Sicherheit oder Abenteuer? Liebe oder Verliebtheit?

Erlebnisse und Erfahrungen aus den schönsten und den traurigsten Stunden des Lebens. Träume von der perfekten Liebe und ein Kummerkasten für ihr Scheitern.
Maurice
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Di 11. Mär 2008, 21:21 - Beitrag #1

Sicherheit oder Abenteuer? Liebe oder Verliebtheit?

Ich habe in letzter Zeit häufiger mit meiner Schwester über Beziehungsthemen gesprochen (sie hat vor ein paar Wochen mit ihrem Freund Schluss gemacht), was mich zu folgender Frage bringt:
Wie sollte man sich eurer Meinung nach entscheiden, wenn man die Gefühle für den bisherigen Partner verliert (ihn nur noch als guten Freund mag) und sich gleichzeitig in jemand anderes verliebt hat?

Meiner Schwester ist das vor Jahren passiert und sie hat mit ihrem damaligen Freund Schluss gemacht - was sie später sehr bereut hat. Der Typ, für den sie ihre bisherige Beziehung aufgegeben hat, erwies sich nach einer Zeit als großes Arschloch mit dem sie am Ende richtige Probleme bekam (er wurde fast schon zu einem Stalker). Ihr vorheriger Freund war hingegen all die Jahre sehr einfühlsam und freundlich gewesen - trotzdem hat meine Schwester mit ihm Schluss gemacht, weil sie sich in den anderen typ verliebt hatte. Der Kontakt zu ihrem Ex brach relativ shcnell ab und es ergab sich keine anhaltende Freundschaft mit ihm, obwohl sie sich vorher gut verstanden haben.
Sie ärgert sich im Nachhinein nicht mehr über ihre Entscheidung, meint aber selbst, dass es eine große Dummheit war und sie so einen Fehler nie wieder machen wollen würde.

Ich selbst bin mir sicher, meine Partnerin nicht zu verlassen, wenn ich sie für die Richtige halte, nur weil meine Gefühle für sie ein Tief haben und ich mich in eine andere verliere, bei der ich mir weit weniger sicher bin, ob ich mit ihr eine glückliche Beziehung auf Dauer haben könnte. Da stünde für mich einfach zu viel auf dem Spiel, nur um dem Aufwand zu vermeiden, der damit verbunden ist, gegen die Verliebtheitsgefühle anzukämpfen und die bislang erfolgreiche Beziehung zu retten. Natürlich wäre nicht ausgeschlossen, später wieder mit der Ex-Freundin zusammen zu kommen, aber wer weiß, ob sie dann noch zu Verfügung stehen würde oder nach diesem Vertrauensbruch noch für einen zweiten Versuch offen wäre. (Und ich sehe es als einen riesigen Vertrauensbruch, eine Beziehung nur auf Grund flüchtiger Verliebtheitsgefühle (und Verliebtheitsgefühle sind qua Defintion von begrenzter Dauer) zu beenden.)

Ich kann es schon irgendwie nachvollziehen, dass jemand seinem Bauch folgt und die Beziehung beendet, ich halte es aber (solange der Parter/ die Partnerin nicht schlimmes verbockt hat) für sehr unvernünftig und unreif, sich so zu verhalten.
Wie seht ihr das?

Und als Zusatzfrage: Angenommen jemand ist so unvernünftig und beendet die Beziehung - kann man davon ausgehen, dass diese Person noch gestig und emotionale reifer wird mit der Zeit und so einen Fehler in einer vergleichbaren Situation nicht mehr begehen wird? Oder ist es naheliegender, dass wenn jemand einmal sich für den Bauch in so einer Situation entscheidet, sich auch in Zukunft immer gegen die Vernunft entscheiden wird?

Da fällt mir noch eine Bonusfrage ein: Wenn ihr euch bisher sicher gewesen wärt, dass die Person, die mit euch wegen einer solchen Verliebtheit Schluss macht, die richtige Person fürs Leben wäre, würdet ihr ihr diesen Vertrauensbruch verzeihen, auf sie warten und mit ihr einen zweiten Versuch starten wollen - oder würde diese Trennung für euch schon der Beweis sein, dass er/sie nicht der Richtige sein kann?

