Woody Allen - You will meet a tall dark stranger / Ich sehe den Mann deiner Träume

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Sa 11. Dez 2010, 00:33 - Beitrag #1

Woody Allen - You will meet a tall dark stranger / Ich sehe den Mann deiner Träume

Nach dem amüsanten "Scoop", dem von mir verpassten "Cassandras Traum", dem netten, aber platten "Vicky Christina Barcelona" und dem immer noch netten, aber doch sehr unrunden "Whatever Works" mal wieder der nächste Woody Allen der nach-"Match Point"-Ära.

Verfolgt werden die Lebens- und Liebesverstrickungen einiger Londoner Figuren - ein frisch geschiedenes Seniorenpaar, beide begeben sich auf ganz unterschiedliche neue Liebessuchen; ihre Tochter mit sehr angespannter Ehe; deren Noch-Mann mit einer Obsession für seine Nachbarin.

Aus jeder der Teilhandlungen, die Allen hier verknüpft, hätte man auch einen eigenen Film machen können. Da sie aber doch alle recht konstruiert sind und sehr nah am Klischee arbeiten, ist der Ensemblefilm wohl die bessere Präsentationsform. So bekommt jeder Charakter bzw. jede Untergeschichte nicht zuviel Raum, durch den sie platt wirken würden. Im Gegenteil entsteht ein sehr glaubwürdiger "aus dem Leben gegriffen"-Eindruck. Man glaubt schnell, die Figuren zu kennen, und beobachtet fortan mit einer seltsamen Mischung aus Einfühlung und Schadenfreude, was ihnen so passiert bzw. was sie sich so einbrocken.

Die typischen Woody-Allen-Stärken sind mal wieder großartige Musikuntermalung, angenehme Optik und ein perfekt harmonierendes Darstellerensemble. Typische Schwäche der letzten Jahre ist auch leider die weitgehende Belanglosigkeit, man erlebt kaum Neues, solche Figuren und Geschichten hat man alle schonmal gesehen. Aber die gekonnte Verknüpfung macht eben dennoch Spaß. Ach ja, auf den Humor, den man bei Allen erwartet, muss man weitgehend verzichten. Einige herrliche Sprüche gibt es, und das Verhalten der Figuren ist oft nah genug an der Karikatur, um zu amüsieren. Aber von einem Schenkelklopfer ist das neue Werk meilenweit entfernt.

Zur Inhaltsanalyse - emotionales Zentrum des Films war für mich definitiv Naomi Watts' Charakter, den sie wie üblich beeindruckend real spielt. Über weite Strecken des Films erscheint sie als vernünftigste, normalste der Figuren - ist innerlich aber eigentlich nur ein in der Erwachsenenwelt nie richtig angekommenes, unsicheres Mädchen, dass all dem einfach nicht gewachsen ist. Die Geschichte um ihren Vater (Hopkins) ist nicht sehr tiefgründig, aber für die meisten amüsanten Momente gut. Brolins Figur und seine Nachbarin wirken ehrlich gesagt etwas zu sehr wie eine Männerphantasie, aber naja, Allen halt. Die Mutter (Jones) letztlich ist eigentlich das größte Wrack, macht aber wohl von allen Charakteren als einzige eine echte Entwicklung durch. Interessante Pointe.

Fazit: Inhaltlich für Allen ungewohnt unhumoristisch, aber natürlich mit den typischen Charakteren und Geschichten. Qualitativ ein relativ typischer Allen der letzten Jahre, schön anzusehen und mit interessanten Aspekten, aber letztlich banal. Wohl nur etwas für Leute, die sein Werk eben mögen - wie eh und je. 7/10 Punkte, quasi wie zuletzt üblich.

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