Die
Zeit berichtet üder die Stiftung Stadtgedächtnis und den Streit um die Finanzierung der notwendigen Restaurierung der beschädigten Archivalien.
Entweder ich übersehe etwas oder der Artikel geht IMHO doch am Thema vorbei und lässt Leute zu Wort kommen, die vor allem hinkende Vergleiche bemühen.
Zu diesem Zweck wurde, nach langem Hin und Her, mit einem Zuschuss der Stadt Köln in Höhe von drei Millionen Euro, die Stiftung Stadtgedächtnis gegründet, und dafür soll ihr Vorstand Stefan Lafaire jetzt trommeln, werben, Spenden sammeln. Doch die Sache kommt nicht recht in Gang.
Man hat berechnet, wie teuer es wird, das Archivgut – darunter Noten von Jacques Offenbach, Akten aus der Geschichte der Hanse, die ewig gültige Brauordnung für süffiges Kölsch – zu restaurieren. 350 Millionen Euro könnte die Rettungsaktion mit Gefriertrocknung, Ziegenhaarpinseln und Schwämmchen kosten und sich über 30 Jahre hinziehen. Wer das bezahlt? Genau darum geht es jetzt, und es geht hoch her dabei. Groß war die Aufregung, als herauskam, dass die Stiftung Stadtgedächtnis für Gehälter und Sachkosten schon einiges verbraten hat, an Spenden jedoch gerade mal knapp 35.000 Euro einnahm. Ein »Trauerspiel«, heißt es.
Als Kunstmäzen kennt Nolte etliche Kuratoren amerikanischer Museen, die wiederum das Kölner Archiv genau kennen (oder: kannten), weil sie dort geforscht und gearbeitet hatten. Leider sei ja nach 2009 erst mal gar nichts passiert. »Gleich nach dem Unglück hätte man einen Überzeugungsprozess starten müssen, der deutlich macht, was für eine Katastrophe dieser Einsturz für den gesamten Kulturbereich bedeutete«, sagt Nolte. »Stattdessen ging es nur um die Frage: Wer ist schuld? Das war einfach nur peinlich.« Wie soll es weitergehen? »Es muss ein ganz anderer Ansatz her, sonst ist die Stiftung zum Scheitern verurteilt.«
Ein Scheitern wäre eine Blamage für die Bürger ebenso wie für die Landespolitik. Ist es wieder der Kölner Klüngel, der es nicht hinbekommt?
Stephan Grünewald, Vorstand der Agentur Rheingold und Autor des Buches Köln auf der Couch, nennt zwei Gründe, warum sich das Projekt Wiederherstellung so quälend hinschleppt. »Den Einsturz haben die Kölner als traumatisch erlebt, denn sie leben in der Zuversicht, dass ihre Stadt sie wie eine Mutter nährt und trägt, versorgt und feiern lässt. Diese Sicherheit war mit dem Einsturz über Nacht untergegangen. Das hat man der Stadt sehr übel genommen.« Die Folge davon sei: »Mer jevve nix« für das, was von der Kommune angeschoben wird.
Und so scheint es, als gehe es um sehr viel mehr als um die Rettung bedeutender historischer Quellen – nämlich um die Frage, was Köln lieb und wert ist. Eine Metapher für das Selbstbewusstsein einer Stadt, die voller Widersprüche steckt. Für den Dombauverein wäre es ein Kinderspiel, in höchster Not beträchtliche Summen einzuwerben. »Für den Dom würde der Kölner sein letztes Hemd opfern«, behauptet Grünewald.
Ich versuche zu ordnen: offensichtlich als Folge von Pfuscha m Bau stürzt das Stadtarchiv ein und neben zwei Menschenleben entsteht ein Sachschaden, der weiterhin auf insgesamt ca. 1 Milliarde Euro beziffert wird.
Die notwendige Restaurierung läuft an, teils mit Freiwilligen und Ehrenamtlern. Darüberhinaus gibt die Stadt einer Stiftung einen Zuschuß, damit diese ddurch Spendeneinwerbung die Finanzierung der Restaurierung sicherstellen soll.
Es wird beklagt, dass die Kölner für die vielen Achivschnipsel nicht spenden wollen, aber für den Dom ihr letztes Hemd geben würden.
Ähm, gehts noch?
Soll wirklich ernsthaft versucht werden, den Schaden durch eingeworbene Spenden zu finanzieren? Ist es nicht geradezu denklogisch zwingend, dass diese Aufgabe von der Stadt Köln vorzufinanzieren ist und später, soweit eine von der Stadt Köln verschieden Organisation oder Person(engruppe) gerichtlichals schuldiger Verursacher ermittelt wird, die Kosten von jenem wieder beizutreiben sind?
Warum wird die Kostenfolge von Baupfusch mit dem Unterthalt eines Weltkulturerbes, dessen Kosten die Besitzer de facto überfordern und bei denen keine durch Fehlhandlungen verantwortliche existieren (oder meint jemand die Domerbauer hätten zu protzig gebaut und nun seien ihre Erben oder die Verursacher der den Dom belastenden Umweltverschmutzung heranzuziehen?), verglichen?
Persönlich, als Zufallskölner, kann ich nur sagen, das ich die Restaurierung der Archivalien für alternativlos wichtig halte und auch am Erhalt des Domes interessiert bin. Aber aus obigen Gründen sehe ich wirklich keinerlei Motiv, etwas für das Stadtarchiv zu spenden - und statt dem Dom unterstütze ich zugegeben auch lieber einen mir persönlich näheren anderen Sakralbau in Köln.