Milena
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Mi 12. Mär 2008, 00:22 - Beitrag #2

..Maurice,^^
ja, hinterher war ich immer klüger...Bild
aber, ich denke, dass auch mensch reift mit der zeit, und durch die erfahrungen/konsequenzen, die er durchgemacht hat, vernünftiger/reifer für die zukunft handelt......
ich kann nur für mich sprechen,
und ich liebe keine abenteuer.....
wenn ich mich verliebe und es zur liebe reift, dann hoffe ich auf sehr lange zeit mit dem partner zusammen sein zu können.....
vielleicht gibt es momente, wo einem jener und solcher erscheint im leben, und (frau) sich in träumereien begibt....
aber deswegen, seine tatsächliche liebe aufzugeben.....?
meine liebe wird nur dann zerbrechen, wenn ich keine liebe mehr für den partner empfinde, wenn er auch keine mehr für mich empfindet, und wenn er mich betrügen sollte....
dann gebe es auch kein zurück von meiner seite her, keine 2. chance,
keinen erneuten versuch.....
ich mag ein wenig verrückt erscheinen in den augen mancher menschen,
aber ich bin nicht masochistisch veranlagt.....

Maurice
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Mi 12. Mär 2008, 11:32 - Beitrag #3

@Milena:

meine liebe wird nur dann zerbrechen, wenn ich keine liebe mehr für den partner empfinde, wenn er auch keine mehr für mich empfindet, und wenn er mich betrügen sollte....

Angenommen dein bisheriger Partner hat die nie betrogen und hat sich auch sonst keinen größeren Fehltritt erlaubt und hättest dich in einen anderen verliebt und zu deinem bisherigen Partner wäre zwar noch Liebe vorhanden, aber nur freundschaftliche und keine "partnerschaftliche". Du würdest ihn also in dem Moment "nur" noch als Freund lieben und nicht mehr "wie eine Frau einen Mann liebt" (ist nicht ganz einfach, dafür die richtigen Worte zu finden, ich hoffe, es kommt rüber, an was ich denke) - würdest du dann trotzdem bei deinem bisherigen Partner bleiben und versuchen aus dieser freundschaftlichen Liebe wieder eine partnerschaftliche Liebe aufzubauen, den Verliebtheitsgefühlen zu der anderen Person zum Trotz?

(Ich bin mir sicher, dass ich das machen würde, nur war ich bei deinem Beitrag nicht sicher, ob du auch soweit gehen würdest.)

Und wenn es nicht zu privat ist, würde ich gerne von dir wissen, ob du so eine Entscheidung schon mal treffen musstest. Und wie du dich damals entschieden hast.

Milena
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Mi 12. Mär 2008, 11:48 - Beitrag #4

...Maurice,^^
wenn ich mit einem partner zusammen bin und ich ihn liebe, dann verliebe ich mich in keinen anderen......da ist dann ne sperre, ne blockade in mir, die mich selbst auch abschätzen lässt, ob ich wirklich dass alles aufgeben möchte für einen anderen, da ist ne abwägung in sekundenschnelle und das ist bei mir sofort klar entschieden,
wenn ich meinen jetzigen partner liebe, dann verliebe ich mich nicht einfach so in einen anderen,
evtl. könnten schwärmerische momente entstehen, die aber ganz klar abgegrenzt sind und auch wieder verschwinden......
wenn ich mich in einen anderen verlieben sollte, dann ist mit sicherheit etwas kaputt gegangen mit der jetzigen beziehung, so dass ich diese grenze überschreite und mich den tieferen emotionen hingebe und mich treiben lasse....
und zum glück ist mir das so noch nie passiert......^^Bild

Ipsissimus
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Mi 12. Mär 2008, 11:54 - Beitrag #5

in der Liebe und im Krieg ...^^

Charakterisierungen wie "unvernünftig" oder "unreif" mögen pädagogisch äußerst wertvoll und rational begründbar sein. Sie ändern jedoch nichts daran, dass wir hier über ein Thema sprechen, dass in das innerste Empfinden und das innerste Sosein eines Menschen hineinreichen. Ehe dieses Empfinden und Sosein soweit ist, mit sich selbst aus der Distanz dessen umzugehen, der gelernt hat, dass er mit den Konsequenzen seines Wollens leben wird, egal ob er sie vorhergesehen hat oder nicht, müssen erst einige Erfahrungen ins Land ziehen, Erfahrungen, die niemandem erspart werden können, noch nicht einmal dir, Maurice, denn auch du weisst nicht schon vorher, wie es mit der alten Partnerin und dir ausgehen würde^^ auch nach diesen Erfahrungen mit dem Risiko, das jede Liebe beinhaltet, besteht Chance auf ein reifes Verhalten, dass auch durchgehalten wird^^

die Menschheit arbeitet natürlich daran, jedes Risiko und jede Unvorhersehbarkeit zu minimieren. Hoffen wir, dass sie eines Tages nicht an Langeweile zugrunde gehen wird^^

