Nationalhymnen

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Traitor
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Sa 2. Apr 2011, 12:54 - Beitrag #1

Nationalhymnen

Als Parallelum zum Stücke-Thread mit klar abgegrenzter Thematik: Welche Nationalhymnen gefallen euch?

Meine Favoriten sind Rule Britannia (wenn auch nur inoffizielle Hymne) und die alte Sowjethymne (und inzwischen anscheinend auch wieder neue russische). Der Britannia-Refrain hat einfach unverkennbaren Wiedererkennunswert, und mit großem Chor klingt keine andere Hymne so eindrucksvoll wie die russische.

Musikalisch und poetisch gefällt mir die Marseillaise noch sehr gut, inhaltlich ist sie natürlich für eine moderne Nationalhymne sehr fragwürdig, aber das sind viele ander auch, und dafür geht sie unter die Haut wie keine andere. Das Deutschlandlied ist musikalisch eher mittelmäßig, hat aber eine sehr schön gravitätische Wirkung. "Heil dir im Siegerkranz" / "God save the currently ruling monarch of what gender whatsoever" ist natürlich auch schön, wenn es auch oft sehr abgenudelt dargeboten wird.

Von der amerikanischen Hymne halte ich nicht sehr viel, irgendwie zu lasch. Die meisten anderen Nationalhymnen kenne ich nur in minderwertiger Qualität, als Midi (Dinoropa :D) oder verhunzt bei Sportereignissen. Sicher gibt es aber noch hörenswerte zuhauf.

Natürlich hat aber auch dieser Thread Abgrenzungsprobleme, denn es gibt auch viele Hymnen, die von Format, Stil und Verwendungsanlass sehr nahe an einer Nationalhymne sind, nur eben nicht national. Natürlich fällt darunter die Internationale, musikalisch wie textlich großartig. Die EU hat sich mit dem Schlussatz von Beethovens Neunter die wohl musikalisch hochwertigste Hymne aller Nationen / Supranationen ausgesucht, wenn es wohl auch noch lange dauern oder nie passieren wird, bis/dass große Teile der Bevölkerung das Stück mit der verwendenden Institution assoziieren. Eine Ikone ist sicher auch zurecht die Eurovisions-Hymne, wobei wir da schon gefährlich nah ans Jingle kommen, also wohl die Grenze ziehen sollten.

Lykurg
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Sa 2. Apr 2011, 14:55 - Beitrag #2

Ein wesentliches Kriterium für gut funktionierende Hymnen ist für mich, daß sie sich gut singen lassen, aber auch als Orchestersatz für sich funktionieren. Rein orchestrale Hymnen finde ich unattraktiv, nach meinem Verständnis geht es da ja gerade ums Mitmachen. Die russische Hymne ist wirklich großartig, ich mag aber auch 'Auferstanden aus Ruinen' gern (insbesondere Hanns Eislers Orchestersatz dazu ist toll!) - schade, daß der wirklich schöne Text und die Melodie sich nie von der Belastung des DDR-Unrechts werden lösen lassen.
"Einigkeit und Recht und Freiheit" ist mir von der Melodie her zu instrumental gedacht, eher unsanglich: Quart- und Sextsprünge und ein Ambitus von deutlich mehr als einer Oktave, das ist angesicht ihres Ursprungs auch wenig überraschend, aber nicht meine erste Wahl; die chinesische und italienische sind aber in der Hinsicht noch ungünstiger. Schön sind die von Finnland und mehrere baltische Hymnen, als Chorsatz auch Island.

