Die "nicht von Mercedes, mit Hitler"-Werbung

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Ipsissimus
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Di 17. Sep 2013, 12:19 - Beitrag #1

Die "nicht von Mercedes, mit Hitler"-Werbung

http://www.youtube.com/watch?v=ytVdBLMmRno

Mercedes hat sich von dem Film distanziert, Regisseur Tobias Haase von der Filmakademie Ludwigsburg hat dafür einen mit 10000 Euro dotierten Nachwuchsfilmpreis beim First Steps Award gewonnen.

Was haltet ihr davon?

Traitor
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Di 17. Sep 2013, 20:55 - Beitrag #2

Ganz lustige Idee eigentlich, den Slogan so umzuinterpretieren. Zeigt aber natürlich auch ein sehr simples, lineares Geschichtsbild und läuft schnurstracks in ein klassisches Moraldilemma.

Die offizielle Mercedes-Distanzierung könnte man auch gehässig uminterpretieren - "Mercedes wäre für Hitler gewesen". ;)

Interessant wäre noch, wie die Reaktionen ausfielen, wenn der Film ihn nicht als Kind, sondern erst als Soldat oder in der Künstlerphase "erkannt" werden ließe. Sicher deutlich positiver.

Und ich habe dem Titel mal ein Komma verpasst, nachdem ich längere Zeit verständnislos über ihm gegrübelt hatte - trifft es den angedachten Sinn?

janw
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Di 17. Sep 2013, 22:23 - Beitrag #3

Naja, als Werbespot ist der Film IMHO eher ungeeignet, schon weil er durch seine politische Nuancierung vom Werbeobjekt ablenkt.

Als Film ist er in meinen Augen künstlerisch gut gemacht, seine Botschaft ist allerdings provozierend.

Im Vergleich mit anderen Erstlingswerken sicherlich besonders und in diesem Sinne sicher für einen solchen Preis zu diskutieren.

Ipsissimus
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Di 17. Sep 2013, 23:02 - Beitrag #4

das Komma ist schon okay^^

Traitor
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Di 17. Sep 2013, 23:27 - Beitrag #5

@Jan: Als echte Werbung für das gezeigte Produkt ist sowas sicher nicht gedacht. Da das hiesige Cinemaxx aus irgendeinem Grund immer Werbeakademie-Abschlussarbeiten im Werbeblock zeigt, kommen die mir öfters mal unter. Das einzige, was dabei beworben wird, ist eigentlich der Werbemacher selbst. Diese Zielsetzung wird ihnen wohl recht früh beigebracht. ;)

Ipsi, keine eigene Bewertung?

009
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Mi 18. Sep 2013, 00:33 - Beitrag #6

Künstlerisch und scharfsatirisch IMHO geluingen. Die Reaktion von Mercedes ist aus Marketing-Denke wohl zwingend, denn Hitler und Ironie sind ernste und komplexe Themen, während Werbung eben klar verständlich ein eigenes Produkt oder/und dessen Eigenschaften anpreisen soll. Der Umkehrschluß bzgl. Mercedes erscheint mir daher auch nicht zulässig, sie wollen mE nicht HItler sondern nur ihr Produkt bzw. ihre Marke vor einer politsatirischen Vereinnahmung schützen.

Ipsissimus
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Mi 18. Sep 2013, 00:48 - Beitrag #7

wobei dieser Film so oder so Werbung ohne Ende für Mercedes bedeutet, die Zurückweisung also eh nur pro forma erfolgt

Ich finde den Film aus einem spezifischen Grund gut, nämlich weil die Mutter am Ende vor Leid geschrien hat. Es besteht bei so einem Thema durchaus die Gefahr, in vorauseilender Dämonisierung dem Jungen schon die Bösartigkeiten des Mannes unterzuschieben, eine Gefahr, die durch die Themendurchführung ohnehin gegeben ist, ganz zu schweigen davon, dass eine ganze Armee von Hitler-Biographen das schon versucht hat. Durch sein Grundstatement äußert der Film ausreichend Kritik; er fällt und vollzieht ja auch gleich das Urteil. Deshalb wäre es zu viel des Guten gewesen, jetzt auch noch die Mutter erleichtert aufatmen zu lassen, weil sie den Dämon endlich los geworden ist. Der Film nimmt sich die Freiheit, ein winziges Detail so zu zeigen, wie es wohl war: er wurde zumindest von seiner Mutter einfach so geliebt. Beim Vater war das bekanntermaßen eher fraglich.

