Orson Scott Card

Literatur und Medien, die die Grenzen der bekannten Welt sprengen - die Zukunft der Menschheit und ihre Abenteuer in fantastischen Welten.
Seeker
Lebende Legende
Lebende Legende

 
Beiträge: 1916
Registriert: 21.05.2002
Mo 10. Jun 2002, 17:06 - Beitrag #1

Orson Scott Card

Jemand schon von ihm gehört?

"Ender - Das große Spiel"?
"Der Sprecher für die Toten"?
"Enders Kinder"?

Der SF-Roman "Ender" handelt von einem gleichnamigen Jungen, der die Menschheit vor einer außerirdischen Gefahr retten soll - wie fast jeder andere junge Mensch zu dieser Zeit, in der die Handlung des Romans angelegt ist.
Es ist sehr einfühlsam und bewegend geschrieben. Eines meiner "Kultbücher".

Na, kennts jemand?

Gruss,
Seeker

Marc Effendi
Newromancer
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 3031
Registriert: 11.12.2000
Di 11. Jun 2002, 22:26 - Beitrag #2

Ich kenn von OSC nur den Roman zu Abyss.

Seeker
Lebende Legende
Lebende Legende

 
Beiträge: 1916
Registriert: 21.05.2002
Mi 12. Jun 2002, 08:27 - Beitrag #3

Wieder was gelernt - wußte nicht, daß "Abyss" von OSC ist! Der Film war ja nicht schlecht. Muß ich direkt mal bei Amazon stöbern...

Viel mehr, als die drei oben Aufgeführten kenn ich auch nicht von ihm. Jedenfalls sind sie wirklich Klasse. Im zweiten Band zu "Ender" - also dem "Sprecher für die Toten" (Ender hält hier die Rolle eines Vermittlers zwischen den Völkern der Galaxie inne) - ist ein Stammbaum vorneweg zu sehen, der die gesamten Generationen seit Beginn der Besiedelung aufführt. Alles Portugiesen und Spanier, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht.

OSC hat ein Talent dafür, eine melancholische Stimmung in seinen Büchern aufkommen zu lassen, die mich fasziniert.

Falls es Dich interessiert, kann ich Dir ja mal den "kladdentext" posten.

Gruss,
Seeker

Seeker
Lebende Legende
Lebende Legende

 
Beiträge: 1916
Registriert: 21.05.2002
Do 13. Jun 2002, 13:10 - Beitrag #4

So ein Sh... die bei Amazon kennen ihn zwar, aber alle 7 Bücher, die sie angeblich führen, führen sie dann doch nicht mehr...

Marc Effendi
Newromancer
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 3031
Registriert: 11.12.2000
Mi 26. Jun 2002, 22:14 - Beitrag #5

Ich bin mir gar nicht sicher, obs das Buch überhaupt noch gibt. Also zur Info: ich hatte das Gefühl, das der das Buch zum Film geschrieben hat und nicht die Romanvorlage für den Film geliefert hat.

Und als das Buch rauskam, war das so die Welle, wos zu jedem Film ein Buch gab.....

Seeker
Lebende Legende
Lebende Legende

 
Beiträge: 1916
Registriert: 21.05.2002
Do 27. Jun 2002, 07:21 - Beitrag #6

Hm ... ich werde die Augen offen halten!

Gruss,
Seeker

Marc Effendi
Newromancer
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 3031
Registriert: 11.12.2000
Do 27. Jun 2002, 12:39 - Beitrag #7

Mach das. Ich habe einige solcher Bücher mittlerweile aus meiner Bibliothek verbannt, aber das hab ich noch aufgehoben.... Ich halts eines von den Besseren.

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
Mo 15. Jul 2013, 20:25 - Beitrag #8

Da 1. dieses Jahr eine Verfilmung von Ender's Game ansteht (Trailer, mehr dazu s.u.) und ich 2. schon oft gehört hatte, das Buch würde sehr von seinem "Twist" leben, ich es also unbedingt vor dem Film lesen wollte, habe ich mir jetzt mal die vier Hauptgeschichten als "Quartet"-Box angeschafft und Band 1 auch immerhin schon gelesen.

