Seit 2-3 Wochen kocht in NRW und Fußball-Kreisen eine Debatte über die Stadionsicherung durch Polizeikräfte, ausgelöst durch einen skandalösen Blocksturm bei einem Schalke-Spiel. Siehe SpOn und weiterführende Links dort.
Der konkrete Fall scheint mir, auch wenn er noch nicht ganz aufgearbeitet ist und vor allem die Schalker Verantwortlichen wohl nicht so schuldlos sind, wie sie behaupten, tatsächlich als ziemlich starkes Stück von Polizeiwillkür und übertriebener Gewalt, durchaus vergleichbar mit Übergriffen auf friedliche Demonstranten. Sicher, im Fanbereich gibt es üble Gestalten und viel Gewaltbereitschaft, aber das rechtfertigt nicht, nur aus Verdacht einen solchen Angriff durchzuführen. Und schon gar nicht darf sich die Polizei zum Werkzeug einer konkurrierenden Fangruppe machen, indem sie auf deren Gewaltandrohungen mit eigener Gewalt gegen das andere Lager reagiert.
Die nun erfolgte Reaktion des Innenministeriums ist in ihrer Spontaneität fragwürdig und gefährlich, im Prinzip aber scheint sie richtig - es wurde ja schon länger diskutiert, dass es eigentlich untragbar ist, dass die Polizei unter hohem finanziellen Aufwand und persönlichem Risiko für die Fußball-Wirtschaftsunternehmen deren Veranstaltungen sichern muss.
Andererseits wird bei der kompletten Übertragung der Aufgaben im Stadioninneren an private Sicherheitsdienste die Willkür und Gewalt sicher deutlich steigern (ein paar Fälle in der Richtung gab es ja auch schon, plus die Geschichte mit rechtsextremer Unterwanderung), und bei echten Krisen werden diese Dienste vermutlich noch überforderter sein und noch wahrscheinlicher unverhältnismäßig reagieren - wann kommt die erste Tragödie?
Wenn zudem die Polizei sich nur (in geringer Mannstärke?) außerhalb bereit hält und erst bei großen Eskalationen reingerufen wird (mit eilig herbeigeholter Verstärkung?), wird sie massiv unterinformiert sein und damit auch wieder mit höherer Wahrscheinlichkeit falsche und potentiell weiter eskalierende Entscheidungen treffen.
Die sinnvollere Alternative scheint mir ein Kompromiss aus weitergehender Kostenübernahme durch die Fußballbranche und mäßiger Verschiebung der Personalstärke von Polizei zu Sicherheitsdiensten bei gleichzeitiger Beibehaltung von Polizeikommando und -verantwortung auch im Stadioninneren zu sein.