Zum Tod von Robin Williams

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Ipsissimus
Dämmerung
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Mi 13. Aug 2014, 10:48 - Beitrag #1

Zum Tod von Robin Williams

Mach´s gut, Garp, mach´s gut, Patch Adams. Das Lächeln hat gegen die Traurigkeit verloren.

Ich werde dich vermissen.

http://www.zeit.de/kultur/film/2014-08/ ... ms-nachruf

/edit
Warum gibt es bei uns in Deutschland so wenig Comedy?" – "Könnte es daran liegen, dass ihr alle lustigen Leute umgebracht habt?

http://www.zeit.de/kultur/film/2014-08/ ... t/seite-22

Traitor
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Mi 13. Aug 2014, 23:31 - Beitrag #2

Seine frühen Standup-Sachen kenne ich gar nicht, auch Garp oder Good Morning, Vietnam müsste ich irgendwann mal nachholen. Am stärksten habe ich ihn aus den Toten Dichtern und dem Fisher King in Erinnerung. Patch Adams hätte ich eher neben Mrs. Doubtfire als Karriereausrutscher eingeordnet, steckt da mehr dahinter?

Interessanterweise jemand, bei dem sich Leinwand- und Privatpersönlichkeit weitgehend zu decken scheinen - zumindest, wenn all die Berichte stimmen, und nicht anhand genau dieser Analogie zurechtgezimmert wurden. Tiefsinnigkeit und Traurigkeit hinter der humoristischen Fassade war ja als Schauspieler immer seine Stärke.

Warum gibt es bei uns in Deutschland so wenig Comedy?" – "Könnte es daran liegen, dass ihr alle lustigen Leute umgebracht habt?
Erstens gibt es hierzulande zu viel "Comedy", nur zu wenig guten Humor... und zweiten sind da doch schon ein paar Generationen nachgewachsen; auch schon ein oder zwei zum frühesten Zeitpunkt, an dem er das gesagt haben könnte.

Lykurg
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Fr 15. Aug 2014, 08:56 - Beitrag #3

Hinsichtlich Garp und Good Morning, Vietnam geht es mir genauso; auch den Fisher King habe ich noch nicht gesehen und habe ihn mir vorgenommen. Patch Adams und Dr. Doolittle würde ich als Ausrutscher sehen; seine Mrs. Doubtfire fand ich aber sowohl als Film als auch als schauspielerische Leistung innerhalb der Grenzen und Möglichkeiten des Genres durchaus gelungen.

Den Eindruck von Zurechtzimmerei hatte ich durchaus, wobei auf reddit ein paar eindrucksvolle Anekdoten von Leuten waren, die ihn angeblich persönlich kennengelernt haben, und die den Eindruck eines großzügigen, bodenständigen und sehr empathischen Menschen ergaben.

Hinsichtlich Comedy vs. Humor stimme ich Traitor natürlich zu; nicht aber hinsichtlich der nach dem Holocaust nachgewachsenen Generationen. In den anerkannteren Formen von Kultur (und Wissenschaft) ist die damals gerissene Lücke in ihren Fortschreibungen meines Erachtens immer noch sehr erkennbar; aber insbesondere auch im Bereich Unterhaltung(-smusik), Kabarett, Kleinkunst war der jüdische Anteil besonders hoch. Der in Deutschland wohl meistverkaufte Satiriker des 20. Jhs. war mit Ephraim Kishon ein Jude; im Wikipedia-Artikel zum ebenfalls in der Nachkriegszeit und lange darüber hinaus sehr erfolgreichen Georg Kreisler werden ein paar von dessen Vorbildern genannt. Ihr Humor hat für mich eine Substanz, die den heutigen Comedians völlig abgeht. Natürlich gab es dann andere, aber etwas fehlte (und natürlich sind viele in die USA ausgewandert und haben die dortige Landschaft bereichert)

janw
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Fr 15. Aug 2014, 13:16 - Beitrag #4

Einem Interview im dlf zufolge gab er sich nach dem Film "Good Morning Vietnam" wie der von ihm gespielte Radio-Ansager, als ob er in der Rolle gefangen war. Offenbar nicht der einzige Bericht in dieser Richtung.
Von "Zurechtzimmerei" zu sprechen, könnte gewagt sein, denn es kann auh Symptom sein für einen im Grunde haltlosen Menschen, der in seiner Alltagsrolle keinen Halt findet und Zuflucht in der Rolle sucht, in der er Zuspruch bekommt, Zuschauersympathien als falsch verstandene Zuneigung.

Das Zitat mit der Comedy weist auf ein Mißverständnis - der Begriff bezeichnet im Englischen alles Komische, von der Komödie bis hin zur Satire, die eher selten als solche bezeichnet wird. Wenn ich mir Heinz Erhardt ansehe und die Satiriker Gernhardt, Hüsch, Hildebrandt, die Theaterkomödianten vom Kommödchen, Loriot und andere, ist es hierzulande denn doch nicht nur bierernst zugegangen, aber die wird Williams nicht gekannt haben.
Kishon ist ein Phänomen, das mal beleuchtet werden sollte. Sehr witzig und zugleich Satire - vielleicht gerade so erfolgreich, weil die Themen die seines Landes waren, Leser also nicht mit eigenen politischen Zuordnungen zu kämpfen hatte?

