Tree of Life

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Traitor
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Do 11. Dez 2014, 10:51 - Beitrag #1

Tree of Life

Zitat von Lykurg, 11.12.2014:-> Thread?


Zitat von Lani, 14.11.2011:[...]
Fluch der Karibik 4 - 3,5
[...]
Tree of Life - 3,0
[...]
Wirklich schlecht war nur Fluch der Karibik 4, der nur noch von Tree of Life unterboten wurde. Selbstverliebter, pseudointelligenter Quark. Stehe offensichtlich mit der Meinung hier bis jetzt allein da. ;)

Zitat von Traitor, 14.11.2011:Sehr selbstverliebt, ja, und weniger gewollte Intelligenz hätte ihm gut getan. Aber unter dieser Sauce steckt nicht nur Quark, sondern eine sehr solide Charaktergeschichte, und die optische Brillianz hat mir die Quarksauce mindestens ausgeglichen.

Zitat von Lani, 15.11.2011:Ich weiß nicht, ich fand Tree of Life einfach...langweilig. :/

Zitat von Traitor, 05.01.2012:Mit der qualitativen Einordnung von "Melancholia" bin ich mir noch nicht ganz sicher. Zuerst das große Bild: Optisch, inszenatorisch und von der Gesamtkonstruktion her ist der Film einerseits genial, andererseits auch kitischig und selbstverliebt. Darin ähnelt er dem auch ansonsten so einige Parallelen zeigenden anderen ambitionierten Großprojekt des Kinojahres 2011, "Tree of Life". Aber von Triers Selbstverliebtheit ist eine andere als die Malicks. Bei Malick machte es (obwohl der Mensch schon 68 ist) oft den Eindruck, als müsse da ein Emporkömmling unbedingt beweisen, was er alles draufhat; von Trier ("erst" 55) wirkt eher wie ein Altmeister, der sich sicher ist, allen als Genie zu gelten, und dabei etwas Gefahr läuft, aus großen Gesten leere Rituale zu machen. Beide kann man für diese Selbstverliebtheit verurteilen; mir stieß sie zwar in beiden Fällen etwas sauer auf, aber nicht so sehr, dass sie die Gesamtgenialität wirklich trüben würde.

Zitat von Lani, 24.01.2012:Was ich von Tree of Life halte, dürfte hinreichend bekannt sein.

Zitat von Amy, 10.12.2014:Mal wieder "Tree of Life" gucken und Plätzchen essen (sollte ich nicht, aber brauche ich gerade genau so wie Voice-Over von Jessica Chastain).

Zitat von Traitor, 10.12.2014:Oh, schön, damit wäre immerhin widerlegt, dass das ein reiner Männerfilm sein soll. ;)

Zitat von Lykurg, 11.12.2014:Habe ihn ebenfalls gestern abend gesehen - in meinem Fall zum ersten Mal - und war wenig überzeugt. Im Anschluß (bzw. währenddessen angefangen :rolleyes: ) nochmals Lektüre der beiden Rezensionen von Christina Striewski, die ich im Rahmen von Melancholia entdeckt hatte - zu Melancholia vs. Tree of Life bzw. insbesondere zu Tree of Life - und fühlte mich verstanden (nebenbei half der zweite mir sowohl beim Verständnis von [meines Erachtens mißlungenen] Unklarheiten des Films als auch meiner Unzufriedenheit damit).


Wie man am Alter der Zitate sieht, ist der Film nicht mehr sonderlich neu. Und im Gegensatz zu Amy habe ich ihn auch nicht wiederholt gesehen, daher sind meine Erinnerungen recht diffus und ich kann wohl nichts allzu genaues mehr beitragen. Amy, bitte übernehmen Sie...?

Lykurg
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Do 11. Dez 2014, 13:45 - Beitrag #2

Auch ohne Amy zu sein, ein wenig mehr Input meinerseits.

