Das Problem Klaus Kinski

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Ipsissimus
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Fr 11. Jan 2013, 11:06 - Beitrag #1

Das Problem Klaus Kinski

In der aktuellen Print-Ausgabe des Stern ist ein Interview mit Pola Kinski, der ältesten Tochter von Klaus Kinski veröffentlicht, in dem sie schildert, dass ihr Vater sie als Kind und Jugendliche über mindestens ein Jahrzehnt hinweg sexuell missbraucht und anderen Grausamkeiten ausgesetzt habe. Demnächst wird Pola Kinski ein Buch über das Thema veröffentlichen.

Die Reaktionen in den verschiedenen Online-Portalen lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen, Verdrängung und Häme.

Die Verdrängung kommt in mehreren Formen, schlichte Verweigerung (Pola als Lügnerin oder mit falschem Gedächtnis), Beschwichtigung (Kinski sei kein Krimineller, weil er nicht von einem Strafgericht als solcher verurteilt sei) und Psychologisierung (für Kinski zwischen Genie und Wahnsinn gelten moralische Grenzen nicht in gleicher Weise für Normalsterbliche). Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die es schon immer wussten und eine mehr oder weniger hämische Freude über den Göttersturz empfinden.

Daran ist eigentlich nichts sonderlich erstaunlich, diese Reaktionen lassen sich in ähnlicher Weise in praktisch jedem Skandal von Prominenten nachweisen. Mich macht meine eigene Reaktion nachdenklich.

Als ich es las, war mir sofort klar, dass ich es glaube. Polas Vorwürfe schließen für mich eine Lücke zwischen dem Schauspieler und dem Menschen, die ich mir bisher nicht erklären konnte. Dann jedoch merkte ich, dass irgendeine Instanz in mir nicht damit einverstanden ist. Mein Unterbewusstsein wehrt sich dagegen, Kinski als Dreckschwein einzustufen. Ich ertappe mich dabei, wie ich versuche, Relativierungen zu finden, und das ist für mich überaus verwunderlich. Meine Reaktion ist völlig anders als etwa gegenüber Polanski. Messe ich mit zweierlei Maß? Offensichtlich, aber warum? Ich bekomme es nicht zu fassen.

http://www.stern.de/panorama/klaus-kinski-missbrauchte-tochter-eine-maske-faellt-1951800.html
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/kinski-tochter-er-war-ein-kinderschaender-12019513.html

Traitor
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Fr 11. Jan 2013, 11:42 - Beitrag #2

Haben die Anschuldigungen nicht eine ganz andere Qualität als bei Polanski? Jahrelanger Missbrauch des eigenen Kindes gegen einen Einzelfall von (evtl. einvernehmlichem, evtl. nicht) Sex mit einer Minderjährigen? Gut, im Gegenzug gibt es bei Kinski keine juristische Aufarbeitung und somit keine Beweise, während bei Polanski zumindest der Fakt unbestritten ist und nur die Interpretationen strittig. Aber wenn beides 1:1 stimmt, würde ich Kinskis Fall als weit schlimmer ansehen.

Ansonsten sind mir beide Fälle nicht so wichtig, da ich kein großes Bedürfnis habe, Person und Künstler übereinzubringen.

Vielleicht ist ein Teil deines Problems, dass Polanski sich als inhaltlich Verantwortlicher politisch relevanter Filme als moralische Autorität aufführt, somit seine Integrität stark unter persönlichen Verfehlungen leidet?

e-noon
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Fr 11. Jan 2013, 12:06 - Beitrag #3

Vielleicht ist das merkwürdige daran (zumindest hat mich das gestört bzw. es unwirklich erscheinen lassen), dass ja hier schwere Verbrechen vorliegen, jedoch ein Buch darüber geschrieben wird, statt es zur Anzeige zu bringen. Gut, es ist vielleicht verjährt; aber dennoch, Klaus Kinski ist doch schon seit zwanzig Jahren tot... Dass sie erst jetzt genug hat von den Lobreden auf ihn, und dass das ihr Hauptauslöser zu sein scheint, ist erstmal nicht so plausibel.

