Was passiert mit dem Pfand, wenn Flaschen auf dem Müll landen?

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Maglor
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Do 24. Mai 2012, 19:47 - Beitrag #1

Was passiert mit dem Pfand, wenn Flaschen auf dem Müll landen?

Vor Einführung des Dosenpfandes konnten Laien Pfandflaschen und Einwegflaschen problemlos unterscheiden. (Dass es Pfrofis gibt, die das hautpberuflich machen, ist die andere Seite der Münze.)
Die Sache wird jedoch immer undurchsichtiger, vor allem weil sich PET-Flaschen mit und ohne Pfand äußerlich kaum unterscheiden.
Der Merksatz, dass Getränke ohne Kohlensäue pfandfrei sind, gilt auch nicht mehr.

Manchmal ist irgendwo ein winziger Vermerk über das Pfand oder die Pfandfreiheit, der auf dem ersten Blick kaum zu erkennen ist. Sicherlich landen täglich abertausende Pfandflaschen im Restmüll oder im gelben Sack und das Pfand wird nicht mehr eingelöst.
Die 0,25 € übertreffen die Produktionskosten der PET-Flasche und in der Regel auch des Getränks bei weitem. Irgendwer verdient da einen dicken Batzen Geld. (Das Pfand auf Einwegflaschen und Dosen steht auch in keinem Verhältnis zum herkömmlichen Flaschenpfand.)
Eine Beteiligung am dualen System "Grüner Punkt" wird so auch noch gespart. Mit jeder entsorgten Flasche verdient irgendwer.

Ipsissimus
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Fr 25. Mai 2012, 12:12 - Beitrag #2

das (Zusatz-)Geld wird dadurch verdient, dass die Flaschen als Pfandflaschen zu höheren Preisen (aka Pfand) verkauft werden, viele Verbraucher aber die Differenz nicht mehr zurückfordern. Strategie besteht insofern, als die Zuordnung der Falschen nach Pfand und Nichtpfand schwieriger gemacht wird und somit die Tendenz zur Unterlassung der Rückgabe verstärkt wird.

War eigentlich schon immer das Ding bei Pfandflaschen. Als das dann ein paar Leuten zuviel aufgefallen war, wurde es zwischenzeitlich eine Weile schick, Pfand mit Umweltschutz zu begründen, obwohl schon ein einziger Blick auf die Energiebilanz das Argument als grenzdebil entlarvt.

Maglor
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Mo 4. Jun 2012, 18:17 - Beitrag #3

Bei den echten Pfandflaschen ist das System jedoch durchsichtig und der Pfandpreis deutlich niedriger.
Das Pfand für Bierflasche beträgt 0,08 €, das für Pfand für Normbrunnenflasche 0,15 €.
Die traditionellen Pfandflaschen sind klar erkennbar. Die Höhe des Pfandes dürfte in einem ganz anderen Verhältnis stehen als beim sogenannten Dosenpfand.

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Sa 15. Dez 2012, 02:00 - Beitrag #4

Die nächsten 3 Beiträge habe ich aus diesem Uralt-Thread verschoben. - Traitor

*Puuuuust*

Recht nett die Widersinigkeiten der aktuellen Regelungen und ihre in Bezug auf die Ziele, unter denen diese regelungenetabliert wurden, vollkommenen Fehlwirkungen zeigt ein Neunminüter von NDR-Panorama. Erschreckend bis unglaublich fand ich auch, wie wenige Politiker (incl. Grünen und Ex-Forschungsminister Riesenhuber) in der Lage sind, das DPG Einwegpfandlogo als solches zu erkennen.

Ob Altmeiers "nachhilfetafeln" im Supermarkt ein Schritt dazu sind, dass der Verbraucher bewusst wahrnimmt, ob er Mehrweg- oder Einwegbehältnisse erwirbt, wage ich zu bezweifeln.

Lykurg
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Sa 15. Dez 2012, 13:24 - Beitrag #5

Die letzten dreißig Sekunden des Videos sind genial Bild

...und ansonsten: absolut bescheuert. Besonders schlimm finde ich die Ausnahmeregelung für Milchprodukte, die dazu führt, daß Energydrinks ein wenig Molke hinzugesetzt wird, nicht für den Geschmack, sondern nur, um das Pfand zu vermeiden - das ist, erst recht aus veganer Sicht, ein unhaltbarer Zustand.