Maglor
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Fr 15. Aug 2014, 14:09 - Beitrag #5

Für mich bleibt er Peter Pan. ;)

Traitor
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Fr 15. Aug 2014, 18:35 - Beitrag #6

@Lykurg: Den tatsächlich erlittenen(*) kulturellen Verlust möchte ich gar nicht klein reden, meinen Widerspruch löste vor allem das "alle" im Zitat aus. Und natürlich ist es "typisch deutsch", so einem sicherlich zu großem Teil humoristisch gemeinten Zitat sofort beleidigt zu widersprechen, aber neben dem "alle" stieß mir daran auch die hegemonische Attitüde auf.

@Jan: Die Zimmerei bezog ich nicht auf seine Selbstdarstellung, sondern auf die Nachrufe der Medien. Für eine Analyse seiner Selbstkonstruktion fehlt mir die Datengrundlage.
"Comedy" als Lehnwort hat eine leidige Bedeutungseinengung erfahren, ja. Fragt sich, ob das Zitat in dieser Form Frage-Antwort aus einem Interview war, das C-Wort also von einem Deutschsprachler eingebracht wurde, oder zur Gänze von RW stammt.

Zumindest ich habe durchaus mit Kishons politischer Zuordnung zu kämpfen, siehe WBlig.
___
(*) "erlitten" klingt erschreckend passiv, stelle ich gerade fest - "selbstverschuldeten" wäre wohl besser.

janw
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Sa 16. Aug 2014, 12:18 - Beitrag #7

Traitor, mit der "Zurechtzimmerei meinte ich jene der Bericher bzw. Nachrufschreiber; in meinen Augen kann die konstante Darstellung durch diese so verstanden werden, daß da etwas entsprechend Konstantes tatsächlich vorlag.

IdT könnte es sein, daß dt. Journalist das C-Wort eingebracht hat - und RW es in englischer Bedeutung aufgefasst hat.

Zur Kishon-Rezeption: Ich meinte, daß ein deutscher Leser gut über ihn lachen konnte, weil die Themen Kishons Land betrafen, Leser sich also nicht mit den zutagetretenden politischen Lagern identifizieren musste, im Unterschied zu deutscher Satire - Hildebrandt wurde ja nach der Lagerverteilung in den Familien teils höchst kontrovers aufgefasst.

Lykurg
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Sa 16. Aug 2014, 14:40 - Beitrag #8

Ich hatte auch darüber nachgedacht, als ich ihn erwähnte. Wie Traitor sehe ich bei Kishon klar eine proisraelische Positionierung, modulo Spott über das Steuersystem, Bürokratie und andere Details des Alltags. Das kann dann auch zu entprechende größerem Erfolg in bestimmten Milieus geführt haben oder unterschwellig auch zur Stimmungsbildung dort: Meines Erachtens ist Kishon insbesondere in eher bürgerlich-konservativen Bücherborden vertreten, weniger in links-intellektuellen (die mehr Neigung zu israelkritischen Positionen haben könnten), zumindest erinnere ich das aus dem freundschaftlichen Elternkreis.

janw
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Sa 16. Aug 2014, 15:55 - Beitrag #9

Mh, auch als eher israelkritisch eingestellter Mensch konnte ich über Kishon herzlich lachen, ohne mich in ein rechts-links- oder anderes Schema eingeordnet zu fühlen - es ging um die Probleme der Bürger eines anderen Landes mit ihren staatlichen Einrichtungen, und die für die israelbezogene Einstellung maßgeblichen Aspekte spielten iirc eher randlich hinein.
Letztlich ist auch bösen Zungen zufolge keine Freude so schön wie die Schadenfreude, so daß z.B. der Blaumilchkanal auch einen Linken begeistern konnte.
Während die satirische Verarbeitung einer Strauß-Rede an Glaubensfragen rührte.

blobbfish
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Sa 16. Aug 2014, 20:09 - Beitrag #10

Von einer proisraelischen Positionierung Kishons würde ich nicht sprechen, sie ergäbe bei ihm keinen Sinn. Er hinterfragt gar nicht, ob Israel, oder ob nicht oder ob das Gebaren in Ordnung ist oder nicht, er setzt Israel einfach als selbstverständlich voraus; ebenso die kulturellen Unterschiede innerhalb der jüdischen Bevölkerung, man denke da nur dran, was arabische Juden bei ihm alles durchmachen müssen. Dass er damit im eigenen Land keine Probleme hatte, scheint mir dann doch einigermaßen nachvollziehbar, in anderen Ländern hat man darauf vmtl. einfach nicht so geachtet. Ich hab in der ein oder anderen Geschichte aber durchaus auch mit ihm zu kämpfen.