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Mi 18. Sep 2013, 01:01 - Beitrag #8

Ich sehe nicht ganz, wo der Film für Mercedes werben soll (welche meßbare Werbekontrollgröße soll denn dadurch steigen).
Weil zu müde nur Ansatz für eine matrixiöse Weitererörterung: könnte man nicht bei diesem Film auch auf die heutige Doppelsinnigkeit von NSU argumentierend eingehen?

Traitor
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Mi 18. Sep 2013, 09:24 - Beitrag #9

@009: Öffentlichkeite Aufmerksamkeit ist gleich Werbung, kennt man doch.

@Ipsissimus: Stimmt, interessantes Detail. Auch sind mir zumindest beim oberflächlichen Betrachten keine irgendwie dämonisierenden Details beim Jungen aufgefallen. Ein holzhammeriger aufgeleger Filmemacher hätte ihm vielleicht sogar einen Bart verpasst. ;)

Ipsissimus
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Mi 18. Sep 2013, 11:36 - Beitrag #10

ich würde gerne darauf eingehen, 009, aber was genau meinst du mit Doppelsinnigkeit von NSU?

das einzige, was er sich diesbezüglich erlaubt, Traitor, ist die Hakenkreuzform, in der die Leiche am Ende daliegt, aber das ist wohl eher als Versuch zu werten, den Schock durch den - an sich ja mörderischen - "Unfall" zu mildern. Vielleicht ist das der tiefere Grund für die Zurückweisung durch Mercedes. Die Botschaft des Filmes lautet ja, dass in extremen Situationen Mord legitimes Mittel der Auseinandersetzung ist.

janw
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Do 19. Sep 2013, 00:22 - Beitrag #11

Ipsi, ich vermute, er meint die so benannte Firma für Motorräder und Fahrräder.

009
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Do 19. Sep 2013, 21:07 - Beitrag #12

Ja, der nach dem Neckar und der Sulm in - das rät wohl jeder - benannte Zweiradhersteller war gemeint. Und mancher mit einem solchen oder Werbung dafür erlebte ich letzter Zeit wohl tatsächlich Beweise für die teils drastisch fehlende Diskriminationsfähigkeit mancher Mitbürger (stand da was im Spiegel zu?!?).

Aufmerksamkeit mag es geben, aber ob die für Mercedes durch diesen "Künstlerspot" merklich oder auch nur meßbar steigt, wage ich mal zu bezweifeln (weil Mercedes eben schon extrem hohe Bekanntheitswerte hat).

Lykurg
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Fr 20. Sep 2013, 09:40 - Beitrag #13

Das Video wirbt direkt und indirekt für die intelligente personenerkennende (und -identifizierende) Bremssoftware. Mercedes wird als ein Feature bietend dargestellt, das andere so nicht haben. Sicher könnten die lange zurückreichenden Geschäftsbeziehungen mit der gezeigten Person sowohl die notwendigen Daten für die Software geliefert haben als auch Anlaß für die ablehnende Reaktion auf das Video sein. ;)

@Traitor: Einen Ziegenbart. Ich hatte aber schon ein bißchen den Eindruck, daß das Kind im Video eher 'böse' rüberkommt, vielleicht ist es einfach die gern so eingesetzte Kombination aus dunkler Haar- und heller Hautfarbe.

Ipsissimus
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Fr 20. Sep 2013, 10:34 - Beitrag #14

009, dann bräuchte Mercedes im Grunde überhaupt keine Werbung zu betreiben, tu sie aber trotzdem auch von sich aus. Man muss die Leute permanent mit Lifestyle-Feelings füttern, sonst vergessen sie ganz schnell, was eigentlich so Tolles mit dem Konsum eines Produktes verbunden ist^^ Nokia kann ein Lied davon singen^^

das Bärtchen habe ich gar nicht gesehen^^

009
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Fr 20. Sep 2013, 21:09 - Beitrag #15

Hmmh, letztlich komplexer und in beide Richtungen wohl argumentierbar.

So eine Hitler-bezügliche Werbung für ein Feauture, was (nur/im Vergleich zur direkten Konkurrenz) Opel oder Hyundai haben, würde deren Bekanntheit und das Wissen, dass auch die fortschrittliche Fahrassistenzsysteme haben, sicher mehren. Bei Mercedes dürfte bes. bei den höherpreisigen Modellen das fast allgemein vorausgesetzt werden.

Spannend finde ich auch, inwieweit die Werbung ernst genommen wird und so vermutet wird, Mercedes könnte so etwas bauen und würde es auch (ob dann NSU-nahe das Software-Update suchen, das Bremsungen bei farbigen verhindert, wäre dann ein weiterspinnen der Idee)


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