Unterschied Freundschaft - Liebe

Erlebnisse und Erfahrungen aus den schönsten und den traurigsten Stunden des Lebens. Träume von der perfekten Liebe und ein Kummerkasten für ihr Scheitern.
Ipsissimus
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Di 23. Nov 2010, 14:29 - Beitrag #81

die heutige Auffassung von der platonischen Liebe hat ohnehin kaum noch etwas mit Platons Erklärungen derselben zu tun, wir können uns daher praktisch einfach auf die Festlegung verständigen, dass eine platonische Liebe eine Beziehung ist, die von starker Innigkeit getragen wird, bei der aber die Erotik völlig außen vor bleibt. Eine platonische Liebe kann von Freundschaft abgegrenzt werden, da das Maß der Innigkeit dem einer Liebesbeziehung entspricht und daher normalerweise wie diese auf eine/n BeziehungspartnerIn begrenzt ist.

Ich habe in meinem Leben einige Frauen und Männer geliebt, ohne jemals in einer partnerschaftlichen Beziehung zu ihnen zu stehen und ohne dass Erotik eine Rolle gespielt hätte, und das ist bis heute so geblieben, auch wenn ich mittlerweile sehr viel vorsichtiger im Ausdruck und im Umgang mit dieser Liebe bin (was ich allerdings durchaus als Verlust auffasse). Ich habe jedoch von keiner dieser Lieben als von einer platonischen Liebe gedacht, weil keine davon exklusiv war und es mir ursprünglich auch nie in den Sinn gekommen wäre, dass sie miteinander kollidieren könnten.

Bei einer nachdrücklich als platonische Liebe aufgefassten Beziehung tritt meines Erachtens also noch etwas hinzu, das platonisch soll nicht nur den Wegfall der Erotik andeuten sondern gleichzeitig noch etwas anderes ausdrücken; ich vermute, eine besondere Qualität der Bindungskräfte, die eben über Freundschaft hinausgehen, auch wenn sie - vermutlich umständehalber - nicht ausreichen, die Beziehung auf die Ebene einer partnerschaftlichen Beziehung mit lebendiger Erotik zu heben.

e-noon
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Di 23. Nov 2010, 14:29 - Beitrag #82

Das mag es geben, aber wer sagt, dass die körperliche Komponente weniger lang hält als die geistige? ^^ Menschen verändern sich, und wieviele große Geister der Geschichte haben sich schon, gerade aufgrund geistiger Auseinandersetzungen, mit ihren besten Freunden zerstritten? Gegen Eitelkeit und das Beharren auf der eigenen Meinung sind gerade solche rein aus geistigem aufgebauten Freundschaften nicht unbedingt gefeit, insbesondere Brief- oder Internetfreundschaften. Eine gesunde Mischung aus gemeinsamem Erleben und gemeinsamem Denken ist wohl das beste für eine Freundschaft; ein zuviel an gemeinsamem Erleben dagegen birgt wieder die "Gefahr", dass auf einer Seite mehr daraus wird.
Rein auf körperlichem beruhenden Beziehungen hingegen kann irgendwann die Luft ausgehen, weil der Körper sich an alles gewöhnt. Es müsste schon eine Affäre sein, die neben der Beziehung läuft und man sich nicht zu häufig sieht, um über Jahre immer die gleiche Anziehungskraft zu haben. In Beziehungen hingegen gibt es in der Regel ein auf und ab (in vielen langjährigen Beziehungen sicher auch einfach ein stetiges ab ^^). Daher ist es auch für eine Beziehung besser, wenn geistiges und körperliches sich die Waage halten.

Milena
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Di 23. Nov 2010, 14:38 - Beitrag #83

...Ipsi,^^ wo ist dann die seelenverwandschaftliche beziehung einzuordnen, bzw wie ist sie beschrieben..? mit sex ohne sex, rein geistlich, das ein leben lang verbindet?
wo der eine ohne den anderen nicht wirklich leben kann,
ein leben lang an diesen klettet? ohne das es bei dem anderen ebenso sein müsste?

e-noon,^^
ein zuviel an gemeinsamem Erleben dagegen birgt wieder die "Gefahr", dass auf einer Seite mehr daraus wird.

ja?
dann wird aus freundschaft, also einer platonischer liebe mit der zeit doch eine körperliche liebe durch zuviel nähe und gemeinsames?

e-noon
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Di 23. Nov 2010, 14:43 - Beitrag #84

Ja ^^ allerdings steckt das mehr in dem "zuviel" als in dem gemeinschaftlichen Erleben. Das kann passieren, muss nicht. Weißt du ja sicher selbst ^^
Eine latente Anziehung kann immer vorhanden sein und die würde durch intensive gemeinsame Unternehmungen sicher gefördert werden (Quelle: Hollywoodfilme).
Insbesondere, aber nicht nur, wenn schonmal eine gemeinsame Liebesbeziehung vorhanden war.

