er war ... faszinierend

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Ipsissimus
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Mo 2. Mär 2015, 12:57 - Beitrag #1

er war ... faszinierend

Ruhe in Frieden. Du warst besser als alle, die deine Rolle nach dir spielten, zusammen.

http://www.zeit.de/kultur/film/2015-02/ ... ck-nachruf

Maglor
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Mo 2. Mär 2015, 21:23 - Beitrag #2

Er ist tot, Jim.

Traitor
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Sa 7. Mär 2015, 23:52 - Beitrag #3

Seit Jahren habe ich ungelesen ein "I am Spock"-Exemplar herumstehen, vielleicht wäre es jetzt ja an der Zeit, es hervorzuholen...

Spock ist wohl die größte Figur, die die TV-Populärkultur hervorgebracht hat, in dem Sinne, dass er über seine tatsächlichen Auftritte hinaus ein echter Archetyp geworden ist. Und Nimoy war dafür wohl nicht nur das Gesicht, sondern auch entscheidend an der Ausgestaltung beteiligt.

Von seinen übrigen kulturellen Aktivitäten kenne ich zu wenige anhand eigenem Konsums (außer "Bilbo Baggins", aber da spendieren wir dem """kulturell""" lieber mal dreifache Anführungszeichen...). Daher bin ich mir bis heute nicht sicher, ob er nur ein gewöhnlicher Schauspieler war, der sich geschickt die Aura eines Intellektuellen zu geben wusste, oder ein durchaus ernstzunehmender Intellektueller, der stets versuchte (/wusste?), seinen populären Ruhm als Grundlage für das Ausleben seiner eigentlichen Interessen zu nutzen.

Aber entscheidend für sein Andenken bleibt halt diese eine Rolle, und die hat er halt mit einer solchen Einmaligkeit und mit so viel mehr Würde, als es das Konzept erforderte, ausgefüllt, dass das auch schon für die Ruhmeshalle reicht.

Du warst besser als alle, die deine Rolle nach dir spielten, zusammen.
Gab es außer dem aktuellen... äh... Quinto noch einen weiteren (pseudo-)kanonischen Spock? Oder beziehst du in den Plural all die ST-Vulkanier, ST-Wissenschaftsoffiziere und Nicht-ST-Spock-Klone ein, die nur sein schwacher Abglanz waren?

Maglor
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So 8. Mär 2015, 12:35 - Beitrag #4

Ich weiß nicht, wie schauspielerisches Talent man braucht, um ein gefühlloses Alien zu spielen, aber ich will eigentlich nicht schlecht über Tote reden.
Was ich damit sagen wollte, ist dass die Rolle des Spock im Grunde wenig schauspielerisches Talent erfordert. Man muss immer schon unnatürlich rüberkommen und Nimoy konnte dem Vulkanier-Klischee auch noch seinen eigenen Stempel aufdrücken. Nach Ende der Serie führte bei den meisten Kino-Filmen Regie und hatte auch erheblichen Einfluss auf die Weiterentwicklung von Star-Trek in den 80ern und 90ern. Es wird immer so getan, als wäre das alles das Werk von Roddenberry, aber der hatte ja am Ende kaum noch Einfluss.

Ipsissimus
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So 8. Mär 2015, 13:16 - Beitrag #5

Zumindest gab es mal diesen Androiden, Data, als praktisch unmittelbare eins zu eins Kopie angelegt, im Grunde ganz folgerichtig, aber eben doch nicht mit der Faszination ausgestattet, die Spock ausstrahlte.

Du Kunst bei Spock bestand m.E. gerade darin, das Emotionslose nicht als unempathisch darzustellen. Vulkanier sind eben doch keine Roboter, und das ist eine immerlauernde Gefahr bei einer Figur wie Spock, einfach den Roboter zu geben. Mit einem Roboter konnte man ihn aber nie verwechseln, und darin war er seinem Nachfolger Data unendlich überlegen. Sicher in der Rollenkonzeption so angelegt, aber auch ein Verdienst der Schauspielkunst Nimoys, dem diese erhebliche Gradwanderung gelang.

