Fußball-Weltmeister Deutschland: förderlich für den deutschen Fußball?

[Ipsissimus]

abgesehen davon, daß Deutschland nicht Weltmeister werden wird bei dieser WM^^ - wäre es für die Entwicklung des deutschen Fußballs nützlich, wenn sie es würden?

nach der Vizeweltmeisterschaft schien es eine Zeitlang, als sei "alles wieder gut" - die miserable, desaströse Art und Weise, in der vor der WM in Asien und Korea gespielt wurde, schien vergessen. Aber die deutsche Fußballnationalmannschaft hat nie mehr auch nur annähernd zu der Spielstärke zurückgefunden, die sie letztmalig in den frühen 90er Jahren hatte - seither war das allermeiste Krampf, und wenn es mal nicht Krampf war, war es meistens gegen schwache bis sehr schwache Gegner.

Dieses grundlegende Problem des deutschen Fußballs ist nicht besser geworden durch Klinsmann; selbst wenn seine Resultate optisch etwas besser ausfallen als die von Völler, kann keine Rede davon sein, daß die deutsche Mannschaft auch nur annähernd attraktiven Fußball spielen würde.

Es steht zu befürchten, daß im Falle des WM-Titels oder der Vizemeisteschaft die Problematik doch wieder nur verschleiert werden wird und der Fußball als Sportart noch mehr an Attraktivität verliert. Wäre es von daher nicht besser, nach einer "totalen Katastrophe" (= Ausscheiden trotz einer extrem schwachen Gruppe schon in der Vorrunde) einen ernsthaften Neuanfang herbeizuführen, bei dem die breite Nachwuchsförderung und der langsame Aufbau von jungen Spielern endlich wieder ernstgenommen werden?

Fallen euch Maßnahmen ein, mit denen Deutschland wieder über attraktiven Fußball an die internationale Spitze herangeführt werden kann?

[Feuerkopf]

Erste und für mich wichtigste Maßnahme:
Gezielte und behutsame Förderung von Talenten. Mir kann keiner erzählen, dass der größte Sportverband der Welt keine begabten Jungfußballer in seinen Vereinen hat. Ist ganz gut, dass die Bundesligisten dazu verpflichtet werden, Fußballinternate zu bauen und zu betreiben.
Sogar der BVB bekommt das langsam in die Reihe.
Der finanziellen Not gehorchend hat man sich dort auch auf die Kicker der eigenen Jugendmannschaften besonnen, und siehe da: Die können was! Sahin ist mit seinen 17 Jahren sogar türkischer Nationalspieler.

Das Legionärswesen im bezahlten Fußball hat meiner Meinung nach dazu geführt, dass es so gut wie keine Identifikation der Spieler mit den Vereien gibt. Und das ist notwendig in Krisensituationen. Außerdem kotzt es mich als Fan ziemlich an, dass ich mich in jeder Saison an neue Gesichter gewöhnen muss, die von wo weiß woher kommen. Mein Bezug zu "meinem" Verein hat ein bisschen gelitten, seit er so beliebig geworden ist und streng genommen auch irgend woanders in Deutschland beheimatet sein könnte. (Wie die Teams in den USA, die mal eben verkauft werden und dann umziehen.)

Und trotzdem:
Die WM kommt auch nach Dortmund und ich gestehe, dass ich mich ein klitzekleines Bisschen darüber freue. Bin halt doch dauerhaft infiziert.

[janw]

Hm, nunja, damals...als wir vor Sedan...ähm, nein, das hieß ja Bern^^

Ich denke, daß der Unterschied der Fußballer von heute gegenüber, sagen wir den 70ern u.a. darin besteht, daß der Fußball damals eine andere Rolle für die Spieler spielte und diese andere Motivationen hatten.
Fußball war, wenn ich das richtig sehe, ein Spiel für das breite Volk, und viele bekannte Spieler kamen aus unteren gesellschaftlichen Schichten. Für diese war der Fußball eine Möglichkeit, wenn nicht die, aufzusteigen, "wer" zu werden. Dafür brachten die Spieler Engagement mit und Disziplin. Wenn ich mir die heutige "Landschaft" ansehe, hat sich da etwas geändert. Die Spieler kommen nicht mehr alle von "ganz unten" (bzw. daher kommen jene aus Brasilien usw.), und haben von vorneherin eine klare Erwartungshaltung. Die aber heißt nicht, mit der Mannschaft voran zu kommen, sondern selbst ganz schnell ein dickes Auto zu fahren.
Man kann natürlich die Medien schelten, die den Spielern hinterher spionieren, aber wie manche Spieler sich verhalten haben in der Öffentlichkeit, entbehrt jeden guten Geschmacks. Sie spielen so schlecht, wie sie nachts mit Trinkexzessen, öffentlichen Beleidigungen und öffentlich ausgetragenen Beziehungsstreitigkeiten auftreten.

Man kann jetzt fragen, woher das kommt. Zum einen ist sicher die Gesellschaft als ganzes so kommerzialisiert wie nie, und anstelle des sozialen Zusammenhaltes ist der Konsum, notfalls auf Pump, als Ersatzbefriedigung getreten. Die Vereine haben aber mit wirklich großen Geldsummen auch Bedürfnisse erst geweckt - in Zeiten sprudelnder Geldquellen, und werden diese Geister nun nicht los.
Ich denke, wenn der deutsche Fußball wieder gute Spieler heranbilden will, dann müssen die Verbände das vorleben, wessen es bedarf: Sie müssen ihre heutige Großmannssucht ablegen, solches unseriöses Gebaren wie die nun gottseidank gestoppte Gebührenabzocke im Kartenverkauf muss aufhören, IMHO die Verantwortlichen abgesägt werden.
Solch ein OK (Oberkommando?) braucht niemand.
Ebenso braucht keiner Vereinsspitzen, die Trainer wegen eines einzigen verlorenen Spieles entlassen.
Was man braucht in meinen Augen ist die Erkenntnis, daß Erfolg nicht aus dem Ärmel fällt, sondern langer und harter Arbeit bedarf.
Disziplin und vernünftige Umgangsformen sind dafür IMHO unabdingbar. Und Ziele, die nicht allein monetärer Art sind.

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Ist doch klar, das Deutschland Weltmeister wird! Die WM ist gekauft.Genau so wie die '74er.

Alles andere ist pille palle.