Ähnlich wie Lani fand ich den Film zunächst weniger rätselhaft als vor allem langweilig. Es gibt eine Vielzahl sehr schöner Einstellungen, von Naturfilmerei (Bäume) über kosmische Szenen bis zu Mikroorganismen und Dinosaurierfilmchen, aber natürlich auch innerhalb der Filmhandlung großartig gefilmte Schauspieler und Orte; dazu einen teilweise enorm kitschigen musikalischen Untergrund, zumeist von einem Mezzosopran gesungener Requiemtext - wobei ich, in Ermangelung anderer geistiger Beanspruchung, mich während des Films schon dauernd fragte, was genau diese Textabschnitte nun mit der Szene zu tun haben; teilweise paßte es, zumeist aber eher weniger. Darüber hinaus passiert aber eher wenig; der beschriebene Vater-Sohn-Konflikt trägt keinen Zweistundenfilm.

Als heilsbotschaftlich-eschatologische Parabel gesehen, wie Striewski es überzeugend darlegt, ergibt das zwar Sinn, verliert sich aber in unzähligen Episoden, die die Aussage (wenn man die so stehen lassen will) schwächen; was dem Film in jeder Hinsicht fehlt, ist Reduktion auf das Wesentliche. Striewski sieht sich an Barocktheater erinnert, den Vergleich kann ich weniger nachvollziehen, für mich zeigt sich eher eine Parallele in mittelalterlichen Chroniken, die grundsätzlich von der Schöpfung an berichten und die gesamte biblische Geschichte durchexerzieren, bevor sie zur tatsächlichen Geschichte des Landes, der Stadt oder des Klosters kommen, um das es eigentlich gehen soll. Entsprechend redundant sind die ersten Teile einer solchen Chronik, und in einer heutigen Edition würde man sie vielleicht weglassen, wären sie nicht so sorgfältig schönen Bildern illustriert (Ähnlichkeiten sind rein zufällig). 'Interessant' werden sie höchstens dann, wenn sie gegenüber der bekannten Erzählung eine Besonderheit bzw. Abweichung darstellen, und das gilt hinsichtlich der 'Schöpfungsgeschichte' in Tree of Life für die herausgehobenen Szenen des blutenden Pleiosaurus und des auf seine Beute verzichtenden Iguanodon (?) wohl schon. Daß allerdings der von Striewski aufgezeigte direkte Zusammenhang zur Haupthandlung wirklich aufgeht (und das unabhängig vom persönlichen Glauben gemeint: ob er auf der Ebene des Films funktioniert) sehe ich nicht, und damit wird die Abweichung zur Parallelhandlung bzw. zur Zufallserscheinung.

Für mich ist Tree of Life eine Ansammlung von schönen Bildern zu einem Rudiment von ansprechend gefilmter Handlung. Dazu kommt aber ein mäßiger musikalischer Hintergrund und zumeist unerträgliche Off-Kommentierung. Ich fand auch die - sehr sparsamen - Dialoge im Film teilweise schwer verständlich bzw. war von ihnen überrascht genug, um nicht alles sicher mitzukriegen, verstand daher auch Teile der Haupthandlung in Teilen erst durch die Kritik - etwa, daß es tatsächlich drei Söhne sind, da war immer so eine Unsicherheit, ob das jetzt ein zufällig durchs Bild tapernder Nachbarsjunge ist... - meines Erachtens Unklarheiten, die nicht als solche gemeint sind.

Amy
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Mo 15. Dez 2014, 01:15 - Beitrag #3

"Tree of Life" ist so eine Geschichte. Ich habe den Film bisher schon an einige Freunde weiterempfohlen und der Großteil von ihnen wollte mich anschließend töten. Scherz beiseite: Der Großteil von ihnen ist tatsächlich nach gut einer Stunde eingeschlafen. Bisher habe ich nur einen Bekannten entdeckt, der mir im Anschluss wirklich dankte, dass ich ihm "Tree of Life" empfohlen habe. (Nachdem der Film neulich wieder auf ARTE lief und ich ihn - mal wieder - auf Facebook empfohlen habe, kam am nächsten Tag auch ein Kollege zu mir und sprach davon, wie sehr seine Frau den Film gehasst hat, aber er findet ihn genial.)

Ich glaube, eine richtige Antwort kann ich nicht schreiben. Keine, mit der ich irgendjemanden glücklich stimmen kann. Bei "Tree of Life" lasse ich mich sehr viel von Gefühlen leiten - und die haben Schuld, dass ich bei fast jedem Voice-Over von Jessica Chastain einen Kloß im Hals oder feuchte Augen habe. Falls jemand sagt, diese Off-Kommentare wären "pseudo-philosophisch", würde ich gar nicht dagegen argumentieren. Sind sie auch! Aber mich berühren sie auf eine seltsame Art und Weise. Ich muss aber auch gestehen, dass ich alleine beim "Vater. Mutter. Ewig ringt ihr in mir. Und nie hört ihr auf"-Zitat im deutschen Trailer schon ganz feuchte Augen habe (jedes Mal, wenn ich es höre). Da spielt aber dann vielleicht die persönliche Geschichte mit, wenn man selbst in einer Position ist, in der man innerlich von den Eltern zerrissen wird, die eigentlich nicht diese Position im Leben eines Kindes einnehmen sollten.

Ne, sorry, ich glaube, ich kann hier echt keinen richtigen Kommentar schreiben. Während ich das hier tippe, gucke ich den Trailer nochmal zur Veranschaulichung und da gibt es so viele Szenen in "Tree of Life", die mir wirklich sehr zugesagt haben oder mich berührt haben. Eigentlich wirkte jeder Moment sehr echt und ehrlich. Kleinigkeiten, die mich in dem Augenblick gepackt haben, z.B. als Jack im späteren Verlauf des Films das Vertrauen seines Bruders ausnutzt und ihn verletzt. Etwas mehr Handlung hätte "Tree of Life" sicherlich nicht geschadet, aber dann wäre ein x-beliebiges Hollywood-Drama für die breite Masse geworden und nicht "Tree of Life". Für mich fühlte sich der Film nicht wirklich wie ein Spielfilm an, sondern eher wie ein Fotoalbum, dank dem ich das Heranwachsen der Kinder begleite, die von zwei verschiedenen Einflüssen (Vater/Mutter) beeinflusst werden. Dadurch hat "Tree of Life" auch eine äußerst beruhigende Wirkung auf mich und ich schaue ihn mir gerne nach ein paar stressigen/aufwühlenden Wochen an.

Der einzige Faktor, der mich an "Tree of Life" gestört hat: Brad Pitt. Er war für mich einfach ein zu "verbrauchtes" Gesicht im Film. Hat mich immer wieder daran erinnert, dass er nur eine Rolle spielt, während es sich bei Jessica Chastain so echt anfühlte. (Ich glaube, beim ersten Mal gucken hatte ich schon Tränen in den Augen, als sie in den ersten Minuten mit der Nachricht vom Tod des Sohnes umgeht.) Sie war sowieso mein heimliches Highlight im Film. Die Voice-Over von ihr liebe ich. Die Bilder von Malick sind großartig (aber auch das muss man lieben), der Soundtrack dröhnt immer wieder gerne durch meine Wohnung. Aber ich kann auch jede Kritik verstehen - ehrlich. Ich habe bisher noch über keinen Freund geschimpft, der eingeschlafen ist oder als "pseudo-philosophischen, selbstverliebten Bildschirmschoner in Überlänge" bezeichnet hat. Denn auch das kann ich verstehen und nachvollziehen. Malicks Filme muss man mögen, "Tree of Life" ist wohl der härteste Nuss von all seinen Filmen. Wenn ich an den Film denke, verbinde ich ihn nicht mit einem Kinobesuch oder Filmabende daheim. Dann denke ich an ein Gespräch mit einem Priester oder an einen ruhigen Raum mit einem andächtigen Gebet (zu wem auch immer). Mich berührt der Film vor allem emotional auf ganz vielen Ebenen und in zahlreichen, sehr kleinen Szenen (beispielsweise Chastain, die fliegend vor dem Baum in der Luft tanzt; die eingespielten Märchenszenen; Jacks Diebstahl von dem Nachthemd, etc).

Wie gesagt: Ich kann dazu keinen Kommentar schreiben ;) Sorry! Wenn sich jemand mit mir den Film anschauen würde, könnte ich wohl ständig auf Pause drücken und deutlich machen, was an dieser und jener Szene so besonders ist oder warum sie mir gefällt, aber das alles in ein paar Worte zusammenfassen - schwer. Vielleicht sollte man beim Fazit ganz knapp wirklich sagen, dass "Tree of Life" für mich nicht nur ein Film war, sondern ein emotionales Erlebnis. Vielleicht ist er auch nur ein Film für Menschen aus kaputten Familien ;)

Lykurg
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Mo 15. Dez 2014, 10:30 - Beitrag #4

Inzwischen habe ich mich mit meinen Eltern darüber unterhalten, die ihn ebenfalls gesehen haben, und die ihn rätselhaft und stellenweise vielleicht langatmig, aber jedenfalls sehr schön und sehenswert fanden. Sie hatten vorher zumindest mal davon gehört und nachher dann diese Spiegel-Rezension gelesen, ebenfalls um offengebliebene Fragen zu klären.

Aber ja, zu Brad Pitt stimme ich dir zu, er ist mir auch sehr aufgefallen; sicher zu verbraucht, vielleicht aber auch zu markant oder zu wenig wandlungsfähig - es gibt Schauspieler, die ich auch nach noch so vielen Rollen nur wiedererkenne, wenn ich sehr drauf achte oder nachher lese, wer es war. Brad Pitt gehört sicherlich nicht dazu (oder wenn doch, dann wäre er mir in den betreffenden Filmen wirklich überhaupt nicht aufgefallen.^^)

Sollte ich mal auf einen anderen Malick-Film stoßen und Gelegenheit dazu haben, ihn mir anzusehen, welchen würdest du mir eher vorschlagen, als Einstieg?

Amy
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Mo 15. Dez 2014, 22:08 - Beitrag #5

In dem Fall würde ich dir fast "The New World" (Trailer) empfehlen; erzählt die Pocahontas-Geschichte. Meiner Meinung nach besser zugänglich, nicht so langatmig und auch mit ein paar tragischen/spannenden Momenten. Trotzdem "typisch Malick" mit Off-Kommentaren, vielen Naturaufnahmen und stillen Momenten. (Die Hauptdarstellerin ist ein wahres Juwel! Auf große, sinnliche Momente muss man deswegen aber verzichten. Die Hauptdarstellerin war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten erst 14 Jahre alt.) Falls du ihn dir ansehen solltest, sag Bescheid, wie du ihn fandest!

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Di 16. Dez 2014, 10:22 - Beitrag #6

Mach ich dann (kann aber dauern). Danke für den Tip!

Traitor
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So 4. Jan 2015, 16:33 - Beitrag #7

Interessant Empfehlung, den hatte ich nach damals schlechten Kritiken stets als "Jugendsünde" von Malick (naja, für einen 62-Jährigen... ;)) abgespeichert. Der Trailer wirkt auch nicht allzu überzeugend, da hat er später für "Tree of Life" eine bessere Marketingabteilung abbekommen. Aber "1492" mag ich auch trotz schlechter Kritiken sehr, im Stil dürften sich gewisse Parallelen finden, also werde ich ihn mir vielleicht auch irgendwann mal organisieren.


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