Seelenverwandtschaft ist für mich ein Terminus, der große geistige Nähe suggeriert; das kann mit körperlicher Anziehung verbunden sein oder auch gar nicht ^^ Seelenverwandschaft könnte es auch in Konstellationen geben, die einer sexuellen/Liebesbeziehung eher entgegen stehen, z.B. bei großem Altersunterschied, Unattraktivität einer oder beider Seiten, oder irgendetwas anderes, das für die Beteiligten ein weitergehendes Interesse ausschließt.

Ipsissimus
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Di 23. Nov 2010, 14:57 - Beitrag #85

ich denke, in Analogie zu e-noon, Seelenverwandschaft lässt sich relativ einfach dahingehend deuten, dass zwei Leutchen im Prinzip miteinander wollen, aber entweder durch Umstände daran gehindert werden, auf die sie keinen Einfluss haben, oder aber die Bindungskräfte nicht das ganze individuell-subjektiv notwendige Spektrum abdecken, dass also einem Überfluss an Bindekraft in einigen Bereichen der Mangel an Bindekraft in wenigstens einem anderen Bereich gegenübersteht und ausschlaggebend ist (also der Mangel). Den Rest erledigt die Sehnsucht.

ich denke also, Seelenverwandschaft beruht auf einem als nicht vollendbar empfundenen, jedenfalls nicht vollendeten Beziehungsbildungsprozess, ohne dass der Beziehungswunsch als solcher dabei aufgehoben wäre.

e-noon
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Di 23. Nov 2010, 15:02 - Beitrag #86

Naja. Ganz so habe ich das nicht gemeint ^^ Das kommt natürlich auf den Begriff "Seelenverwandtschaft" an. Ist es eine schwärmerische, die den anderen idealisiert, nach geistiger Vereinigung strebt und erst im anderen ihr geistiges Gegenstück findet - ja, da würde ich auch sagen, da wollen zwei, aber die Körper spielen nicht mit ^^

Allerdings kann ich mir auch ganz andere Konstellationen vorstellen, mit mehr als einem Seelenverwandten (daher gefällt mir unser deutsches Wort auch besser als das italienische Pendant, gemelli d'anima, Seelenzwillinge). Hier wäre "Seelenverwandt" dann als eine besonders gute Freundschaft beschrieben, zwei Leute eben, die sich gut verstehen, viele geistige Überschneidungen haben, bei denen aber nicht dieses Streben zum anderen hin gegeben ist. Ob das noch Seelenverwandschaft ist oder man das Wort hier nicht mehr anwenden will, muss jeder selbst entscheiden ^^

Aydee
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Di 23. Nov 2010, 18:12 - Beitrag #87

Ich weiß nicht, Milena, mir scheint, du beißt dich irgendwie an dem Begriff fest. Ich würde Platonische Liebe als 'geistige Liebe' benennen, wobei mir solche Schubladen nicht wirklich behagen. Als eine Liebe die sich hauptsächlich nicht auf körperlicher Ebene abspielt, bei der die körperliche Komponente nicht relevant ist, nicht an erster Stelle steht. Ob das bedeutet dass der Aspekt körperlicher Liebe komplett ausgeschlossen ist.... weiß nicht, meinem Gefühl her nicht, er hat nur nicht die Relevanz, die körperliche Liebe, Erotik normalerweise in landläufigen Liebesbeziehungen hat. Es ist eher eine Frage der Priorität. Für die meisten Menschen ist eine Liebesbeziehung nicht vorstellbar ohne die körperliche Liebe, für sie fehlt dann ein Teilaspekt in ihrer Beziehung. In einer Platonischen Beziehung ist dieser Aspekt imo nicht relevant, ob er da ist oder nicht. Deshalb kann ich mir beides vorstellen, eine Platonische Liebe die ganz ohne körperliche Liebe auskommt, und eine die beides lebt, die geistige & körperliche Verbundenheit. Es ist imo eine Beziehung, die sich einfach auf einer ganz anderen Ebene bewegt, als eine 'normalen' Liebesbeziehung, in der eine vergleichbare Intensität ebenfalls existieren kann, sowohl geistig als auch körperlich. Nur die Priorität dieser Beziehung liegt dann eben auf beiden Aspekten, nicht auf dem geistigen.

