Ist Guantanamo ein Konzentrationslager?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.

Betreiben die USA in Guantanamo ein Konzentrationslager?

Ja
9
75%
Nein
3
25%
 
Abstimmungen insgesamt : 12

Maglor
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Mi 28. Jun 2006, 13:25 - Beitrag #1

Ist Guantanamo ein Konzentrationslager?

Menschen werden verschleppt, in Draht Käfige gesperrt, orange angezogen, gefoltert?, nicht verurteilt, geheim gehalten....

Betreiben die Vereinigten Staaten in Guantanamo, Kuba, ein Konzentrationslager? Ich meine ein Konzentrationslager, kein Vernichtungslager.
MfG Maglor

Aydee
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Mi 28. Jun 2006, 13:36 - Beitrag #2

Worauf genau möchtest du hinaus?

"Konzentrationslager" wird im Allgmeinen für (Gefangenen)lager benutzt, ein Ort an dem unliebsame Mitmenschen aussortiert und isoliert werden - trifft also auf Guantanamo sicherlich zu.

Windsbraut
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Mi 28. Jun 2006, 14:26 - Beitrag #3

Kon|zen|t|ra|ti|ons|la|ger das; -s, -: 1. Bez. für nationalsozialistische Sammellager für politische Gegner, Zwangsarbeitslager u. Stätten der Massenvernichtung von als minderwertig erachteten Menschen, bes. von Juden. 2. Massenlager, das Elemente des Arbeits-, Internierungs- u. Kriegsgefangenenlagers sowie des Gefängnisses u. Gettos vereinigt; Abk.: KZ

© Duden 5, Das Fremdwörterbuch. 7. Aufl. Mannheim 2001. [CD-ROM].

Traitor
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Mi 28. Jun 2006, 14:46 - Beitrag #4

Vom reinen Wortsinn her ist Guantanamo sicher ein Lager, in dem Gefangene einer bestimmten Art konzentriert werden. Meines Erachtens gibt es aber zwei Gründe, die gegen die Anwendung des Begriffes sprechen: zum einen die starke NS-Konnotierung, mit der er üblicherweise verwendet wird, sodass die Bezeichnung weniger deskriptiv denn polemisch wahrgenommen wird. Zum anderen fehlt Guantanamo aber auch, wenn man den spezifischen NS-Bezug ignoriert, ein Kennzeichen, das in der Dudendefinition vorkommt und das andere Begriffsträger, wie eben die NS-Lager, aber auch russische Gulags und was es sonst noch so gab, üblicherweise aufweisen: die Masseninternierung. Guantanamo ist ein Gefängnis, in das individuelle Gefangene individuell "aufgenommen" werden, keine Stätte, an die ganze Massen geschickt werden.

Aydee
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Mi 28. Jun 2006, 15:42 - Beitrag #5

's ist halt immer umstritten bei den USA ,-)
Wann fangen Menschen an Massen zu werden..? Ich schätze diese Frage ist wieder so eine des Standpunktes ,-)



Nord-Amerika

Im Ersten Weltkrieg internierte Kanada tausende von Ukrainern, und zwang diese 'feindlichen Fremden' zur Arbeit in Stahlindustrie und Forstwirtschaft.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges richteten die USA Concentration camps für potentiell gefährliche Bürger japanischer, italienischer oder deutscher Abstammung ein. Aber auch Menschen mit anderem Hintergrund wurden zwangsinterniert (z.B. Zeugen Jehovas). Bekannt wurden insbesondere die kalifornischen Camps, weil sich dort die meisten japanstämmischen Familien aufhielten. Ein Gerichtsbeschluss war für die Zwangseinweisungen nicht nötig.