Milena
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Mi 12. Mär 2008, 12:05 - Beitrag #6

....langeweile..?^^
kenn isch net schatzi.....^^

aber stimmt schon Maurice,^^
prognosen können wir hier leider keine abgeben....
höre auf dein herz....
und das leben wird seinen weg gehen....^^

Maurice
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Mi 12. Mär 2008, 12:25 - Beitrag #7

wenn ich mit einem partner zusammen bin und ich ihn liebe, dann verliebe ich mich in keinen anderen

Ich will jetzt hier deine Selbsteinschätzung nicht in Frage stellen - aber du würdest doch zustimmen, wenn ich behaupten wrüde, dass es Menschen gibt, die sich in andere verlieben können, obwohl sie noch jemand anderes lieben, oder? Wenn dich sojemand um Rat fragen würde, was würdest du ihm sagen?

Das Herz ist leider manchmal nicht mehr zu hören, wenn Bauch und Kopf sich lauthals zanken...

@Ipsi: Natürlich weiß ich nicht, wie es mit der alten Partnerin weitergehen würde - 100% sicher kann ich nichts wissen (und nicht mal das). Der Skeptiker muss sich damit zufrieden geben, mit subjektiven Wahrscheinlichkeiten und Gewissheiten zu operieren und sein Leben zu organisieren.
Wenn man sich nun subjektiv sehr sicher ist, dass der bisherige Partner ein Mensch ist, der sich als Partner fürs leben eignet, mit dem man ein glückliches Leben führen könnte, für den aber gewisser Gefühle momentan abgeflaut sind (und das passiert irgendwann in jeder Beziehung, egal wie gut sie läuft und ist damit noch kein Beweis dafür, dass in der Beziehung grundsätzlich was schief läuft), sollte man dann auf Grund der Verliebtheitsgefühle für jemanden, bei dem man sich ähnlich sicher ist, dass er nicht der Partner fürs Leben sein wird, sondern man höchstens eine relativ kurze nette Zeit mit ihm haben wird, die bisherige Partnerschaft aufgeben?

Klar, letztlich hängt es vom Einzelfall ab, aber normalerweise kann man Personen unabhängig vom Einzelfall bei bestimmten Problemstellungen Ratschläge geben auf Grundlage dessen, was in den allermeisten Fällen die richtige Vorgehensweise wäre.
Kann ja auch sein, dass es Einzelfälle gibt, in dem man ein Unfallopfer nicht in die stabile Seitenlage bringen sollte, aber das ändert nichts daran, dass man dem Rettungslaie empfehlen kann, das Opfer in die stabile Seitenlage zu bringen, wenn es ihm an den nötigen Informationen mangelt, zu entscheiden ob diesmal eine Ausnahme von dieser Regel angemessener wäre. Wenn dich aber nun jemand fragt "Was soll ich in so einer Situation tun?" kannst du ihm die stabile Seitenlage empfehlen, weil sie in den meisten Fällen das richtige Vorgehen ist.
Genauso kannst du jemanden in Beziehungsfragen Ratschläge geben, obwohl du weißt, dass deren Umsetzung in bestimmten Sonderfällen nicht angemessen sind.
Wenn du also die individuellen Details nicht kennst, was würdest du einer Person raten, die vor der Entscheidung "Partnerschaft oder Abenteuer" steht - oder würdest du dich einem Ratschlag enthalten?

PS: Ich finde, das Leben noch spannend genug, selbst wenn man immer versucht auf Nummer sicher zu gehen. Gibt einfach genug zu tun und zu erleben. ^^

Ipsissimus
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Mi 12. Mär 2008, 14:29 - Beitrag #8

ich würde bestimmten Personen raten, in sich selbst hinein zu sehen und zu versuchen, hinter ihre Gefühle und Gedanken zu gelangen, um zu erkennen, was ihnen aus ihnen selbst heraus angemessen ist. Da dies normalerweise nur bei Personen gelingt, die ohnehin eine Praxis der Selbsthinterfragung in ihrem Leben etabliert haben, würde ich alle anderen auf etwas aufmerksam machen und dann eine Frage stellen: Du wirst mit den Konsequenzen leben. Willst du mit den Konsequenzen leben? Bei Personen mit besonders wenig Phantasie würde ich vielleicht, vielleicht, wenn ich sie gut leiden kann, noch so weit gehen, ihnen einige Konsequezen zu zeigen, an die sie vielleicht nicht gedacht haben^^