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So 16. Dez 2012, 01:30 - Beitrag #6

Das ganze hat etwas von einem seltsamen Wettspiel, die Industriue will das anbieten, was sich leicht verkaufen lässt, der Gesetzgeber fukt dazwischen, aber denkt nicht gut genug (voraus), so dass die Möglichkeit für die Industrie bliebt, die ungeliebten Regeln relativ trivial auszuhebeln.

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Mo 17. Dez 2012, 01:29 - Beitrag #7

Hier dann wieder Bezug auf Maglor, 04.06.2012, 18:17 - Traitor

Unter Normbrunnenflasche hätte ich mir was anderes vorgestellt - und auchzwei Versionen. Einmal die weiße außen genopte 0,7l-Version für Sprudel mit viel Kohlensäure und die grüne, anders geformte 0,75l-Version für Wässer mit reduziertem Kohlensäuregehalt.

Mein aktuelles Lieblingsbeispiel für weder wirklich unterscheidbare Flaschen noch für erkennbare Gründe für diesen Umstand: Frankfurter Apfelwein in brauner Flasche, einmal als Mehrweg mit entsprechend dezentem Mehrwegs-Logo und einmal als Einweg (Grüner Punkt statt Mehrwegs-Logo). Die Einweg-Version wird rund 10% günstiger verkauft (und ist in Köln auch günstiger, weil diese Mehrweg-Flaschenform nicht jeder annehmen will.

Vorhandene Links zu den Flaschen aus Werbungs-Vermeidungs-Gründen unterlassen.

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Mo 17. Dez 2012, 20:48 - Beitrag #8

Mehrere parallele Pfandthreads führen nur zu ähnlicher Verwirrung wie die parallelen Pfandsysteme, also habe ich mal eine Rückgabe durchgeführt. ;) Hier gab es übrigens noch eine mittelalte Hintergrunddiskussion.

Beim NDR-Video frage ich mich doch, wieviele korrekt antwortende Politiker zumindest bei der Einstiegsfrage im Schnittmüll gelandet sind. Repräsentativ kann deren Verwirrung hoffentlich nur bei den beiden Saftgetränken gewesen sein. Der stärkste Spruch war aber sicher der mit der "erfahrenen Hausfrau", perfekt für einen Anti-CDU-Spot...

Aber war es nicht zwischendurch Mode, gegen Mehrwegflaschen zu agitieren, weil diese angeblich doch keine gute Energiebilanz hätten? Jetzt sind die doch wieder perfekt...?

Die Ausnahmen sind teils grotesk, ja, aber wie üblich bedeuten Ausnahmen nicht, dass das Konzept des Gesetzes falsch war, sondern nur, dass es schlecht geschrieben wurde, ob aus Dummheit oder aus Lobbyhörigkeit. Dass die meisten Ausnutzungsmaßnahmen erst deutlich verspätet auftauchten, spricht eher gegen die Lobbies und für die Dummheit.

Als größten Mangel sehe ich derzeit übrigens die viel zu niedrigen 8 Cent auf Bierflaschen an - Dosen und Plastikflaschen wurden ja tatsächlich relativ erfolgreich aus Wald und Grünflächen zurückgedrängt, was die deutlich bodenständigere Umweltschutz-Idee hinter dem Einwegpfand war als fragwürdige Energiebilanzkalkulationen - aber die Menge an Glasscherben auf Straßen, Geh- und Radwegen nimmt gefühlt in den letzten Jahren rapide zu, 0,50€ oder so Glasflaschenpfand würde da sicher Wunder wirken. Und zumindest der Logik des NDR zufolge wäre es auch die beste Möglichkeit, den Mehrweganteil wieder zu erhöhen, denn es wird ja das gekauft, was dank höheren Pfands als umweltbewusster angesehen wird...