Heute betreiben die USA ein Lager auf Kuba (US-Stützpunkt Guantanamo Bay) für Menschen, die der Unterstützung des Terrors verdächtigt werden. Von offizieller Seite wird die Bezeichnung als "concentration camp" zurückgewiesen, jedoch genügt bereits der bloße Verdacht der aktiven Unterstützung des Terrors für eine Inhaftierung ohne ein nach der US-Verfassung zwingend vorgesehenes Gerichtsverfahren. Kritiker sehen damit alle wesentlichen Kriterien eines Konzentrationslagers als erfüllt an. Es gibt ernste Anzeichen, dass die Haftbedingungen für die Internierten, welche von Menschenrechtsorganisationen scharf gerügt werden, den Insassen physisch und psychisch massiv schaden. Auch das IKRK hat nach Informationen der New York Times im November 2004 gegenüber der US-Regierung die Haftbedingungen in ungewöhnlich scharfer Form kritisiert und von Folter gesprochen. [4]. Wiederholte Medienberichte weisen ebenfalls in diese Richtung. [5]

Die völkerrechtliche Zulässigkeit des Lagers in Guantanamo, aber auch die Rechtmäßigkeit nach der US-Verfassung ist äußerst umstritten. Einige US-Gerichte haben das Festhalten von Verdächtigen ohne ordnungsgemäßen Gerichtsprozess inzwischen als illegal bezeichnet, so zum Beispiel Hens Joyce Green, Richter am District Court for the District of Columbia in seinem Urteil [6] vom 31. Januar 2005. Eine endgültige gerichtliche Klärung der Rechtmäßigkeit nach US-Recht steht jedoch noch aus.



http://de.wikipedia.org/wiki/Konzentrationslager

janw
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Mi 28. Jun 2006, 17:41 - Beitrag #6

Aydee, schön, daß du wieder bei uns bist! :)

Tja, im Rahmen dessen, daß ich seitr einigen Tagen über den bevorstehenden Tyrannenbesuch nachdenke, ist mir die Frage auch schon gekommen...

Guantanamo steht für mich mittlerweile in einer Reihe mit concentration camps und Gulags, und nach den Berichten ehemaliger Insassen (es wird dazu bald auch einen Film geben), auch einem Interview im Deutschlandfunk mit jemandem, der verschiedene Interviews zitierte - ist es für mich ein Vernichtungslager.

Wie besagter Journalist im Deutschlandfunk sich äußerte, sind "viele, die dorthin verbracht wurden, mittlerweile einfach - erloschen." Es ist demnach reihenweise, massenhaft zu Selbstmorden gekommen, zu Todesfällen durch die Haftbedingungen und auch durch Folter.
Dies bewußt durch den amerikanischen Staat und seine Befehlempfänger in kauf genommen, nicht irgendwie verhindert, nicht in irgendeiner Weise dem entgegen gesteuert, an Menschen, deren einziger Fehler es war, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein.

In diesem Sinne ist Konzentrationslager einerseits zu sehr mit der NS-Diktatur konnotiert, andererseits vom Wortsinn her eigentlich zu "milde", ein Euphemismus.

Wann eine Anzahl Menschen zur Masse werden, gute Frage...in diesem Falle zählt für mich aber eher das System, das hinter der Sache steht.
usa ist ein Terrorstaat, Bush ein Verbrecher gegen die Menschlichkeit, dem nur durch tragische Protektionen das gerechte Verfahren erspart wird.

Lykurg
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Mi 28. Jun 2006, 18:07 - Beitrag #7

ist es für mich ein Vernichtungslager.
vom Wortsinn her eigentlich zu "milde", ein Euphemismus.
Das mag für dich so gelten, mir geht beides absolut zu weit. Den Vernichtungsvorwurf halte ich für kraß jenseits des guten Geschmacks. Daß eine gezielte Vernichtung in der Absicht der Betreiber läge, schließe ich kategorisch aus. Falls andere Argumente hier kein Gehör mehr finden :rolleyes: : Es gäbe weit unauffälligere Methoden, unliebsame Personen aus dem Weg zu schaffen, als sie erst in ein solches Lager zu bringen und dort zu warten, bis sie sich selbst umbringen.