Padreic
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Do 13. Mär 2008, 01:06 - Beitrag #9

Ich kann da mal Ipsi nur recht geben. Ansonsten:

Wozu ich (mit der Kraft der Verallgemeinerung) nicht raten kann, ist seinen alten Partner zu verlassen für jemanden, den man kaum bis nicht kennt. Natürlich kann auch ein Arschloch sein Arschlochsein ein Stück weit verbergen; aber normalerweise doch nicht völlig. Wenn man die Person offenen Auges beobachtet und mal ein bisschen möglichst unvoreingenommen darüber nachdenkt, wird es ja wohl möglich sein, ein paar Schlüsse zu fällen. Und das bisschen Arbeit sollte man sich machen, denn ich denke, mit einem Arschloch zusammen zu sein, ist auf Dauer kein Spaß; und da wieder rauszukommen kein Kinderspiel.

Und zum Verlieben: ich denke, im Normalfall wird man sich nicht einfach so verlieben. Ich will da nichts ausschließen, aber meist muss man doch Gefühlen Raum geben, damit sie wachsen; oder sie eben insgeheim doch billigen und erhoffen. Was natürlich durchaus verständlich ist, wenn man in einer Beziehung lebt, die an Feuer verloren hat. Aber es ist halt immer gut, wenn man weiß, was man tut.

Maurice, du schilderst nur die eine Form des Bereuens: man folgt dem Typen/dem Mädchen, in den/das man verliebt ist, und lässt seinen alten Partner sitzen, was man nachher bereut, weil der Typ/das Mädchen doch nicht das Gelbe vom Ei ist. Kann aber eben auch andersrum sein: man findet zwar seinen momentanen Partner ganz nett, aber nach einigen Jahren ist da fast nur noch Langeweile und man fragt sich, warum man da immer noch ist; und ob man nicht viel von des Lebens Reiz und Glück und Abenteuer bei dem anderen, der vielleicht der Mann/die Frau fürs Leben gewesen wäre oder vielleicht auch nicht, verpasst hat. Um es mal etwas provokanter/plakativer zu formulieren: Spießer kann jeder sein; bringt Sicherheit, aber es kann auch die Sicherheit sein, ein Leben auf kleiner Flamme zu leben; Vagabund sein bedeutet Risiko, man kann tief fallen, aber auch des Lebens Fülle erleben.

PS: Ich finde, das Leben noch spannend genug, selbst wenn man immer versucht auf Nummer sicher zu gehen. Gibt einfach genug zu tun und zu erleben.

Ich hab da bei all meinen Tendenzen zur Biederkeit immer die Rufe meiner radikalromantischen (oder wie man es auch immer nennen mag) Seite in meinem Hinterkopf ;). Deswegen würde ich auch ganz persönlich auf die Frage antworten: ich könnt's mir schon vorstellen, meine Freundin zu verlassen, wenn ich mich in eine andere verliebe, aber ich würd's mir gut überlegen.

Maurice
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Do 13. Mär 2008, 12:32 - Beitrag #10

Kann aber eben auch andersrum sein: man findet zwar seinen momentanen Partner ganz nett(...) oder vielleicht auch nicht, verpasst hat.

Klar, das ist auch denkbar - aber kennst du einen Fall, bei dem das so war? Ich nicht.

aber auch des Lebens Fülle erleben

Das hängt natürlich davon ab, was für ein Typ von Mensch man ist. Ich bin mir sicher, dass mich ein Leben als Rumtreiber nicht erfüllen wird - ein Leben als Familienvater hingegen sehr.

ich denke, im Normalfall wird man sich nicht einfach so verlieben. Ich will da nichts ausschließen, aber meist muss man doch Gefühlen Raum geben, damit sie wachsen

