Hirntod und Organtransplantation

Das Forum für allgemeine Diskussionen! Alle Themen, die nicht in andere Bereiche passen, können hier diskutiert werden.
janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Do 9. Aug 2012, 15:55 - Beitrag #41

Zugleich erscheint manches durchaus nachvollziehbar...das System ist scheinbar noch in der Vorzeit verwurzelt, wo per Draht kommuniziert wurde und es praktisch nur einwandfreie oder unbrauchbare Organe gab.
Heute könnte per Online-Datenabgleich besser erkannt werden, welches Organ zu welchem Patienten passt, und wenn ein Organ gewisse Vorbelastungen hat, dann kann es für bestimmte Patienten immer noch passen.

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Di 4. Sep 2012, 10:34 - Beitrag #42

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gruene-politiker-sieht-privatpatienten-bei-transplantationen-bevorzugt-a-853721.html

tja, es war jetzt aber wirklich nicht vorherzusehen, dass Privatpatienten einen höheren Bedarf an Organen haben würden als Kassenpatienten

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
Di 4. Sep 2012, 15:12 - Beitrag #43

Natürlich nicht. Eigentlich wäre doch eher zu erwarten, daß sich einige davon selbst um Ersatzteile bemühen - ob nun aus Palästina, Bagladesh, oder aber aus dem finstersten Brandenburg, von jemandem, der sie eh nicht mehr braucht - man hat da viel mehr Ausweichpotential, insofern verwundert mich etwas, daß der Verbrauch trotzdem so signifikant unterschiedlich ist. Naja, vielleicht greifen sie, wenns ans Eingemachte geht, doch lieber auf heimische Bioleber aus kontrolliert ökologischem Anbau zurück? Bild

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Di 4. Sep 2012, 16:48 - Beitrag #44

ja, eben^^ oder sie bestechen ihre Ärzte^^ natürlich nur in Einzelfällen, so jeder Fall mal für sich betrachtet^^

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
Di 4. Sep 2012, 17:35 - Beitrag #45

Zeigt mal wieder, daß ein privatwirtschaftliches System besser funktioniert als eine staatliche Mängelverwaltung ;-)

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mi 5. Sep 2012, 12:00 - Beitrag #46

es geht eben nichts über Privilegien^^

009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
Do 6. Dez 2012, 20:58 - Beitrag #47

Fraglich ist dabei, ob möglicherweise auch bei diesen medizinischen "Behandlungen" die unterschiedlichen Abrechnungsmöglichkeiten (also was kann Arzt abrechnen, wenn er bei Kassenpatient transplantiert und was kann er einem Privatpatienten in Rechnung stellen) es zu - in dem Fall wirklich widerwärtigen - Fehlanreizen kommt.

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mi 2. Jan 2013, 17:10 - Beitrag #48


009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
Mi 2. Jan 2013, 17:55 - Beitrag #49

Leider.
Manche Ärzte scheinen insofern doch homogener zu denken, handeln, betrügen als es sich nach ihrem Auftrag gehört.
Das traurigste dabei ist die Diskreditierung der Ehrlichen und der dadurch zu erwartende Rückgang bei der Spendenbereitschaft.

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mi 2. Jan 2013, 23:38 - Beitrag #50

und ab wie vielen Einzelfällen und wie vielen einzelnen Orten sagen wir, es hat System?

009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
Mi 2. Jan 2013, 23:45 - Beitrag #51

So richtog systemhaft wäre es wohl, wenn man Verbindungen und Zusammenarbeit zwischen den Orten nachweisen könnte. Ich frage mich dabei auch, ob möglicherweise deswegend ie Ermittlungen an Ort x auch zu Erkenntnissen über ähnliche Vorfälle an Ort y führten.

009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
Sa 5. Jan 2013, 15:19 - Beitrag #52

eben erst habe ich in der SZ erhellende bis erschreckende Informationen zur Umsetzung und zur eigentlich so leichten Verhinderbarkeit der Manipulationen gefunden:
Weshalb es im Jahr 2010 plötzlich zu den Manipulationen kam, ist unklar. Einschneidende personelle Veränderungen habe es zu dieser Zeit jedenfalls nicht gegeben, sagt Fleig. Im Jahr 2012 hörten die Manipulationen dann schlagartig auf. Das lässt sich leichter erklären. Denn zu dieser Zeit verlangte Eurotransplant aufgrund der Göttinger Vorgänge, dass die Dialyseprotokolle bei der Meldung eines Patienten für die Warteliste mit eingesandt werden. Bis dahin hatte ein Kreuzchen auf dem Meldebogen ausgereicht.



Leider ist das aber nicht alles, der Skandal hat schon auch seine skandalöseren Anteile, wie der Artikel im weiteren Verlauf dokumentiert:
In München gingen die Betrüger zum Teil mit höherer krimineller Energie vor. In zwei Fällen sollen Blutproben mit Urin vermischt worden sein, um die Patienten kränker erscheinen zu lassen. Urin im Blut bedeutet, dass die inneren Organe nicht mehr richtig arbeiten. In zwei weiteren Fällen wurde eine Blutprobe verwendet, die offenkundig von einer Person stammte, die niemals als Patient in dem Klinikum der TU München war.