Zur Threaauffrischung erstmal noch ein Zitat aus dem Wblig:
Zitat von Padreic:Orson Scott Card: Ender's Game und Speaker of the Dead Angeregt von der im SF-/Fantasy-Forum geposteten Liste habe ich mal an dieses Werk gemacht, wohl einem Klassiker der Science-Fiction, von dem ich vorher allerdings noch nie gehört hatte - zu unrecht, denke ich. Ender's Game handelt von dem sehr jungen Ender Wiggins, der in früher Kindheit schon in eine Militärakademie gesteckt wird, um zu einem militärischen Genie ausgebildet zu werden. Es gilt einen anscheinend unvermeidlichen Krieg gegen die Spezies der 'Bugger' zu gewinnen, die die Erde schon zweimal angegriffen haben. Speaker of the Dead spielt 3000 Jahre später. Dank des Segnungen des nah-Lichtgeschwindigkeitsflugs ist Ender jedoch erhalten geblieben, wenn auch sehr verändert. Im Zentrum steht die Begegnung der Menschheit mit den 'Piggies', der ersten intelligenten Spezies, auf die sie seit 3000 Jahren stießen. Ich will zu beiden Romanen nicht viel mehr schreiben, keine Wendungen vorwegnehmen. Nur so viel: beiden Romen ist eine gewisse Konstruiertheit eigen. Das wird aber mehr als ausgeglichen durch den spannenden Plot, die faszinierende Welt, die strategischen Ideen im ersten Teil, die humanistischen Ideen und das schöne Charakterspiel im zweiten Teil. Empfehlung für den ersten Teil, deutlichere Empfehlung für den zweiten.


Ich fand es spannend, eingängig und sehr lesenswert. Und in seiner Kombination aus einfach konstruierter Grundgeschichte und relativ vielschichtigem Hintergrund auch überraschend tiefgängig. Ipsissimus' Einschätzung aus dem Wichtige-Bücher-Thread, Card sei eine besondere literarische Größe des Genres, kann ich nach dieser ersten Stichprobe aber noch nicht ganz teilen, denn das "Spiel" hat für mich doch ein paar Probleme.
Zum einen wirken Sprache und Verhalten der Kinder etwas unglaubwürdig, trotz besonderer Umgebung und postuliertem Geniesein auch der Nebenfiguren. Ich möchte nicht wie manche (u.a. bei WP zitierte) Kritiker behaupten, das wäre von Grund auf unrealistisch, aber irgendwie fehlten doch zu sehr die emotionalen, verletzlichen, irrationalen Aspekte, zumindest in der Anfangszeit, bevor sie richtig in das System eingebunden wurden. Ich denke, zumindest die "Launchies" müssten 2-3 Jahre älter sein (aber nicht so alt wie im Film) oder alternativ etwas anders beschrieben werden. Gleichzeitig kann ich nicht akzeptieren, dass angeblich alle Kandidaten der Battle School aus den intelligentesten und geeignetsten Kindern der Erde ausgewählt wurden, die Zwischen-Antagonisten aber immer als ziemlich dumm dargestellt werden. Teil davon mag der enderlastigen Perspektive anzurechnen sein, Teil ist zu viel Verlassen des Autors auf einfache Sozialdynamik-Schemata.
Zudem wandeln sich Stil und Erzählebene im Laufe des Buches meines Erachtens auf ungute Weise. Anfangs werden Ereignisse, Umgebung und Enders Innenleben noch sehr ausführlich behandelt, später werden die Sprünge dann aber oft sehr groß und manche wichtigen Charakterentwicklungen werden nur noch in wenigen Sätzen behauptet, ohne nachvollziehbar zu sein.
Fragwürdig und überflüssig bis störend fand ich die Nebengeschichte um Enders Geschwister und ihre Karriere als Internet-Quasi-Politiker... die passte in ihrer Abgehobenheit und Blauäugigkeit nicht gut zum Ender-Teil.
Und dann wäre da noch der faschistoide Einschlag. Über den Großteil der Handlung ist nicht klar, ob Card die Rechtfertigungen der Militärs nur als negative Charakterisierung verwendet oder auch selbst vertritt. Das kann man als bewusst kritische Auseinandersetzung fördernde Offenheit interpretieren, dazu wäre ich auch bereit. Aber da die Klarstellung auch am Ende ausbleibt und parallel die Präsentation der drei Wiggin-Geschwister und die Einteilung aller anderen Figuren in von Geburt an weitgehend auf kompetent oder inkompetent, guter Charakter oder schlechter Charakter, festgelegte Typen ein ziemlich problematisches Menschenbild mit Tendenz zum Übermenschenkult andeutet, erscheint mir das Weltbild hinter der Geschichte doch recht unerfreulich. Noch will ich aber nichts endgültiges dazu sagen, das (ansonsten sehr unpassend wirkende) Schlusskapitel lässt für die Folgebände da noch die Hoffnung auf Richtigstellung. Meinungen anderer gerade zu diesem Punkt würden mich aber sehr interessieren.
Noch zum "Twist":
[spoiler]Es gibt ja früh genug Andeutungen, dass irgendetwas an der Sache nicht stimmt. Die Variante, dass es ab einem bestimmten Punkt keine Simulation mehr sein wird, kam mir auch recht früh in den Sinn. Allerdings hatte ich mich zwischendurch schon zu sehr für die noch bösere Option, dass es gar keinen Bugger-Konflikt (mehr) gibt und Ender von vornherein gegen die Russen eingesetzt werden soll, erwärmt (wird buchintern als Verschwörungstheorie von (iirc) Dink vertreten) und wurde daher vom tatsächlichen Ausgang doch noch milde überrascht.[/spoiler]

