Fotos im Netz

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aleanjre
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Di 2. Jun 2015, 20:24 - Beitrag #1

Fotos im Netz

Keine Ahnung, ob es solch eine Diskussion bereits einmal gab ...
Ich rege mich gerade über einen Haufen Muttis bei Facebook auf, die Fotos ihrer komplett nackten Kleinkinder im Pool posten.
Ja, so laufen Kleinkinder im Sommer halt rum. Auch öffentlich am Strand. Und es ist wunderbar.
Auch dagegen, dass es Menschen gibt, die sich an dieser Unschuld nicht auf jene Weise erfreuen, wie es für alle Beteiligten gesund wäre, kann man nichts machen.
Oder solche Leute hindern, heimlich solche Kinder zu knipsen und die Bilder im Netz zu verteilen.
Aber muss man es eben diesen Spinnern auch noch extra-leicht machen und ihnen das Material frei Haus liefern?
Diese Muttis stellen die Bilder auch noch öffentlich ein, nicht nur für die "Freunde". Liebevoll-bedächtige Anmerkungen, dass es böse Menschen gibt, die böse Dinge tun, werden mit einem "Also ich finde das Foto nicht schlimm. Ist nur ein Kind und draußen beim Baden laufen die meisten Kinder so rum. Und wer sich da einen aufgeilt bei so nen Foto ist eh nicht mehr ganz sauber" weggewischt. Es macht ihnen also keine Angst, dass Spinner die Fotos ihrer Babys stehlen und sich daran aufgeilen könnten.
Okay ...
Der andere Aspekt ist, dass ihre kleinen Kinder damit öffentlich im Netz stehen und niemals mehr daraus verschwinden. Sie werden nicht gefragt, es wird einfach für sie entschieden. - So mutig, das bei den Mamis laut anzusprechen, bin ich leider nicht. :rolleyes:

Was ich mich jetzt frage: Bin ich vielleicht doch ein bisschen paranoid? Man sieht die Gesichter der Kids nicht wirklich gut, sie könnten mir morgen im Supermarkt gegenüberstehen und ich würde sie vermutlich nicht erkennen. Es geht also mehr um dieses "könnte ja sein", das mich massiv abstößt. Es sind nicht meine Kinder und hey, geht es mich was an, was irgendwelche Muttis verbreiten? Ich suche die richtige Position in der Sache, sofern es eine gibt ...

Lykurg
[ohne Titel]
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Di 2. Jun 2015, 22:16 - Beitrag #2

Es ist nur logisch, daß unter den vielen Kindern, von denen jetzt ungefragt ungünstige Fotos im Netz landen - sie müssen ja noch nicht einmal nackt sein - auch welche sind, die später bekannt genug werden, daß irgendjemand die Fotos wieder ausgräbt und die Abgebildeten damit in Schwierigkeiten bringt. So nett ich es auch finde, mit gelegentlichen (normalen) Fotos der Kinder von Verwandten und Freunden auf dem Laufenden gehalten zu werden, sollten Eltern dabei immer die Schere im Kopf mitgehen lassen.

Das gilt für Nacktfotos natürlich in besonderem Maße; auf Kinderpornographie war ich damit zunächst gar nicht gekommen, weil ich in meiner Naivität das übliche Nacktbadealter für noch nicht interessant gehalten hätte. Aber natürlich gibt es auch das, ja. Ich finde sowieso, daß zuviele Fotos gepostet werden, mir ist eine textlastigere Umgebung wie diese deutlich lieber. Und bei ihren Kindern verlieren manche Eltern aus (durchaus nachvollziehbarer, in ihren Folgen aber unvernünftiger) Verliebtheit jedes Maß. Das tägliche Statusfoto muß es wirklich nicht sein.

Ipsissimus
Dämmerung
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Mi 3. Jun 2015, 15:33 - Beitrag #3

Es ist bei weitem nicht die einzige Situation, in der Eltern für ihre Kinder Entscheidungen fällen. Es wäre auch vermessen, die Kinder zu fragen, bei Sachverhalten, für deren Relevanz sie überhaupt noch kein Verständnis haben.

letztlich werden Eltern immer damit leben müssen, dass ihre Entscheidungen Auswirkungen auf das Leben ihrer Kinder haben. Man kann daher nur hoffen, dass diese Entscheidungen verantwortungsbewusst getroffen werden, und das wiederum kann man den Eltern nicht abnehmen. Man kann höchstens mitteilen, dass man selbst es anders sieht.

Last not least muss man auch sehen, dass es eine Art Vermeidungshaltung darstellt, wenn wir uns aufgrund derartiger Erwägungen alles mögliche verbieten, was Freude macht. Vermeidungshaltungen ersparen bekanntlich Schmerzen, führen aber auch zur Atrophie des Körperteils.

aleanjre
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Mi 3. Jun 2015, 16:02 - Beitrag #4

Dank dir Ipsi, das ist ein interessanter Gedankenansatz - das man sich mit zu viel Vorsicht und Bedenken auch die Fähigkeit verdirbt, sich hemmungslos an irgendetwas zu erfreuen.
Denn ja, in unserem Land haben die meisten Menschen noch das Privileg, unschuldig naiv sein zu dürfen und trotzdem überlebensfähig zu sein. Es ist kein massives, die Allgemeinheit betreffendes Problem, nur im eigenen Teller zu löffeln und sich niemals darum zu scheren, ob es jenseits davon etwas gibt.
Irgendwo ein beneidenswerter Zustand und man kann diesen Mamis und deren Kindern nur wünschen, dass es niemals einen Grund geben wird, diese unschuldige, hemmungslose Freude zu bereuen ...

Denn wie Lykurg ganz richtig sagte, es müssen nicht einmal Nackedei-Bildchen sein, die einem aus der Kindheit irgendwann einmal nachlaufen könnten. :rolleyes:

Feuerkopf
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Mi 3. Jun 2015, 17:46 - Beitrag #5

Vielleicht könnte man sich vor dem Einstellen eines Bildes mal kurz fragen, ob es okay ist, wenn alle Welt - und das ist im Netz ja durchaus möglich - dieses Bild kennt. So richtig peinliches Zeug gilt es da zu vermeiden, finde ich. Auch kann man mit seinen Kindern darüber reden. "Stell dir vor, du hast ein Bewerbungsgespräch und der Personalmensch konfrontiert dich mit diesem Foto - ist das für dich in Ordnung?"
Man hat ja schon ein bisschen in der Hand, wie die eigene Darstellung aussieht.
Bei Kinderfotos verstehe ich beide Haltungen. Ich denke, gegen ulkige Spielplatzfotos gibt es nichts einzuwenden. Bei Nacktfotos wäre ich aber auch vorsichtig, wegen der miesen Typen, die es gibt.
Alea, es war okay, die Mütter zumindest darauf anzusprechen. Aber paranoid braucht man nicht zu werden, finde ich. Es gibt von mir und den meinen eine Menge Material im Netz und es ist auch gut so. Wie gesagt, man hat es ein bisschen in der Hand.
Allerdings hat mein Mann z. B. in den letzten Jahren darauf verzichtet, auf Klassenfahrten mal einen mit den Kids zu trinken. Kneipenfotos vom Handy mussten echt nicht sein. Das ist natürlich schon schade, da hat Ipsi recht.

Maglor
Karteizombie
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Mi 3. Jun 2015, 19:37 - Beitrag #6

Zitat von aleanjre:Der andere Aspekt ist, dass ihre kleinen Kinder damit öffentlich im Netz stehen und niemals mehr daraus verschwinden.

Eben das ist der entscheidende Punkt. Man sollte auf jeden Fall die Kontrolle über die Bilder behalten. Durchaus sinnvoll wäre es die Bilder nach Ablauf einiger Monate aus dem Netz zu nehmen.
Ist das Bild jedoch einmal außer Kontrolle geraten, ist dafür natürlich schon zu spät. Wenn also jemand anders sich des Fotos (unter Missachtung des Urheberrechts) bedient und es irgendwie anders weiter verwendet, z. B. in seinem Youtube-Video über die häßlichsten Babys der Welt.

Manche Leute haben schon gar nicht mehr verstanden, dass man auch Fotos machen kann oder sie irgendwer zu posten. Ich gehe davon aus, dass die meisten Leute, die Fotos ins Netz stellen, ziemlich schnell den Überblick darüber verlieren. Jahre später weiß niemand mehr, was er auf welcher Plattform gemacht hat.

Früher kamen die Fotos in ein Album, das über Jahre verstaubte, um dann in seltensten Momenten hervorgekramt wird.
Tatsächlich gibt es ja bereits die Möglichkeit Fotos online für den kleinen Kreis mit beschränkten Zugang zu veröffentlichen. Der Aufwand ist natürlich etwas unerheblich, aber der Narziss wird erheblich weniger befriedigt.

Nackt oder nicht nackt, ist imgrunde nur ein Detail. Was sich der Betrachter dabei fühlt, wenn er das Kinderbild betrachtet, halte ich für ein vernachlässigbares Problem. Es geht keine Gefahr davon aus und die Gedanken sind frei. In letzter Konsequenz weiß man ja auch nicht, was Onkel, Opa usw. denken, wenn man ihnen die herkömmlichen Nackidei-Bilder der lieben Kleinen zeigt.
Die weitaus größere Gefahr sehe ich darin, dass online gestellte Bilder aus Kontrolle geraten können, wie von mir anfangs geschrieben. Sie können später überall und in jedem Kontext auftauchen. Spästestens wenn man ein unfreiwilliges "Netzphänomen" ist, hört der Spaß auf.


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