Vernunft über Gefühl. Der finale Schwerthieb gegen die Romantik?

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Snake Charmer
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Mo 28. Feb 2005, 21:29 - Beitrag #1

Vernunft über Gefühl. Der finale Schwerthieb gegen die Romantik?

Weiss nicht was ich davon halten soll ... :confused:

Der amerikanische Psychologe Robert Epstein ist der Meinung, dass die allgemeine, in der Gesellschaft vorherrschende Vorstellung von romantischer Liebe letztendlich "nur" auf pure Lust hinaus läuft. Wir sollten daher diese Vorstellung überdenken, und uns bewusst machen, dass man sich theoretisch in jede Person verlieben kann, sofern eine "gewisse körperliche Anziehung" vorhanden ist. Um dies zu demonstrieren, unterzog sich der findige Wissenschaftlicher eigens dem "love project", d.h. er schloss mit einer Unbekannten aus dem Internet (die er pikanterweise mit "romantischen Dingen" bezierzte) einen "Liebesvertrag" der beide Partner verpflichtete treu zu sein. Dann ging es zum "Liebes- und Kommunikationstraining", das zur Entwicklung von Gefühlen füreinander motivieren soll. Nach einem Jahr folgte dann die Verobung, denn, so Epstein, "... es hat funktioniert. Wir haben Gefühle füreinander entwickelt."
Das gesamte Interview findet ihr hier:

http://zeus.zeit.de/text/2005/07/Interview

Mag schon sein, dass da etwas dran ist, dennoch finde ich die Vorstellung eher ... befremdlich.
Würde gerne mal eure Meinungen dazu hören.

Ipsissimus
Dämmerung
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Mo 28. Feb 2005, 21:57 - Beitrag #2

Vorher kann es jede/r sein, danach nur noch eine/r ... eine Zeitlang.

Epstein wendet sich wohl weniger gegen die romantische Liebe - die echten Romantiker hätten diese Attribuierung auch mit schärfsten Worten zurückgewiesen, denn das waren hochgradige Intellektuelle - als vielmehr gegen die infantile Liebe, die nun tatsächlich dank des Mediums Film und Erika-Roman in vielen Köpfen ebenso unauslöschlich wie fälschlich mit "Romantik" verbunden ist. Ich halte das Unterfangen, eine Beziehung überwiegend auf diese Basis zu stellen, tatsächlich für eine der klügsten Möglichkeiten, die Beziehung schnell und final infolge Überdruss zu terminieren.

Selbstverständlich kann mensch lernen, einen Menschen zu lieben, geeignete Rahmenbedingungen vorausgesetzt, wozu auch gehört, daß zumindest kein Abscheu vor der Körperlichkeit des/der anderen besteht - wobei auch letzteres überwindbar ist.

Damit ist nicht gesagt, daß jeder Mensch lernen kann, jeden anderen Menschen zu lieben, nur, daß viele Menschen genausogut hätten lernen können, eine/n besser geeignete/n - wenngleich urprünglichnicht so attraktive/n - PartnerIn lieben zu lernen.

Davon abgesehen erachte ich es als eine Folge dieses Lernvermögens, wenn es tatsächlich einer erklecklichen ANzahl von Paaren gelingt, ihre ursprünglich infantile Liebe in eine langandauernde beglückende Beziehung überzuführen


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