Ich durfte übrigens in meiner Klausur (vor einer halben Stunde) Parallelen zu Kafkas "In der Strafkolonie" erörtern. Da ist wesentlich mehr zu holen.

Aydee
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Mi 28. Jun 2006, 18:28 - Beitrag #8

Vernichtungslager ist mir auch ein wenig zu radikal (obwohl... ich weiß ja nicht was der Zweck dieser "Einrichtung" ist... Sozialisierung eher weniger....) Das Wort Konzentrationslager assoziiert leider schon automatisch das Dritte Reich, dennoch sind diese Lager keine Erfindung der Deutschen, oder der Nationalsozialisten. Konzentrationslager ist für mich ein Ort an dem der Regierung (oder welche Organisation auch immer das Lager geschaffen hat) unbequeme Menschen inhaftiert und isoliert werden, und eine entsprechende "Betreuung" erfahren dürfen. Wie viele Menschen dann dort in Gefangenschaft fristen, ist mir in dem Zusammenhang relativ egal

Ja klar, Lykurg, gibt es unauffälligere Methoden.
Aber zum Einen ist es ja nicht wirklich so dass für eine Einrichtung wie Guantanamo Werbung gemacht würde, und zum Anderen ist das vielleicht ja sogar Methode. Denn solange diese Lager "klein" bleibt, solange da nicht zu viele Insassen sind, wird immer ein Zweifel an der Titulierung als Konzentrationslager bleiben. Und der Betreiber ist fein raus.
(ist ne Gedankenkonstruktion, ich weiß ja nicht wie die Leute, die solche Lager einrichten, denken - doch: warum braucht es solche Einrichtungen überhaupt...?)

@Jan. Zustimmang
Die Art wie mit den Insassen verfahren wird, ist wesentlich wichtiger als herauszufinden wie viele Menschen "Masse" sind....



//posting aus dem Bauch heraus, bitte nicht zu streng sein^^ //

Traitor
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Mi 28. Jun 2006, 20:54 - Beitrag #9

@Jan:
Guantanamo steht für mich mittlerweile in einer Reihe mit concentration camps und Gulags, und nach den Berichten ehemaliger Insassen (es wird dazu bald auch einen Film geben), auch einem Interview im Deutschlandfunk mit jemandem, der verschiedene Interviews zitierte - ist es für mich ein Vernichtungslager.
Wie von Lykurg auch von mir scharfer Protest. Ich nehme weder Vernichtungsabsichten noch -maßnahmen war. Es wird sich sicher nicht sonderlich um das Wohlergehen der Insassen gekümmert, darüber hinaus wohl sogar das Leid nicht nur notgedrungen akzeptiert, sondern teils auch billigend in Kauf genommen. Aber von da bis zur gezielten Internierung mit dem Ziel der Tötung ist es noch ein sehr langer Weg. In Guantanamo gibt es keine Erschießungskommandos, keine Gaskammern. Die qualitative Grenze liegt zwischen Guantanamo und einem NS-KZ, nicht zwischen einem "ganz normalem" menschenverachtend geführten Gefängnis in Russland, China oder der Türkei und Guantanamo.
In diesem Sinne ist Konzentrationslager einerseits zu sehr mit der NS-Diktatur konnotiert, andererseits vom Wortsinn her eigentlich zu "milde", ein Euphemismus.
Vom Wortsinne ist es sicherlich recht milde, die Konzentration könnte ja auch ohne jeden Hintergedanken stattfinden, um Bildung und warme Suppe besser verteilen zu können. Von seinen eingeschliffenen Bedeutungen ist es jedoch alles andere als milde - in der allgemeinen Variante schon ein hartes Urteil, in der direkt auf die NS-KZs anspielenden wohl die härtestmögliche Bezeichnung.