Lani
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So 17. Aug 2014, 10:14 - Beitrag #11

Die Nachricht hat mich wirklich traurig gemacht, habe es anfangs auch überhaupt nicht glauben können. Es gibt einfach so gewisse Schauspieler, bei denen ich dachte (= mir eingeredet haben), dass die ja gar nicht sterben können. Da gehörte er auch mit zu.
Mrs. Doubtfire haben wir damals glaube ich so gut wie jedes Mal geschaut, wenn er im Fernsehen lief. An dem Film hängt wirklich ein Stück Kindheit. :) Mein Lieblingsfilm mit ihm ist nicht ganz so popülar: Zeit des Erwachens
Auch sehr gerne mochte und mag ich den Club der toten Dichter, welchen wir im Englischunterricht wirklich ziemlich zerkaut haben...was ich aber geliebt habe (damals haben wir zuerst den Roman zum Film gelesen und Gott, war ich in Neil Perry verschossen :D).

Sehr schade und traurig jedenfalls, ich mochte ihn wirklich sehr gerne.

Traitor
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Sa 23. Aug 2014, 11:05 - Beitrag #12

Noch kurz abschließend zu Kishon, bei Nichtabschluss braucht es dann einen Extrathread: Israel ist halt nicht einfach nur "sein Land", sondern die Positionierung zu seinen Konflikten auch wesentlicher Teil des innerdeutschen politischen Diskurses, siehe Lykurg, sodass dieser Entrückungseffekt für viele Leser eben nicht bestehen dürfte.

@Lani: Ok, wenn man Doubtfire als Kind erstmals sieht, kann man vermutlich uneingeschränkt Spaß dran haben. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich ihn sah, aber frühestens als Jugendlicher, und ich fand ihn schon zu albern.

Amy
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So 24. Aug 2014, 01:16 - Beitrag #13

Für mich ist mit Robin Williams ein großer (Hollywood-) Held meiner Kindheit gestorben. Ich hab morgens beim Frühstück von seinem Tod erfahren. Eher zufällig: Als ich beim Durchscrollen auf Instagram plötzlich zahlreiche Bilder von Robin sah, ahnte ich bereits, dass nichts Gutes vorgefallen war. Meine anfängliche Hoffnung, dass es sich nur um einen Hoax handelt, wurde durch die Promi-Beileidsmeldungen schnell zerstört. Bisher gab es nicht viele Promis, deren Tod mich wirklich schockiert hat, aber als diese Meldung so richtig bei mir ankam, flossen erst einmal die Tränen. Ich konnte mich dagegen gar nicht wehren - es fühlte sich einfach plötzlich an, als hätte man erfahren, dass der Lieblings-Onkel, den man viel zu selten sieht, gestorben ist. Es hat mich wirklich getroffen. Dank der Arbeit musste ich mich dann den ganzen folgenden Tag mit News-Meldungen und Nachrufen zu Robin Williams auseinandersetzen. Da flossen vor dem Computer-Bildschirm am Arbeitsplatz noch die ein oder anderen Tränen, als Tribute-Videos auftauchten und erste Statements der Familie veröffentlicht wurden.

Robin Williams' Filme haben mich rückblickend sehr geprägt. Natürlich nicht alle. Viele davon waren reine Unterhaltung. Als Kind habe ich "Flubber" geliebt und bei "Mrs. Doubtfire" konnte ich mich herrlich amüsieren. Später regten mich dann Filme wie "Club der toten Dichter" zum Nachdenken an und weckten in mir die Liebe zur Literatur. Dank Filmen wie "One Hour Photo" und "Fisher King" wurde mein Interesse für Psychologie verstärkt. Und und und. Der Film, der mich am meisten nachhaltig beeinflusst hat, war "Hinter dem Horizont". Ganz allgemein fällt mir gerade kein Films mit Robin ein, der mir nicht irgendwie gefallen hätte.

Zumindest in Amerika scheint Robin Williams' Tod zumindest das Thema "Depressionen" wieder ein bisschen in den Vordergrund gerückt zu haben. Da begegneten mir einige Aktionen oder auch ein "Outing" von einem ehemaligen Kollegen (dem Schauspieler, der in "Jumanji" den kleinen Jungen spiele), der nach Robins Tod wachgerüttelt wurde und seine psychischen Probleme nicht länger versteckt. Das Tragische an seinem Tod ist wohl wirklich, dass es sich um einen Selbstmord handelt. Ein Mann, der so viele Menschen glücklich gemacht hat und immer so herzlich war - das bestätigt jeder, der ihn kennengelernt hat - konnte selbst gewissermaßen kein Glück finden.
Zwei Wochen vor seinem Tod schoss mir sogar der Gedanke durch den Kopf, was für ein toller Mensch in Hollywood verloren ginge, wenn Williams' sterben würde. Eine ganz komische Ahnung, die mich nur dank Sky überkam. Die sendeten vor seinem Tod vermehrt zahlreiche Filme mit ihm und ich hatte das Gefühl, fast täglich "Jack", "Fisher King" oder "Jumanji" im TV zu begegnen.


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