Ein zweiter Grund für eine Abwehrreaktion könnte das Klischée "Hunde, die bellen, beißen nicht" sein. Man stellt sich vor, jemand, der cholerisch ist, könne nicht auch noch bösartig und ein Kinderschänder sein. Aber natürlich kann man nicht wissen, was ein Mensch alles in sich verbirgt.

Lykurg
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Fr 11. Jan 2013, 13:17 - Beitrag #4

@Ipsissimus: Ergänzend sei ein SpOn-Artikel angeführt, der frühere Hinweise zusammenträgt, http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/missbrauchsvorwuerfe-gegen-kinski-das-boese-bleibt-a-876899.html
Ich sehe darin allerdings weder "es schon immer wissen" noch Freude über den Göttersturz, sondern die erschütterte Feststellung, wie gut es ins Bild paßt, wo bisher ein blinder Fleck war. Hier wird übrigens durchgängig vom Kriminellen gesprochen, auch ohne ein Gerichtsurteil - was mich unangenehm berührt, allerdings ist der Aussage der Töchter (die sich hier gegenseitig stützen) sicher Glauben zu schenken, und ja, dann war er kriminell, auch wenn er nie verurteilt wurde.

@Traitor: Daß Polanskis Vergehen hiergegen gering erscheint, sehe ich genauso - ohnehin fand ich den Polanski-Fall ja eine hochproblematische Auslegungsfrage von Minderjährigenschutz. (Die Bestimmungen dazu sind in den USA überdies äußerst strikt, die Rechtspraxis in Einzelfällen bigott, vgl. auch die Vorgänge in Steubenville.)

@e-noon: Warum sollten bellende Hunde nicht auch beißen? Es ist doch eigentlich allgemeinmenschliche Erfahrung, daß viele Dinge genauso schlimm sind, wie sie sich darstellen, oder manchmal noch ein ganzes Stück mehr. - Mißbrauchsfälle innerhalb der Familie werden sicherlich signifikant seltener angezeigt als Mißbrauch durch Fremde. Darüber hinaus ist der Täter ja längst tot, entsprechend wird es nicht zur Strafverfolgung kommen. Das Buch dient vermutlich zur Aufarbeitung ihres Traumas und als Schutz davor, von jedem Menschen als die Tochter "dieses großartigen Menschen" angesprochen zu werden.

Ipsissimus
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Fr 11. Jan 2013, 14:24 - Beitrag #5

und was machen wir jetzt mit dem genialen Schauspieler Klaus Kinski?

Lykurg
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Fr 11. Jan 2013, 15:35 - Beitrag #6

Das bleibt er. Nur, daß man sich, wie auch der Spiegel-Autor vermerkt, solche Filmstellen wie im Herzog-Portrait eben nicht mehr harmlos bzw. die Bestialität nicht mehr als reine Maske ansehen wird. Seine Leistung wird davon allerdings meines Erachtens nicht entwertet. Wer weiß, über wie viele historische Genies man entsprechendes einfach nur nie erfahren hat; ganz grundlos kam auch sicher kaum ein Maler auf hunderte von Mädchenakten, und der nicht immer ganz grundlos schlechte Leumund von Musikern ist kein reines Gegenwartsphänomen.^^

Anaeyon
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Fr 11. Jan 2013, 18:34 - Beitrag #7

Der von Lykurg verlinkte Sp0n-Artikel fängt merkwürdig an. Er scheint zu implizieren, dass man Vergewaltigern ansehen kann, was sie sind. Die brutalsten Menschen, die ich (in Videos) gesehen habe, haben ihre Taten alle mit sehr friedlichen Gesichtsausdrücken begangen. Junge Frauen sowie alte Männer und andersrum.

Die anderen Artikel habe ich mir nicht angeschaut. Ich kann mir auch so denken, auf was sie hinauslaufen. Sie schaffen es sicherlich allesamt nicht, in einem Menschen den Mensch zu sehen und den Rest zu ignorieren. Über den vergewaltigenden Klempner schreibt man keine Zusammenfassung seiner Klempnerkünste, wenn es um Vergewaltigung geht..

