Schlecker-Insolvenz

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Ipsissimus
Dämmerung
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Do 29. Mär 2012, 14:54 - Beitrag #21

ich befürchte nur, das Problem stellt sich genau anders herum

es gehört m.E. nicht in Frage gestellt, dass bei Großinsolvenzen der Staat einspringt, sondern warum er bei Klein- und Mittel-Insolvenzen nicht einspringt

und natürlich vor allem, warum eine Familie, deren Misswirtschaft das herbeigeführt hat, dafür mit 70000 Euro im Monat belohnt wird

Traitor
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Do 29. Mär 2012, 15:22 - Beitrag #22

In gewissem Sinne springt er ja ein, über die normale Arbeitslosenversicherung. Die dauerhaft auf das Niveau solcher Sondermaßnahmen aufzubauen, wäre die eine Variante. Die finanziell realistischere wäre, die immer wieder anfallenden Großinsolvenz-Millionen auf den Standardarbeitsmarktetat umzuverteilen.
Ein sehr weitgehendes dauerhaftes Rettungssystem für insolvente Firmen wiederum würde wohl nur riskante Unternehmensstrategien und geplante Pseudoinsolvenzen befördern.

Die Familie ist in der vorliegenden Rechtsform halt nicht mithaftend, das ist Anton alleine. Allerdings könnte man durchaus fragen, warum bei Arbeitslosen die Verwandtschaft für den Lebensunterhalt mit aufkommen muss, bei Unternehmensinsolvenzen aber nicht für die Verbindlichkeiten. Vermutlich würde eine derartige Regelung als Hemmnis für Unternehmensgründungen gesehen. Generell halte ich so eine Trennung auch für vernünftig, irgendwo müssen Haftungsgrenzen liegen. Ob im Schlecker-Einzelfall aber die Kinder nicht selbst so sehr ins Unternehmen eingebunden sind, dass sie eigentlich moralisch gesehen mithaften müssten, wäre eine weitere Abwägungsebene.

Ipsissimus
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Do 29. Mär 2012, 15:38 - Beitrag #23

Traitor, wenn diese Familie aus 10 Leuten bestünde, erhielte von ihnen immer noch jeder 7000 Euro Arbeitslosengeld monatlich; und von einer zeitlichen Limitierung war in keinem der Artikel, die darüber berichteten, die Rede^^

Traitor
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Do 29. Mär 2012, 19:34 - Beitrag #24

Wenn ich die Meldungen zu diesen ominösen Siebzigtausend richtig verstanden habe, handelt es sich um Schätzungen, wieviel der Rest der Familie aus seinem (zumindest restlich) von Anton unabhängigen Vermögen ungefähr an Einkünften erzielt, siehe z.B. diesen Artikel.

Ob es irgendwelche Arbeitslosengeldzahlungen für die als (angestellte?) Manager tätigen Kinder gibt, weiß ich nicht, bei Anwendung der üblichen erst-das-eigene-Vermögen-ausbrauchen-Regel ist das aber hoffentlich auszuschließen.

Maglor
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Do 29. Mär 2012, 21:05 - Beitrag #25

Wenn die Manager nicht auf 400-€-Basis angestellt waren, dürften sie Arbeitslosengeld I erhalten. ;)
Das Arbeitslosengeld I wären 60 - 67 % des Manager-Gehalts ggf. nur der Höchstsatz von 180,82 € pro Tag.
Das eigene Vermögen mus erst für Arbeitslosengeld II - auch Hartz IV genannt - aufgebraucht werden.
Schleckerverkäuferinnen (400 €) mit sozialversicherungspflichtig beschäftigten Partner (auch ohne Trauschein in eheähnlicher Bedarfsgemeinschaft) gehen wahrscheinlich sogar leer aus und bekommen nicht einmal Hartz IV.
Das soziale Netz funktioniert. :crazy:

Ipsissimus
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Fr 30. Mär 2012, 10:37 - Beitrag #26

dazu ist es ja mittlerweile auch da, zur Abwehr der gesetzlichen Ansprüche der Bürger an den Staat

Traitor
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Mo 11. Jun 2012, 20:23 - Beitrag #27

Und, wer hat alles bei den Plünderparties in den Restfilialen mitgemacht...?