Vielleicht sehe ich das ganze aber auch einfach nur durch meinen Filter :)

dann wird aus freundschaft, also einer platonischer liebe mit der zeit doch eine körperliche liebe durch zuviel nähe und gemeinsames?
Wenn du mit "Nähe" und "Gemeinsames" letztendlich sexuelle Liebe meinst, ja :)
Wenn "Nähe" und "Gemeinsames" jedoch in der geistiger Verbindung wächst, bleibt es bei der nichtkörperlichen Liebe. imo :)

Milena
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Di 23. Nov 2010, 23:59 - Beitrag #88

...da hast du recht Aydee^^, ich tue mir wirklich schwer damit, ua weil ich die platonische liebe so nicht kenne und nie kennengelernt habe und ich den unterschied zu der freundschaftlichen liebe nicht ganz verstehen kann,
zumal liebe gleich liebe ist...wenn dann noch körperlichkeiten mit einfliessen könnten, wo ist dann der unterschied zu der liebe im allgemeinen auszumachen?^^
dazu frage ich mich noch,
ob von einer vorausgegangenen liebe es zu einer platonischen liebe sich wandeln bzw ergeben kann?
oder ist das fast unmöglich, weil derjenige denkt: mit dem/der habe ich früher geschlafen und jetzt verstehen wir uns nur noch auf geistiger ebene...
prickelt es da nicht irgendwann mal wieder, ganz unweigerlich?
mmh,
sind halt so gedanken von mirBild

Rosalie
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Mi 24. Nov 2010, 00:51 - Beitrag #89

Milena, dann laß es prickeln ;)

Ist doch nix schlimmes dabei, oder? Ich war vor 30 (!!) Jahren mit jemanden zusammen und seit ca. 7 Jahren sind wir nun sowas wie "die besten Freunde" bzw. es ist mehr ... es ist eine zunehmende Vertrautheit, ein Gefühl der Geborgenheit, des Verstehens ...(wie ich es mit keinem anderen Menschen erlebt habe, mein Gatte eingeschlossen) da. Und, es prickelt hin und wieder (besonders nach ein paar Gläsern Wein), aber, ich finde dies nicht störend. Es ist das Salz des Lebens ;) .

Ipsissimus
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Mi 24. Nov 2010, 15:15 - Beitrag #90

weiß dein Gemahl das so unverblümt, Rosalie?^^

Erotik als Salz des Lebens, damit gebe ich dir durchaus recht, und das ist der Punkt, der mir platonische Liebe suspekt macht. Man will beinahe alles von einem anderen Menschen, Hinwendung, Ausrichtung, Unbedingtheit, nur den Körper will man nicht. Meiner Auffassung nach hat das etwas von einer Ablehnung. "Du weißt doch, mit wievielen Leuten ich schlafe, aber kuscheln, das tue ich nur mit dir, und deswegen schlafe ich nicht mit dir"^^ nicht mein Ding, dann es lieber bei "einfacher" Freundschaft belassen^^

e-noon
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Mi 24. Nov 2010, 15:37 - Beitrag #91

Meiner Auffassung nach hat das etwas von einer Ablehnung. "Du weißt doch, mit wievielen Leuten ich schlafe, aber kuscheln, das tue ich nur mit dir, und deswegen schlafe ich nicht mit dir"^^


Ja, sicher, das hat was von Ablehnung, aber auf beiden Seiten. Ablehnung ist ja nicht immer was schlechtes ^^ Wenn zwei Menschen sich in ihrer Abneigung einer bestimmten Sache einig sind, kann das auch verbinden ^^ Und vielleicht kann es auch, wie bei Rosalie (?) auf beiden Seiten ein "wir würden unter anderen Umständen eventuell, aber werden nie".

In den von mir genannten Konstellationen - sehr alt und jung oder meinetwegen "echte Männerfreundschaften" kann das durchaus auf gegenseitigem Einverständnis und Erleichterung beruhen, nicht auch noch diesen komplizierten Teil des Lebens in die Beziehung hineinbasteln zu müssen, sondern sich ganz auf die anderen Dinge zu konzentrieren, die einen verbinden.

mit wievielen Leuten ich schlafe

Ich weiß ja nicht, an welche Horden du da denkst ^^ aber ich schlafe über große Zeiträume hinweg immer nur mit ein und demselben Menschen.

