Die "Bio ist auch nicht besser"-Berichte unterliegen groben statistischen Fehlschlüssen. Natürlich sollten idealerweise alle Bio-Produkte sämtliche Bio-Standards stets perfekt einhalten. Aber der Vorteil von Bio ist auch dann noch gewahrt, wenn dies nur für die überwiegende Mehrheit der Produkte zutrifft. Niemand kann sich komplett schadstoffrei ernähren. Aber wenn man durch den weitgehenden Konsum von Bio-Produkten den Eintrag vieler Schadstoffe deutlich senken kann, lohnt sich das doch bereits.
Wenn von 100 Bio-Produkten, die ich kaufe, 10 die strengen Bio-Grenzwerte nicht einhält, vielleicht gar nur falsch etikettierte "konventionelle" (ein dämliches Wort) Produkte sind, habe ich immer noch 90 mal Nonbio-Schadstoffmenge minus Bio-Schadstoffmenge gespart. Und auch wenn eines dieser Produkte durch einen größeren Skandal gar viel mehr Schadstoffe enthält als ein normales Produkt, habe ich noch weniger abbekommen. Ganz davon abgesehen, dass die Wahrscheinlichkeit eines hochskandaligen Produktes bei 100 Nichtbio-Produkten mit Sicherheit nicht geringer gewesen wäre und Nichtbio-Produkte auch die lascheren Nichtbio-Regeln bei weitem nicht immer einhalten.
Solange ich darauf vertrauen kann, dass das Bio-Kontrollsystem fast immer oder zumindest meistens funktioniert, lohnt es sich für mich, Bio zu kaufen. Einzelfälle ändern daran nichts, so ärgerlich und bekämpfenswürdig sie auch sind.
Die allgemeine Agrar-Zukunft muss für mich einen Mittelweg zwischen Konsumstabilisierung und Jans Wintereintönigkeit finden. Wir müssen nicht komplett auf Fleisch verzichten, aber wenn die Haltungsbestimmungen weiter verschärft und die Umweltschäden vernünftig auf den Preis angerechnet würden, würde der Markt schon dafür sorgen, dass der Konsum sich auf vernünftigem Niveau einpendelt. Ebenso bei Flug- und Kühlobst. Aber das kann nur mit einer konsequenten Kombination von Kontrollen, Strafsteuern und Subventionen erreicht werden, von selbst macht der Markt das nicht.
Ipsi, wenn man genug Geld auszugeben bereit ist und sich freiwillig an die Saison hält, findet man doch schon ziemlich schmackhaften Fraß. Den leckeren wird es wohl auch in deiner Kindheit nicht das ganze Jahr und an jedem Wochentag gegeben haben. Zumindest kenne ich kaum einen Vertreter "älterer Generationen" (ich hoffe, die Anführungszeichen sind groß genug, um die Beleidigung zu relativieren
), der keine Traumata von Eintopf, Gemüseschleim und Fettfleisch mit sich rumschleppt, die mindestens so schlimm sind wie die meinen von Hollandtomaten und Tiefkühlpizza.