Tronland

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C.G.B. Spender
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Do 16. Jun 2005, 20:02 - Beitrag #1

Tronland

Boris F. erinnert mich immer wieder an Karl Koch, oft ist es auch umgekehrt. Irgendwie habe diese beiden Fälle gewisse Ähnlichkeiten, wobei ich behaupten würde, dass der abgebliche Selbstmord von Boris F. noch rätselhafter und unglaubwürdiger ist, als der von Karl Koch. Überzeugt euch selbst:

http://www.tronland.net/

Im Frühjahr 1998 machte er mit "sehr gut" seine Diplomarbeit, das Cryptofon. Ein Quantensprung in der praktischen Realisierung von Verschlüsselungssystemen. Dann folgten einige Hacks die groß durch die Fachpresse gingen ohne das sein Name irgendwo erwähnt wurde. Nach einer Südafrika Reise im März und einer Ägyptenreise im Juni plante er intensiv eine Safari in einer Kleingruppe für November. Wichtig war ihm die Fortentwicklung des Cryptofons bis zur Lizensfertigung. Für weitere Laborarbeiten konnte er zwischen sieben ihm angebotenen Standorten wählen. Er neigte zu Berlin, eine endgültige Wahl war aber noch nicht getroffen.

Am Samstag den 17.10.98 sagte er zu seiner Mutter "Tschüss, ich geh dann jetzt", verlies die Wohnung und wurde innerhalb der nächsten Stunden ermordet. Für die Presse war es erst "mysteriös". Aber schon nach einem Jahr bejubelte man Burkhard Schröder für "die entzauberung des Mythos Tron": Selbstmord. Als Beweise auftauchten das es Mord war verweigerte die Staatsanwaltschaft weitere Ermittlungen und lies das Verfahren nach 3 Jahren einstellen. Mit der Begründung, selbst wenn es Beweise fuer eine Fremdeinwirkung gäbe, so "würden sich daraus keine Hinweise auf konkrete Täter ergeben, gegen die eine Anklage in Betracht käme". Gelingt es die Ermordung von Tron dauerhaft als nebulösen Selbstmord hinzustellen so werden alle die ihm irgendwie nacheifern dadurch gefährdet. Denn wenn ein Mord einmal gut klappte kann man es ja bei nächster Gelegenheit wiederholen. Nur ein breites Wissen über den Mord kann Nachfolger von Tron schützen.

Schmerzhaft ist für seine Freunde auch, daß er zur Zeit als naiver, labiler, ruhmsüchtiger Selbstmörder hingestellt wird. Wer ihn kannte weiss, daß er genau das Gegenteil war. Er war eine faszinierende Persönlichkeit die es wert ist zu erinnern. Und es ist vieleicht auch interessant zu schildern warum er so war, wie er so wurde.
Die Tatsache, dass er so hochbegabt war und an einer Verschlüsselungstechnik für jedermann arbeitete, machte ihn besonders für jene zu einer Gefahr, die etwas dagegen haben, dass Menschen Informationen austauschen, ohne abgehört werden zu können. Siehe dazu: Crypton
Der Kern des Problems sind die vielen Hintertueren die in einem PC mit Internetzugang installiert werden koennen. Bereits 1997 wurden alle paar Tage Fehler in Programmen entdeckt die die Sicherheit des Programms oder gar des ganzen Systems bedrohten. Die Vermutung, dass viele dieser Bugs vieleicht gar absichtlich zu Spionagezwecken entwickelt wurden, war naheliegend. Die Lebensdauer dieser Bugs war meist begrenzt. Denn es war unvermeidlich, dass sie irgendwann entdeckt wurden. Um diese Bugs trotzdem zur Spionage zu nuetzen war es sinnvoll, etwa fuer die NSA, ein Projekt zu haben das staendig neue Bugs entwickelt und in gebraeuchliche Software einschleusst. [...]

Werden jedoch Veranstaltungen abgehalten deren Vortraege "oft eher dem Begehen von Computerverbrechen zu dienen" scheinen und wenn man dafuer Eintritspreise von 1000 Dollar verlangt, dann ist doch klar, dass man damit Leute zum kommerziellen kriminellen Hacken motiviert. Und wer nicht bereit ist aus Geldgier mit zu machen dem drohen selbst fuer harmlosestes Hacken in den USA bis zu 120 Jahre Gefaengnis - wenn er sich nicht vom Geheimdienst anwerben laesst.


Nicht die NSA selbst, sondern die Verbindung ihrer Hexenkueche mit Kriminellen ist das Problem. Und wenn Geheimdienste sich mit Kriminellen einlassen besteht immer auch die Gefahr, dass man sich nach einiger Zeit gegenseitig erpressen kann. Was fuer Aussichten fuer die Computer- und Internetsicherheit!

Mit diesem Thema wollte ich eigentlich nur einmal auf diese interessante Internetseite und den Fall des Boris F. aufmerksam machen, aber vielleicht besteht ja auch ein Interesse daran, über Tron zu diskutieren. Allgemeine Sicherheitsaspekte in der modernen Welt der Technik sind möglicherweise auch eine Diskussion wert?

Wie steht es mit unserer Freiheit, wenn wir gegen das System agieren? Ist diese Freiheit im Grunde eine Illusion?

Wieviel von dieser Freiheit ist gefährlich, wenn sie von Kriminellen, z.B. Terroristen, benutzt werden kann? Ist der Zusammenhang zwischen zuviel Freiheit und Terrorismus ein erfundener?

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