Milena
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Mi 24. Nov 2010, 16:27 - Beitrag #92

...mich interessieren diese begrifflichkeiten wirklich ua da ich nie wirklich begriffen habe, was seelenverwandschaft eigentlich bedeutet...
zumal ich einmal mitbekommen habe, dass dies genannt wurde, aber einseitig...dh. dass ein part davon überzeugt war, dass eine seelenverwandschaft besteht, der betroffene part aber keine verwandtschaft zu ihr empfand...wie geht so was? müsste da nicht ein einvernehmen bestehen, ein austausch, ein gegenseitiges erspüren und erfühlen?
also und platonische liebe ist mir nach wie vor suspekt....Bild

ich versteh dich Rosalie^^,
andereseits hätte ich immer die angst, dass es doch passieren könnte^^
und das fände ich einfach nicht fair dem jetzigen partner gegenüber
oder es täte mir sehr leid, dass dann diese beziehung kaputt gehen würde^^...Bild

Rosalie
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Mi 24. Nov 2010, 16:37 - Beitrag #93

Man will beinahe alles von einem anderen Menschen, Hinwendung, Ausrichtung, Unbedingtheit, nur den Körper will man nicht.
ist vielleicht nicht ganz die Frage des Wollens ... sondern
Und vielleicht kann es auch, wie bei Rosalie (?) auf beiden Seiten ein "wir würden unter anderen Umständen eventuell, aber werden nie".

nie? Keine Ahnung! Jedenfalls unter den momentanen Umständen, nicht. Als eine Ablehnung empfinde ich es nicht, es ist eine Abgrenzung.

e-noons letzten Satz kann ich mich anschließen

Milena, wir haben schon manche "Feuerprobe" bestanden, aber Sicherheit, dass nichts passiert, hat man nie. Klar.

Das Verhältnis zu meinem "jetzigen Partner" ist extrem schwankend und eher von gegenseitiger Verantwortung, denn von Liebe getragen.

e-noon
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Mi 24. Nov 2010, 16:45 - Beitrag #94

Das Verhältnis zu meinem "jetzigen Partner" ist extrem schwankend und eher von gegenseitiger Verantwortung, denn von Liebe getragen.
Ich weiß ja nicht, warum du das in Anführungszeichen gesetzt hast, aber unabhängig davon klingt das nicht so schön... aber solange es wenigstens noch gegenseitig ist :) In einer ähnlichen Lage hätte ich definitiv die Befürchtung, dass ich bei jemandem, bei dem noch alte Jugendliebe knistert, schwach würde!

@Milena: Seelenverwandschaft benutze ich, wenn einfach zwei Menschen vom Geiste her ähnlich ticken. Du weißt, wie der andere seine Begriffe benutzt, weißt, was er meint und stimmst ihm zu, noch bevor er seinen Satz beendet hat, ihr habt viele gemeinsame Themen und seid euch auf den meisten einig, man versteht die Probleme des anderen oder teilt sie vielleicht sogar und kann sich daher gegenseitig helfen... eine tiefe, geistige Freundschaft. Diese kann entweder platonisch sein (nur geistig) oder in einer Liebesbeziehung (mit erotischem Aspekt und einem gewissen Maß an Ansprüchen).

Milena
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Mi 24. Nov 2010, 16:49 - Beitrag #95

..ja e-noon,^^...aber wie gesagt, so was kann doch nicht einseitig ablaufen...
so was beruht doch auf gegenseitigkeit....oder?
es kann doch nicht sein, dass ein part behauptet, vieles vom anderen zu kennen, zu wissen, zu erfühlen etc und der andere hat vom anderen überhaupt keinen dunst, bzw es interessiert ihn nicht sonderlich....und ist rein freundschaftlich mit demjenigen unterwegs, zusammen usw.....