Und zum Film(-Trailer): Das starke Altern der Kadetten ist eine produktionstechnisch verständliche, wirkungsmäßig aber wohl relativ fatale Entscheidung. Ein paar Jahre wären akzeptabel, vielleicht sogar gut gewesen, aber von 6 auf 12-14 ist dann doch ein großer Sprung, der die ethischen Aspekte der Geschichte teilweise aushebelt und einer geradlinigen Veractionung Vorschub leisten könnte. Ansonsten sieht der Trailer relativ angemessen aus, mal sehen, was draus wird.
Es scheint auch gerade eine Debatte über Cards Mormonismus und harte "anti-gay" Äußerungen zu geben, bis hin zu Filmboykottaufrufen. Würde ja zu meinen politischen Zweifeln passen. Aber warum das gerade für den Film, an dem er nur teilbeteiligt ist, so entscheidend sein soll, während er als Autor ja generell anerkannt ist...

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Di 16. Jul 2013, 18:46 - Beitrag #9

ich möchte hier nicht spoilern, deswegen nur ganz allgemein: Ender's Game ist nicht die Geschichte, es ist lediglich der Einstieg zur Geschichte von Andrew Wiggin. Keine Biographie ist mit der Schilderung der Ausbildungszeit abgeschlossen.

Was deine Kritik an den literarischen Qualitäten angeht, Traitor - das ist Jammern auf hohem Niveau^^ zum Einen gibt es in unserer Realität Vergleichbares: Kindersoldaten sind oft keine 10 Jahre alt und kolumbianische und mexikanische Drogenkartelle erziehen schon Vier- und Fünfjährige zu Killern. Ein bisschen utopisch ist nur, dass die Kinder in Ender's Game nicht psychotisch werden, aber das können wir ruhig der SciFi zugestehen, schließlich spielt auch dieser erste Roman nicht in der Gegenwart. Bis wir die Plic-sche Verschiebung entdecken, vergeht noch das eine oder andere Jahr, in dem die Psychologie noch den ein oder anderen Entwicklungsschub nehmen wird ^^

Die Antagonisten sind m.E. nicht als dumm gezeichnet. Die drei Wiggin-Kinder sind vielmehr singuläre genetische Phänomene, die absolute Spitze eines Auswahlprogrammes über viele Generationen hinweg. Nur im Verhältnis zu ihnen wirken die Aktionen der Antagonisten schwerfällig. Die Art und Weise, wie Peter die internationalen Foren manipuliert, ist mindestens genauso beeindruckend wie Enders Leistungen (dieser Teil der Geschichte, den du als überflüssig empfindest, wird übrigens noch eine erhebliche Eigendynamik entwickeln). Und Valentines Fähigkeiten wirst du noch ausgiebig schätzen lernen^^

Das Faschistoide ist dem Militär-Abiente geschuldet. Das wird sehr schnell klar, sobald du den zweiten Band beginnst.