Lykurg
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Fr 11. Jan 2013, 18:57 - Beitrag #8

Anaeyon, das lese ich aus dem Artikel anders heraus - eine Überraschung darüber, daß die Brutalität bzw. der Wahnsinn, den er in seinen Filmrollen zeigte, eben auch sein privates Handeln kennzeichnete. Darüber, ob andere ein solches Verbrechen völlig ruhig begehen bzw. was man ihnen ansehen kann, sagt das nichts aus - oder vielmehr: Bei einem ruhigen Menschen kann man, wenn er regelmäßig Straftaten verübt, auch annehmen, daß er dabei ruhig bleibt.

Ein vergewaltigender Klempner hat vor seiner Tat kein öffentliches Image, mit dem das Vorgefallene in Einklang zu bringen ist. Für das Kinski-Bild ist diese Neuerkenntnis aber von erheblicher Brisanz - und genau diese Demaskierungsabsicht, die ich ja auch vermutete, nennt die Tochter im von Ipsissimus verlinkten Stern-Gespräch: sie sei es leid, überall mit seiner Verehrung konfrontiert zu werden.

009
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Fr 11. Jan 2013, 21:13 - Beitrag #9

Verschiedene Fragen und Gedanken:

War er wirklich ein genialer Schauspieler oder gelang es den Filmschaffenden jeweils nur, diesen psychisch doch mind. als auffällig zu beschreibenden soweit zu "lenken", das er mit seinem Wesen seinem Wesen ähnelnde Rollen ausfüllte, in dem er einfach er selber war?

Wie wäre im Vergleich die gute Darstellung eines Psychopathen durch einen psychisch normalen Schaupieler zu bewerten?

Geht es im Buch der Tochter um einen gegenpart in der "Heldenverehrung" nur wegen der sexuellen und sonstigen Mißhandlung oder schwingt da ein "solche unangenehmen Zeitgenossen könenn doch keine verehrenswerten Stars werden!" mit?

Edit: just lese ich noch etwas im Blog des Strafverteidigers Reiner Pohlen zu dieser Sache:
Warum kommt Pola Kinski erst jetzt mit diesen Vorwürfen, kann man sich fragen, was treibt sie an? Vielleicht ist ihr ja wirklich Schlimmes widerfahren, und irgendwann einmal muss es halt heraus. Es ist aber auch denkbar, dass da nur alte Rechnungen beglichen werden sollen, vielleicht Eifersucht auf den berühmten Vater, oder der Versuch, für sich selbst ein (zumindest temporäres) Monument gegen das Vergessenwerden zu schaffen. Da kommen viele Motive in Betracht, wer will das schon ermessen. Ein Verdacht wird an dem toten Klaus Kinski hängenbleiben – aliquid semper haeret -, aber sein Mythos wird´s wohl überdauern, schätze ich.

Lykurg
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Sa 12. Jan 2013, 10:08 - Beitrag #10

Die Frage nach Verkörperung statt Spiel habe ich mir auch einen Moment lang gestellt, aber das greift gegenüber seinem wirklich sehr facettenreichen Gesamtschaffen viel zu kurz, er war eben nicht nur der Dämon bzw. der Choleriker, als der er am stärksten im Gedächtnis verankert ist. Das Herzog-Interview erweckt deutlich den Eindruck einer solchen Lenkung, allerdings war gerade deren Verhältnis ja auch kompliziert, und Herzog selbstbewußt genug, seinen Anteil an den Erfolgen mit Kinski nicht zurückzustellen.

Ich kann mir kaum vorstellen, daß es der Tochter um eine allgemeine gesellschaftliche Diskussion um die Tauglichkeit von Unholden zum Idol geht. Sie erzählt die Geschichte ihres Vaters und ihre eigene. Solche Folgen mögen andere ziehen, die nicht persönlich betroffen sind, aber für sie ist der Fall ja völlig konkret.