Rosalie
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Mi 24. Nov 2010, 17:07 - Beitrag #96

e-noon ... das "jetzige Partner" habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil Milena diesen Begriff erwähnt hat und er eigentlich nicht so richtig zutrifft, denn ich bin über ein viertel Jahrhundert mit ihm verheiratet ;)

Milena, ich denke auch das Seelenverwandtschaft beidseitig sein sollte, denn wenn nur eine Seite diese empfindet, der Partner aber nicht, dann fehlt doch ein wesentliches Element.

e-noon
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Mi 24. Nov 2010, 17:12 - Beitrag #97

Das ist eine gute Frage. Ich schätze, jeder hat mal die Erfahrung gemacht, dass ein Mensch, den man als Freund betrachtet, das umgekehrt nicht so sieht. Vielleicht hat dieser Mensch einem etwas vorgemacht, vielleicht hat man selbst sich etwas vorgemacht, vielleicht kamen nur zwei Menschen zusammen, die sehr unterschiedliche Vorstellungen von Freundschaft haben. Dasselbe kann sicherlich auch bei Liebe oder bei Seelenverwandschaft auftreten. Mag sein, ich fühle mich jemandem geistig nahe, habe das Gefühl, dass in unseren Gesprächen Witz und Verständnis aufblitzen, dass unser Verhältnis ein sehr besonderes ist und dass wir uns blind verstehen. Mag sein, dass sich jedoch auf der anderen Seite jemand befindet, der es gewohnt ist, Begeisterung hervorzurufen, der ein ganz natürliches Talent dafür hat, mit anderen Menschen so umzugehen, dass sie sich verstanden und geschätzt fühlen, jemand, der das Glück hat, viele enge geistige Freundschaften zu haben, ohne dass eine aus dieser Masse besonders hervorstehen würde.
In dem Fall wäre es wohl so, dass einer der beiden den anderen als seelenverwandt empfindet, während der andere das nicht so sieht. Das herauszufinden, wäre für den einen der beiden vermutlich schmerzhaft. Solange man es nicht herausfindet, kann man es auch nicht wissen und daher auch nicht in die Bewertung mit einbeziehen. Jeder muss dann selbst entscheiden, ob er jemanden als Seelenverwandten bezeichnen will, wenn dieser jemand das nicht so empfindet. Wenn der Tatbestand als solcher nicht als schmerzhaft empfunden wird, ist das Wort sicher nicht so wichtig.

@Rosalie: Ach so ^^ Ich wäre eher vom Gegenteil ausgegangen. Sicher hätte niemand Probleme gehabt, zu verstehen, dass dein jetziger Partner gemeint ist, wenn du von deinem Ehemann sprichst :P
Stimmt, "jetziger Partner" klingt ein bisschen nach zeitlicher Begrenzung, 25 Ehejahre deutlich weniger. Allerdings ist dein Ehemann wohl auch dein jetziger Partner (muss ja nicht immer so sein ^^), daher geht wohl beides. Mir geht "Partner" leichter über die Lippen, ist auch ein weiterer Begriff, aber vielleicht bin ich auch einfach nur noch zu jung für die Ehe ^^

Ipsissimus
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Mi 24. Nov 2010, 17:22 - Beitrag #98

ich fasse den Begriff der Seelenverwandschaft, oder verstärkt den der "Dualseele" oder des "Seelenzwillings", am ehesten unter dem Aspekt einer Bindekraft auf. Wer auch immer einen derartigen Sachverhalt feststellt, möchte aus meiner Sicht der Dinge der Bindung eine besondere Qualität geben; die Annahme ist sicher nicht zu weit hergeholt, dass dies der Festigung einer Beziehung dienen soll.

Rein sachlich gibt es Ähnlichkeiten zwischen Menschen, Ähnlichkeiten die sehr weit gehen können; aber sie werden immer flankiert von Aspekten, die unterschiedlich sind. "Seelenverwandschaft" betont die Ähnlichkeiten und ignoriert die Unterschiede; wenn es dabei bleibt, trägt sie damit schon den Keim zu ihrer Auflösung in sich, denn kein Mensch lässt sich dauerhaft freiwillig auf eine rein statische Auffassung seines Soseins festlegen.