In ein paar Wochen dürfte es dann ja die nächste Runde bei "Ihr Platz" geben. Ehrlich gesagt hätte ich auch nicht verstanden, warum gerade die Tochtermarke, die vor Jahren schon selbst pleite war und von Schlecker gerettet wurde, jetzt sanierungsfähiger sein sollte als das Mutterunternehmen. Zumal ich "Ihr Platz" auch für sehr fragwürdig am Markt postiert halte - ich war zum Beispiel noch nie in so einem Laden drin, weil mir schlicht und ergreifend nie klar war, was das eigentlich für ein Laden sein sollte. Dass es eine Drogerie ist, wurde mir erst jetzt durch die Schlecker-Berichterstattung wirklich klar. Im Eingangsbereich steht nämlich immer barrikadenhaft vermischter Schnäppchenkrempel...

Lykurg
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Mi 13. Jun 2012, 14:19 - Beitrag #28

Ich habe bewußt am Tag vor der Leichenfledderei dort eingekauft - nicht viel, aber Dinge, die ich gerade brauchte. Ich könnte gleich nochmal gucken, wie es da inzwischen um Waschmittel bestellt ist - schon ärgerlich: eine Filiale ist ganz in meiner neuen Nachbarschaft, bisher kam Schlecker für mich kaum infrage, jetzt muß ich hoffen, daß dort nachher wieder eine Drogerie einzieht (hoffentlich Budni), weil sonst die nächste ein ganzes Stück weiter weg ist.

Jedenfalls war die Stimmung der Verkäufer schon heftig zu spüren - ich kaufte unter anderem einen Auswringer für einen Mop, und da kein Preisschild draufklebte, gab die Verkäuferin ihn mir kurzerhand so mit - so schnell und selbstverständlich, daß mir erst hinterher beim Blick auf den Bon klarwurde, was sie tat.

Filialen dieser ominösen Schlecker-Töchter bin ich noch nie begegnet.

blobbfish
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Mi 13. Jun 2012, 14:50 - Beitrag #29

Zitat von Traitor:Und, wer hat alles bei den Plünderparties in den Restfilialen mitgemacht...?

In ein paar Wochen dürfte es dann ja die nächste Runde bei "Ihr Platz" geben. Ehrlich gesagt hätte ich auch nicht verstanden, warum gerade die Tochtermarke, die vor Jahren schon selbst pleite war und von Schlecker gerettet wurde, jetzt sanierungsfähiger sein sollte als das Mutterunternehmen. Zumal ich "Ihr Platz" auch für sehr fragwürdig am Markt postiert halte - ich war zum Beispiel noch nie in so einem Laden drin, weil mir schlicht und ergreifend nie klar war, was das eigentlich für ein Laden sein sollte. Dass es eine Drogerie ist, wurde mir erst jetzt durch die Schlecker-Berichterstattung wirklich klar. Im Eingangsbereich steht nämlich immer barrikadenhaft vermischter Schnäppchenkrempel...


Mir ist nur eine solche Filiale bekannt: Im Bahnhof Wilhelmshöhe am Seiteneingang, wo der durchschnittliche Bahnhofsnutzer eher nicht lang kommt. Habe es für einen typischen überteuerten Bahnhofsladen gehalten, war auch mal drin, hatte mich in der über den recht hohen Drogeriezeugsanteil allerdings gewundert, aber nicht zu sehr, bei Gleis 3/4 kann man auch Kondome aus einem Automaten ziehen, auch (Einweg)-Rasierer. Beteiligt habe ich mich bei den Restposten aber nicht.

Traitor
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Mi 13. Jun 2012, 19:35 - Beitrag #30

@Lykurg: Gibt es tatsächlich Produkte, die es ausschließlich in Drogerien und nicht auch in Supermärkten gibt? Oder sind jene genauso weit weg?
Freie Mopausgabe, wenn das der Mob wüsste...

@blobbfish: Gut zu wissen, dass die Nichtidentifizierbarkeit nicht nur an mir liegt. In Hannover ist mindestens ein Ihr Platz sogar ziemlich gut mitten im Hauptbahnhof gelegen. In Bonn gab es glaube ich auch irgendwo einen recht zentalen.

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Do 14. Jun 2012, 12:18 - Beitrag #31

Nein, aber der nächste Supermarkt ist nicht sehr groß, Utensilien wie Besen, Mop, Eimer, Fensterputzwerkzeug etc. sucht man dort vergebens, bei Waschmitteln ist die Auswahl auch kleiner als in einer Drogerie (außer bei dem hiesigen Schlecker, wie ich vorhin feststellte, denn das wurde natürlich alles abgeräumt, läßt sich ja gut hamstern).

Laut Filialsuche gibt es genau einen "Ihr Platz" in Hamburg, und der liegt einem Stadtteil im Südosten, in dem ich mE bisher nur einmal eingekauft habe (Kennern der norddeutschen Topographie legt schon der Name die Entfernung nahe: 'Bergedorf'). Kein Wunder, daß die Kette mir kein Begriff war.

Lykurg
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Do 16. Aug 2012, 19:19 - Beitrag #32

Nachtrag: Zufällig fand wenige Tage später eine "Ihr Platz"-Tasche auf dubiosem Weg in meinen Besitz. Ich werde sie aufheben.

Nun zieht an Stelle 'meines' Schlecker ein Laden ein, dessen Vorankündigungen schon einiges verraten und den örtlichen Zahnärzten einige Spontanbesuche einbringen könnten...^^ "Hamburg's größtes Gebrauchtwaren Paradies" - "Schn€ppchen-Paradies" bzw. www.schneppchen-hamburg.de - nunja, man darf gespannt sein, vor allem, wie groß die karitative Selbstverpflichtung des Unternehmens wirklich ist.

Ipsissimus
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Fr 17. Aug 2012, 10:39 - Beitrag #33

Ist doch eine geniale Geschäftsidee: "Wir verkaufen Ihren Müll an Bedürftige". Von verschenken steht da nur dann was, wenn die Kasse stimmt:

2. Menschen mit kleinem Geldbeutel können sich bei uns mehr leisten
3. Wenn dank Spenden mehr verkauft wird, kann Schn€ppi mehr spenden


bösartig

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Fr 17. Aug 2012, 12:45 - Beitrag #34

Naja, die Werbesprüche und die Gesichter dazu* zeigen ja schon, daß die Klientel nicht so sehr die Bedürftigen sind, sondern der soziale Effekt über Spenden erreicht werden soll. Da müßte nur dringend offengelegt werden, was für ein Anteil gespendet wird (ggf. oberhalb welcher Fixkosten); ein Spendensiegel wäre dann sehr wünschenswert. Immerhin schon ein netter Ansatz, den Kunden bestimmen zu lassen, wofür es verwendet werden soll - jedenfalls wenn sie das ernstmeinen.

Müllvermeidung finde ich auch sinnvoll, von daher ist mir das Konzept an sich nicht unsympathisch, wenn sie es transparent durchführen und gelegentlich den Deppen-Apostroph entfernen. Und es ist ja klar, daß die Miete und das Personal nicht umsonst arbeiten und sie schon daher die Dinge nicht umsonst anbieten können, auch wenn sie sie umsonst bekommen. (Das würde im Zweifel sofort auch zu professionellem Mißbrauch führen.) Findest du Oxfam-Läden ebenfalls bösartig?

______
*Sie sind nur ein bißchen gruslig angesichts der Tatsache, daß der Laden erst zum 1.9. öffnet, also offensichtlich ist, daß es sich nur um Werbesprüche handelt. So funktioniert Werbung eben... aber ehrlicher wirken würde immerhin, wenn man diese Bilder/Sprüche erst dann freischaltete.

