Liebeskrankheit ist ernstzunehmendes Leid

Erlebnisse und Erfahrungen aus den schönsten und den traurigsten Stunden des Lebens. Träume von der perfekten Liebe und ein Kummerkasten für ihr Scheitern.
Ipsissimus
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Di 15. Feb 2005, 09:54 - Beitrag #21

ach, auch für mich war sie ja schon fortgeschritten, die Stunde - so mag, gefangen in den Armen der Müdigkeit, ich mich etwas undeutlich ausgedrückt haben, geschätzte Feuerkopf :-)

imo ist die Abspaltung der Gefühlswelt bereits ein pathologischer Zustand. Dieser Zustand kann chronisch werden und wird von der sozialen Umgebung oft erst dann wahrgenommen und entsprechend bewertet.

C.G.B. Spender
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Di 15. Feb 2005, 10:39 - Beitrag #22

Es hilft vielen Menschen, wenn sie den Teil der Gefühlswelt, der sie auffrißt, in etwas Kreatives umwandeln können. Manchmal kommt dabei sogar etwas bemerkenswertes heraus. Ich schreibe absichtlich "den Teil der Gefühlswelt", weil es schließlich auch andere Gefühle gibt, die sehr schön sind und bei einer Abspaltung oder totalen Verdrängung ebenfalls verloren gehen würden.

Liebeskummer kann einen auffressen. Das sind starke Gefühle, oft geradezu übermächtige Gefühle und es ist wahrlich nicht leicht, dabei noch ein Gleichgewicht zu wahren, bzw. überhaupt zu finden. Es hilft meines Erachtens nicht immer, sich gegen diese Gefühle zu wehren, wenn sie so stark sind. Es ist besser, man findet ein Ventil. Unsere künstliche 24h-Happy-Gesellschaft macht es einem nicht gerade einfach dabei.

Metaphorisch ausgedrückt, gibt es ein weinendes und ein lachendes Bein. Beide Beine brauchen wir zum vernünftigen Gehen. Wenn man eines nicht richtig benutzt, dann wird man humpeln oder hinfallen. Vielleicht verliert man auf diese Art sogar das Vertrauen an diese Beine.

Ipsissimus
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Di 15. Feb 2005, 10:49 - Beitrag #23

sehr schön formuliert, Spender :-)

wobei die Sublimierung abgespaltener traumatisierter psychischer Bereiche natürlich bereits eine Folge der Traumatisierung darstellt und diese nicht etwa nachträglich "rechtfertigt", so nach dem Motto "jetzt verlasse ich die Frau, damit sie eine bessere Künstlerin wird" :-)

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Di 15. Feb 2005, 11:21 - Beitrag #24

Zitat von Ipsissimus:sehr schön formuliert, Spender :-)

wobei die Sublimierung abgespaltener traumatisierter psychischer Bereiche natürlich bereits eine Folge der Traumatisierung darstellt und diese nicht etwa nachträglich "rechtfertigt", so nach dem Motto "jetzt verlasse ich die Frau, damit sie eine bessere Künstlerin wird" :-)
Um Gottes Willen! Nein. So meine ich das nicht. Allerdings gibt es sicher Tendenzen bei verschiedensten Künstlern, selbst Sting hat dies einmal zugegeben, sich selbst auf der Suche nach der Kreativität zu zerstören. Es ist natürlich schlecht, wenn man nur auf diese Art kreativ werden kann. Genauso schlecht, wie wenn man den negativen Gefühlen nicht begegnen kann und sie nicht los wird.

Das Ganze zeigt doch immer wieder, dass ein Gleichgewicht das Gesündeste ist.

Ipsissimus
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Di 15. Feb 2005, 11:44 - Beitrag #25

Das Ganze zeigt doch immer wieder, dass ein Gleichgewicht das Gesündeste ist


ein großes Wort in Gelassenheit gesprochen :-) **uneingeschränkt zustimme**

Feuerkopf
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Di 15. Feb 2005, 18:36 - Beitrag #26

Ich danke den beiden geschätzten Vorschreibern für die bildhafte Darstellung. :)

Wenn ich es jetzt richtig verstanden habe, dann wird (Liebes-)Kummer zur Gefahr, wenn die emotionale Struktur eines Menschen aus dem Gleichgewicht geraten ist. Somit wäre die desolate Gefühlsebene die eigentliche Krankheit.

Allerdings kann man das auch anders sehen:
Wenn mein Immunsystem geschwächt ist, können mich ganz unterschiedliche Krankheiten befallen.

Demnach wäre Kummer dann wie ein Krankheit zu sehen, die eine geschwächte Grundkonstitution "ausnutzt", um sich schädigend auszuwirken, was ja auch passieren kann.