@Aydee:
Konzentrationslager ist für mich ein Ort an dem der Regierung (oder welche Organisation auch immer das Lager geschaffen hat) unbequeme Menschen inhaftiert und isoliert werden, und eine entsprechende "Betreuung" erfahren dürfen. Wie viele Menschen dann dort in Gefangenschaft fristen, ist mir in dem Zusammenhang relativ egal
(und analog zu Jans letztem Absatz):
Wo ist nach dieser Verwendung noch der Unterschied zwischen "Konzentrationslager" und "politischem Gefängnis"? Will man ersteres Wort, um bequem ein dank seiner Konnotation vernichtendes Urteil zur Hand zu haben, im Sinne von zweiterem verwenden, so muss man einen neuen Begriff für den eigentlich vom ersteren beschriebenen Sachverhalt auftreiben - unpraktische Begriffsschieberei.

Denn solange diese Lager "klein" bleibt, solange da nicht zu viele Insassen sind, wird immer ein Zweifel an der Titulierung als Konzentrationslager bleiben. Und der Betreiber ist fein raus.
Wieso dieser Dualismus "Entweder es ist ein KZ, oder es ist völlig harmlos?" Auch ohne Guantanmo als KZ zu betiteln und so einen unpassenden Vergleich anzustellen, kann man diese Einrichtung noch kritisieren und mit einer Vielzahl übelster Bezeichnungen und Beschreibungen versehen.

janw
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Mi 28. Jun 2006, 22:37 - Beitrag #10

Wie gesagt, mein Urteil stützt sich auf ein Interview mit jemandem, der mit Ex-Gefangenen gesprochen hat, der auch darauf hinwies, daß das Rote Kreuz und die UNO nur das "Fattening camp" zu sehen bekamen, wo die freizulassenden Gefangenen wieder aufgepäppelt werden.
Es ist in meinen Augen die Entscheidung zwischen Fahrlässigkeit und Vorsatz, die zu treffen ist.
Es ist eine sichere Aussage, daß von einer Gruppe Menschen, die über längere Zeit bei 50 Grad im Schatten mit einer Plastiktüte über dem Kopf gehalten werden, nackt, ohne ausreichend Nahrung und Wasser, dazu moralisch zutiefst gedemütigt, daß davon viele sterben werden. Daß von den Überlebenden viele das Heil im Selbstmord suchen werden. All dies ist absehbar und passiert wie erwartet.
Menschen so zu halten, im sicheren Wissen, daß es so enden wird - und Bush hat durchaus entsprechend matrtialische Töne angeschlagen - das ist für mich keine Fahrlässige Tötung mehr, das ist für mich Vorsatz, dazu mit niederen Beweggründen und damit - Mord.
Hätten die Nazis Cuba gehabt, hätten sie keine Gaskammern gebraucht, das ist der Punkt für mich, Guantanamo hat IMHO das Ziel, Menschen physisch und psychisch zu vernichten, denn auch die Überlebenden sind für den Rest ihres Lebens gezeichnet.

Lykurg
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Mi 28. Jun 2006, 23:14 - Beitrag #11

Hätten die Nazis Cuba gehabt, hätten sie keine Gaskammern gebraucht,
janw, es wäre völlig unmöglich gewesen, über sechs Millionen Menschen mit Plastiktüten über dem Kopf einzusperren, bis sie den Verstand oder das Leben verlieren. Traitor hat es völlig richtig ausgedrückt: Es gibt dort keine Gaskammern, keine Erschießungskommandos oder -geräte, keine Guillotine, keine Galgen. Es kommt dort und nach der Haftentlassung zu Todesfällen und Selbstmorden, aber diese werden nicht planmäßig und fabrikmäßig verursacht.

Der schwerste Vergleichsvorwurf, der sich hier anböte, wären die sowjetischen Gulags, in denen ebenfalls durch die Unmenschlichkeit des Klimas (kombiniert mit völlig unzureichender Bekleidung) massenhafter Tod in Kauf genommen wurde - hier tatsächlich beabsichtigt. Allerdings fand in den Gulags neben einer planmäßigen Verhungerungstaktik auch Vernichtung durch Arbeit statt (sowie gelegentliche Erschießungen), insofern ist auch dieser Vergleich nicht treffend.