009, die Normbrunnenflasche sieht in der Tat auch für mich eher nach dem 2,15-Mio.-m³-Modell aus. Deine Verbindung von Literung und Farbe mit Kohlensäuregehalt kann ich aber nicht nachvollziehen, das dürfte eher eine (lokale?) Scheinkorrelation sein, da ich doch stark meine, (wiederum lokale) Gegenbeispiele zu kennen. Da ich aber aus Automangel schon lange nur noch Plastik-(Mehrwegflaschen-)Wasser kaufe, habe ich keine konkreten mehr im Kopf.

Flaschen kannst du ruhig verlinken, bisher stehst du nicht im Verdacht, dich durch Matrixlerlocken auf Getränke-Onlineshops bereichern zu wollen.

Maglor
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Mo 17. Dez 2012, 22:20 - Beitrag #9

Zufällig habe ich vor kurzem erfahren, dass die Rechtslage bzgl. des "Diebstahls" von Pfandflaschen umstritten ist. Da der Dieb die Flaschen nicht behalten will, begeht er nur eine Unterschlagung.
Problematisch auch die Frage, wem die Pfandflaschen gehören. Sie sind nämlich immer Eigentum des Herstellers. Wer also beim Getränkemarkt Pfandflaschen etc. mitgehen lässt, entwendet Eigentum des Getränkehersteller, um es diesem ordnungsgemäß gegen Auszahlung des Pfandes zurückzugeben.
Strafbar macht sich stattdessen wahrscheinlich jeder, der Pfandflaschen wegwirft oder zerstört, da der Konsument kein Eigentum an der Pfandflaschen begründet hat und daher das Eigentum des Getränkehersteller zunichte machte. Das scheint aber keinen zu stören, da dieser Verlust sicherlich ein gutes Geschäft ist.

Daraus folgt natürlich auch, dass der Hersteller allein mit der Ausgabe von Vollschlecht oder Leergut Geld einnimmt und Gewinn erwirtschaftet, wenn Flaschen samt Pfand endgültig mit Müll landen.

Zu den Preisunterschieden:
Der niedrige Preis von gläsernen Bierflaschen ist vor allem insofern unsinnig, da hier sicherlich die größten Verluste entstehen. Im Suff gehen regelmäßig Flaschen soweit zu Bruch, dass sie nicht mehr eingelöst werden. (Unberücksichtigt bleibt natürlich auch der höhere Materialwert von Glas gegenüber jene wabbeligen Kohlenstoffeinheiten.)
Die unkaputtbaren Einweg-Pfandflaschen haben statt dessen ein Pfand von 0,25 Euro. Jeder Schaden an der Flasche ist irrelevant, da diese Einwegflasche ohnehin nach einmaligen Gebrauch eingeschmolzen oder sonstwie der Lithos- oder Atmospähre zuheführt wird. :rolleyes:

Ich boykottierte das Pfandsystem schon seit vielen Jahren, insbesondere das undurchsichtige Pfandsystem, das vor Jahren unter dem Kamfnamen "Dosenpfand" proklamiert wurde. (Das hängt auch mit meiner steigenden Paranoia gegenüber Weichmachern sowie meinem chronischen Geiz zusammen. Warum Wasser in Flaschen kaufen, wenn in der Leitung noch genug ist?) Vor mehreren Monaten habe ich dann jedoch tatsächlich ein kohlensäurefreies Saftmischgetränk gekauft, dass wie sich im Nachhinein herausstellte, doch mit Pfand versehen war. Ich habe es dann ordnungsgemäß entsorgt und so den Flaschensammler eine eklige Arbeit bereitet. Der Hersteller hatte sich die größte Freude, ich bin mir ziemlich sicher, dass der Einkaufspreis des Flascheninhaltes dem des Pfandes noch übertraf.

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Di 18. Dez 2012, 00:13 - Beitrag #10

@Traitor: die GdB, die Genossenschaft der deutschen Mineralbrunnen liefert zwar aktuell keinen dezidierten Beweis, aber m.E. doch brauchbare Indizien dafür, das meine erinnerten Ansichten stimmen (hab ja immerhin mal bei einem GdB-Brunnen 3 Monata im Vertrieb praktiziert). In einem PDF auf Seite 2 finden sich die Angaben "klare Mehrwegflaschen 0,7l (Perlenflasche)"; im Kasten darunter ist die neuzeitliche Variante dieses vom GdB auf dieser Seite m.E. zu Recht als Designklassikers gewürdigten Alltagsgegenstandes zu sehen.
Weiter zu lesen im PDF ist "Grüne Mehrwegflasche 0,75l", die auch rechts unten als dritte von rechts zu sehen ist.

