Zum Selbstverständnis als Kunsthandwerker stimme ich dir weitestgehend zu, Ipsissimus, allerdings nur, weil die Trennung zwischen Kunst und Kunsthandwerk an sich mE modern ist, und die historische Gesellschaftsposition wohl dem Kunsthandwerker näher steht. Die Wertigkeit unterschiedlicher Kunstformen (Paradebeispiel: Architektur, wer erbaute den Dom von Chartres?^^) hat sich stark verschoben (auch in der anderen Richtung: von vielen griechischen Vasen kennen wir den Namen des Töpfers, aber nicht den des Malers), was aber nicht bedeuten muß, daß man etwas weit unter seinen künstlerischen Möglichkeiten gemacht hätte, weil es zum Gebrauchsgegenstand bestimmt war. Ja, die kleineren Stücke sind überproportional anonym, aber trotzdem nicht zwangsläufig unbedeutend, mir ist ein Proportionalkanon (?) aus dem Roman de Fauvel vage im Gedächtnis geblieben (ziemlich am Schluß, auf den Text eines Trinkliedes), der gar nicht schlecht gestrickt war. - Die Unterscheidung "Satz" und "Komposition" finde ich nun wirklich schwierig, gerade, wenn wir im strengen Kontrapunkt denken; einen anständigen Josquin-Satz kann ich schließlich auch schreiben. Ist das jetzt eine Komposition? Ja: Zusammengesetztes!^^ Aber ich glaube nicht, daß man eine solche Trennung, wenn man sie denn aufstellen will, entlang einer Gattungsgrenze orientieren dürfte - dann braucht nur einmal eine Parodie dazwischen zu hocken, und wir haben ein verdoppeltes Problem!
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