TraitorAdministrator
Beiträge: 17500Registriert: 26.05.2001
|
Am liebsten hätte ich ihn in 3D*HFR+OV gesehen, volles Paket also, aber das wurde wohl nur in Berlin und Trier (:wzg: ) gezeigt. Nächster Alternative wäre zweimal sehen gewesen, 2D-OV und 3D+HFR+Deutsch. Letztlich wurde ich leider zu einer 3D-LFR-OV überredet und sehe jetzt nicht mehr ein, nochmal 3D-Preise für HFR extra zu bezahlen. Gesehen hätte ich es aber schon gerne, da ich weiterhin hoffe, HFR könnte genau die Lösung für das Hauptproblem der aktuellen 3D-Technik sein, siehe unten.
Zum Film selbst: sehr viel gelungener, als ich befürchtet hatte; als Tolkienverfilmung fast etwas besser gelungen als die HdR-Trilogie, als Film nur etwas schlechter. Ja, das Buch ist schon sehr episodenhaft und hat nicht die tiefgründigste und stringenteste Handlung. Im Film wurde das aber, statt es zu maskieren, eher noch verschärft - die an sich gelungenen Einstreuungen aus Anhangs- und NaMe-Material machen den Verlauf noch mäandernder und zielloser. Auch merkte man diesem ersten Teil meines Erachtens seine Erstteilhaftigkeit schlimmer an als den "Gefährten", da das Ziel der Reise viel näher zu liegen scheint und man sich, nur den Film selbst betrachtend, doch sehr fragt, warum das nicht schon in einmal 3 Stunden hätte erreicht werden können. Es war aber immerhin kein völliger Storybrockenmatsch, wie bei der Ankündigung einer Trilogie befürchtet. (Aber s.u. zu den weiteren Teilen.)
Der Stil ist irgendwo zwischen dem kindlichen des Buches und der befürchteten 1:1-Übernahme vom HdR. Zusätzliche Veralberungselemente unterblieben zum Glück, im Gegenteil wurde viel gestrichen, die Zwerge benehmen sich, wie Maglor schon sagt, deutlich seltener tollpatschig und inkompetent. Die Gewalttätigkeit wurde natürlich enorm hochgeschraubt, was in diesem Ausmaß nicht immer hätte sein müssen. (Obwohl auch die Vorlage schon einige heftige Stellen hat, aber meist nur kurz und nicht so zelebriert.) Die atmosphärische Einbettung in den Mittelerde-Kontext ist fast ein bisschen gelungener als im nur nachträglich so zurechtgebogenen Buch, das epische Welterweckungs-Gefühl des ersten HdR-Teils kann dieser Film aber nicht ansatzweise aufbringen.
Bei den Schauspielern fällt auf, dass Gandalf McKellen doch schon ein bisschen zu alt und tatterig geworden ist - ein bisschen kann man damit erklären, dass Gandalf sich zur Hobbit-Zeit halt noch stärker tarnt als zur HdR-Zeit, aber nicht alles. Freeman als Bilbo war relativ unauffällig, mal sehen, wie er sich mit der Charakterentwicklung im späteren Teil der Reise macht. Zu den Zwergen siehe unten.
3D funktionierte, wie bisher bei fast allen "Real"filmen, nur sehr eingeschränkt, da es einfach zu viele zu schnelle Actionszenen gab, die dann in Bewegungsunschärfe versanken. Hier könnte HFR vielleicht endlich mal Abhilfe schaffen. Sehr schön waren in 3D aber die Bergpanoramen - doch nur die sind den Aufpreis eigentlich kaum wert.
Details: [spoiler]Die 13 Zwerge waren ja schon im Buch zu viele, um alle relevant zu sein, im Film war das dann leider noch extremer - wichtig waren eigentlich nur Thorin, Balin (leider nicht ganz so sehr der einzige vernünftige wie im Buch) und Kili (völlig überproportional vertreten, vor allem in Thorins besorgten Rufen). Einige hatten ja nichtmal Sprechrollen, besonders auffällig beim zwar optisch erkennbaren (und zum Glück nicht zu sehr karikaturenhaften) Bombur.
Sehr platt und sinnlos war da auch, dass man Thorin zum Aragorn-Klon gemacht hat - sehr ähnliche Optik, Vorgeschichten-Korrektur zum Darstellen als größeren Helden und Führer, weniger übertrieben theatralisches und mehr weises Gerede als im Buch, und dann sogar noch eine fast analoge Fast-tot-durch-Warg-Szene.