Traitor
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Di 18. Dez 2012, 00:32 - Beitrag #11

Was. Zur? Hölle...? :boah: Das Balkendiagramm links oben auf Seite 1 (Absatzentwicklung von Mineral- und Heilwasser und Mineralbrunnen-Erfrischungsgetränken) ist einer der übelsten Fälle von "Lügen mit Diagrammen", der mir je untergekommen ist! (Das darunter ist auch nicht korrekt, aber fällt wenigstens nicht ganz so extrem auf...)

Wikipedia bestätigt dich,
1983 wurde für stilles Mineralwasser eine grüne Glasflasche mit deutlich einfacherer Formgebung (ohne Einschnürung) und einem Fassungsvermögen von 0,75 Litern eingeführt.

Mindestens einen widersprechenden Eintrag im Archiv unserer WG-Einkaufs-Datenbank (Haaner Felsenquelle Klassisch / Medium) konnte ich jetzt auch nachträglich als hochwahrscheinlichen Fehleintrag identifizieren, weitere Überprüfungen der Innenrevision laufen. ;)
Andere abweichende Erinnerungen könnten darauf beruhen, dass manche Hersteller ihre schale Plörre offiziell für "kohlensäurereich" halten und in klaren Flaschen abfüllen, die mir subjektiv sprudelreduziert vorkommen.

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Di 18. Dez 2012, 00:37 - Beitrag #12

Bei dem Diagramm scheint die Skalierung etwas aus der Form geraten zu sein oder meinst Du noch etwas anderes?

Im Trend der platten, äh kohlensäurefreien Wässer, hat auch mind. 1 Brunnen seine (nur) kohlensäurereduzierter Version auch von "Stille Quelle" auf "Medium" umbenannt.

Traitor
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Di 18. Dez 2012, 01:29 - Beitrag #13

Ja, die Skalierung. Die ist ja wohl unfassbar dreist. Insbesondere die Fastkonstanz der Balkenlänge von 1970 auf 1980 bei mehr als verdoppelter Zahl und die Fastverdoppelung von 2000 auf 2010 bei nur 30% Wachstum.

Dass "still" für "schon was Blubber, aber nicht genug" steht, war immer schon irgendwie schwachsinnig. Die Einführung des "Medium"-Begriffes war da durchaus eine Verbesserung, wenn auch anfangs sicher viele Käufer an Fleischaroma dachten.

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Di 18. Dez 2012, 01:38 - Beitrag #14

Fleischzustand wenn man es genau nimmt...

Erstaunlich finde ich auch, wie unterschiedlich stark kohlensäurehaltig die Quellen sind. Mancher Brunnen füllt seinen Sprudel in der Hinsicht unverändert ab und hat dabei gar nicht soooo viel Kohlensäure. Und dann gibt es Brunnen, da ist soviel "Gas" in der Quelle, dass selbst beim stark perlenden Sprudel noch erhebliche Mengen Kohlensäure entfernt und anders vermarktet werden.
Irgendwer (TM) könnte natürlich eruieren, ob es Mindestanforderungen an den Kohlensäuregehalt gibt, um bestimmte Bezeichnungen zu verwenden.

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Mi 2. Jan 2013, 14:47 - Beitrag #15

Die Tageschau wirft mit einem (Text-)Beitrag zum 10-jährigen Jubiläum des Einwegpfandes bei mir mehr Frage auf, als das sie Informationen und Antworten liefert.

Die Mehrwegquote ist nach Angaben des Bundesumweltministeriums auf unter 50 Prozent gesunken statt auf über 70 Prozent zu klettern. Aber: "Es gibt einen Teilerfolg beim Bier, hier ist der Anteil an Mehrwegverpackungen seit 2003 um 20 Prozent gestiegen", sagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe.

Wäre es nicht besserer Journalismus, Start- oder Endgröße dieser Veränderung um 20% anzugeben?