Die Erwägungen Reiner Pohlens sind möglich, ja - aber ich sehe noch keinen Grund, an der Darstellung der Tochter zu zweifeln. Daß ein solches Erlebtes ein Leben lang in einem Menschen brennt und irgendwann heraus muß, halte ich für eine allgemeine Selbstverständlichkeit und noch nicht als Grund, an der Glaubwürdigkeit zu zweifeln. Gerade in ihrer Position gegenüber diesem übermächtigen Vater ist für mich nachvollziehbar, daß sie so lange geschwiegen hat. Der Schritt an die Öffentlichkeit läßt sich nicht rückgängig machen, und verändert das Leben. Vermutlich konnte sie nicht mehr anders.

Maglor
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Sa 12. Jan 2013, 12:32 - Beitrag #11

Eine Bewertung der Vorwürfe ist unmöglich, eine Bewertung des Vorgeworfenen unnötig.

Die Person Klaus Kinski bleibt ein Geheimnis.
Seine Leben setzte sich aus Lügen zusammen, die größtenteils seine eigenen sind.

Zur künstlerischen Leistung von Klaus Kinski:
Er arbeite im Akkord und spielte pro Jahr gleich in einer Hand voll Filme mit. Die Filme liegen teilweise deutlich im Trash-Bereich. Es war Massenware.
Der Grund hierfür ist, dass Klaus Kinski immer Geld brauchte. Aufgrund seiner Verschwendungssucht war er stets nahezu pleite.

Zum Abschluss noch eine Botschaft von Klaus:
Botschaft

009
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So 13. Jan 2013, 00:38 - Beitrag #12

Pohlens sieht es durch seine Berufsbrille natürlich so, dass er immer auch auf die möglichen,m aber gewiss nicht immer sicheren Zweifel bei "Vorwürfen" schaut, um eben idealiter nur dann Verurteilungen seiner Mandanten "zu kassieren", wenn deren Schuld hinreichend sicher belegt wie bewiesen ist.

Vielleicht werden im Rahmen der Buchbewerbung noch weitere Verlautbarungen der Tochter zu Motiv und Zeitpunkt des Buches bekannt.

Milena
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So 13. Jan 2013, 19:02 - Beitrag #13

...Maglor hat das sehr treffend gesagt...gibt eigentlich nichts mehr hinzuzufügen....

Ipsissimus
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So 13. Jan 2013, 22:02 - Beitrag #14

das sehe ich anders, Schatz. Vor allem die Aussage
Eine Bewertung der Vorwürfe ist unmöglich, eine Bewertung des Vorgeworfenen unnötig.
bedarf doch erheblicher Erläuterung, weil ich beides sehr wohl als möglich bzw. notwendig ansehe, wenn nicht der Eindruck entstehen soll "wenn du nur verrückt genug bist, darfst du dir alles erlauben". Er hat ein Kind und spezieller sein Kind vergewaltigt. Das hat überhaupt gar nichts damit zu tun, dass er ein genialer Schauspieler war, der mit der Grenze zur Verrücktheit spielte. Und das "Geheimnis Klaus Kinski" ist ein Klischee, hinter dem sich eine sehr konkrete Person verbirgt, die in keiner Weise mehr ein Geheimnis ist, als jeder Mensch.

e-noon
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So 13. Jan 2013, 22:30 - Beitrag #15

Ich denke, ohne mir anmaßen zu wollen, Maglors Motivationen immer verstehen zu können, dass man ihm in diesem Fall unterstellen kann, es als "darüber, dass Kindesmissbrauch abzulehnen ist, müssen wir uns nicht erst verständigen" gemeint zu haben. Wie du selbst sagst: Das hat überhaupt nichts damit zu tun, welchem Beruf er nachgegangen ist.

Maglor
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So 13. Jan 2013, 23:15 - Beitrag #16

Ich schließe mich der Mehrheit der Exegeten an.