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
Di 16. Jul 2013, 20:27 - Beitrag #10

Jammern auf hohem Niveau, ja, und in diesem Umfang nur ausgelöst durch die Vorschusslorbeeren. ;)

Bei der Kinderpsychologie geht es mir weniger um die Gewalttoleranz als darum, dass sich die Kinder in den ersten Tagen zu schnell in die feste Struktur einfügen und sich die Gruppendynamik zu schnell und zu genau nach Schema einstellt. Aber vielleicht kann man zur Erklärung auch heranziehen, dass Ender am Anfang kein Erstklässler zu sein scheint, die Schule in dieser Welt also vielleicht schon mit 3 oder 4 anfangen mag und die Kinder daher schon früh mehr Struktur gewöhnt sind als unsere Sechsjährigen.

Zumindest Bernard habe ich schon als tatsächlich dumm wahrgenommen. Bei Bonzo mögen es vielleicht noch eher Charakterschwächen als ein Intelligenzdefizit sein. Und so singulär dürften die Wiggins auch nicht sein, Bean scheint sehr nahe an Ender heranzukommen. Peters und Valentines Aktionen wären beeindruckend, wenn sie glaubwürdig wären. ;) Aber ja, ich werde gerne sehen, was daraus noch wird.

Faschistoid ist nicht nur das Ambiente, sondern auch die fehlende Zurechtrückung von Aussagen wie "die Zivilisten dürfen nichts erfahren", die gerade auch im (wohl auf die Folgebände hin angepassten?) Schlusskapitel nochmal bestärkt wurden. Dann hoffe ich mal, dass noch ein Perspektivwechsel folgt, der den Autor vom Erzähler distanziert...

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Di 16. Jul 2013, 21:28 - Beitrag #11

Bean ist Ender, aber eben nur Ender auf kleiner Skala, das zeigt sich mehrfach. Was die Einfügung in die feste Struktur betrifft, da unterschätzt du glaube ich, was Einschüchterung bewirken kann. Die Pädagogik in dieser Militärakademie kann man kaum als von Freundlichkeit und Zuneigung geprägt auffassen, kalte Effektivität dürfte eher das Stichwort sein. Außerdem haben neben Ender wohl auch andere der Kleinen Probleme, das zeigt sich ja daran, wie Ender zu seiner ersten Truppe kommt, eben indem er sich der Alleingelassenen annimmt - sicher auch nicht aus reiner Menschenfreude, aber er zeigt damit eben, dass ein guter Kommandeur mit den Menschen arbeitet, die ihm zur Verfügung stehen. Kaum Problem haben in der Truppe nur die Älteren.

Und noch mal, es ist eigentlich allen klar, dass es Ender sein wird, und niemand sonst. Nur ist eben nicht allen wirklich klar, worum es bei dieser Sache geht, Leben und Tod der Menschheit. Das erklärt vielleicht zusätzlich manche Dummheit.

na ja, Peter und Valentine agieren immerhin in einem zivilen Rahmen. Wie glaubwürdig ist die intellektuelle Leistungsfähigkeit Enders im militärischen Rahmen? Dieses Buch setzt eben die Prämisse ihrer überlegenen Genialität, um diese Genialität dann über die Einflüsse der (fiktiven) Wirklichkeit zu falten. Man muss diese Prämisse natürlich nicht akzeptieren, aber es ist Science Fiction^^ dann musst du aus ähnlichen Gründen auch sehr viele andere Romane verwerfen, sie haben alle ihre Prämissen.

Man kann den ersten Band übrigens durchaus auch als Geschichte von Enders Scheitern lesen^^

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
Di 16. Jul 2013, 22:38 - Beitrag #12

Hm, ja, spät auf der "Command School" sagt Ender mal, Bean sei mit größeren Truppen überfordert - eine der Sachen, die nur behauptet, aber nicht vorgeführt wird. ;) Davon abgesehen hatte ich stets das Gefühl, dass er, wäre er 3 Jahre früher geboren, Ender durchaus hätte ersetzen können. Zumal Enders Können selbst eben auch gar nicht als so überragend gezeigt wird, wie es behauptet wird, zumindest auf ein paar seiner Tricks hätten auch schon seine Vorgänger kommen müssen. Aber zumindest das fällt unter Autorenannahmen, die ich gerne akzeptieren kann, damit die Geschichte funktioniert.

Wie gesagt, mir geht es vor allem um die Anfangsphase, bevor das System vollen Zugriff haben kann. Mag aber auch sein, dass auf die Nicht-Enders schon vor der Verschiffung mehr Einfluss genommen wurde. Ich denke, es lassen sich genug Erklärungen finden, um das nur als Stirnrunzler, nicht als eindeutigen Makel, einzustufen.