Interessant ist tatsächlich der Aspekt, dass emotionale (und auch körperliche) Krisen kreative Schübe auslösen können. Ich habe z. B. nur in stark emotional geprägten Phasen in meinem Leben Gedichte geschrieben und sonst so gut wie nie.

Ipsissimus
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Mi 16. Feb 2005, 00:32 - Beitrag #27

Wenn mein Immunsystem geschwächt ist, können mich ganz unterschiedliche Krankheiten befallen.


In den 60er Jahren wurden wesentliche Teile der Grundlagenforschung über das Immunsystem betrieben, vornehmlich in den USA. Es ist daher nicht so ganz verwunderlich, wenn die Terminologie - und damit die Vorstellungen - hinsichtlich des Verhältnisses zwischen IS und Krankheitserregern mit Begrifflichkeiten vornehmlich aus dem Bereich des Militär- und Geheimdienstjargons abgedeckt sind - und so glauben Millionen und Milliarden heute noch, daß das Immunsystem im Kampf mit eindringenden bakteriellen Invasionstruppen steht, daß "Killerzellen" antreten, kurz daß Krieg tobt.

Eine solche Sichtweise ist zumindest einseitig, da sie ignoriert, daß in einem gesunden Körper ein Gleichgewicht herrscht zwischen den Immunzellen und den "Eindringlingen - von denen viele immer im Körper vorhanden sind, egal ob der Mensch krank ist oder nicht. Die Verschiebung des Gleichgewichts ist auch hier die eigentliche Krankheit.

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Mi 16. Feb 2005, 02:05 - Beitrag #28

Zitat von Ipsissimus:... Die Verschiebung des Gleichgewichts ist auch hier die eigentliche Krankheit.


Ist mir schon klar, Ipsissimus.
Das ändert nichts an der Tatsäche, dass andere Krankheiten sich sozusagen "aufpfropfen", so wie z. B. Hautkrebs oder schwere Lungenentzündung bei AIDS.

Ähnlich habe ich es ja auch für seelische Erkrankungen beschrieben.

Diese Krankheiten, die vom Ungleichgewicht profitieren, müssen auch behandelt werden - es reicht nicht, ausschließlich die Grundursache zu therapieren.
Diese "schmarotzenden" Krankheiten bringen im Falle AIDS den Patienten endgültig um.
Und eine schwere Depression, die aus seelischem Ungleichgewicht entstanden ist, kann eben - unbehandelt - auch zu großem Leid führen.

Die Homöopathie z. B. berücksichtigt solche Zusammenhänge und behandelt in einem solchen Fall auch von "außen" nach "innen", sozusagen, die akuten Symptome zuerst und später das Grundübel.
Eine gute Psychotherapie übrigens auch.

DarkMousy
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Mi 16. Feb 2005, 20:50 - Beitrag #29

inTopic

Hallo,

ich wollte was zum ursprünglichen Thema sagen, nachdem ich nun viel über Homäophatie und dergleichen erfahren habe ^.~

Ich denke auch, dass Liebeskummer und die psychologischen Folgen daraus zu selbstzerstörerischen Handlungen eines Menschen führen können, weil dieser der neuen Situation (Allein sein) und dem damit verbundenen Stress einfach nicht mehr gewachsen ist.
Oder: Was ist, wenn ein Mensch psychologisch von einem anderen abhängig ist und wird verlassen, fühlt sich verstoßen?
Ich schätze, solch eine Situation führt zu starken Depressionen und muss dringend behandelt werden, wenn es dem Menschen nicht gelingt die negativen Gefühle anders zu kompensieren.
Warum ich das schreibe?
Letzte Woche war ich dieser Mensch, aber nun ein paar Gedichte und einige hinreißende Bilder später komme ich mit der Situation erstaunlich gut klar.
Zwischenzeitlich habe ich auch gedacht, dass es nie funktionieren würde, aber mittlerweile... ich glaube ich kann mich sogar mit einer Freundschaft mit dieser Person anfreunden. Das allerdings zeigt erst das nächste Treffen.
Ich hatte zwischenzeitlich auch die Idee, meine Psychotherapeutin des Vertrauens hinzuzuziehen, aber nun bin ich stolz, dass ich es alleine geschafft habe - voerst. Ich finde, es ist aber gut zu wissen, dass da noch ein Mensch ist, der einem im letzten Moment helfen kann. Mein Hausarzt würde das übrigens auch ernst nehmen, wenn ich so was bei ihr ansprechen würde.
Insofern es also dem Betroffenen nicht selber gelingt, seine Trauergefühle auf angemessene Weise zu kompensieren (manche trauen sich ja nicht mal zu weinen) und diese gefährlich werden können, sollte er ärztlichen Rat einholen können.
Daher finde ich es gut, dass 'Liebeskummer' (oder meinten die allgemeinen Seelenkummer?) als Krankheit anerkannt wird.

