Da gerade im Wmig vier Leute hintereinander "Tee" schrieben, ist es definitiv an der Zeit, den Thread hier wieder auszugraben.
Inzwischen habe ich mich mit meinem Weißen Tee sehr gut eingerichtet. Üblicherweise folge ich der vorgeschlagenen Dosierung (10-12g pro Liter) und Brühtemperatur (70°-80°). Ich benutze Gschwendner-Papier-Filter und schöne Siegburger-Töpferei-Kannen. Der erste Aufguss bekommt bei puren Sorten 1:30 Minuten, bei aromatisierten 2:00 Minuten. Wenn die Zeit reicht, mache ich bis zu 3 Aufgüsse von einer Portion, die späteren ziehen dabei 10-30 Sekunden länger als der erste.
An Sorten verfüge ich derzeit über den "Südindien White Oothu" vom Gschwender, eine günstige Basissorte, frisch und aromatisch genug. Deutlich teurer, aber auch merklich schmackhafter ist der "China Fancy White Peony". Von den aromatisierten mag ich vom Gschwender nur die Holunderblüte, auch gut für zwischendurch, die anderen Sorten mit Fruchtaromen sind sinnlos penetrant für so etwas feines wie Weißen Tee. Dann gibt es noch den "Edmond's Da Zhang Chan Magnolia", ein Gelber Tee (ist das dasselbe wie Oolong, oder eine Zwischenform?), auch sehr lecker. Und von einem kleinen Bonner Laden, "First Flush", habe ich einen sehr leckeren "Dragonheart", Pai Mu Tan mit Bambusblättern und Granatapfelblüten. Also nicht aromatisiert, sondern richtiges "Gemüse" drin, sehr aromatisch.
Abweichend vom üblichen Prozedere will wohl der "Yin Zhen" behandelt werden, keine großen Blatt- und Stilstücke wie sonst bei Weißem Tee, sondern nur kleine Blattspitzen. Der "Palais de Thé" aus Brüssel schlägt eine geringe Dosierung von 3-4g pro Liter vor, dafür 7 Minuten Ziehzeit bei 80° - das habe ich am Anfang stark angezweifelt, aber es funktioniert tatsächlich. Ergibt einen recht dünnen Tee, aber mit sehr feinem Geschmack, und keine Bitterkeit wie bei dieser Ziehzeit zu befürchten.
Ach ja, eine nette Spielerei sind die Teeblütengestecke, "Edmond's Yin Zhen Amaranth" beim Gschwender. Passend für eine 0,25-0,3-Tasse, reinlegen, mit 80° (?) übergießen und bis zum Trinken drin lassen. Die Entfaltung sieht sehr hübsch aus.
Kennt jemand den Grund, warum Yin Zhen längere Ziehzeiten überlebt als andere Sorten? Sitzen die nachbitternden Stoffe primär nah an den Zweigen?
Für's Büro nehme ich inzwischen entweder selbstgepackte Papierfilterbeutel in Kannenportion mit White Oothu oder Holunderblüte mit, oder greife für Seminar-Einzeltassen zu den Fertigbeuteln, die es vor längerer Zeit mal bei Aldi gab. Die sind überraschend qualifiziert - Pyramidenbeutel mit relativ großen Blattstücken, kein Pulvermatsch. Kein Geschmackshocherlebnis, aber zweckmäßig. Mal sehen, wie lange der Großvorrat hält.
Derzeit überlege ich dann mal wieder, mein Geschmacksrepertoire zu erweitern. Kalessin hat tatsächlich einen Schwarztee gefunden, den ich mag - milden First-Flush-Darjeeling, zumindest in der bisher verkosteten Sorte "SFTGFOP 1 Lingia" vom Gschwender. So einer mit sehr hellgelber Tasse und eben angenehm mild, frisch und natürlich dennoch kräftiger als ein Weißer. Werde ich mir demnächst auch mal selbst zubereiten und hoffentlich einen guten Modus finden.
Das letzte Grüntee-Experiment mit einem "sehr milden" im First Flush schlug leider fehl, zu bitter, vielleicht hatte die Bedienung aber auch gepatzt, da Kalessin ihn ebenfalls nicht mochte. Nun überlege ich, die Ipsi-Methode auszuprobieren, auch, wenn ich mir immer noch nicht vorstellen kann, dass das Ergebnis nicht zu dünn ist. Aber das muss man eben ausprobieren. Dazu folgende Fragen:
Vermutlich sollte ich einen Gyokuro nehmen, keinen billigeren Sencha?
Und dein "gestrichener Teelöffel", ist da ein Gschwender-Teelamaß die richtige Dosierung? Und auf welche Kannengröße?
Und die 10 Pulsschläge - nach vorhergehender absoluter Tiefenentspannungsmeditation oder bei normalem Lebenszustand?
Sprich, in wieviele Sekunden übersetzt sich das für Technokraten?
Schließlich noch eine Frage in die Runde - welchen Vorteil, außer dem schönen Ansehen und damit Zeremonie-Stimmungs-Fördern, hat das Verwenden einer Aufgusskanne plus Servierkanne statt einer einzelnen Kanne mit Filter? Gelangt mehr Aroma ins Wasser, wenn der Tee frei schwimmt? Aber geht man nicht gleichzeitig auch das Risiko ein, durch den Abgießfilter zu viele Reststückchen mitzunehmen und so ein Nachbittern zu produzieren? Oder muss der nur einfach qualifiziert genug sein?