Das Ziel, den Menschen physisch und psychisch zu vernichten, verfolgen auch schon reguläre Gefängnisse in vielen Ländern der Erde, da brauchst du nicht zum Schlimmsten zu greifen, was der Mensch bisher geschaffen hat. Ich sehe jedenfalls in diesem Vergleich ein massives Potential, den Holocaust zu verharmlosen - ich weiß, daß du das nicht beabsichtigst, meine aber, daß man sich nicht darauf einlassen sollte, insbesondere nicht, wenn so fundamentale Unterschiede offensichtlich sind.

Die Maschine
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Mi 28. Jun 2006, 23:24 - Beitrag #12

Zitat von janw:Menschen so zu halten, im sicheren Wissen, daß es so enden wird - und Bush hat durchaus entsprechend matrtialische Töne angeschlagen - das ist für mich keine Fahrlässige Tötung mehr, das ist für mich Vorsatz, dazu mit niederen Beweggründen und damit - Mord.
Hätten die Nazis Cuba gehabt, hätten sie keine Gaskammern gebraucht, das ist der Punkt für mich, Guantanamo hat IMHO das Ziel, Menschen physisch und psychisch zu vernichten, denn auch die Überlebenden sind für den Rest ihres Lebens gezeichnet.



Was mir dazu einfällt, ich hab mal gehört, dass für manchen "Unannehmlichkeit" ehemaliger Gefangener Guantanamos, Entschädigungen gezahlt werden.
Das wiederum erinnert mich an das Bikini-Atoll, wo die USA die Landschaft mit Atombomben attackierten, bzw. ihre Atom-Tests durchführten und bis heute einfach nur Summen Entschädigungen zahlen, nach dem Motto: "Soo... tut uns Leid, kommt mal klar mit dem Geld...."

Dabei haben die meisten Bikinianer psychische Probleme deswegen.... die auch ins soziale übergehen (40% Arbeitslosigkeit).

Geschmacklos(er) ist auch, dass man den Bade-2-Teiler für Frauen nach dem Bikini-Atoll und den Tests benannt hat, weil die Frau damit wie eine "Bombe" aussehen sollte.

Lykurg
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Mi 28. Jun 2006, 23:32 - Beitrag #13

Den Vergleich mit dem Bikini-Atoll finde ich gerade ziemlich OT, allerdings ist der Aspekt der Entschädigungszahlungen recht interessant; die Administration gibt zu, daß sie ein Unrecht begangen hat, und versucht mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, etwas zu dessen teilweiser Wiedergutmachung zu tun. Entspricht haargenau der NS-Praxis, schließlich wurden den Zwangsarbeitern ja auch Entschädigungen gezahlt - ach ja, wie menschenverachtend übrigens. :crazy:

Die Maschine
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Mi 28. Jun 2006, 23:44 - Beitrag #14

Naja, ich wollte ja auch nur darauf hinaus, dass beides menschenverachtend ist und die USA immer wieder die selbe Wiedergutmachungsstrategie haben...

dass das Bikini-Atoll nicht wirklich viel mit Guantanamo zu tun hat, ist mir klar.

janw
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Do 29. Jun 2006, 00:09 - Beitrag #15

Gut, den Überlebenden eine Handvoll Dollar und "seht zu, wie ihr wieder psychisch auf die Beine kommt." Den Toten...?

Nein, es ist menschenverachtend, was dort gemacht wird, schlimmer, es ist gezielt menschenzerstörend.

Wenn usa nicht schon in My-Lai seine Unschuld verloren hat, wenn es die je hatte, dann jetzt. Es wird Zeit, daß dieser Staat wirklich zu seiner Verantwortung steht und die handelnden Akteure, einschließlich seines Präsidenten, zur persönlichen Rechenschaft zieht.