Vor ein paar Tagen las ich, daß das Ursprungsgedicht für Griechenlands Hymne 158 Strophen hat - allerdings werden als Hymne nur zwei verwendet. Der Text ist ein schönes Beispiel für Nationalpathos, da könnte man auch mal ein Ranking aufstellen. Auch God save the Queen hat in der Hinsicht überraschende antischottische Schätze zu bieten, und wer heute noch "Für Danzig" singt, macht sich in Polen unbeliebt ("wo ... deutsch ein jeder Stein").^^

Erstaunlich viele Hymnenparodien von ThDubya gibt es auf Youtube, einige besser, einige schwächer, allerdings ist USA merklich unkritischer als andere, denn über fremde Länder läßt es sich leichter spotten -> China -> Italien, Großbritannien u.a., gewisse Wiederholungstendenzen sind da aber auch offensichtlich.

009
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So 3. Apr 2011, 21:47 - Beitrag #3

An "fremden" Hymnen gibt es viele, die ich als Musikstück weniger doll finde, andere sind eben einfach irgendwelche Musikstücke, die Hymnen sind.

Das ist sozusagen meine rein musikzentrierte Betrachtungsweise, die ich aber explizit für untauglich halte. Denn letztlich macht bei Hymnen es für mich den Reiz aus, dass sie jeweils Hymnen sind, etwas (im Ansatz und potentiell) verbindendes und identitätanzeigendes für Bürger eines Staates oder sonstige Gruppen. Drum ist auch das Lied der Deutschen für mich ein besonderes Musikstück, eben die deutsche und somit auch meine Nationalhymne. Weil sie mir eigentlich seit ich denken kann tief vertraut erscheint und der Text auch einige wesentliche Werte enthält, lebe ich durchaus gerne mit ihr und mag sie.

Wie die mich kennenden gewiss bestätigen werden, bin ich weder Nationalist noch extremeres. Aber ich bin, ohne mich dafür zu schämen, aber auch ohne rein dadurch irgendwelchen Stolz zu entwicklen, nunmal Deutscher und da gehört diese Hymne für mich schlicht dazu.

Es gibt auch Anlässe, wo ich sie mitsinge, je nach dem, ob reale oder mediale Teilnahme recht stark korrelierend entweder im Geiste mitsumme oder (vom Text her^^) richtig und hörbar. Neben sportlichen Großereignissen sind dies vor allem staatliche Veranstaltungen oder auch Parteiveranstaltungen. Bei letzteren, besonders im wahlkmapf, wirkt es dabei m.E. sehr befremdlich, wenn manch Spitzenkandidierender nur so sichtbar unmotiviert, hörbar textunsicher und im extrem nebenbei was anderes lesend/erledigend, mitsingt. Andererseits vermag ich nicht auszuschließen, dass in Streß und Druck und für die, die die Hymne aus externen Gegebenheiten teils mehrfach am Tag "erleben", gewisse solcher Reaktionen nur zu menschlich sind.

Bei der Hymne der DDR frage ich mich wegen ihrem Titel und so manchem Textteil auch, ob man die nicht übergangsweise für die neuen Bundesländer hätte behalten können...

Die verlinkten Parodien sind toll - die 382kb große Tondatei mit der der Comedy-Parodie von Ulla&Jost bei Antenne Bayern ("Einigkeit und Recht auf Betroffenheit für das deutsche Mutterland - danach lasst uns alle streben - kollektiv mit Herz und Hand - Einigkeit und Recht auf Betroffenheit - sind des Chakras Unterstand [Off-Stimme: eins mit dem Kosmos] - schwing im Glanze so'n Stück weit - schwinge deutsches Mutterland - Stimme Ulla: Duhuh, Jost, weisst Du, wen ich getroffen hab? - Stimme Jost: Wen denn? - Stimme Ulla: 'n Ton) finde ich gerade nicht online.

Dafür mag ich noch eine mir als Musikstück gefallende und irgendwei auch als passend empfundene Nicht-Hymne verlinken: Highland Cathedral. Zu dieser inoffiziellen schottischen Nationalhyme schrieb ich schon in dem anderen Thread etwas und mag nun nur noch den Funde einer wohl selteneren, weil nicht rein instrumentalen, Version ergänzen.

e-noon
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So 3. Apr 2011, 22:42 - Beitrag #4

Die italienische finde ich vor allem deswegen als Hymne ungünstig, weil sie den natürlichen Sprachfluss des Italienischen total zerhackt. Italienisch ist seit Jahrhunderten oder länger zum Singen prädestiniert; ausgerechnet bei der Hymne weicht man ab. Dumm das.

