Big Data oder: Die Büchse der Pandora

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Feuerkopf
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So 4. Dez 2016, 08:21 - Beitrag #1

Big Data oder: Die Büchse der Pandora

Wir hatten in diesem Jahr die Brexit-Abstimmung in GB und die Präsidentenwahlen in den USA. Beide endeten mit Ergebnissen, die alle demoskopischen Vorhersagen Lügen straften und brachten Populisten die Mehrheit. In diesem Artikel gibt es einen Erklärungsansatz, der mich nachhaltig verstört hat. https://www.dasmagazin.ch/2016/12/03/ich-habe-nur-gezeigt-dass-es-die-bombe-gibt/

Die Frage ist nun, wie gehen wir mit dieser Entwicklung um?

Maglor
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So 4. Dez 2016, 12:11 - Beitrag #2

Für Roboter müssen die Robotergesetze gelten, für den Menschen das Gesetz der Menschlichkeit.

Ich habe mich von Anfang an gegen diese Entwicklung entschieden, mich an der Datenpflege nicht beteiligt und beschriebene Daten-Kraken weitgehend boykottiert. Mich können sie daher nicht analysieren.
Ich bin mir aber nicht mehr ganz sicher, ob diese Entscheidung wirklich richtig war. Nur weil ich kein Schaf sein will, muss ich noch lange kein Steppenwolf werden.

Ipsissimus
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So 4. Dez 2016, 18:37 - Beitrag #3

Der große rote, geheimnisvolle Knopf, an dem "Bitte nicht drücken" steht, wird gedrückt werden, ungefähr sieben Sekunden, nachdem er entdeckt wurde, und hinterher - falls es ein hinterher gibt - wird ein attraktiver, intellektuell und nachdenklich wirkender junger Mann oder eine entsprechende junge Frau mit leiser Stimme ins off flüster "das ist nicht meine Schuld, ich habe ihn nur gedrückt, die Bombe hat ein anderer gelegt".

Big Data ist längst allumfassend. Du sorgst dich fünf Jahre zu spät, Feuerkopf. Da steht nicht nur die Werbeindustrie dahinter, ach Gottchen, wenn es doch nur die wäre. Wie süß das wäre, wie harmlos.

Das einzige Mittel, was heute noch dagegen noch helfen könnte, wäre die Änderung der Naturgesetze, so dass es Dinge wie Computer, Internet und Algorithmen nicht geben kann. Alternativ hülfe auch die Ausrottung der Menschheit und die Verbannung von Intelligenz aus dem Angebotskatalog der Evolution.

Aber es ist immer wieder herzerwärmend, mit wie einfachen Mitteln die Dinge betrieben werden. Mit Speck fängt man Mäuse. Erkläre ihnen, was man mit Facebook und SmartPhones alles machen kann, und niemand wird noch interessieren, was man mit Facebook und Smartphones noch machen kann. Aber sie werden sich alle so cool fühlen. Und das ist schließlich das wichtigste. Sich cool fühlen.

Ipsissimus
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So 4. Dez 2016, 18:39 - Beitrag #4

Zitat von Maglor:Ich habe mich von Anfang an gegen diese Entwicklung entschieden

Deine big data relevanten Daten können an jedem Internetknoten abgerufen werden. In Deutschland angeblich nur auf richterliche Anweisung hin, aber wer braucht schon Deutschland.

Feuerkopf
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Mo 5. Dez 2016, 08:26 - Beitrag #5

Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass man diese Entwicklung rückgängig machen kann. Was machbar ist, wird gemacht, von irgend jemandem. Wichtig finde ich, dass man weiß, dass und wie es gemacht wird. Das ermöglicht zumindest mir, gelegentlich mal in den Spiegel zu gucken und mich zu fragen, ob ich selbst meine oder gemeint werde. Damit ist schon einiges erreicht. Finde ich.

Mir war nicht bewusst, wie individualisiert das Verfahren schon ist und wie bezahlbar offensichtlich.

aleanjre
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Mo 5. Dez 2016, 12:03 - Beitrag #6