Maglor
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Do 29. Jun 2006, 09:50 - Beitrag #16

Wenn es sich für KZs gehört, dass sie von Nazis betrieben werden, ist Guantanamo natürlich kein KZ. ;)
Nicht alle Konzentrationslager des 3. Reiches verfügten über Gaskammern und nur wenige betrieben tatsächlich eine maschinelle Vernichtung. Hierfür waren spezielle Vernichtungslager in Polen vorgesehen.
Die ersten KZs im Deutschen Reich wurden 1933 nach den großen Kommunistenverhaftungen eingerichtet. Ähnlich wie in Guantanamo fehlte von Massenvernichtung jede Spur.
Was Guantanmo erheblich von herkömmlichen Konzentrationslager unterscheidet, ist das Fehlen der Zwangsarbeit. In Guantanmo sitzen die Häftlinge eben den ganzen Tag in ihrem Drahtkäfig.
MfG Maglor

janw
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Do 29. Jun 2006, 10:35 - Beitrag #17

Zitat von Maglor:In Guantanmo sitzen die Häftlinge eben den ganzen Tag in ihrem Drahtkäfig.

Wobei das konsequente Vorenthalten jeglicher Beschäftigungsmöglichkeit ebenfalls eine grausame Mißhandlung von Menschen darstellt - die im Verbund mit den anderen Faktoren in den Wahnsinn und darüber hinaus treiben kann.

Aydee
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Do 29. Jun 2006, 10:57 - Beitrag #18

Traitor: "Wo ist nach dieser Verwendung noch der Unterschied zwischen "Konzentrationslager" und "politischem Gefängnis"? Will man ersteres Wort, um bequem ein dank seiner Konnotation vernichtendes Urteil zur Hand zu haben, im Sinne von zweiterem verwenden, so muss man einen neuen Begriff für den eigentlich vom ersteren beschriebenen Sachverhalt auftreiben - unpraktische Begriffsschieberei."

Ist da denn eien Unterschied außer in den verwendeten Begriffen....?
nb. "vernichtendes Urteil"?? Dieser Gedanke von dir resultiert..... woraus....?

Ist dir je der GEdanke gekommen, dass Begiffe den Inhalt verschleiern (können)? Und dass Begriffe, Worte aus genau diesem Ansinnen gerade eben so verwendet werden...?
Ich finde es äußerst interessant, dass du zB. den Begriff "Konzentratonslager" für Guantanamo für einen umpassenden Vergleich hälst .-(

Lykurg: "raitor hat es völlig richtig ausgedrückt: Es gibt dort keine Gaskammern, keine Erschießungskommandos oder -geräte, keine Guillotine, keine Galgen. Es kommt dort und nach der Haftentlassung zu Todesfällen und Selbstmorden, aber diese werden nicht planmäßig und fabrikmäßig verursacht."

Das ist aber nicht Bestandteil der ursprünglichen Bedeutung des Begriffes "Konzentrationslager"
Er wird heute hauptsächlich im Zusammenhang mit dem NS-Regime verwendet und es ist ein leichtes das Wort auf diese Zeit und die damaligen Internierungslager zu beschränken, wird imo aber der Wirklichkeit nicht gerecht.

Lykurg: "Ich sehe jedenfalls in diesem Vergleich ein massives Potential, den Holocaust zu verharmlosen"

Sehe ich nicht
Aber ich sehe in der strikten Ablehnung den Gedanken Guantanamo=Konzentrationslager (weil.... weil.... weil.... "weil"-Gründe finden sich immer ,-))) eine Verharmlosung von eben zB. Guantanamos

nb. Der Gedanke der Entschädigungszahlungen ist imo makaber genug .-(

Lykurg
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Do 29. Jun 2006, 11:43 - Beitrag #19

Vorsicht, Aydee und Maglor!

