 21:20 - Beitrag #33

@Chennyboy: Mit Anglizismen ist hier weniger gemeint, daß Unsitten wie die geldliche Verwertung von Allgemeingütern wie z.B. Stränden aus dem amerikanischen Raum auch nach Deutschland schwappen, hier geht es eher um Begriffe aus dem Englischen/Amerikanischen, die unter die deutsche Sprache gemischt werden, obwohl diese eigentlich gute eigene Wörter dafür besitzt.
Beispiel: Eine tree-planting- Aktion anstelle einer Baumpflanz-Aktion, merchandising anstatt Vermarktung von Fan-Artikeln ("Fan" sehe ich mittlerweile als eingedeutsch an)

Chennyboy
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Sa 19. Jun 2004, 10:45 - Beitrag #34

oh,oh,oh Mono: Ich finde eigentlich, dass sie mehr in der Richtung schreiben sollen: "Kein Zutritt für Hunde, sonst zahlen" Die Deutschen nehmen ja alles voll genau, deshalb dachte ich, dass sie auch in ihrer Formulierungen genau bleiben. Das sollte nur ein Beispiel für die sinnliche Verschrottung unserer Sprache werden. Wenn du findest, dass sie keiner Erwähnung wert sind, dann verstehe ich auch, warum sich diese sinnlich falsche Schilder durchgesetzt haben. Noch ein Beispiel: In einer großen Restaurant hab ich auf einer großen Schild gelesen: Bediente Terrasse.

Aber zu janw: Ich finde es eigentlich ganz gut, dass kurze, englische Begriffe eingedeutscht werden. Die Sprache muss sich halt weiterentwickeln. Aber es darf nicht zu einer Sinnveränderung kommen. Das finde ich schon tragisch. Und zur Sinnveränderung fiel mir dieses Schild ein.

Traitor
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Sa 19. Jun 2004, 13:52 - Beitrag #35

Chennyboy, wo siehst du denn bitte eine Sinnfälsche bei dem Strandschild? Man muss für den Eintritt bezahlen, also ist der Strand gebührenpflichtig, wie auch ein Parkplatz gebührenpflichtig ist. Hunde sind verboten, dies lässt sich wunderbar durch ein Piktogramm ausdrücken. Auch gegen die "bediente Terrasse" ist absolut nichts einzuwänden - eine stilistisch eigenwillige, aber vollkommen korrekte Verkürzung von "Terrasse mit Bedienung".

Begriffe kann man übernehmen, wenn kein entsprechendes Äquivalent existiert oder geprägt werden kann - wie etwa der Fan, der eben einen ganz anderen Bedeutungsinhalt hat als ein Fanatiker. So geschah es in der Vergangenheit auch mit Latein und Französisch. "Tree-planting-Aktion" ist aber hanebüchener Unsinn, auch wenn es in keinster Weise sinnentstellend ist; denn es fügt keinerlei neue Bedeutung hinzu.

Chennyboy
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Sa 19. Jun 2004, 17:45 - Beitrag #36

Traitor, wenn zum Beispiel Siegfried gebührenpflichtig ist, dann bedeutet es, dass der Siegfried Gebühr zahlen muss. Wenn der Strand gebührenpflichtig ist, bedeutet es, dass der Strand Gebühr zahlen muss. Der Strand hat somit ein Pflicht, Gebühr zu zahlen. Das ist sicher nicht der ursprüngliche Sinn des Schildes. Eine bediente Terrasse bedeutet, dass die Terrasse bedient wird.
Und ich dachte immer, Mensch sollen bedient werden. Das soll vollkommen korrekt sein? Frag mal dein Deutschlehrer.

Traitor
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Sa 19. Jun 2004, 18:59 - Beitrag #37

Beide Wörter verstehst du leider falsch. "Gebührenpflichtig" wird normalerweise auf das Objekt bezogen, für das Gebühren bezahlt werden müssen: gebührenpflichtiges Parken, gebührenpflichtiger Strand, gebührenpflichtiges Angebot. Dass Siegfried gebührenpflichtig ist, würde heißen, dass man zahlen muss, wenn man etwas mit Siegfried tun will.
Die "bediente Terrasse" ist wie gesagt ungewöhnlicher Stil, aber ebenfalls völlig korrekt - Ausführung siehe den Post davor.

Tut mir leid, aber hier musst du uns Muttersprachlern wohl oder übel zugestehen, solche Details besser zu wissen.

Chennyboy
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So 20. Jun 2004, 11:36 - Beitrag #38

Traitor, ich würde von so etwas nicht reden, wenn ich keine handfeste Beweise habe. Wenn Deutsch nicht mal meine Muttersprache ist, dann erst recht nicht. Ich habe diese Diskussion auch in meiner Schule mal durchgeführt. Da sind die Lehrern aber zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen.

Tut mir leid, aber ich glaube mehr an den Ergebnissen von Deutschlehrern als an deine. Diese Diskussion ist eigentlich nur ein Experiment, ob ihr etwas von der Fehler bemerkt oder nicht.

Traitor
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So 20. Jun 2004, 12:39 - Beitrag #39

Das Gerede eines Deutschlehrers hat für mich deutlich weniger Beweiskraft als die Realität - und in der wird "gebührenpflichtig" nun eben genauso konsturiert. Weiteres Beispiel: eine gebührenpflichtige Telefonnummer. Tut mir leid, du kannst mir nicht erzählen, dass ein ganz normales Wort von deinem Deutschlehrer fröhlich umdefiniert wird und danach sämtliche Verwendungen des Wortes Fehler wären.

janw
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So 20. Jun 2004, 12:47 - Beitrag #40

Chennyboy, hier muß ich Traitor recht geben.
Für "bedient" gibt es eine Ausnahme, nämlich: "Ich bin sowas von bedient" als Ausdruck äußersten genervt seins. Diese Ausnahme bestätigt die Traitorsche Regel.

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