Daaku

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Sa 2. Apr 2005, 10:51 - Beitrag #30

Zitat von DarkMousy:Hallo,

ich wollte was zum ursprünglichen Thema sagen, nachdem ich nun viel über Homäophatie und dergleichen erfahren habe ^.~

Ich denke auch, dass Liebeskummer und die psychologischen Folgen daraus zu selbstzerstörerischen Handlungen eines Menschen führen können, weil dieser der neuen Situation (Allein sein) und dem damit verbundenen Stress einfach nicht mehr gewachsen ist.
Oder: Was ist, wenn ein Mensch psychologisch von einem anderen abhängig ist und wird verlassen, fühlt sich verstoßen?
Ich schätze, solch eine Situation führt zu starken Depressionen und muss dringend behandelt werden, wenn es dem Menschen nicht gelingt die negativen Gefühle anders zu kompensieren.

Daaku


Da gebe ich dir vollends Recht.
Zu der Zeit, als meine Dorothea im Sterben lag war ich jeden Tag am Kranken/Sterbebett.
Es war Zungenkrebs, was zur Folge hatte, dass sie später nicht mehr sprechen konnte.
Wir sahen uns jeden Tag stundenlang in die Augen und ich bin zufrieden dass ich es gemacht habe, denn in diesen Stunden haben wir uns ohne Worte wahrscheinlich noch viel mehr gesagt, als wenn wir gesprochen hätten.
Dieses erfreute aufblitzen in ihrem Blick, wenn sie mich sah, werde ich für immer im Herzen tragen, es sagte: "Da bist du ja!"!
Ich wusste, dass sie sterben wird. Trotzdem habe ich an dem Tag (ein Samstag) als mir die Krankenschwester sagte, dass meine Frau um 4:06 entschlafen sei, mich gegen die Wand lehnen müssen, mir war schwindelig und die Krankenschwester fragte, ob ich Hilfe benötige. Auch wenn ich zu der Zeit sicher Hilfe benötigt hätte, hörte ich mich sagen: "nein danke, es geht schon". Ich bin wir im Rausch durch die Gegend gelaufen und aus dem Krankenhaus regelrecht geflohen.
Erst als ich ein paar Stunden später wieder zurückkam konnte ich wieder klar denken und dann die Beerdigungsformalitäten absprechen.
Ja, ich hatte meine Liebe verloren, aber ich hatte wenigstens die Möglichkeit mich seelisch darauf vorzubereiten.
Da ist es dann doch schwerer, eine Liebe aus heiteren Himmel zu verlieren.
Wenn dann noch nicht einmal klar ist, warum, dann kann ich mir lebhaft vorstellen, dass die Gefühle völlig durcheiander sind und dien Nervenzentrale (das Gehirn) sämtliche Reize völlig falsch deutet.
Und das ist dann eine körperliche Krankheit.
Das Problem dabei ist dann, dass der Erkrankte dann auch Hilfen nicht erkennen kann oder sogar noch falsch deutet - sich angegriffen fühlt!
Ich glaube, dass Parterverluste in jedem Fall eine Krankheit hervorrufen, wenn auch in unterschiedlicher Intensität und mit völlig konträren Krankheitsbild begleitet sein können.
So gibt es den, der innerlich vereist und anderen gegenüber keine echten Gefühle mehr zulassen können - aus Angst vor Verletzungen- was dem Erkrankten gar nicht bewusst ist.
Wie auch den, der mit aller Kraft an jede Möglickeit hängt, irgendwo Liebe zu finden.
Dazwischen ist dann noch der, der sagt: Das Leben ist vorbei- und der glabt es mit jeder Faser seines Lebens.
Wobei nicht jeder Typ allein stehen muss, sondern auch von jedem etwas sein kann.

C.G.B. Spender
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Fr 22. Apr 2005, 02:42 - Beitrag #31

Eine bittere Gnade

Was du da geschrieben hast, berührt mich, Ladyslave. Das wollte ich dir eigentlich nur sagen.


Auf diese Art, so wie du sie beschrieben hast, eine Liebe zu verlieren, ist gnädig, selbst wenn der Tod unbarmherzig ist. Die Gnade besteht darin, dass man Abschied nehmen darf und in der Sicherheit lebt, bis zum Tode dieser Person von ihr geliebt worden zu sein. Es wird in dieser Situation niemals ein Auseinanderleben geben, kein Betrug, keine üble Nachrede und kein Mißtrauen.

Was für eine Gnade! Eine bittere Gnade, dennoch eine Gnade.


Denn wenn man betrogen wird, dann stirbt das Vertrauen.

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