Alice Schwarzer schreibt zu Kachelmann-Prozess&Kindesmißbrauch

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Maglor
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Fr 21. Dez 2012, 22:19 - Beitrag #41

In letzter Konsequenz wurde im Prozess nur der schlimmst-mögliche Fall der Trennung öffentlich gemacht. Regelmäßig werden die ehemaligen Partner mit den übersten Vorwürfen konfrontriert.
Dem Richter bleibt es überlassen in einer solcher Schlammschlacht für oder gegen den einen oder anderen zu entscheiden. Häufig trifft er jedoch keine Entscheidung in der Sache, da der gegentliche Streitgegenstand nicht Gegenstand der Hauptverhandlung ist. Im Grunde ist es ein Missbrauch der Strafjustiz, in der Regel für den abservierten Partner. Oder eben auch nicht.

Was Gegenstand der Hauptverhandlung ist, hat Frau Schwarzer ohnehin nie verstehen wollen. Bei diesem Prozess ging es nur um Kachelmann und seine Alte, nicht um Deutschland, die Frauen oder das Licht der Welt.

Lykurg
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So 2. Feb 2014, 17:55 - Beitrag #42

"Es gibt Fehler, die kann man nicht wieder gutmachen. Zum Beispiel Rufmord.", hat Alice Schwarzer nun gesagt - allerdings in eigener Sache.

janw
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Di 4. Feb 2014, 15:58 - Beitrag #43

Nun, man muss ihr denke ich lassen, daß sie ihre Steuersache aus eigenem Antrieb, offenbar ohne Zusammenhang zu Steuer-CDs, erledigt hat.

Ihr Umgang mit dem Kachelmann-Fall gefällt mir nicht, aber diese Sache wäre in gleicher Weise zu kritisieren, wenn es die Steueraffäre nicht gäbe.
Die Frage nach ihr als "moralischer Instanz" würde sich IMHO auch dann stellen, denn die bemisst sich für mich auch an ihrem Verhältnis zur rechtlichen Unschuldsvermutung und der Erfordernis eines Tatnachweises. Sie geht offensichtlich sehr weit davon aus, daß sexueller Übergriffe Beschuldigte auch wirklich Täter sind und daß somit Tatvorwürfe regelmäßig Verurteilungen nach sich ziehen müssten.

Ipsissimus
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Di 4. Feb 2014, 17:09 - Beitrag #44

Nun, man muss ihr denke ich lassen, daß sie ihre Steuersache aus eigenem Antrieb, offenbar ohne Zusammenhang zu Steuer-CDs, erledigt hat.


die Titanic meint dazu Folgendes:

Ja, ich hatte ein Konto in der Schweiz. Ich hatte es vergessen. So etwas passiert. Mein Steuerberater hat mich daran erinnert, rechtzeitig zur Amnestie letztes Jahr. Ich weiß noch, wie er sagte: Frau Schwarzer, wenn Sie jetzt sofort zahlen, müssen Sie vielleicht nicht ins Gefängnis. Das hat mir eingeleuchtet. Wir haben einen Deal mit dem Finanzamt gemacht. Ohne Tamtam, ohne Kameras. Moralisch und ethisch war die Sache damit begraben.

Daß jetzt so eine Sauhatz auf mich veranstaltet wird, wegen eines Vergehens, von dem ich mich längst diskret freigekauft hatte, hat vermutlich dunklere Gründe. Denn als kritische Feministin macht man sich Feinde. So wollte ich im Kachelmann-Prozeß die Unschuldsvermutung abschaffen. Denkbar, daß es vielleicht Jörg Kachelmann war, der mir heimlich nachreiste, Fotos machte, wann immer ich mit den Plastiktüten voller Geld über die grüne Grenze gelaufen bin. Das wäre nicht nur illegal, es wäre menschlich zutiefst widerlich. Ich hoffe, daß Kachelmann auch für diesen Verdacht hart bestraft wird.

Anständige Redaktionen haben das Material des Informanten abgelehnt. Meine lieben Freunde bei der Bild-Zeitung wollten es zunächst drucken, bis ich sie, nach stundenlangem Heulen am Telefon, mit dem Versprechen locken konnte, für eine neue Kolumne betrunken durchs Bahnhofsviertel zu laufen und Prostituierte anzupöbeln. Der Spiegel war nicht so ethisch.

Noch einmal zu den Gründen für dieses Konto: Einerseits habe ich darauf eingezahlt in einer Zeit, in der die Hatz gegen mich solche Ausmaße annahm, daß ich ernsthaft dachte, vielleicht muß ich ins Ausland gehen, mich auf einem Dachboden verstecken. Schon einmal hat man in Deutschland Jagd auf superreiche dicke Medientanten gemacht. Zum anderen wollte ich mit dem Geld eine Stiftung gründen, die mein privates Geschmarre als Forschungs- und Dokumentationsarbeit adeln sollte – aber dann stellte ich fest: So was habe ich ja schon, mit meinem Frauenturm in Köln. Doch auch hier zeigt sich, daß ich ausschließlich ans Gemeinwohl gedacht habe.