"Die Einwegverpackungen werden jetzt getrennt gesammelt und recycelt. Das ist umweltfreundlicher als die vorherige Sammlung über den Gelben Sack oder die Abfallverbrennung."

Meines Wissens ist man in Deutschland doch recht vorne mit dabei, das Müllgemenge aus dem gelben Sack recht sortenrein zu trennen und so besser wiederverwerten zu können - nach dieser Aussage gilt dies just gerade für bepfandete Einwegverpackungen nicht?

Dass das Einwegpfand seine angestrebte Wirkung bei den alkoholfreien Getränken verfehlte, hat mehrere Gründe. "Der niedrige Preis, zum Beispiel beim Mineralwasser in PET-Flaschen, ist nicht mehr das zentrale Argument. Vielmehr spielen demografische Faktoren und geänderte Konsumgewohnheiten eine Rolle", sagt Günter Birnbaum von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Bei vielen Menschen passe aufgrund der aktuellen Wohnsituation das Mehrwegsystem nicht.
"In einer Mietwohnung in der Innenstadt mit Treppen schleppt keiner die Glasflaschen nach oben", sagt Birnbaum. Zudem würden die Menschen immer älter und daher leichte Plastikflaschen im Multipack den schweren Getränkekisten vorziehen.

Das es von einigen führenden Mineralbrunnen und auch vom GdB, s.o., Mehrweg-PET-Behältnisse gibt ist denen wohl auch entgangen?

Wo ich mir mangels Getränkemarkt in Reichweite nicht mehr sicher bin: ist auch bei den MArkenwässern es noch immer so, dass Einweg pro Liter günstiger ist als Mehrweg? Auch das könnte dann m.E. das Kaufverhalten mit erklären.

Zudem hätten die Menschen gelernt, Pfand bedeute automatisch Mehrweg, kein Pfand Einweg. Ob die Flasche nach der Rückgabe im Automaten recycelt oder neu befüllt wird, wüssten die Käufer meistens nicht.

Den Unterschied zwischen Mehrwegflasche wird zur ABlage transportiert und Einwegflasche wird direkt gepresst/geshreddert zu detektieren traut man dem gemeinen deutschen Getränkekäufer, so er sich eines Leergutautomaten bedient, also auch nicht zu?

Zu Altmaiers Idee der Kennzeichnung am Verlaufsort:
Stefan Hertel vom Handelsverband HDE ist dagegen: "Mit der Kennzeichnung auf separaten Schildern werden die Händler einseitig belastet." Eine Kennzeichnung auf der Flasche sei die bessere Variante.

Geht es nur mir so, dass ich mich frage, ob diesem Herrn bewusst ist, was für einen Quark er da interessengeleitet verbreitet? Wenn die Hersteller etwas an der Verpüackung ändern - ist das dann keine einseitige Belastung für diese Marktteilnehmer?

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Mi 6. Feb 2013, 23:40 - Beitrag #16

Just diese Kennzeichnung ist inzwischen auf den Weg gebracht, wie ich der SZ entnehme. Folgender Teil brachte mich auf eine Idee:
Dass sich Verbraucher nicht für die ökologisch sinnvollere Mehrwegflasche entscheiden, könnte auch noch einen anderen Grund haben: Die Rückgabe für Einwegflaschen ist viel bequemer: Supermärkte müssen sie, unabhängig davon, ob sie dort gekauft wurden oder nicht, annehmen. Mehrwegflaschen hingegen nimmt nur derjenige Supermarkt, der genau diese Flaschen auch im Sortiment hat.
Da wäre es doch eigentlich eine Idee, auch bei Mehrwegflaschen eine striktere Annahmepflicht einzuführen. Zuzumuten wäre dies dem Handel IMHO, da er sein Leergut wiederum an seine Lieferanten/Großhändler zurückgibt, die dann wiederum weit mehr im Sortiment haben als der einzelne Händler.
Gerade bei Saftflaschen habe ich in letzter Zeit dann doch auch Rückgabeprobleme gehabt; genauso wie mit aus dem Bayern-Urlaub selbst "importierten" Flaschen hier unbekannter Marken und teils wohl Form. Zum Glück kenne ich inzwischen hier einen freundlichen lokalen Getränkefachmarkt, der alles was bepfandet ist zurücknimmt und seinem Großhöndler aufs Auge drückt :-)

Traitor
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Do 7. Feb 2013, 00:04 - Beitrag #17

Wäre es nicht besserer Journalismus, Start- oder Endgröße dieser Veränderung um 20% anzugeben?
Eine der ersten Lektionen in "Statistik für Journalisten": stifte grundsätzlich bei jeder Gelegenheit größtmögliche Verwirrung darüber, ob du von Prozenten oder Prozentpunkten schreibst.