Ja, im Normalfall wird man sich nicht einfach so verlieben. Aber selbst in der bestmöglichen Beziehung werden die Gefühle zum Partner irgendwann mal abflauen, egal wie gut sich beide Seiten anstellen. Das Ideal der lebenslangen Verliebtheit über Jahrzehnte hinweg halte ich für unmöglich lebbar. Aber genauso wie diese Abkühlungserscheinungen ganz normal irgendwann eintreten, können die Gefühle dann wieder ohne großes Zutun wieder aufflammen. Ich spreche da aus Erfahrung. Ich habe mich schon mehrmals in Sarah ver- und entliebt. Aber selbst in der Zeit, als ich für sie nur noch rein freundschaftliche Gefühle empfunden habe, stand für mich niemals ernsthaft zur Diskussion, mit ihr Schluss zu machen, da es für mich in einer richtigen Beziehung um mehr geht, als um solcherlei Gefühle. Ich war mir schon bevor ich sie kennengelernt habe sicher, dass meine Gefühle zu meiner Partnerin in einer langjährigen Beziehung irgendwann mal abflachen werden und sie dann voraussichtlich auch wieder erstarken werden und ich deshalb nicht so wie es vor allem die meisten puberträen Jugendlichen machen, dann mit der Begründung Schluss machen werde "du meine Gefühle sind nicht mehr so stark für dich". Wenn man wirklich zusammen passt, dann verbindet einem mehr als Verliebtheitsgefühle und dieses "mehr" macht dann die eigentliche Bindung aus.

Was natürlich durchaus verständlich ist, wenn man in einer Beziehung lebt, die an Feuer verloren hat.

Kausal verständlich, ja. Rechtfertigungstechnisch verständlich, für mich nein. Und es geht uns hier wohl nicht um die rein kausale Erklärungen, wann, wer, wie Schluss macht. Auch hier gilt wieder: Was für eine Art von Beziehung will ich wirklich? Klar, wer keine festen Bindungen eingehen will, sondern die Abwechslung in möglichst vielen Abenteuern sucht, der sollte sich allein nach der Verliebtheit richten. Wer hingegen den Partner fürs Leben sucht, mit dem er zusammen ein gemeinsames Leben aufbauen kann und bei dem er Sicherheit und Halt finden will, bei dem sieht die Sache anders aus. Ich bin bei der obigen Fragestellung davon ausgegangen, dass wir es mit einem Menschen zu tun hat, der aus der pubertären Lust nach sexuellen Abenteuern herausgewachsen ist. Von daher gebe ich euch Recht, dass man die Frage nicht völlig pauschal beantworten kann. Aber dann gehen wir einfach mal von der Person aus, die eigentlich einen Partner fürs Leben sucht und dem ihre Gefühle dabei selbst im Wege stehen, sich diesem Wunsch gemäß adequat zu verhalten.
Zumindest mir geht es nicht um "Feuer" in einer Beziehung, sondern um eine tiefe emotionale und geistige Verbundenheit mit meiner Partnerin, um Vertrauen, Verständnis und Geborgenheit. Und wenn ich weiß, dass ich jemanden gefunden habe, mit dem ich all das habe, dann setze ich dieses Geschenk des Schicksals nicht leichtsinnig für ein paar kurzlebige Emotionen aufs Spiel, um, wenn diese wieder verschwunden sind, dann vielleicht feststellen zu müssen, dass ich einen Partner fürs Leben verloren habe, weil er mir diesen Vertrauensbruch nicht ganz verzeihen kann.

@deine Freundin: Unter welchen Umständen würdest du mit deiner jetztigen Freundin Schluss machen, wegen jemanden in den du dich verliebt hast, obwohl die Beziehung mit deiner Freundin immer noch als "harmonisch" zu bezeichnen wäre?

Milena
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Do 13. Mär 2008, 13:06 - Beitrag #11

Unter welchen Umständen würdest du mit deiner jetztigen Freundin Schluss machen, wegen jemanden in den du dich verliebt hast, obwohl die Beziehung mit deiner Freundin immer noch als "harmonisch" zu bezeichnen wäre?


...komme nicht umhin, für mich hier auch zu antworten...^^:
..unter keinen umständen....
denn warum sollte ich, wenn es mit dem jetzigen partner harmonisch ist..?
oder anders ausgedrückt:
ich mache es trotzdem, und weiss um die konsequenzen.....

egal, wie andere hier sich entscheiden,
du wirst keine absolution hier erhalten Maurice^^....
sondern wie bereits Ipsi geschrieben hatte,
du allein wirst mit den konsequenzen leben müssen,
egal, wie du dich entscheidest...^^

Maurice
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Do 13. Mär 2008, 13:17 - Beitrag #12

denn warum sollte ich, wenn es mit dem jetzigen partner harmonisch ist..?

Genau! Es geht einfach nicht wirklich in meinen Kopf, wie man auf Grund von Verliebtheit eine harmonische Beziehung aufgeben kann. :(
(Wobei "harmonisch" nicht meint, dass die Beziehung perfekt laufen muss.)