Natürlich: Fehler zu machen ist falsch. Aber ich habe meinen Fehler gestern eingesehen, und heute bin ich ein besserer Mensch. Wer das nicht akzeptiert, mißhandelt und schlägt wahrscheinlich auch Frauen. Das finde ich das eigentlich Erschreckende an dieser Debatte.

janw
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Di 4. Feb 2014, 17:20 - Beitrag #45

Habe ich etwas Entscheidendes in der Berichterstattung übersehen, liegt etwas Bestimmtes im Zeitpunkt, kann man von einem Deal sprechen?

Sehr schön, wie die Titanic Schwarzers Selbstgerechtigkeit beschreibt.

Ipsissimus
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Di 4. Feb 2014, 18:38 - Beitrag #46

sie hat die Anzeige zu einem Zeitpunkt lanciert, als sie in Gefahr geriet, nicht mehr unter Amnestie zu fallen, wenn sie noch länger wartet. Und sie hat nur den Teil zurück gezahlt, der noch nicht verjährt war. Und sie hat erst nach massiven öffentlichen Vorwürfen beschlossen, den Teil, den sie nicht zurück gezahlt hat, in einer Spende zu verwenden, wobei noch die Frage ist, ob sie das nicht nur deswegen gemacht hat, weil es das Verfahren zu ihren Gunsten beeinflusst

janw
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Di 4. Feb 2014, 22:20 - Beitrag #47

Das mit dem Zeitpunkt war mir entgangen. Die Sache mit dem Verjährungsbetrag hörte ich gestern - unschön, aber letztlich ist das Problem, daß es überhaupt Verjährung gibt. Man könnte Schwarzer hier listenreich beikommen, daß Verjährung doch auch in dem von ihr bearbeiteten Rechtsbereich ein erhebliches Problem darstellt und sie nicht selbst guten Gewissens selbst von einer Verjährung profitieren dürfe...
Irgendwie ist mir noch so, als wäre die Spende zugunsten einer von ihr selbst steuersparend errichteten Stiftung erfolgt.

Insgesamt sehr unerqucklich, insofern meine kleine Apologie relativierend.

blobbfish
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Di 4. Feb 2014, 22:29 - Beitrag #48

Ich habe es auch so gelesen, dass sie sich nun wegen des Rufmordes und der Hetzkompagne, das Geld, das sie sowieso in diese Stiftung stecken wollte, eben jetzt schon und nicht erst planmäßig in die Stiftung steckt. Mir ist der Zusammenhang zwar nicht klar, aber da wird es sicher einen geben.

janw
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Di 4. Feb 2014, 22:48 - Beitrag #49

Nun, vorher konnte sie mit dem Geld leben, es für Wendungen des Lebens vorhalten, in der Stiftung ist es festgelegt.

Mir scheint die Schwarzer etwas seltsam - bekanntermaßen von ihrer Mission erfüllt, aber allmählich offensichtlich mit Bedrohungsempfindungen. Etwas zu groß für sich selbst?

Lykurg
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Fr 7. Feb 2014, 10:42 - Beitrag #50

Danke für den Titanic-Beitrag, Ipsissimus! Wie schon so oft hat aber auch der Postillon die Vorlage in wunderbarer Weise genutzt:
Schwarzer rief andere übernatürliche Personen auf, ihre neue Kampagne "Mein Konto gehört mir" zu unterstützen. Sie stehe bereits in engem Kontakt mit dem Burda-Verlag, um mit dem nächsten Titel der Zeitschrift "Focus Money" für einen Paukenschlag zu sorgen. Das Cover soll Prominente mit der Schlagzeile "Wir haben hinterzogen" zeigen. Bayern-Manager Uli Hoeneß und Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz haben ihr Mitwirken bereits zugesagt.

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Ich finde es als Nachgeborener schwierig zu beurteilen, wie realistisch bzw. überspannt die von ihr als Motiv angegebene Bedrohung ihrer Person damals ist. Klar ist, daß spätestens seit Zusammenarbeit mit Bild deutlich war, daß Moral für sie keinen Stellenwert (mehr?) hat, ihr einziges Interesse sind Machtmittel (ob medialer oder finanzieller Gestalt).

janw
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Fr 7. Feb 2014, 11:38 - Beitrag #51

Ich bin mir des "Moral hat für sie keinen Stellenwert" nicht so sicher; ich denke, Moral hat jenseits der gesellschaftlichen Setzungen auch eine individuelle Komponente, verbunden mit eigenen Sicherheitsgefühlen (hier denkbar Gelddeponierung als Absicherung in als bedrohlich empfundener Umwelt), eigener Selbstzwecksetzung (in diesem Fall "Geld ist für den von mir geführten und von mir abhängigen Kampf") und politischer Haltung (vielleicht zu einer Zeit wirklich "keine Steuern für diesen frauenrepressiven Staat").

Daß solche Eigennormsetzungen im Konflikt mit öffentlichen Normen nicht akzeptabel sind, ist keine Frage.
Aber die Art der Eigennormsetzungen macht den Fall doch individuell, anders z.B. als den Fall Hoeneß.