Es zeigt sich also, das zumindest einige Mediziner mit doch m.E. recht hoher krimineller Energie das (Organzuteilungs-)Ergebnis erreichen wollten und wohl auch erreichten, das auf medizinethisch wie juristisch legalem Wege unerreichbar war. Nicht gefunden habe ich nähere belastbare Ausführungen zu den Motiven und Beweggründen der Ärzte, so zu handeln. War es Korruption oder eine etwas verquere doch letzlich ans Patietenwohl und vermeintliche Schwächen der Organverteilung ausgleichende "Herangehensweise" beispielsweise?

009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
Do 10. Jan 2013, 00:40 - Beitrag #53

Nicht nur bezogen auf den Transplantationsskandal schildert die Süddeutsche wie ich finde naheliegende Überlegungen, bei denen das wohl beschämendste zu sein scheint, dass sie möglich sind, weil die derzeit geltenden Regeln dem keinen Riegel vorschieben.

Unnötige Operationen und schlechte Behandlungsqualität: Chirurgen-Präsident Jauch gibt der starken Ökonomisierung der Medizin und falschen finanziellen Anreizen eine Mitschuld für die jüngsten Transplantations-Skandale. Die Medizin müsse weg vom Kommerz - und mehr Verantwortlichkeit lernen.


Unionsfraktionsvize Johannes Singhammer (CSU) forderte ein gesetzliches Verbot von Bonusklauseln in Chefarztverträgen, die einen Teil des Gehalts an Operationszahlen binden.

Neben dem Wunsch, den Kranken zu helfen, und dem Ehrgeiz, die Transplantationszahlen zu steigern, könnten hier auch wirtschaftliche Vorteile eine Rolle gespielt haben. Der beschuldigte Oberarzt in Göttingen etwa bekam laut Vertrag Bonuszahlungen, wenn er besonders viele Lebern transplantierte. Solche Klauseln müssten verboten werden, sagte Singhammer. "Hier muss auch der Gesetzgeber tätig werden."

009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
Sa 12. Jan 2013, 00:37 - Beitrag #54

Die SZ berichtet über einen nun untersuchungsinhaftierten Transplantationsmediziner, Vorwurf u.a.:
Der beschuldigte Chirurg soll darüber hinaus zwei Patienten transplantiert haben, bei denen dies gar nicht nötig gewesen sei. Da eine Lebertransplantation ein schwerwiegender Eingriff ist, steht hier der Vorwurf der Körperverletzung im Raum. Beide Patienten sind verstorben. In einem dieser Fälle hätte wegen einer Vorerkrankung nicht einmal dann eine Leber verpflanzt werden dürfen, wenn die Patientin sie benötigt hätte. Dem Beschuldigten sei bekannt gewesen, dass diese nicht erforderlich und mit erheblichen Risiken verbunden war, so die Staatsanwaltschaft.
Das riecht dann doch mehr nach operieren um der Fallpauschale wegen, denn Ruhm kann ein erfahrener Mediziner mit einer so aussichtslosen OP kaum erlangen. Ein "Ich bin Arzt, Patient braucht Organ, Warteliste lang, die anderen Patienten die auch warten blende ich mal etwas aus und priviligiere meinen mit "verschlechterten" Angaben" fällt hier also raus. In dem geschilderten Fall vermag zumindest ich nichts ansatzweise nachvollziehbares in seinem Tun zu entdecken.

Aber ob das nun das Gesamtsystem Organtransplantation diskreditiert oder zeigt, dass es bei Medizinern auch schwarze Kittel geben müsste, will ich grad nicht wirklich entscheiden.

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
Mo 10. Jun 2013, 11:11 - Beitrag #55

Wie ein aktueller SpOn-Artikel es darstellt, ist das Vergabeverfahren für Spenderorgane in Deutschland hochgradig fehlerhaft. Demnach sind die Kriterien für die Zuteilung nur auf bestimmte Krankheitsbilder zugeschnitten und obendrein anscheinend der Mangel an Spenderorganen so groß, daß oftmals nur noch die Patienten versorgt werden können, bei denen es bereits zu spät ist. Das führt dazu, daß Ärzte Meßwerte fälschen, um wenigstens diejenigen Patienten zu operieren, die bessere Überlebenschancen haben.

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Mo 10. Jun 2013, 21:16 - Beitrag #56

Lykurg, das ist aber im Grunde die bereits bekannte Kritik am System, und daran soll gearbeitet werden.

Das Grundproblem ist letztlich, daß ein solch eklatanter Mangel an Organen besteht, da müssen zwangsläufig Kriterien entwickelt werden, um die Dringlichkeit des Bedarfes zu bestimmen. Wenn der Bedarf als umso dringlicher angesehen wird, je weniger ein Patient noch auf ein Organ verzichten kann, dann kommt man dahin, daß jemand erst so lange an der Funktiinsschwäche des eigenen Organs leiden muss, bis er wirklich kurz vor Ende steht - oder das neue Organ vielleicht auch nichts mehr ausrichten kann. Es ist vertrackt.
Eigentlich hilft nur, mehr Organe zur Verfügung zu haben.

Vorherige

Zurück zu Diskussion

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste