Materazzi lüftet Geheimnis

[Lani]

Ist zwar nicht mehr ganz neu und die meisten wissen es wohl schon, aber ich denke man kann dennoch drüber diskutieren. ^^

"Ich hatte ihn nur einige Sekunden am Leibchen gehalten, er drehte sich daraufhin zu mir um und verhöhnte mich, er hat mich dabei auch superarrogant von oben herab angeschaut, als er sagte: 'Falls du wirklich mein Trikot haben willst, dann gebe ich es dir nachher'", erklärte Materazzi. "Darauf habe ich mit einer Beleidigung geantwortet, das ist wahr", meinte der Innenverteidiger, bevor er erstmals gestand, was er damals wirklich gesagt hatte: "Deine Schwester, die Hure, wäre mir lieber."

(Quelle: http://www.krone.at)

Jopp. Was meint ihr dazu? Ich für meinen Teil denke mal, dass Materazzi froh sein kann, dass es "nur" der Kopfstoß wurde.
Einige Leute fordern bereits, dass Spiel wiederholen zu lassen. Übertrieben, oder nicht? Angeblich müsste das laut Regeln sogar so sein, ich bin mir da nicht sicher.
Eine nachträgliche Länderspielsperre für Materazzi fände ich allerdings auch angebracht.

[Ipsissimus]

na ja, sie haben sich ja mittlerweile alle wieder beruhigt^^ das Spiel zu wiederholen fände ich verkehrt; wenn alle Spiele wiederholen sollten, in denen was nicht ganz koscher gelaufen ist, wäre viel zu tun^^

[janw]

Schade, daß heute alle Waldwiesen in Wildäcker umgewandelt sind

Im Grunde ist es nur das alte Problem, daß viele Menschen gerne riskante Manöver fahren, ohne die Konsequenzen zu erkennen oder wahrhaben zu wollen - wer Menschen in den Stress treibt, sollte auf gewalttätige Reaktionen gefasst sein.

Andersrum ist eine Fußball-WM praktisch ausschließlich ein kommerzielles Ereignis, dessen monetärer Erfolg mit dem Grad an Medienaufmerksamkeit steigt.
Insofern war mit dem Rammstoß alles in bester Ordnung.

[Lykurg]

Andersrum ist eine Fußball-WM praktisch ausschließlich ein kommerzielles Ereignis, dessen monetärer Erfolg mit dem Grad an Medienaufmerksamkeit steigt.
Insofern war mit dem Rammstoß alles in bester Ordnung.

Selbst wenn ich deine These teilen würde, die in meinen Augen einen ziemlich großen vermischten Interessenkomplex (nationale Befindlichkeit und Repräsentation; Begegnungsstätte; Karrieresprungbrett; *das* Volksbelustigungsereignis schlechthin; ...) auf einen wichtigen Teilaspekt reduziert, wäre die Folgerung daraus nicht zwangsläufig, schließlich ist derartiges dem Image einer Werbeveranstaltung Sportfest abträglich.
In deiner Olympiatika-Verachtung übersiehst du aber auch den Grad, in dem Fußball einen Teil der Gesellschaft wiederspiegelt und zugleich für breite Schichten Vorbildcharakter haben kann. In Handlungen wie diesem Rammstoß zeigt sich also die Bereitschaft zur Beantwortung von verbalen Beleidigungen mit körperlicher Gewalt; zugleich der Einsatz solcher Beleidigungen als Mittel zum Zweck - Mobbing bis zur Eskalation. Verhaltensweisen wie diese gelten auch im Wirtschaftsleben als unfein und werden, soweit bekannt, sanktioniert. Öffentlicher Erfolg eines solchen Musters kann sich sozial prägend auswirken und insofern auch für den, der nichts vom Sport wissen will, negative Konsequenzen haben.

[janw]

Sicher spielen die anderen Funktionen eine Rolle, ich habe aber den Eindruck, daß die wirtschaftliche dominiert - ohne sie könnte der Zirkus noch so unterhaltsam sein, der nationalen Identifikation dienlich oder individuellen Karrieren, es würde ihn nicht geben. Umgekehrt lässt sich Volk leicht mit allerlei belustigen, etwas Bier dabei, dann fluppt die Sache.

Die Tatsache, daß die WM vielen durch den Rammstoß besonders in Erinnerung geblieben ist, mit der damit verbundenen Bereitschaft, Devotionalien zu kaufen, die Tatsache auch, daß jede Wiederholung der Szenen cash generiert, wenn ich nicht irre, läuft darauf hinaus, daß solche Szenen eben doch vor allem wichtig sind, weil sie lukrativ sind.

In Handlungen wie diesem Rammstoß zeigt sich also die Bereitschaft zur Beantwortung von verbalen Beleidigungen mit körperlicher Gewalt]
Das Problem ist, wer Menschen in den Stress treibt, sollte auf gewalttätige Reaktionen gefasst sein.
"Bereitschaft" setzt in gewissem Maße Reflektion voraus, ein abwägendes "wie reagiere ich auf diesen Vorfall?" Das funktioniert am besten in einer entspannten stressfreien Situation, die aber hier nicht gegeben war. Die Spieler hatten körperlichen Stress durch das anstrengende Spiel, und der psychische Druck, gewinnen zu müssen, kam hinzu. Das hat, denke ich, dazu beigetragen, die Situation auf die bekannte Weise zu bewältigen. Ob bereits die Beleidigung ein stressbedingter Gewaltausbruch war...psychische Gewalt sicher, aber ihre inhaltliche Ausformung - Zidanes Schwester eine "Hure" - war dafür zu zielgenau auf einen wichtigen kulturellen Reizpunkt des arabischen Kulturraums gerichtet.

Verhaltensweisen wie diese gelten auch im Wirtschaftsleben als unfein und werden, soweit bekannt, sanktioniert.

Ich fürchte, es wird weithin eher das Bekannt werden sanktioniert als die Usance selbst.