Big Data finde ich eigentlich v.a. deshalb gefährlich, weil die Leute daran glauben, dass sie durchschaubar werden. Und diejenigen auf der anderen Seite glauben, sie hätten alles durchschaut. Wenn man aber alles darauf zuschneidet, dass 1+1 = 2 ergeben muss, werden zwangsläufig Probleme entstehen. Denn nur in Film und Büchern kann ein Sherlock Holmes hingehen und sagen: Ich habe dies und jenes gesehen, also war der Täter ein Typ A und hat zwangsläufig Aktion B gestartet - und hat damit in 100% der Fälle Recht.
Wenn ich schon lese, "Männer, die die Kosmetikmarke Blaaa auf Facebook liken, sind fast immer schwul". Fein. Was ist mit den metrosexuellen, die sich einfach nur toll pflegen wollen? Mit denjenigen, die liken, weil es dort ein Gewinnspiel gab und sie dem schwulen kleinen Bruder ein Geschenk machen wollten? Mit denen, die aus Versehen geliked haben oder weil sie einen bestimmten Beitrag mitlesen wollten?
Bei der "individualisierten Werbung" von Facebook bekomme ich immer nur Schwachsinn angezeigt. Den Kindle Fire von Amazon etwa - interessiert mich überhaupt nicht. Wechsle deinen Stromanbieter, komm zu Yellow. Äh - nein? Und irgendwas von der Firma Wasa. Ich hasse Knäckebrot. Das ich mal die Nährwerte einer Scheibe Knäckebrot recherchiert habe, hatte keine diätischen Gründe.
Es gab mal einen dieser dämlichen kleinen "Wir erkennen Ihre Persönlichkeit"-Tests, bei denen man eine Tür auswählen sollte. Ja, die meisten Leute werden nach ihrer Lieblingsfarbe in Kombination mit einem bestimmten Türmodell (rustikal, modern etc.) gegangen sein und waren dadurch grob in die introvertiert/extrovertiert-Schiene einzuordnen. Ich hatte mich spontan in eine der Türgriffformen verliebt und darum ein grell orangefarbenes Modell ausgewählt, das ich sonst niemals genommen hätte. Im Ergebnis war ich als extrovertiert eingestuft worden, was mir sehr, sehr fern liegt.
Big Data arbeitet mit Deduktion und Vereinfachung. Dabei wissen seriöse Wissenschaftler, dass selbst Pantoffeltierchen zu Handlungen fähig sind, die man vorher so nicht vorausgesehen hatte ...

Ipsissimus
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Mo 5. Dez 2016, 16:55 - Beitrag #7

Big data ist eigentlich nur ein großes "den Rahm abschöpfen", es geht im Kern gar nicht um individualisierte Werbung (individualisierte Werbung ist nur ein Anwendungszweck). Das war ja schon seit je das Prinzip der Werbung, die wissen auch, dass sie sich auf den Kopf stellen können, etwa 10 bis 15 Prozent aller Menschen sind dagegen immun. Aber der Rest ist eben nicht immun, da kann man mit Werbung einiges bewegen, z.B. dass sich 500 Millionen Blue Jeans Träger als einzigartige Individualisten und ganz toll vorkommen, weil sie Blue Jeans tragen. Wenn du oder ich dem entkommen, Alea, ist das einkalkuliert und nicht weiter wichtig ... ersetze "Blue Jeans" durch "Trump". Big data wird zweifellos dafür sorgen, dass es ein paar weniger werden, die gegen Werbung immun bleiben. Aber dieser angeblich "punktgenaue" Zugriff funktioniert nur bei Menschen, die eben tatsächlich etwas weniger individuell angelegt sind, als sie selbst von sich denken.

Das eigentlich Wichtige ist die Erweiterung der Anwendungsmöglichkeiten von reiner Werbung auf eine Vielzahl sozialer Prozesse, z.B. Wahlen, Stimmungen, veröffentlichte Meinungen usw. Aber auch da geht es nicht im Letzten um das Individuum, sondern um den Rahm. Es geht auch nicht darum, gezielt einen einzelnen Terroristen zu finden, sondern genau um die Atmosphäre, die durch die Möglichkeit entsteht, bei Verwendung entsprechender Schlüsselbegriffe Subjekt einer Fahndungsmaßnahme zu werden.

Daneben gibt es noch technische Anwendungsmöglichkeiten, die den gesteckten Rahmen hier aber bei weitem sprengen würden.

Ipsissimus
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Mo 5. Dez 2016, 17:17 - Beitrag #8

Zitat von Feuerkopf:Mir war nicht bewusst, wie individualisiert das Verfahren schon ist und wie bezahlbar offensichtlich.

Sorry, wenn ich zu heftig reagiert habe, Feuerkopf, das war nicht auf dich gezielt.

Deine Schlussfrage, wie wir mit dem umgehen, bleibt leider unbeantwortet. Es wird so kommen, dass auf gesellschaftlicher Ebene das große Ignorieren weitergeht, während auf technischer, industrieller, militärischer und geheimdienstlicher Ebene die Möglichkeiten immer weiter ausgedehnt und verbessert werden. Und daraus wird ... irgendetwas resultieren. Und was es auch ist, außerhalb des Kreises der Betreiber wird es aus der kurzen Phase der Aufregung in die Phase des Ignorierens übergehen und dort bleiben.

Erinnert sich noch jemand an den NSA-Skandal? Natürlich. Aber in welchem Sinne? Als massive und permanent akute Gefährdung demokratischen gesellschaftlichen Lebens oder als resignierend hingenommene Hintergrundmelodie? Ich wette, dass bei den meisten das Interesse noch nicht mal mehr für letzteres reicht. Und interessiert, über die Phase der Aufregung hinaus, hat es auch kaum noch jemanden. Das wird mit big data genau so sein.

Maglor
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Mo 5. Dez 2016, 22:19 - Beitrag #9

Zitat von Ipsissimus:Deine big data relevanten Daten können an jedem Internetknoten abgerufen werden. In Deutschland angeblich nur auf richterliche Anweisung hin, aber wer braucht schon Deutschland.

Ich kenne den Lauschangriff der deutschen Justiz sehr gut und mein Vertrauen in die Justiz ist ungleich höher, als mein Vertrauen in Marktforschung- und Werbeinstitute. Aber auch sind nach meinem Eindruck nicht gravierenste Problem. Mein größtes Misstrauen hege ich gegen Privatpersonen. Für sie gibt es keine Datenschutzrichtlinien. Es wird munter gestalkt, gesammelt, denunziert usw.
Mein Eindruck ist auch der, dass weite Teile der Bevölkerung mutwillig Teilhaber von Big Data sind, weil sie selbst um die Aufmerksamkeit einer angeblichen Öffentlichkeit buhlen und sich selbst zur Marke machen wollen. In sozialen Netzwerken suchen sie Bestätigung. Irgendwelche Trottel verbreiten auch Gerüchte über Whatsapp - im guten Glauben.
Trumps Online-Wahlkampf lebte vom Mitmachen, auch von dem seiner Hater.

Als das Internet noch neu war, galt es noch als Hoffnungsträger für Individualismus. Seit vielen Jahren hat es sein Gesicht verändert und wird Musterbeispiel für Schwarmdummheit. Ich habe ein wenig über die maoistische Kulturrevolution gelesen und vieles, was heute digital abläuft, erinnert mich stark an damaligen Mechanismen.

Die Interpretation von Big Data kann man als höhere Mathematik betrachten oder als Pseudosozialwissenschaft, in der Menschen nicht mehr als Individuum gelten.

Maglor
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Mi 7. Dez 2016, 23:17 - Beitrag #10

Lobo hat den Kommentar jetzt auch kommentiert: "Trump hat mit Big Data gewonnen" Wie unser Technik-Aberglaube allen schadet

Big Data zerstört die Gesellschaft und entscheidet Wahlen? Virtual Reality verändert alles? Unser übertriebener Glaube an die Macht der Technik führt uns in eine Zeit der Voraufklärung zurück. "


Schade nur, dass Lobo den magischen Digitalismus nicht mit Adornos Dialektik der Aufklärung verknüpft hat, obwohl die Verwandtschaft der Ideen so offensichtlich ist.

Neben der Theorie der Frankfurter Schule kamen mir auch die sogenannten Technomagier aus der Sci-Fi-Serie Babylon 5 in den Sinn. Grundidee ist, dass nicht verstandene Technologie wie Magie verstanden wird. Noch erstaunlicher ist jedoch das Konzept der manipulativen Wirkung ihrer Worte. In letzter Konsequenz hat der Technomagier nur so viel Macht wie man ihm zu schreibt. Es kommt darauf an, ob seinen Worte glauben geschenkt wird oder nicht.

Zitat von Feuerkopf: In diesem Artikel gibt es einen Erklärungsansatz, der mich nachhaltig verstört hat.

Den Aussage ist irgendwie zweideutig. Was hat dich verstört? Die Erklärung als Ursache-Wirkungs-Mechanismus oder die Idee, die Software für politische Fehlentscheidungen verantwortlich zu machen?
Hinter dem Erklärungsansatz steht auf jeden Fall ein Menschenbild, dass von unmündigen Nichtpersönlichkeiten ausgeht, die Opfer ihres Spielzeugs geworden sind.

Feuerkopf
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Do 8. Dez 2016, 04:34 - Beitrag #11

Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt.

Mich hat erschreckt, dass es offenbar eine Technik gibt, die so personalisiert in der Lage ist, mich zu beeinflussen. Ich hatte mich gerade an den Gedanken der Meinungsblase gewöhnt, die ich durch meine Klicks selbst generiere - da kommt schon der nächste Schritt: die direkte aktive Beeinflussung von außen.