'God save the Queen' finde ich sehr eingängig, 'Britannia' eher weniger, auch die Marseillaise nicht so ganz. Die deutsche, auch ehemalige DDR- Hynme finde ich schön. USA ganz ok, mit nettem (hollywoodinduziertem?) Wiedererkennungseffekt eines kleinen Teils ^^

Ipsissimus
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Mo 4. Apr 2011, 10:08 - Beitrag #5

ich bin gerade verblüfft, dass Nationalhymnen hinsichtlich musikalischer Aspekte bewertet werden können^^

Lykurg
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Mo 4. Apr 2011, 17:18 - Beitrag #6

Können sie natürlich nicht, auch in diesen Bewertungen hier schwingt natürlich starke Lenkung durch die eigene Beziehung zu dem Land selbst mit. Grundsätzlich sollte die rein ästhetische Beurteilung als sprachliches und musikalisches Kunstwerk aber ebenso möglich sein wie die Weiterverwendung als musikalisches Material (Stockhausen (Ausschnitt aus dem Zwei-Stunden-Werk "Hymnen"), aber auch viele andere haben es vorgemacht...) Und ein paar Kriterien dürfte man schon zusammenkriegen, oder eben über Eignung/Nichteignung urteilen, genau das wird beim planmäßigen Finden einer neuen Hymne ja unter Umständen auch gemacht.

Makeda
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Mo 4. Apr 2011, 19:06 - Beitrag #7

EuropaHymne...Sorry ich weiß keine Nationalhymne..überlege gerade, vielleicht doch mal die Definition nach lesen von National...mh was solls
"Sing, grölen und Singen":
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium!
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, Dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
was die Mode streng geteilt,
alle Menschen werden Brüder,
wo Dein sanfter Flügel weilt.
Wem der große Wurf gelungen,
eines Freundes Freund zu sein
wer ein holdes Weib errungen,
mische seinen Jubel ein!
Ja--wer auch nur eine Seele
sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt,
der stehle weinend sich
aus diesem Bund

Traitor
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Mo 4. Apr 2011, 20:29 - Beitrag #8

@e-noon: Die Marseillaise ist für Eingängigkeit im engeren Sinne wohl musikalisch zu komplex, aber dafür in geeignet engagierter Fassung viel emotionaler als viele andere, eher getragene Hymnen. Britannia hängt sehr stark von der Aufnahme ab, instrumentelle Fassungen finde ich tendentiell eingängiger als gesungene.

@Ipsi: Warum sollte das nicht der Fall sein, was macht eine Nationalhymne musikalisch minderwertiger als sonstige Klassik? Insbesondere, wenn es Stücke sind, die erst nachträglich dieser Verwendung zugeführt wurden?

@Makeda: Die Europahymne hat aber ganz explizit keinen Text, ist also reiner Beethoven ohne Schiller.

Lykurg
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Mo 4. Apr 2011, 21:25 - Beitrag #9

Traitor, in ihrer Eigenschaft als Nationalhymne entziehen sie sich gängigen ästhetischen Kategorien, frag einen Griechen und einen Türken, wessen Hymne die schönere ist - gern auch einen Musikwissenschaftler.^^ Das ist keine Frage der Minderwertigkeit, sondern des Versagens teilweise ohnehin fragwürdig objektiver Maßstäbe gegenüber dem Nationalgefühl.

Der Beethoven ist mir übrigens ohne Schiller lieber - jedenfalls in dieser verkürzten Fassung und Verwendung. In voller Länge gehört das untrennbar dazu, klar.


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