Bei Peter und Valentine sind nicht ihre "mad essay writing skillz" unglaubwürdig, sondern die trotz ansonsten recht düster und machtpolitisch gezeichneter Weltbühne irritierend utopische, rein auf intellektuellem Renomee basierende US-Internet-Politszene.

Zur Überlegenheitsprämisse siehe oben. Und verwerfen will ich das Buch ja gar nicht, nur darlegen, dass es für mich trotz sehr hoher Qualität nicht auch noch aus der Genreoberklasse weiter heraussticht.

Bei deiner Lesart würde dir wohl als Erster Ender selbst zustimmen. ;) (Zumindest als Elf- bis Fünfundzwanzigjähriger noch.)

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Di 16. Jul 2013, 23:12 - Beitrag #13

die Geschichte der Kampfschule vor Ender wird ja nur angedeutet, aber da Ender in bereits bestehende Strukturen hinein kommt, gehe ich davon aus, dass zumindest die älteren Kinder schon länger dort waren

Zumal Enders Können selbst eben auch gar nicht als so überragend gezeigt wird, wie es behauptet wird, zumindest auf ein paar seiner Tricks hätten auch schon seine Vorgänger kommen müssen
daran zeigt sich eben die Eignung Enders als Kommandeur: er ist der Einzige, der auf die Idee kommt, dass sein Können nicht ausreichen könnte, wenn er allein damit steht. Genau deswegen nimmt er ja Bean als Stellvertreter, damit der ihm seine Lücken zeigt, bevor sie andere finden. Und genau deswegen sorgt er dafür, dass sich die Lücken nicht nur bei ihm, sondern bei allen aus seiner Truppe schließen, soweit das Talent reicht.

Zumindest als Elf- bis Fünfundzwanzigjähriger noch
aus Gründen, die im zweiten Band klar werden, auch als älterer Mensch noch

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
Do 18. Jul 2013, 22:01 - Beitrag #14

Aus den Andeutungen über die mehreren gescheiterten Spitzenkandidaten vor ihm und über das Auf und Ab der "Armeen" im Ranking würde ich schließen, dass die Schule schon seit Jahrzehnten besteht.

Die von dir beschriebenen Führungsfähigkeiten sind sicher der überzeugendste Teil von Enders Genie. Weniger glaubwürdig fand ich, dass einige seiner simpleren Tricks vom Anfang (schnelles Loslegen, Reserve, Schutzschild...) sich in den zig Iterationen vor ihm noch nicht durchgesetzt haben. Vieles davon ist doch in jedem Egoshooter Standard. ;) Aber gut, als Card das Buch geschrieben hat, gab es noch keine Multiplayer-Egoshooter...

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Fr 19. Jul 2013, 13:18 - Beitrag #15

Aber gut, als Card das Buch geschrieben hat, gab es noch keine Multiplayer-Egoshooter...
das nicht, und das Internet in der Nutzungsbreite, wie wir es heute gewöhnt sind, auch nicht. Davon abgesehen soll es auch Foren geben, in denen es gesittet zugeht, selbst wenn das in typischen Foren nicht immer gewährleistet ist^^

Es wird in den Folgebänden noch der ein oder andere Aspekt auftreten, der nur zu erklären ist, wenn man den Entstehungszeitpunkt der Romane im Hinterkopf behält. Und ein bisschen SF statt real world darf vielleicht auch zugebilligt werden. Er hätte z.B. statt eine "Plic`sche Verschiebung" zu erfinden ganz einfach Zeitdilatation nutzen können. Aber das gestehe ich ihm zu, dass er einfach etwas anderes brauchte, um nicht nur das lichtschnelle Reisen sondern vor allem die überlichtschnelle Kommunikation (und später im vierten Band noch ganz, ganz andere Sachen) zu erklären.


Und bezüglich Enders Genie: er ist außer dem legendären, mittlerweile aber zu alten Mazer Rackham der Einzige, dem es gelingt, die Kommandostruktur der Krabblerflotten ohne Hilfe und ausschließlich anhand der Aufzeichnungen der Kämpfe zu entschlüsseln. Probier das mal^^

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
Sa 20. Jul 2013, 22:01 - Beitrag #16

Das Internet hat er ja nichtmal unter-, sondern eher überschätzt...