Ich denke also, zusammenfassend, dass derartige Begrifflichkeiten eine psychologische Bedeutung haben; diese muss nicht zwangsläufig ins Manipulative reichen, aber eine Form der "verstärkten Vergewisserung", sich selbst oder PartnerIn betreffend, vermeine ich darin schon feststellen zu können.

e-noon
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Mi 24. Nov 2010, 17:35 - Beitrag #99

Ja, das denke ich auch. Eine positive Bejahung und Hoffnung auf Dauer steckt in jedem Fall dahinter. Etwas anderes wäre es höchstens, wenn jemand auf sein Leben zurückblickt und versucht auszumachen, wer ihm denn nun tatsächlich geistig am nächsten war... aber auch dabei greift man auf eine rein subjektive Wertung zurück und hat wohl auch emotionale Ziele dabei.
Solange man die Gemeinsamkeiten freudig zur Kenntnis nimmt und die Unterschiede nicht völlig ausblendet, ja sogar die Unterschiede gutheißt, muss es nicht in einer statischen, um Erhaltung des Ist-Zustandes auf Kosten der Veränderung bemühten "Fesselung" enden. Im Gegenteil, bei mir ist es meist so, je mehr Gemeinsamkeiten es gibt, desto mehr weiß ich auch die Unterschiede zu schätzen. Ein Freund zum Beispiel, der ebenso leidenschaftlich liest wie ich, liest lieber Bücher, die Stimmungen einfangen, während mich so etwas total langweilt und ich lieber auf die Handlung poche, im Idealfall bereits im ersten Satz. Aber da wir uns beide so für Literatur interessieren, ist genau dieser Unterschied eine Quelle beständigen Austauschs. Diesen Freund würde ich deswegen beileibe noch nicht als seelenverwandt bezeichnen ^^

PS: Bei mir stehen hier eher geistige Gemeinsamkeiten im Hintergrund, für manche Menschen hat der Begriff Seelenverwandtschaft oder Dualseele aber einen fast schon esoterischen Hintergrund, der mehr auf eine geistige, fast übersinnliche "Verbindung" zweier Menschen hinausläuft. Ich meine mich zu erinnern, dass alea über eine Seelenverwandte sagte, dass sie "um drei Uhr nachts anrufen würde, weil sie plötzlich wüsste, dass es ihr schlecht ging".

Und ach ja:
Rein sachlich gibt es Ähnlichkeiten zwischen Menschen


^^

Aydee
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Mi 24. Nov 2010, 19:20 - Beitrag #100

Ich habe das, was ich als Seelenverwandschaft verstehe, bisher nur einmal erlebt. Das beruht auf Gegenseitigkeit, und seltsamerweise kam bisher weder von meiner Seite noch von der anderen je der Gedanke nach Liebesbeziehung, außer gestern, als ich aufgrund dieses Threads mal gefragt hab. Hat gelacht und gemeint: "Nö, du?". Jetzt ist alles so wie's eh schon war, und dieser Part ist noch immer nicht relevant. Als eine platonische Liebe sehe ich unsere Beziehung dennoch nicht. Keine Ahnung warum, als Liebe hab ich sie nie gesehen. Aber warum soll sich für andere aus einer solchen Verbundenheit keine Liebesbeziehung (mit erotischem Aspekt und einem gewissen Maß an Ansprüchen) entwickeln können?

// das mit dem Anspruch finde ich einen interessanten Zusatz, e-noon. Mir kam heute morgen in den Sinn, dass Freundschaft in dieser Hinsicht möglicherweise sehr viel großzügiger ist, weniger anspruchsvoll, weniger erwartungsvoll. Ein guter Freund kann für 1-2 Monate, oder auch Jahre "verschwunden" sein, kommt dann wieder und ist dennoch nach wie vor (m)ein Freund. Hatte ich schon. Ich weiß aber nicht, ob ich das bei einem Geliebten auch so empfinden könnte, wenn der 1-2 Jahre nichts von sich hören ließe... //

// Edit. Ausnahme bei letzterem vielleicht, als Soldat in Kampfgebiet verschollen oder so etwas Extremes... //



Erotik als Salz des Lebens, damit gebe ich dir durchaus recht, und das ist der Punkt, der mir platonische Liebe suspekt macht. Man will beinahe alles von einem anderen Menschen, Hinwendung, Ausrichtung, Unbedingtheit, nur den Körper will man nicht. Meiner Auffassung nach hat das etwas von einer Ablehnung.

Wenn das von einer Seite als Ablehnung empfunden wird, stimme ich dir zu, Ipsi. Wenn beide Seiten dies nicht so empfinden, dann nicht.

Jede Beziehung muss imo von beiden (allen) Seiten betrachtet werden. Wenn beide Empfindungen sich irgendwo in der Mitte treffen und es passt dann, ist es imo egal, was genau passt. Es darf nur kein nicht aufarbeitbares Ungleich-Empfinden bestehen. Dann stimmt etwas nicht, jepp.

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