Ipsissimus
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Do 13. Mär 2008, 14:17 - Beitrag #13

wie schreibt der gute alte Bert im Dreigroschenroman so schön, als Polly, die Gemahlin des "Räuberhauptmann" McHeath, während ihr Gatte im Gefängnis schmachtete mit dessen unglaublich gut aussehendem Unterboss eine wilde sexuelle Beziehung führte (afair sogar von ihm schwanger wurde), (Gedächtniszitat): "Alle moralischen, sittlichen, rationalen und sonstigen denkbaren Gründe sprachen gegen das, was sie da taten. Nur die sexuellen Gründe sprachen dafür"^^

ich betrachte diese ganze Geschichte mit Liebe, Sex, Treue u.dgl. nicht moralisch, das hielte ich für absolut unangemessen. Aber es ist auch völlig klar, dass ein Mensch sich in seiner Entscheidung selbst entblösst, so oder so erweist, welch Geistes Kind er/sie ist. So mensch mit den Konsequenzen seiner Entscheidung und damit seines Erweises zu leben bereit ist, kann im Prinzip keiner seiner/ihrer Entscheidungen abgesprochen werden, Entscheidungen eines reifen Menschen gewesen zu sein. Ärgerlich wird es nur dann, wenn bei Eintreten unangenehmer oder unvorhergesehener Konsequenzen das Jammern beginnt.

Es geht einfach nicht wirklich in meinen Kopf, wie man auf Grund von Verliebtheit eine harmonische Beziehung aufgeben kann.


Menschen sind verschieden, das kann gar nicht genug betont werden. Für den einen eine harmonische Beziehung, für den anderen eine Falle. Nicht alle Menschen wollen von einer Beziehung dasselbe, und leider klären bei weitem nicht alle Paare das vorher ausgiebig genug ab. Harmonische Beziehungen können auch darauf beruhen, dass eine/r der Partner/innen seine/ihre Unzufriedenheit lange Zeit runterschluckt, ehe sie sich dann doch wieder - und dann fast immer zerstörerisch für die Beziehung - Bahn bricht. Vor allem in eher hierarchischen statt partnerschaftlichen Beziehungen ist das oft eine Zeitbombe.

Maurice
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Do 13. Mär 2008, 14:30 - Beitrag #14

@Ipsi:

1. Was wichtig in einer Beziehung sei, war von Anfang an geklärt und immer mal wieder von beiden Seiten bestätigt.

2. Sie selbst hat die Beziehung als "harmonisch" bezeichnet.

3. Die Beziehung war alles andere als hierarchisch, da sich beide die ganze Zeit als ebenbürdig/gleichberechtigt erlebt haben. Problemlösungen wurden auf Augenhöhe diskutiert und nie dem anderen aufgezwungen.

Harmonische Beziehungen können auch darauf beruhen, dass eine/r der Partner/innen seine Unzufriedenheit für lange runterschluckt, ehe sie sich dann doch wieder Bahn bricht.

Das war leider dann doch der Fall - obwohl ich ihr immer wieder gesagt habe, dass es von elementarer Wichtigkeit ist, offen und ehrlich über Probleme zu reden und dem anderen klar zu machen, wenn etwas einem stört. Dass sie das aus falscher Rücksichtsnahme in manchen Punkten nicht gemacht hat, war die Voraussetzung des Scheiterns. Aber mehr als diesen Punkt zu betonen und auf ihre Vernünftigkeit zu hoffen, konnte ich ja nicht machen.
Ich denke, sie hat daraus gelernt - bleibt die Frage, ob sie sich in Zukunft gemäß dieser Einsicht verhalten wird und in weiteren Punkten zur Weiterentwicklung bereit sein wird.

Padreic
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Do 13. Mär 2008, 14:48 - Beitrag #15

@Maurice:
Ich denke, man sollte doch herausstellen, dass nicht jede Beziehung, die harmonisch läuft, gleich bedeutet, dass man von dem Gedanken, sein ganzes Leben mit diesem Menschen zu verbringen, begeistert ist; oder siehst du das anders?

Wenn man wirklich einen Partner gefunden hat, bei dem man recht sicher ist, dass man durchaus sein ganzes Leben mit ihm verbringen will, wenn man wirklich eine tiefe emotionale und geistige Verbindung mit ihm hat und fühlt und nicht geradezu Sicherheit und Ruhe fürchtet, dann ist es sicherlich ein guter Ratschlag, dass man mit diesem Menschen möglichst zusammenbleiben sollte; es ist aber natürlich auch durchaus denkbar, dass man sich gegenseitig "Abenteuer" erlaubt, weil die Verbundenheit so groß ist, dass man weiß, dass diese Abenteuer dem gegenüber wenig bedeuten und der andere schon zurück kommen wird. Das ist eben jeder Beziehung selbst überlassen....