Selbst, wenn es nicht so dramatisch ist und wir durch Gesetze geschützt sind, bin ich skeptisch (oder paranoid?) genug, zu vermuten, dass diese Form der Einflussnahme genutzt werden wird, sofern und sobald sie möglich und erlaubt sein wird.

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Mo 12. Dez 2016, 15:18 - Beitrag #12

Zitat von Feuerkopf:dass diese Form der Einflussnahme genutzt werden wird, sofern und sobald sie möglich und erlaubt sein wird.

Streichen wir besser noch das "erlaubt sein"; dass es möglich ist, reicht auf der Ebene derer, die ein Interesse am Einsatz solcher Technologien haben, allemal.

Maglor
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Mo 12. Dez 2016, 20:19 - Beitrag #13

Ist es wirklich möglich? Generiert oder manipuliert der Algorithmus deine politische Einstellung?

Die Frage, ob eine Technik erlaubt ist, spielt de facto keine Rolle, da die großen Internetunternehmen sich bevorzugt in den rechtsfreien Nischen aufhalten, die ihnen zugestanden werden.

Feuerkopf
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Mo 12. Dez 2016, 23:47 - Beitrag #14

Zitat von Maglor:Ist es wirklich möglich? Generiert oder manipuliert der Algorithmus deine politische Einstellung?


Mein Verhalten im Netz führt über den Algorithmus (was auch immer das ist - ich stell mir da einen Gnom vor, der anhand meiner Handlungsweisen aussortiert, was ich zu lesen/sehen/hören bekomme :para: ) zu einer bestimmten Auswahl an Beiträgen, die z. B. in meiner Timeline bei FB auftauchen. Das wiederum beeinflusst mein Denken, denn ich bin ja durchaus empfänglich für Reize. So bildet sich meine Infoblase, in der ich mich recht wohl fühle, denn wer liest nicht gerne, was er sowieso schon denkt und meint?!
Ganz plumpe Manipulation würde mir natürlich auffallen, aber über einen längeren Zeitraum könnte man mein Denken schon allmählich infiltrieren, denke ich.

Maglor
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Di 13. Dez 2016, 21:20 - Beitrag #15

Wie Gnome u.a. besiegt werden können ist aus Märchen wie Rumpelstilzchen bekannt. Man muss den bösen Geist nur bei seinem wahren Namen nennen und schon ist seine Macht gebrochen. :evil:
Das gilt vielleicht auch für Internet-Trolle. :crazy:

Google schlägt mir neuerdings auch immer öfter PI-News vor, wenn ich zu tagespolitischen Themen suche. Youtube wählt für mich rechtsradikale Kanäle aus. Euphemistisch ausgedrückt: Die Maschine hält mich für einen kritischen Zeitgenossen. Ich bin aber dieser Filterblase nicht hilflos ausgeliefert.
Auf der anderen Seite würde ich wahrscheinlich aufgrund von Interessenlage wie germanische Mythologie oder der kreativen Deutung internationaler Konflikte relativ leicht das Stigma des rechtsextremen Esoterikers erhalten. Der Witz von Big Data ist, dass nur quantitative Aussagen zu einer Person getroffen, dabei ist der Mensch doch ein Individuum und keine Wahrscheinlichkeit.

Sicherlich kann Amazon aufgrund der gesammelten Datenmenge Aussagen über mein Konsumverhalten errechnen. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Häufig werden mir Bücher vorgeschlagen, die ich schon gelesen habe. Die gesammelten Daten sind offensichtlich wertlos. Einen Gebrauchswert oder Nutzen haben sie jedenfalls nicht. Daten haben jedoch einen hohen Tauschwert. Im Sinne einer neomarxistischen Deutung würde ich behaupten, will ich von einem Datenfetischismus sprechen und auf die Gefahr der Überproduktion von Daten hinweisen.
Ich muss leider gestehen, dass ich selbst vom hohen Tauschwert der Daten finanziell profitiere. Dieses Jahr habe ich immer wieder an psychologischen Studien teilgeneommen, wofür ich Bargeld erhalte. Die Bezahlung ist durchaus attraktiv, verglichen mit Nebenjobs in Gastronomie. Witzigerweise wurde ich in der Studie auch danach gefragt, wie ich Facebook nutze. Die Antwort war für mich sehr leicht. Das Nein habe ich ein wenig begründet.
Die meisten Menschen begehen den Fehler, dass sie ihre Daten einfach verschenken bzw. nur mit Aufmerksamkeit vergüten lassen.