Ipsissimus
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Fr 7. Feb 2014, 13:07 - Beitrag #52

man nennt sowas "privates Recht", lex prives, eben ein beanspruchtes und ausgeübtes Privileg^^ und die Gründe, mit denen mensch eigene Privilegien vor sich selbst rechtfertigt, sind nie unverständlich oder fragwürdig, nicht für die Betreffenden selbst

ich habe mit der Steuerhinterziehung als solcher kein Problem, da ich mit einfacher Moral nichts am Hut habe; die doppelte und dreifache Moral geht aber in großen Teilen genauso von ihr selbst aus wie von den Beobachtern. Leben und leben lassen - wer geschont werden will, tut gut daran, selbst zu schonen.

janw
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Fr 7. Feb 2014, 14:54 - Beitrag #53

Ich sehe es als Raub an der Allgemeinheit - das Gemeinwesen funktioniert nur, wenn alle dazu beitragen, und das Beitragswesen ist monetär ausgerichtet, um dem Gemeinwesen die Erledigung seiner Aufgaben mit monetären Mittel zu ermöglichen.

Von daher geht auch Schwarzers Entschuldigungsstrategie IMHO etwas fehl - es ist nicht zu beanstanden, daß sie das Geld in der Schweiz hat. Sie hätte nur auf die dort erzielten Gewinne hier Steuern zahlen müssen bzw. jetzt alle Gewinne nachversteuern, nicht nur die nicht verjährten.

Ich denke aber auch, daß viele der sich jetzt Erregenden im Zweifel ähnlich handeln würden - den meisten fehlt IMHO schlicht das Geld, um Steuern zu hinterziehen.

Feuerkopf
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Sa 8. Feb 2014, 10:04 - Beitrag #54

Jan, ich stimme dir vollinhaltlich zu!

Alice war mal wichtig, ich erinnere mich sehr, sehr gut an die 70er und die Frauenbewegung. Es war nötig, radikal zu sein und Maximalforderungen zu stellen, um überhaupt etwas zu bewegen und schließlich auch zu ändern.
A. S. hat immer polarisiert, sie konnte und kann offenbar nicht anders.
Diese Steuerhinterziehung und noch viel mehr ihr Opfer-Gehabe finde ich allerdings traurig.

Maglor
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Sa 8. Feb 2014, 12:47 - Beitrag #55

Zitat von Alice:Moralisch und ethisch war die Sache damit begraben.

Richtig ist, dass die Sache nach Selbstanzeige juristisch begrabgen war. Mit Moral und Ethik hat das nichts zu tun, aber es auch eine gute Frage, ob Frau Schwarzer etwas davon versteht.
Nach der Sache mit Kachelmann ist schon faszinierend zu beachten, wie sie sich auf der anderen Seite der "Kampagne" schlägt.

Maglor
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Fr 10. Feb 2017, 18:48 - Beitrag #56

Alice Schwarzer wurde jüngst mit den Fakten konfrontiert.
Zitat von Kachelmann:Warum er sich das antue, wird er gefragt. „Jeder, der auch nur die Empathie eines abgetauten Kühlschranks hat, kann nachvollziehen, dass mich das, was mir passiert ist, berührt. So etwas berührt und zerstört Menschen.“ Dass er aus diesem Abend in Köln nicht als der strahlende Held hervorgehen würde, das „war mir schon klar“.

Kachelmann saß 4 Monate unschuldig in Untersuchungshaft. Im Zivilverfahren wurde festgestellt, dass der Vergewaltigungsvorwurf auf Lügen basierte.
Schwarzer verbreitet weiterhin, Kachelmanns Freispruch sei ungerechte Täterjustiz. Mit den Grundsätzen des Rechtsstaates ist sie offensichtlich nicht einverstanden. (Warum sonst schlug sie "Unschuldsvermutung" als Unwort des Jahres vor?
Zitat von Schwarzer:„Donnerwetter, das ist aber eine Ehre“, entfährt es ihr. „So tief sitzt das, so ein leidenschaftliches Ding ist das, dass die beiden Herren eigens aus Hamburg und Zürich anreisen. Ich muss sagen, und ich hoffe, Sie verstehen das richtig, ich meine es sogar Ernst, irgendwo bin ich gerührt.“ – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/25707380 ©2017

Wieso darf eine Verschwörungstheoretikern wie sie überhaupt an der Uni Köln einen Vortrag halten? :crazy:

Maglor
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Mo 18. Dez 2017, 22:46 - Beitrag #57

Alice Schwarzer wird 75. Auch wenn sie sich vor ein paar Jahren als BILD-Redakteurin unnd CDU-nahe Konservative geoutet hat und in jüngster Zeit mehrfach als Rassistin geoutet wurde, ist sie doch immer die Alte.
Egal wie schwarz du bist, Alice war ist Schwarzer. :crazy:

Ihr wares Können zeigt sie erst in der Auseinandersetzung mit Esther Vilar.
Der WDR sendete 1975 den Kampf der Alice Quixote mit den Windmühlen und ihr Kampf ist noch längst nicht vorbei. :crazy:

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