Es sieht vielleicht ein wenig anders aus, wenn man zwar in einer harmonischen Beziehung lebt, woran sich auch voraussichtlich nichts ändern wird, weil beispielsweise der Partner eben ein sehr lieber Mensch ist, aber man jedoch auch etwas (was nicht Feuer ist) vermisst; die geistige Verbundenheit vielleicht nicht so tief ist oder die Beziehung einen nicht so sehr ausfüllt, wie es sein könnte. Und da würde ich zwar auch sagen, dass man sich jede Änderung des Zustands gut überlegen sollte, sie aber nicht von vorneherein ausschließen sollte, da man dadurch so manche Gelegenheit verpassen könnte. Eine Art von Verliebtheit wird wohl üblicherweise der Anfang eines solchen Wechsels sein, aber es geht dabei eben nicht primär um sexuelle Attraktion und vergleichbares (und Verliebtheit ist ja auch nicht nur das!), sondern eben auch um die Hoffnung auf eine tiefere und erfüllendere Verbundenheit.

Tolkien sagt folgendes zu dem Themenkreis in einem Brief:
When the glamour wears off, or merely works a bit thin, they think they have made a mistake, and that the real soul-mate is still to find. The real soul-mate too often proves to be the next sexually attractive person that comes along. Someone whom they might indeed very profitably have married, if only --. Hence divorce, to provide the 'if only'. And of course they are as a rule quite right: they did make a mistake. Only a very wise man at the end of his life could make a sound judgement concerning whom, amongst the total possible chances, he ought most profitably to have married. [...] But the 'real soul-mate' is the one you are actually married to.
Obwohl er da in einiger Hinsicht recht hat, dass der "Seelenpartner", der ist, den man sich als solchen gewählt hat, heißt das nicht notwendigerweise, dass es die Person sein muss, mit der man momentan zusammen ist, selbst, wenn die Beziehung harmonisch ist. Etwas böse könnte man sagen: am meisten Harmonie hat man, wenn man sich umgebracht hat. Harmonie ist zwar wichtig, gut und schön, aber nicht alles.

Kausal verständlich, ja. Rechtfertigungstechnisch verständlich, für mich nein.
Nunja, inwieweit heimliches Verlangen, um das es ja ging, immer Rechtfertigungen unterliegt...

Klar, das ist auch denkbar - aber kennst du einen Fall, bei dem das so war? Ich nicht.
Ich spreche hier allgemein aus keinem besonders großen Erfahrungsschatz, eigentlich primär aus allgemeiner Menschenkenntnis, Fiktionalem (was aber schließlich auch Lebenserfahrung von anderen Leuten widerspiegelt) und meiner persönlichen Lage heraus. Es ist mir kein Fall konkret und im Detail bekannt, wo es auch nur diese Wahl aus einer harmonischen Beziehung heraus gab - insbesondere damit natürlich auch kein Fall bei dem es zu einem glücklichen Wechsel kam. Aber ich kann es mir durchaus gut vorstellen.

Ich bin mir sicher, dass mich ein Leben als Rumtreiber nicht erfüllen wird - ein Leben als Familienvater hingegen sehr.
Ich habe da bei beidem nicht deine Sicherheit.

Unter welchen Umständen würdest du mit deiner jetztigen Freundin Schluss machen, wegen jemanden in den du dich verliebt hast, obwohl die Beziehung mit deiner Freundin immer noch als "harmonisch" zu bezeichnen wäre?
Angedeutet habe ich es weiter oben. Konkreter zu werden, wäre mir wohl zu privat.

Maurice
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Do 13. Mär 2008, 15:17 - Beitrag #16

@Pad:

Ich denke, man sollte doch herausstellen, dass nicht jede Beziehung, die harmonisch läuft, gleich bedeutet, dass man von dem Gedanken, sein ganzes Leben mit diesem Menschen zu verbringen, begeistert ist; oder siehst du das anders?

Das sehe ich nicht anders. Aber sowohl sie als auch ich waren von der Vorstellung begeistert, mit dem anderen sein ganzes Leben zu verbringen. Und selbst jetzt hat sich da nicht wirklich was dran verändert.