Maglor
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Sa 17. Dez 2016, 09:41 - Beitrag #16

Die Big-Data-Verschwörung ist offensichtlich zu kompliziert und lässt sich in internationale Konflikten verarbeiten.
Ab sofort ist klar, dass der namenlose Gnom niemand anders als Vladimir Putin ist. Natürlich ist er schuld daran, dass die Amerikaner Trump und nicht Hillary gewählt haben. Auch der Krim hat das auch funktioniert.

Ipsissimus
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Sa 17. Dez 2016, 19:18 - Beitrag #17

Die Big Data Verschwörung dürfte im Prinzip einfach nur normales Geschäftsgebaren sein. Kaufmann sieht eine Möglichkeit, Rahm abzuschöpfen, also greift er zu, nach ihm die Sintflut^^ Was sich normalvielgeldverdienende Menschen wahrscheinlich einfach nicht vorstellen wollen oder können, ist der Umstand, dass es vielgeldverdienende Menschen einfach nicht interessiert, wie sie an ihr Geld kommen. In die Grauzonen der Legalität gehen dabei wohl die meisten. Ob diese Zonen dann auch mal dunkelgrau oder gelegentlich sogar schwarz werden dürfen, hängt eher von der Nervenstärke ab^^ und beim ersten Mal ist es eh am schwierigsten^^

Lykurg
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So 18. Dez 2016, 01:21 - Beitrag #18

Dazu kommt ja auch, daß die Rechtslage in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich ist und dank der Grenzenlosigkeit der Netze Übergriffe Alltag sind, die im Ausgangsort kein Problem darstellen und dementsprechend, je nach geltenden zwischenstaatlichen Vereinbarungen und vorhandener Zentralmacht, kaum oder gar nicht verfolgt werden. Was für uns datenschutztechnisch selbstverständlich undenkbar ist, ist aus Sicht anderer Länder kein Problem oder sogar ein nice-to-have... und auch innerhalb unserer Grenzen herrscht offensichtlich kein Konsens. Es ist nicht nur Unwissenheit, mit der viele, sehr viele, ihre Daten preisgeben - es ist zu einem guten Teil auch Bequemlichkeit.

Bei mir ja auch, und ich sehe natürlich auch, wie gut das Abschöpfen funktioniert (und wo nicht). Seit ich in die andere Stadt mit zwei D gezogen bin, werde ich auf youtube und über Kindle fleißig mit rechtslastigen Videos und Buchempfehlungen versorgt. Faszinierend, wieviele Pegida-Rechtfertigungsschriften so als graue Literatur unterwegs sind...

Maglor
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So 18. Dez 2016, 21:26 - Beitrag #19

Zitat von Lykurg:Dazu kommt ja auch, daß die Rechtslage in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich ist und dank der Grenzenlosigkeit der Netze Übergriffe Alltag sind, die im Ausgangsort kein Problem darstellen und dementsprechend, je nach geltenden zwischenstaatlichen Vereinbarungen und vorhandener Zentralmacht, kaum oder gar nicht verfolgt werden.

Obama hat auch dafür eine Lösung. Man kann dem auserkorenen Feindesland auch einfach mit ernsthaften Konsequenzen drohen.
Die Welt kann so einfach sein. Putin in Person ist Ursache für die innenpolitischen Entwicklung der USA.

Zitat von Spiegel:Obama warnt die Welt - und Trump - vor Putin

Den Kreml warnte Obama am Freitagabend erneut: Die US-Regierung habe eine klare Botschaft für Russland, was Hackerattacken anbelangt - Vergeltung: "Macht das nicht mit uns, sonst machen wir was mit euch."

Der US-Präsident kritisierte zudem die Republikaner für ihre Annäherung an Putin. "Ronald Reagan würde sich im Grabe umdrehen", sagte er. Dabei bezog Obama sich auf eine neue Studie, nach der mehr als ein Drittel der Republikaner an Putin Gefallen fänden. Im Juli 2014 hatte die Zahl noch bei zehn Prozent gelegen. Die Republikaner würden russischen Versuchen zum Opfer fallen, die US-Demokratie zu schwächen, sagte Obama weiter.

Glaubt Obama wirklich, eine solche Drohung könne noch funktionieren? Mit Hackerangriffen und totaler Überwachung von Feinden und Verbündeten braucht Obama eigentlich nicht mehr zu drohen.
Was wird Obama sonst machen? Ganz böswillig die russische Opposition unterstützen ...?

Maglor
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Fr 23. Dez 2016, 13:02 - Beitrag #20



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