Maglor
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Mo 9. Mär 2015, 20:54 - Beitrag #6

Data war keine Eins-zu-Eins-Kopie von Spock. Es gibt sehr scharfe Unterschiede zwischen den beiden Charakteren. Data ist nur ein harmloser Autist, während Spock durch und durch Neurotiker. In der TNG-Doppelfolge "Wiedervereinigung" ist dieser Gegensatz wirklich deutlich herausgearbeitet. Die Charaktere sind völlig anders angelegt. Data will unbedingt menschliche Emotionen haben, während Spock das genaue Gegenteil anstrebt.
Spock wirkt in der Serie oft arrogant oder gefährlich, sogar für die eigenen Kameraden. In den Kinofilmen ist dieses dunkle Gesicht des Mr. Spock aber deutlich verblasst. Dort ist er fast genau so harmlos wie Data. Der Teufel von einst ist zum Erlöser verblasst. Ich gehe mal davon aus, dass Nimoy selbst großen Einfluss auf diese Wandlung oder Verflachung Spocks hatte.

Traitor
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Sa 11. Apr 2015, 11:19 - Beitrag #7

Zitat von Maglor:Ich weiß nicht, wie schauspielerisches Talent man braucht, um ein gefühlloses Alien zu spielen, aber ich will eigentlich nicht schlecht über Tote reden.
Das "faszinierende" an Vulkaniern soll ja sein, dass sie eben nicht gefühllos sind, sondern sogar stärkere Gefühle als Menschen haben, die unter der mühsam kontrollierten logischen Oberfläche stetig vor sich hin brodeln. Und von all den Vulkanier-Darstellern war Nimoy wohl tatsächlich der, der das am besten rüberbrachte - zumindest, wenn das Drehbuch sich gerade daran erinnerte. ;)

Der "Teufelsaspekt" soll wohl in den ersten Makeup-Entwürfen noch stärker angelegt gewesen sein, dann schon für die ersten Folgen abgemildert. Unter den frühen Folgen gibt es aber tatsächlich überraschend viele, in denen ein fast feindlicher Gegensatz zwischen Spock und den Menschen konstruiert wird. Die Konkurrenzsituation zwischen ihm und Kirk, die die Neuverfilmung so in den Vordergrund schiebt, ist daher tatsächlich nicht aus der Luft gegriffen, und schien auch ursprünglich mal die Konzeption gewesen zu sein. Die Wandlung zum milderen Charakter und zur tiefen Freundschaft kann man als "Verflachung" bezeichnen, sie stellt aber auch durchaus eine glaubwürdige Reifung dar. Spock soll zwar älter sein als Kirk, seine Charakterentwicklung war zu Serienstart aber offenbar auch innerkanonisch noch nicht als abgeschlossen gedacht.

Maglor
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Mi 15. Apr 2015, 21:51 - Beitrag #8

Nimoy konnte gar nicht scheitern. Er hat das Bild des Vulkaniers selbst am meisten geprägt, teilweise sogar die Kultur erdacht. Ein Vorbild, dass er treffen musste, gab es nicht.

Im übrigen glaube ich nicht an eine innerkanonische Logik der Rolle. Alles zusammen genommen ergibt keine konsistente Charakterentwicklung, insbesondere wenn man die Jahre unter Captain Pike hinzunimmt.

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Mo 27. Apr 2015, 22:38 - Beitrag #9

Die "Jahre unter Pike" sind doch nur eine einzige Folge, ein paar Zitate und später dann halbkanonische Bücher?

Das praktische an der Rolle ist, dass sie nach außen gar nicht hundertprozentig konsistent sein muss, weil die Figur es auch von innen nicht ist. Spock war immer labil und wandelhaft, hatte menschlichere Phasen und vulkanischere Phasen. Mal schien das nur unabsichtlich so, weil sich aufeinanderfolgende Drehbuchautoren nicht absprachen, mal wurde es bewusst thematisiert. Da letzteres oft genug geschah, kann man ersteres problemlos als weitere Beispiele auffassen.

Maglor
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Di 28. Apr 2015, 19:16 - Beitrag #10

Das eigentlich interessante an der einen Doppelfolge "Talos IV Tabu" ist, dass Spock alle Vorschriften über Bord wirft, letztlich sogar die Enterprise und das Leben der Crew riskiert, nur um Pike einen Platz im Luxus-Sanatorium von Talos IV zu sichern. Damit widerspricht er klar jenem berühmten und viel zitierten Grundsatz des Mr. Spock aus Star Trek II. Die Bedürfnisse von Spocks alten Kumpel Pike sind also wichtiger, als die die Bedürfnisse vieler, das Leben der Enterprise-Crew oder natürlich die Gesetze der Sternenflotte.


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