@"Seelenpartner": Schön, dass du diesen Ausdruck einführst. Als solchen haben wir den jeweils anderen empfunden. Und das stellst zumindest sie (wenn auch momentan mit gewissen Abstrichen) für mich immer noch dar.

es ist aber natürlich auch durchaus denkbar, dass man sich gegenseitig "Abenteuer" erlaubt

Ohne ins Deail zu gehen: Ich habe ihr genug Freiheiten gelassen - mehr sogar als es in den meisten Beziehungen üblich ist. Über einen mangelnden Freiraum konnte sie sich bei mir nicht beschweren.

und Verliebtheit ist ja auch nicht nur das!

Es gibt genug Fälle, wo es letztlich nur um die sexuelle Attraktion geht. In diesem Fall ist es nicht so - aber dieser Aspekt ist hier der Hauptgrund (zumindest kausal).

Nunja, inwieweit heimliches Verlangen, um das es ja ging, immer Rechtfertigungen unterliegt...

Klar, gewisse Bedürfnisse können selbst wieder nicht gerechtifertigt werden. Aber wenn man über eine Sache diskutiert, dann geht es dabei primär um Begründungen und Rechtfertigungen und nicht bloß auf das Aufstellen rein kausaler Theorien. Zumindest funktioniert mein Sprachspiel "Diskussion" so und ich denke, das ist bei dir nicht anders. ;)

Ich habe da bei beidem nicht deine Sicherheit.

Ich wünsche dir, dass du möglichst bald erkennst, auf was es für dich im Leben ankommt. :)
Ich glaube wie gesagt, es bereits erkannt zu haben - was mich trotz der widrigen Umstände in gewisser Weise erfüllt und bestätigt. Ich bin mir sicher, wo die Reise, die mein Leben ist, hingehen soll. Damit verbunden ist eine existentielle Entscheidung meines Herzens, die mich auf der elementaren Ebene meiner Persönlichkeit bestimmt.

Ipsissimus
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Do 13. Mär 2008, 15:37 - Beitrag #17

Maurice, Beziehungen sind Prozesse, und wenn ein solcher Prozess so entgleist, dass es zu seinem Abbruch kommt, sind daran neben wenigen "makroskaligen" Ursachen immer auch "mikro-" und selbst "quantenskalige" Ursachen aus dem Innersten der Psychen der beteiligten Personen beteiligt. Ob du daher mit deiner letzten Darlegung tatsächlich schon die wesentlichen Aspekte erfasst hast, die zur Trennung führten, scheint mir deswegen etwas zweifelhaft.

Maurice
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Do 13. Mär 2008, 15:42 - Beitrag #18

Deine Zweifel sind berechtigt. Ich glaubte jahrelang sie wirklich gut zu kennen. Das glaubte sie auch von sich. Und beide mussten feststellen, dass man sie falsch eingeschätzt hat. Ich bin mir daher auch nicht sicher, ob ich momentan alle wichtigen Aspekte der Problematik erkenne. Da ich aber momentan nur die Aspekte benennen kann, die ich bisher erkannt zu haben glaube, kann ich sagen, dass die aktuelle Darstellung das bisher beste Modell dieses Teils der Realität darstellt. Ich schließe nicht aus, dass ich in Zunkunft, andere, detailiertere oder vielleicht sogar der jetztigen widersprechende Modelle vorlegen werde.
Wenn du aber meinst, neue wichtige Aspekte für mein Modell zu haben, nur her damit. Wir können sie gerne diskutieren. ;)

Ipsissimus
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Do 13. Mär 2008, 16:03 - Beitrag #19

ich weiss nicht, ob ich deinen Modellen neue Aspekte hinzufügen kann^^ vielleicht diese? in Liebesdingen wie auch in Dingen des Soseins eines Menschen Rationalität und Wiederspruchsfreiheit nicht gar zu mächtig einschätzen (geschweige denn einzufodern^^). Weniger darauf zu achten, was Menschen sein und tun sollten, als darauf zu achten, wie Menschen sind^^

Milena
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Do 13. Mär 2008, 16:32 - Beitrag #20

...da ist wirklich was wahres dran:
den menschen in seinem sosein zu begreifen und dann ihn so zu akzeptieren....
ist nicht immer einfach,
weil wunschvorstellungen darin kollidieren mögen,
aber die einzige möglichkeit,
den menschen und somit die beziehung mit ihm,
realistisch und auf dauer gesehen akzeptabel und weniger stressfrei zu leben....^^

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