janw hatte Guantanamo ausdrücklich als ein Vernichtungslager bezeichnet, und dagegen habe ich argumentiert. Eben weil ich - genau wie ihr - zwischen den Begriffen Konzentrationslager und Vernichtungslager einen massiven semantischen Unterschied sehe, mußte ich hier eingreifen. Auf die Frage, ob es sich um ein Konzentrationslager handelt, kann mE erst zurückgegangen werden, wenn diese noch weit darüber hinausgehende Behauptung als unhaltbar anerkannt wurde (oder man sich beiderseits entschließt, davon zu schweigen). Insofern bin ich mit dir auch einer Meinung, Maglor:
Nicht alle Konzentrationslager des 3. Reiches verfügten über Gaskammern und nur wenige betrieben tatsächlich eine maschinelle Vernichtung. Hierfür waren spezielle Vernichtungslager in Polen vorgesehen.
Die ersten KZs im Deutschen Reich wurden 1933 nach den großen Kommunistenverhaftungen eingerichtet. Ähnlich wie in Guantanamo fehlte von Massenvernichtung jede Spur.

Nebenbei:
Ist es nun besser, den Menschen Geld zu geben, oder ihnen keines zu geben?
Egal was man tut, man ist böse, ganz klar. Aber dann braucht man nicht davon zu reden, daß Geld gezahlt wird.

Malte279
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Do 29. Jun 2006, 16:11 - Beitrag #20

Manchmal habe ich den Eindruck dass viele Deutsche gerne Begriffe wie Konzentrationslager etc. auf die Taten von anderen Regierungen anwenden, gerade WEIL diese Begriffe eine so stark durch den Nationalsozialismus vorbehaftet sind. Das ist jetzt kein Vorwurf an irgendjemanden hier, aber ich habe sehr oft die Beobachtung gemacht dass viele von uns Deutschen sich wie die Schneekönige darüber zu freuen scheinen wenn die Verbrechen anderer westlicher Nationen angesprochen und mit dem Nationalsozialismus verglichen werden.
Stark überspitzt lautet die Reaktion dann: "Siehst Du, die Deutschen sind gar nicht so schlimm. Die anderen machen es doch auch!"
Ich könnte dann jedes Mal erbrechen wenn ich sehe wie sehr viele sich über diese Verbrechen anderer Nationen freuen, wie sie sich dadurch "bestätigt" zu fühlen scheinen, ohne das einer der betroffenen irgendwie auch nur ansatzweise rechtsradikal wäre.
Ich glaube vielen fehlt da wirklich die Fähigkeit Dinge getrennt von einander zu betrachten weil wegen des Nationalsozialismusses immer noch bei vielen Deutschen unterschwellig das Gefühl herrscht sich in irgendeiner Weise persönlich dafür rechtfertigen oder etwas relativieren zu müssen.
Was Guantanamo angeht sind die Unterschiede zu den Nationalsozialistischen Konzentrations oder gar Vernichtungslagern von Traitor und Lykurg bereits sehr gut dargelegt worden und ich halte auch Traitors Aussage
Wieso dieser Dualismus "Entweder es ist ein KZ, oder es ist völlig harmlos?" Auch ohne Guantanmo als KZ zu betiteln und so einen unpassenden Vergleich anzustellen, kann man diese Einrichtung noch kritisieren und mit einer Vielzahl übelster Bezeichnungen und Beschreibungen versehen.
Für sehr zutreffend. Wenn alles entweder KZ oder völlig harmlos ist, warum sollten dann nicht auch alle Menschen entweder Freiheitskämpfer oder Teroristen sein? :crazy:
Ich war im Frühjahr 2002 in Amerika, als das Lager gerade gegründet bereits recht heftig in der Kritik stand. An der Schule in Amerika wurde diese Kritik nicht verstanden. Es wurden Punkte herausgestellt wie die angeblich sehr rücksichtsvolle Behandlung (warme Duschen, gutes Essen, die Möglichkeit muslimische Geistliche zu sehen und Bücher zu bekommen). So entscheidende Fragen wie die nach der unbefrissten Gefangenschaft ohne Anklage oder einen Prozess, oder nach dem rechtlichen Status der Gefangenen wurden gar nicht gestellt.

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