Traitor
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Fr 17. Aug 2012, 23:48 - Beitrag #35

Das Konzept eines spendenbasierten Gebrauchtwarenladens ist weit verbreitet, im Rhein-Sieg-Kreis wurde das z.B. von einem Nachbarschaftshilfeverein betrieben, in Hannover von einer "gemeinnützigen Genossenschaft" (ob das identisch zu einem eV ist oder im Kleingedruckten doch Gewinnrückbehalt hat, bin ich mir gerade nicht sicher, klingt aber seriös). Die arbeiten dann natürlich (hoffentlich weitgehend) ohne Gewinnabsicht und der Verkaufspreis wird hauptsächlich aufgrund der von Lykurg erwähnten Betriebskosten verlangt, plus Ineffizienzüberschuss, plus Rücklagen und evtl. monetäres Weiterspenden. Daran kann ich nichts verwerfliches sehen, ganz im Gegenteil.

Dass es in Hamburg ein Privatunternehmen damit versucht und nur unspezifizierte freiwillige Gewinnanteile spendet, ist dagegen durchaus fragwürdig. Da die Stadt ja nicht gerade klein ist, gibt es doch hoffentlich auch mindestens einen klassischen Vertreter der Branche? Dann steht zu hoffen, dass die meisten Spender eher zu denen gehen und den kommerziellen Neuen baden gehen lassen.

Lykurg
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Sa 18. Aug 2012, 07:33 - Beitrag #36

Damit steht und fällt das ganze Konzept, klar. Der im Impressum genannte Inhaber betreibt laut Branchenverzeichnis ein Entrümpelungsunternehmen und (bisher?) ein Antiquariat, wird auch als "Trödler" gelistet. Offenkundige Ehrenmitgliedschaften in diversen Wohlfahrtsverbänden (die es hier natürlich auch in größerer Zahl gibt) habe ich nicht gefunden.

Von den bereits erwähnten Oxfam-Läden, die ein ähnliches Konzept haben, aber an deren Gemeinnützigkeit weniger Zweifel bestehen dürfte, gibt es zwei in der Stadt, der eine ist sogar ziemlich in der Nähe. Dort kann man z.B. auch Ziegen, Schafe, Brunnen und Latrinen kaufen, ein Angebot, das ich im Schneppchenparadies bislang noch vermisse (hat ja auch noch nicht offen). Bild

Lykurg
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Fr 31. Aug 2012, 10:07 - Beitrag #37

Inzwischen wurde die Außenwerbung erneuert, der aufgeklebte Deppenapostroph-Schriftzug ersetzt durch "Hamburgs größtes . . . . . . . . . . . Paradies", nach gut einer Woche kam auch der "Gebrauchtwaren"-Aufkleber dazu. Sicher hilft das bei der Unterscheidung dieses Puritanerparadieses von eher den islamischen Vorstellungen entsprechenden Paradiesen in St. Pauli.

Auffällig ist an der derzeitigen Werbung auch ein Schild mit den idealistischen Zielsetzungen des Geschäfts, wobei der Schwerpunkt auf geringen Preisen etc. liegt. Der letzte Punkt in der Liste ist "soziales Arrangement", wobei ich erst überlegen mußte, was sie damit meinen.

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Do 7. Feb 2013, 21:34 - Beitrag #38

Vielleicht nur am Rande relevant, aber die Schlecker-Famile ist offensichtlich nicht wirklich vollständig verarmt. In den Stuttgarter Nachrichten ist vom baldigen Abschluß eines Vergleichs zwischen Insolvenzverwalter und Familie zu lesen, nachdem eine Zahlung im Volumen zwischen fünf und zehn Millionen Euro erfolgen wird.
Freude für die Gläuboger bedeutet dies jedoch klarerweise nicht, da bei der hohen Anzahl noch offenere Forderungen nicht mit nenenswerten Quoten bei der Schuldenbegleichung zu rechnen ist.

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