Der Ausbau Azogs zum durchgehenden Bösewicht dagegen ist auch platt, aber durchaus akzeptabel - ob da jetzt am Ende er selbst oder sein Sohn in die Schlacht ziehen wird, ist eigentlich völlig egal.
Die Einleitung war nett gemacht, dass es direkt Abendessen und keinen Tee gibt natürlich unhobbitig, aber was soll's. Das zweite Zwergenlied (nach dem Abwasch, das über ihr Erbe mit der Hauptmelodie) war wohl der stärkste Moment des ganzen Films (auf Englisch).
Die Trollszene war wohl die am unnötigsten und schlechtesten modifizierte - im Buch hält Gandalf die Trolle sehr trickreich und erkennbar lange auf, bis es Morgen wird, im Film ist es nur ein kurzes Geplänkel mit Bilbo und plötzlich tagt es, was eher unglaubwürdig wirkt.
Recht elegant eingebaut fand ich das Ratstreffen in Bruchtal, eines der nicht aus dem Hobbit selbst stammenden Elemente, das sich aber sehr zwanglos einfügte. Nur Gandalfs Misstrauen gegenüber Saruman wirkt zu diesem Zeitpunkt noch völlig unbegründet und Galadriels Überhöhung zum tollsten und mächtigsten Wesen Mittelerdes überhaupt, zu der selbst die Zauberer nur ehrfürchtig aufblicken, nochmal mehr übertrieben wurde. Elrond kam dafür diesmal trotz gleichem Darsteller deutlich besser weg.
Die Steinriesen waren viel zu explizit, im Buch ist das eine der netteren Szenen in Tolkiens Werk, bei denen man gar nicht weiß, ob es wirklich um innerweltlich reale Wesen geht oder nur um eine übertriebene Redewendung.
Die Goblinstadt war etwas zu sehr Disney-Star-Wars-Jump&Run-Freizeitpark-mäßig. Die Ambivalenz, dass dieses Volk eigentlich relativ harmlos und zivilisiert wirkt, wurde interessanterweise tatsächlich teilweise beibehalten - wenn auch vor allem durch den dann auch zu zivilisiert redenden Great Goblin (lächerlich groß, aber toller Fleischbart), und sie kurz danach dann doch als seelenloses Metzelgut herhalten müssen.
Sehr schön umgesetzt war die Gollum-Episode, das war ja nach dessen Umsetzung im HdR auch zu erwarten.
Radagast ist an sich ein netter Gast (ahaha), aber letztlich eine missglückte Mischung aus reiner Witzfigur und relevantem, plottreibendem Mitspieler. Seine Einführungsszene ist viel zu lang und sinnlos - ein paar Tierfreund-Momente, gut, aber diese absurd lange Heilung des unnötig benannten Igels "Sebastian", wozu? Später dann ist er ja durchaus nützlich, aber ein bisschen weniger hätte man seinen Kaninchenschlitten auch zeigen können.
Die Wargschlacht gegen Ende wurde eher plump zugespitzt, die Klippe hätte nicht sein müssen und machte das Adler-Auftauchen nur noch gottmaschinöser als schon im Buch.
Hat jemand eine Erklärung für dass erratische Leuchtverhalten der Elbenschwerter?
Das Ende kam genau an der Stelle, wo ich es nach Buch-Relektüre erwartet hatte - so kann man wunderbar die Beorn-Episode für einen Rückblick am Anfang von Teil 2 verwenden.
Schön fand ich, dass Smaug fast komplett aufgespart wurde.[/spoiler]
Der Film hat mich auch nochmal auf die Goblin-Ork-Problematik aufmerksam gemacht, das scheint über die Jahre hinweg eine große Sprachverwirrung bei Tolkien gewesen zu sein. Die Film-Version, dass es im Nebelgebirge kleine Goblins (am Pass und in Moria) und große Orks (aus Gundabad) gibt, ist wohl eine durchaus mögliche, wenn auch eher fragwürdige Lesart. Schlüssiger ist für mich die Variante, dass "Goblin" die Wiedergabe des Hobbit-Wortes und "Ork" die des Menschen-/Elbenwortes ist. Manchmal werden aber doch auch explizit "great orcs" gegenüber Goblins erwähnt, aber das war wohl eher auf einzelne importierte Häuptlinge aus Mordor-Stämmen bezogen.
Ausblick auf Teil 2 und 3: bisher kamen ja relativ wenige Extra-Szenen und es wurde mehr als ein Drittel der Hauptvorlage umgesetzt. Vermutlich besteht Teil 2 fast nur aus Düsterwald und Extra-Szenen (Rück-/Vorgriffe auf den Kampf um Dol Guldur und so), Teil 3 dann aus dem Berg und der Schlacht.
|