Unterschied Freundschaft - Liebe

Erlebnisse und Erfahrungen aus den schönsten und den traurigsten Stunden des Lebens. Träume von der perfekten Liebe und ein Kummerkasten für ihr Scheitern.
Elbereth
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So 8. Jan 2006, 00:19 - Beitrag #1

Unterschied Freundschaft - Liebe

Mich würde interessieren was ihr zu dieser Frage denkt: Wo endet Freundschaft und beginnt Liebe? Wenn man sich mit jemandem sehr gut versteht und sehr gerne mit ihm Zeit verbringt, ist es ja noch Freundschaft (obwohl auch eine Voraussetzung für die Liebe). Wenn man demjenigen alles anvertrauen kann und sich 100ig auf ihn verlassen kann, ist es noch eine sehr gute Freundschaft (oder vielleicht doch schon mehr?). Beginnt Liebe also erst mit Körperkontakt, wenn mal also mit jemandem gerne kuschelt (aber nicht weitergeht) ist es schon Liebe oder einfach eine sehr innige Freundschaft? Und wenn man sich (gerne) küsst? Und wenn man generell sehr zärtlich zueinander ist? Wo genau liegt die Grenze an der man festmachen kann, ob derjenige noch ein guter Freund ist oder doch schon mehr...? Oder sind bei richtiger, wahrer Liebe solche Fragen eh überflüssig, denn dann weiss man es einfach schon so?

Denkt ihr, dass sich gute Beziehungen nur aus guten Freundschaften entwickeln können? Oder "vergrault" man sich eher die Freunde wenn es dann mehr wird (und eventuell nicht klappt)?

Lykurg
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So 8. Jan 2006, 02:15 - Beitrag #2

Die Übergänge sind fließend und die Frage, ob man liebt oder nicht, mE in manchen Fällen aus sich selbst heraus nicht zu beantworten. (Daß ich auf Gefühlsurteil wenig gebe, habe ich ja schon andernorts erwähnt.) Einzelne von dir genannte Gesichtspunkte sind reichlich unzuverlässig, da zum Teil persönliche, vor allem aber kulturelle/regionale Eigenheiten - z.B., wen, wo und wie man küßt (Verwandte? Freundinnen? Bekannte? Männer untereinander?); andererseits von Fall zu Fall verschieden (Vertrauen in jedem Sinne): Liebe kann schließlich auch im vollen Bewußtsein der Schwächen des Partners bestehen (etwa Spieler/Alkoholiker), wobei dann das Vertrauen zwangsläufig eingeschränkt ist - andererseits war es etwa bis weit ins 20. Jh. fast selbstverständlich, daß sich nicht nur langjährige Geschäftspartner der gehobenen Kreise quasi blind vertrauen konnten - ohne dabei auch nur von Freundschaft sprechen zu wollen.

Denkt ihr, dass sich gute Beziehungen nur aus guten Freundschaften entwickeln können? Oder "vergrault" man sich eher die Freunde wenn es dann mehr wird (und eventuell nicht klappt)?
"Gute" Beziehungen? Also dauerhaft erfolgreiche? Die beruhen mE auf einer geistigen Nähe zueinander, die gewissermaßen die Freundschaft einschließt. (Was nur vorerst zu meinem zuvor postulierten 'fließenden Übergang' im Widerspruch zu stehen scheint, denn es gibt mE einen harten Kern des jeweiligen Prinzips, an dem die Übergangszone endet - vielleicht tatsächlich Treue und Zärtlichkeit als Gegensatzpaar.) [size=84]Wenn es allerdings nicht klappt, ist eine Freundschaft in den seltensten Fällen zu retten[size=75] (oder wiederherzustellen - für den, der die Begriffe als Ausschlußbegriffe verwenden will)[size=84].[/size]

Höchstens bei längerer enger Bindung zuvor (vielleicht vermittelt durch weitere Bindeglieder, wie gemeinsame Freunde) oder nach einem längeren Zeitraum des peinlichen Schweigens kann mE wieder etwas wie Freundschaft wachsen. Warum ist die Beziehung zerbrochen? Meist doch aus enttäuschten Erwartungen oder gebrochenem Vertrauen. Und beides ist auch für Freundschaft keine gesunde Basis.[/size][/size]

Aydee
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So 8. Jan 2006, 12:56 - Beitrag #3

vielleicht gibt es keinen Unterschied.
Vielleicht ist Freundschaft auch "einfach" "nur" Liebe ;-)
Nur eben eine anders gelebte "Art Liebe".

Dann macht nicht das Gefühl den Unterschied sondern eher wie dieses Gefühl zw (zwei) Menschen dann gelebt wird (werden kann). Ich würde meinen, dass Liebe Grundvorraussetzung zur Freundschaft ist. Und in jedem Fall eine Art Vertrauen... Trauen...

Ich würde zu den Menschen, die ich Freund nennen möchte, auch Liebe empfinden wollen. Vielleicht sogar mehr als zB für meine Eltern/Schwestern, weil dieses Gefühl gewachsen ist, gewählt wurde, das andere schon beinah Gewohnheit ist (so irgendwie...)



OT.
@Elbereth. Wie kommst du auf diese Frage(n)?

Feuerkopf
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So 8. Jan 2006, 13:22 - Beitrag #4

Ich möchte mal einen Fachmann in Sachen Bindungsforschung zitieren.
Er hat die verschiedenen Liebesstile recht anschaulich beschrieben.
(Hans Werner Bierhoff: Sozialpsychologie, Kohlhammer, 2000. S. 56 ff)


Romantische Liebe (Eros)
- sexuelles Interesse, physiologische Erregung, Leidenschaft, Liebe auf den ersten Blick, die geliebte Person brauchen

Besitzergreifende Liebe (Mania) - Faszination, Exklusivität, Idealisierung, Eifersucht

Freundschaftliche Liebe (Storge)
- Vertrauen, Toleranz

Altruistische Liebe (Agape)
- Opferbereitschaft, Hilfsbereitschaft

Spielerische Liebe (Ludus)
- sexuelle Abenteuer, keine Bindung

Pragmatische Liebe (Pragma) - Passung der Ziele, Nutzenmaximierung


Er meint zudem, dass Leidenschaft als konstituierend für eine Definition der Liebe im Unterschied zur Freundschaft anzusehen ist.
Leidenschaft in diesem Zusammenhang besteht aus Faszination, Exklusivität und sexuelle Abhängigkeit.
Faszination bezieht sich auf die geliebte Person, Exklusivität auf den Anspruch, dass die geliebte Person nur diese eine Liebensbeziehung aufrecht erhält und sexuelle Abhängigkeit auf den Wunsch, sexuelle Intimität herzustellen.

Somit wäre Freundschaft Liebe ohne Leidenschaft. ;)

janw
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So 8. Jan 2006, 13:29 - Beitrag #5

"Leidenschaftliche Freundschaft" wäre damit eine contradictio in adjecto...

Irgendwo sind mir mal die Begriffe S- und D-Liebe zugeflogen, ohne daß mir deren Bedeutung recht klar geworden wäre. Wie stehen die dazu?

Feuerkopf
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So 8. Jan 2006, 13:40 - Beitrag #6

Zitat von janw:Irgendwo sind mir mal die Begriffe S- und D-Liebe zugeflogen, ohne daß mir deren Bedeutung recht klar geworden wäre. Wie stehen die dazu?


Wie meinen? :confused:

Ipsissimus
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So 8. Jan 2006, 19:04 - Beitrag #7

es gibt einige Freunde und Freundinnen, von denen ich sagen kann, daß ich sie liebe. Damit ist keinesfalls verbunden, daß ich mit ihnen schlafe, noch nicht mal kuschele; dennoch wäre ein anderer Ausdruck zu schwach. Kuscheln und Erotik sind für die eine, einzige Partnerin exklusiv reserviert (ich bin sowas von monogam), und obwohl ich dieser Partnerin auch sagen würde (also ihr direkt, während ich es bei den anderen nur von ihnen sagen würde), daß ich sie liebe, würde ich sie trotzdem auch nie anders denn als "Freundin" bezeichnen. Verwirrend nur auf den ersten Blick

Lykurg
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So 8. Jan 2006, 23:19 - Beitrag #8

Finde ich gar nicht verwirrend, "Freundin" ist mE ein mächtiges Wort, während "Geliebte" pathetisch oder komisch wirken kann.
Man denke nur an das Hohelied (das die Begriffe wohl etwa gleichberechtigt setzt): "Steh auf, meine Freundin, meine Schöne..." - nachvollziehbar, durchaus.

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Mo 9. Jan 2006, 11:01 - Beitrag #9

"Freundschaft endet zwischen dem Saum ihrer Strümpfe und ihrer Haut." So ähnlich drückte es Suzanne Vega in einem ihrer Lieder aus und ich finde diese Formulierung sehr passend.

Die verschiedenen Liebesstile, die Feuerkopf zitierte, sind natürlich sehr zutreffend, selbst wenn es in der Wirklichkeit doch allermeistens ein Mischmasch aus verschiedenen Stilen ist.