Wo ich mir mangels Getränkemarkt in Reichweite nicht mehr sicher bin: ist auch bei den MArkenwässern es noch immer so, dass Einweg pro Liter günstiger ist als Mehrweg? Auch das könnte dann m.E. das Kaufverhalten mit erklären.
Hängt sehr vom genauen Format ab. Meist sind 1,5l-Einweg-PET-Flaschen pro Liter billiger als 0,7/0,75l-Glas-Mehrwegflaschen, die aber wiederum billiger als 1l-Hartplastik-Mehrwegflaschen. Bietet die Marke auch noch 0,3l-, 0,33l-, 0,5l- oder 0,75l-Einweg-PET-Flaschen an, sind diese jedoch meist die allerteuersten. (0,75l-Einweg bisher nur bei Gerolsteiner beobachtet.)

Die Schilder bringen höchstens für den besonders interessierten, aber lesefaulen Kunden Hintergrundinformation über das jeweilige Logistiksystem. Die praktisch relevante Frage nach dem Pfand beantworten sie aber doch eben nicht, da es sowohl Einweg als auch Mehrweg mit oder ohne Pfand gibt...

Und ja, die Rücknahmesituation bei Mehrwegflaschen (und -kästen) hat sich zwar inzwischen gefühlt deutlich verbessert, u.a. durch (wiederum gefühlt) stärkere Verbreitung von Normflaschen bei Wasser und Saft, lässt gegenüber dem tatsächlich sehr komfortablen 25-Cent-System aber doch noch sehr zu wünschen übrig. Natürlich ist der Unterschied, dass bei Mehrweg eine tatsächliche Rückführung jeder Flasche zum Befüller durchgeführt werden muss, während Einweg komprimiert zentral in der Entsorgung landet, über Großhändler sollte das aber trotzdem organisierbar sein, wie du schon sagst.

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Do 7. Feb 2013, 00:15 - Beitrag #18

Danke für die Preis-je-nach-Verpackung-Beobachtung, die ich trotz zuletzt gelegentlichen Aufenthalts in Getränkemärkten unterlassen hatte.
Völlig über den Haufen geworfen werden kann dies (und wird es bei mir bzw. den oft durch mich bevorrateten Eltern), wenn immer dann der Keller etwas mehr gefüllt wird, wenn die gewünschte Marke in der gewünschten Mehrwegverpackung für 15-30% Rabatt im Angebot ist.
Ganz außer Konkurrenz läuft dann noch die Selbstabfüllung am Brunnenstandort...

Maglor
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Do 7. Feb 2013, 21:14 - Beitrag #19

Neulich las ich dies als juristische Musterbeispiel eines unlösbaren Falls:

Person X findet zufällig eine unbeschändigte Pfand-Banderolle.
Person X hat zuhause noch eine pfandfreie PET-Flasche.
Er heftet die Pfandbanderolle an die PET-Flasche und nimmt an der Banderolle keine Änderungen.
Person X löst sie im dafürvorgesehenen Automaten im Supermarkt ein.

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Do 7. Feb 2013, 21:31 - Beitrag #20

Unlösbar?
Ich denke spontan, das dürfte in Richtung Betrug gehen, da Pfand für eine nicht bepfandete Flasche kasserit wird. Geschädigter dürfte der Händler sein, sofern sein Automat zwar auszahlkte, er selber aber diese Flasche nicht gegen Pfanderstattung weiterreichen kann.

Die banderolelose Flasche, sofern durch andere Kriterien eindeutig als bepfandet erkennbar (Form zB) könnte auch irgendwo eingelöst werden. Zumindest von Leuten wie mir, die sich mit dem Hinweis, das Pfandlogo sei beschädigt oder fehle nicht abspeisen lassen.


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