Was das "Geheimnis" um die Person Klaus Kinski betrifft, so meine das ein Großteil dessen, was sein öffentlichen Bild formte, seine eigene Inszenierung war. Es fängt bei seinem falschen Namen an.
Bei seinen berühmten zornigen Ausbrüchen in Interviews, finde ich es sehr auffällig, dass seine Stimme immer klar bleibt. Trotz Mikrophon usw. Er schrie nie so laut oder so schnell, dass es undeutlich werden könnte.
Naja, die meisten Väter, die ihre Töchter missbrauchen, sind ganz normale, unauffällige Väter.

Milena
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Mo 14. Jan 2013, 00:38 - Beitrag #17

Ipsi:
Mein Unterbewusstsein wehrt sich dagegen, Kinski als Dreckschwein einzustufen.

erkläre mal.....

Ipsissimus
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Mo 14. Jan 2013, 00:52 - Beitrag #18

ich sagte nicht, dass mein Unterbewusstsein damit recht hat, Schatz^^ es war die erste instinktive Reaktion. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr empfinde ich diese Reaktion als "erst mal auf Abstand halten". Es wäre immer noch die Frage, warum ich so reagiere. Vermutlich der Wunsch, ein Denkmal meiner Jugend nicht stürzen zu sehen. Sachliche Gründe gibt es nach Stand der Kenntnis nicht, Kinski anders denn als Verbrecher aufzufassen. Verbrecher und genialer Schauspieler.

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Mo 14. Jan 2013, 02:58 - Beitrag #19

Wie zusammenfassend im der SZ zu lesen berichtet nun auch Nastassja Kinski über zumindest zweifelhafte körperliche Annäherungen ihres Vaters und seinen tyrannenhaften Umgang mit ihr. Pola macht nun auch der Mutter Vorwürfe, da diese ihr Leid doch hätte sehen müssen, jedoch nichts unternahm. Wobei ich mich da frage, was genau die Mutter wie habe bemerken sollen - und gegen Klaus Kinski vorgehen, es gibt Menschen zumutbareres wohl.

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Mi 23. Jan 2013, 00:32 - Beitrag #20

Der Strafverteidiger Pohlen beschäftigt sich erneut mit der Materie, zitiert in seinem Beitrag auch Focus-Leserbriefe, die zumidest indizienhafte Ansätze enthalten, warum Klaus Kinski kein "Kinderschnder" gewesen sein könnte. Das aus seier Sicht wohl - wie ich finde nachvollziehbar - nur durch ein mit Unwissensannahme lösbare Problem legt er so dar:
Es werden – oft viele Jahre später – Vorwürfe erhoben, und niemand war dabei oder hat etwas mitbekommen. Es kann so gewesen sein, muss aber nicht. Es gibt vielfältige denkbare Falschbelastungsmotive, vorliegend natürlich auch der mögliche Konkurrenzneid auf den übermächtigen, postum oft vergötterten Vater und das Interesse am kommerziellen Erfolg des Buches. Andererseits täte man Pola Kinski schreckliches Unrecht, wenn man ihr solche Motive einfach unterstellen wollte, ohne einen Beleg dafür zu haben. Wenn der Missbrauch stattgefunden hat, dann muss es fürchterlich für sie gewesen sein und der spät geäußerte Hass wäre mehr als verständlich. Für den toten Klaus Kinski, der sich nicht mehr verteidigen kann, gilt allerdings auch die Unschuldsvermutung, und zwar selbst dann, wenn auch Tochter Natassja ihm das schändliche Treiben zutraut. Ein cholerischer, rechthaberischer, psychopathischer Vater, der seine Familie vielleicht geknechtet und vernachlässigt hat, ist deshalb noch nicht unbedingt ein Kinderschänder. Und Nastassja hat ja gerade nicht behauptet, dass sie konkrete Beobachtungen oder Erfahrungen gemacht hat. Der Satz “Wenn Sie mich fragen, dann war er das”, ist bei solchen Fallgestaltungen jedenfalls aus der Sicht eines Strafverteidigers unzulässig. “Wenn Sie mich fragen, ich weiß es einfach nicht”, passt da schon eher, und das beinhaltet die Option der Unschuld auch für Klaus Kinski.

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