Allerdings tue ich mich schwer, nicht auch in der Freundschaft zumindest eine Art platonische Leidenschaft zu sehen, die sich in großartigen Diskussionen äußern kann, über gemeinsame Interessen. Die Gemeinsamkeiten auszuleben kann auch viel mit Leidenschaft zu tun haben, z.B. im Sport.

Die Grenzen sind manchmal fließend. Das sage ich, obwohl ich ein sehr loyaler, treuer und monogamer Mensch bin.

janw
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Mo 9. Jan 2006, 12:46 - Beitrag #10

Ipsi hat etwas für mich sehr wichtiges gesagt über das Wort "lieben". Ein paar Freunde liebe ich durchaus, würde ihnen das aber nicht sagen - weil damit die Freunde offen klassifiziert würden, weil damit ihre Grenzen möglicherweise verletzt würden, weil das Wort mit Assoziationen behaftet ist, die mit Partnerschaft verbunden sind.

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Mo 9. Jan 2006, 16:11 - Beitrag #11

Grenzen, was sind das für mir unbekannte Dinge? :D

Ipsi hat natürlich recht. Irgendwie ist mir diese Mentalität jedoch immer fremd gewesen. Liebe die nicht herausgeschrien wird, verliert sie nicht ihre kostbare Kraft, angesichts der Unmenge an Hass und Ungerechtigkeit in dieser Welt?

Ipsissimus
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Mo 9. Jan 2006, 16:38 - Beitrag #12

nein^^ Menschen sind verschieden^^

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Mo 9. Jan 2006, 16:53 - Beitrag #13

Menschen, ich habe von ihnen gehört. :D

Den im Spiegel kenne ich am besten und ich erinnere mich an den irren Spruch eines Freundes: "Es gibt keine Regel, außer der Regel, das es keine Regel gibt."

Wir sind alle so anders und doch im tiefsten Inneren so gleich, wie wunderbar verrückt ist die Landschaft Mensch.

Aydee
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Mo 9. Jan 2006, 18:15 - Beitrag #14

"Es gibt keine Regel, außer der Regel, das es keine Regel gibt."

Woran erinnert mich das bloß....??






.

janw
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Mo 9. Jan 2006, 19:07 - Beitrag #15

Aydee, wandeln wir es doch ab...Ws gibt keine Regel, außer der Regel, die wir uns zu machen erlauben^^

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Di 10. Jan 2006, 11:24 - Beitrag #16

Ihr nehmt mich nicht ernst. :tadel:

Aydee
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Di 10. Jan 2006, 12:04 - Beitrag #17

eigentlich schon

Mir sagte einst jemand: "Du darfst all das tun, was du du auch dann tust, wenn du es nicht darfst." (so ungefähr jedenfalls) Daran hat mich dein: "Es gibt keine Regel, außer der Regel, das es keine Regel gibt." erinnert.

na, und da musst ich a bissl lachen
über mich




.

C.G.B. Spender
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Di 10. Jan 2006, 12:35 - Beitrag #18

Das ist eine Interpretationsmöglichkeit.

Ich sehe das ein wenig anders. Für mich bedeutet es, dass die Menschen die Welt ständig bewerten und kategorisieren und damit erst Regeln erschaffen, während es in Wirklichkeit keine festen absoluten Regeln gibt, die ewig Bestand haben würden, ergo: Es gibt in Wirklichkeit gar keine Regeln.

Das Anerkennen von grundlegenden gesellschaftlichen Regeln ist trotzdem notwendig, um ein friedliches Miteinander zu ermöglichen.

Ich nehme es jetzt vielleicht zu ernst.:tadel:


Dabei war Kurt Krömer zuletzt so gut... ;)

janw
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Di 10. Jan 2006, 13:02 - Beitrag #19

Zitat von C.G.B.Spender:Das Anerkennen von grundlegenden gesellschaftlichen Regeln ist trotzdem notwendig, um ein friedliches Miteinander zu ermöglichen.

Bitterbeöse könnte Jan sagen...um der Macht die Übersicht zu erhalten^^

Lykurg
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Di 10. Jan 2006, 13:13 - Beitrag #20

Davon ausgehend, daß Macht an sich nicht böse, sondern etwas quasi Unvermeidliches ist, habe ich überhaupt keine Probleme damit.
Und wir sind beim Thema Freundschaft/Liebe - den Anderen gut zu kennen, eben den Überblick zu haben, aber auch sich einzufühlen, voneinander zu lernen, dürfte eine gemeinsame Grundlage beider Modelle sein. Natürlich in zunehmendem Maße mit der Dauer der Beziehung zueinander.

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