"Plic`sche Verschiebung"? Entweder hat da der Übersetzer Unfug veranstaltet, oder Card hat da in der 1991er Neuauflage nachgebessert, denn in meiner Version wird einfach von "relativistic speed" geredet.

Wie Ender die Videos analysiert, ist wohl tatsächlich seine beeindruckendste Leistung.

Faszinierend fand ich übrigens das "mind game" (das Computerspiel mit dem Riesen, "end of the world" usw.). Ich bin mal gespannt, ob aus dessen nie aufgeklärten Absonderlichkeiten in den Folgebänden noch etwas wird...

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Sa 20. Jul 2013, 23:17 - Beitrag #17

ich erinnere mich nicht mehr genau, es kann sein, dass die Verschiebung erst im zweiten Band auftaucht.


oh ja, da wird noch was daraus^^

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
So 11. Aug 2013, 15:09 - Beitrag #18

Den "Speaker" habe ich vor 2 Wochen (?) ausgelesen, jetzt komme ich auch mal dazu, etwas dazu zu schreiben. Bei "Xenocide" das erste Kapitel angefangen, dann erstmal vom Teufel in Versuchung geführt worden und nicht weitergelesen. ;)

Erstmal ein Detail: Während im ersten Teil die Raumreisen noch relativ bodenständig waren (laaange konstante Beschleunigung mit 1g, Schubumkehr in der Mitte der Reise, laaanges Abbremsen) brauchte Card jetzt anscheinend trotz Zeitdilatation nochmal ein paar Größenordnungen mehr, um Ender mit mäßigem Lebensalter zig Welten abgearbeitet haben zu lassen - also taucht jetzt ein "Park shift" auf, mit dem ohne Beschleunigung instantan auf "fast c" gesprungen wird, dann in Eigenzeit sehr kurz geflogen und dann zurück auf relativ-0 gesprungen wird. Und es gibt eine Nebenfigur namens "Plikt". Hast du die vielleicht zu "Plic`sche Verschiebung" zusammengewürfelt? Oder steht im deutschen Text wirklich "Plic" statt "Park"?

Dann zum Buch im großen und Ganzen: sehr, sehr anders als "Ender's Game", schon Card bezeichnet es ja im Vorwort als völlig anderes Subgenre. Schon das offenere Setting ändert viel, ebenso die größere Distanz zum Hauptcharakter, wenn man ihn überhaupt noch als solchen bezeichnen will. Es dauerte etwas, bis ich mich mit den lusitanischen Figuren anfreundete, die "xenologischen" Mysterien haben mich deutlich eher durch die Geschichte gezogen als das Familiendrama-Kleinklein. Aber die Verbindung ist sehr gelungen, was wohl der Hauptgrund für die "reife" Anmutung des Buches ist: es ist sowohl inhaltlich interessante SF als auch solide in den sozialen Aspekten.

[spoiler]Und ich wusste doch, dass aus dem "mind game" eine starke KI werden würde. *g* Obwohl es da sicher spannendere Darstellungen gibt.[/spoiler]

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mo 12. Aug 2013, 14:44 - Beitrag #19

Obwohl es da sicher spannendere Darstellungen gibt.
Zweifellos, aber bedenke den Jahrgang des Buches^^ und auch, dass diese hier überlichtschnell arbeitet^^

ja, im Deutschen wurde aus der Park´schen die Plic´sche Verschiebung, zumindest in der Übersetzung, die mir vorliegt

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
Mo 12. Aug 2013, 15:28 - Beitrag #20

Gerade für ihre Überlichtschnelle hat sie eine erstaunlich konventionelle, menschenähnliche Persönlichkeit. Und die scheint ja auch nicht nur eine gesprächsvereinfachende Fassade gegenüber Ender/Miro zu sein, sondern wird auch im Kapitel aus ihrer Innenperspektive kaum aufgehoben. Als handelnde Figur ist sie aber sehr interessant, trotzdem oder gerade deshalb.
Und der Jahrgang zählt nicht als Ausrede, "Speaker" ist von 1986, "Neuromancer" von 1984. ;)

Hm, ob der Übersetzer da eine Verbindung zu "Plikt" hergestellt hat, oder reiner Zufall?

Nächste

Zurück zu Science Fiction & Fantasy

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste