Jörg Haider ist tot

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
mine'S^
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Mi 15. Okt 2008, 09:25 - Beitrag #21

Ich sehe meine Meinung zu Lafontaines Thesen in der Vielzahl der kritischen Analysen seiner Reden bestätigt. Seine einzig bewundernswerte Fähigkeit - und das so zu definieren ist schon guter Wille - ist die Schaumschlägerei, das selbstsichere Auftreten, während er vollkommen absurden Mist von sich gibt. Lafontaine ist kein guter Redner er ist einer, der spontan schwer zu widerlegen ist, weil er seine Behauptungen durch scheinbare Fakten untermauert, die sich erst bei intensiver Betrachtung, als Mist erweisen. Das macht ihn zu einem schaumschlagenden Luftikus, einem großartigen Demagogen, der den Nerv der Zeit und des Mobs erkennt und trifft, nicht mehr aber auch nicht weniger. In einer Diskussion vor einem Wer-wird-Millionär-terminal, mit instant-uplink zu sämtlichen Informationen wäre Lafontaine nicht überzeugender als dieser smilie Bild.
Dass er dabei nur auf der roten Welle reitet und seinen eigenen Prinzipien widerspricht und die Personifikation des "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern" darstellt unterscheidet ihn sehr wohl von anderen Machtmenschen, die diese negativen Verhaltenszüge nicht notwendigerweise in diesem Maße aufweisen.


Ich weiß nicht welche seiner Ansichten du teilst abgesehen von der Beobachtung, dass es so wie es ist nicht gut ist teile ich zumindest keine und schon gar keinen seiner Lösungsansätze, die günstigstenfalls einer verklärten Fabelwelt entspringen. Ich kann nur erneut auf die Schichten verweisen, in denen Lafontaine und Linke den Großteil ihres Rückhaltes erfahren und ihre Stimmen rekrutieren, das sagt denke ich alles.

Ipsissimus
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Mi 15. Okt 2008, 12:25 - Beitrag #22

Ich sehe meine Meinung zu Lafontaines Thesen in der Vielzahl der kritischen Analysen seiner Reden bestätigt.


das bleibt dir unbenommen. Ich nehme derartige Analysen auch zur Kenntnis, sehe aber, dass sie Mittel zur politischen und gesellschaftlichen Kriegsführung, und damit nur hinsichtlich ihrer Wirkung, nicht notwendigerweise hinsichtlich ihres Gehaltes ernstzunehmen sind. Im übrigen bin ich kein Apologet Lafontaines, ich habe ihn zu hautnah als Ministerpräsidenten erleben dürfen, als dass ich das noch sein könnte. Jedoch ist der Feind eines Feindes noch lange kein Freund (und auch der Freund eines Freundes ist es nicht), und wenn ich die lange Reihe der Politiker und Wirtschaftsfunktionäre durchgehe, die sich mit Kritik an Lafontaine profilieren wollen, kommt mir der alte Spruch vom Splitter und dem Balken in den Sinn, und gelegentlich auch der vom Schwein und der Eiche.

Die SPD HAT unter Schröder - aufbauend auf den Vorarbeiten der Kohl-Regierung zur Globalisierung - den Sozialstaat mit Lust in den Sand gesetzt; Lafontaine und die Linke leben daher in erster Linie nicht von ihrem Populismus, sondern von dem Leid, das die SPD Millionen von Bürgern unmittelbar verursacht hat. Und die "sachliche" Vernünftigkeit, die hier allenthalben propagiert wird, heißt in der Praxis nichts anderes, dass diese Bürger zu akzeptieren hätten, dass ihr Leid nicht behebbar ist, dass sie Versager sind und dass sie nach unten durchgereicht werden. Okay, kann man so machen, Hartz IV ist nichts anderes. Über die Reaktionen der Leidtragenden sollte man sich dann aber nicht wundern, zumindest im Privaten nicht, wenn keine Kamera dabei ist, die medienwirksam die Empörung über die Sozialschmarotzer darstellt. Die Kritik der SPD an Lafontaine ist meines Erachtens nichts anderes als das Erschrecken über die verspätete Einsicht, dass 5 Millionen Menschen, die man in die Verelendung treibt - mit genug Potential für viele Millionen mehr - als Wählerstimmen, die man nicht mehr bekommt, durchaus ein Faktor sind. Nicht umsonst tauchen ja immer wieder Stimmen auf, die ein "qualifiziertes" Wahlrecht fordern.

Nur für den Fall: nein, ich bin kein Parteimitglied oder Anhänger der Linken, ich stamme aus einer alten SPD-Familie. Deswegen bin ich auch so zornig auf diese Partei. Von den anderen erwarte ich ohnehin nichts besseres.

Derjenige der den Spruch vom "Geschwätz von gestern" prägte, gilt übrigens weit über Anhängerkreise hinaus als der größte Kanzler, den Deutschland je hatte^^

Hinsichtlich deiner Einschätzung "anderer" Machtmenschen, nun, da unterscheidet sich deine Wahrnehmung deutlich von meiner.

Maglor
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Mi 15. Okt 2008, 13:59 - Beitrag #23

Oskar L. sagt:

"Es gibt viele Fälle, in denen jemand hohes Arbeitslosengeld bezieht, obwohl Familieneinkommen und Vermögen da sind. Und ich frage nun, ob der Sozialstaat nicht besser so konstruiert sein sollte, dass nur die Bedürftigen Nutznießer des Sozialstaats sind". (Interview DER SPIEGEL 45/1998)

"Wenn gesellschaftliche Aufgaben durch private Anbieter besser und preiswerter erledigt werden können, dann haben die Bürger ein Recht darauf, dass die für sie beste Lösung gewählt wird, das heißt dann: Privatisierung." (Konferenz "Moderner Staat in einer modernen Gesellschaft", 4.2.1997)

"Wir können auf die ständig steigende Lebenserwartung nicht mit immer kürzerer Lebensarbeitszeit reagieren." (Interview "Focus" 33/95)

Da O. Lafontaine mit den bösen neoliberalen Forderung des damaligen SPD-Vorsitzenden Oskar L. nicht mehr zurecht kam, verließ O. Lafontaine die Regierung Schröder. :crazy:
Mittlerweile übt sich O. Lafontaine in der Romantisierung der Kohl-Ära und fordert eine Rückkehr zur Kohl'schen Politik mit Arbeitslosenhilfe, großen Staatsbetrieben, Rente ab 65 oder besser früher...

P.S. Mit J. Haider hat das hier ja nur noch wenig zu tun, außer vielleicht in Bezug auf die xenophoben Exkurse des O. Lafontaine. Könnte daher das Thema abgetrennt werden?

Ipsissimus
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Mi 15. Okt 2008, 14:36 - Beitrag #24

Maglor, der Umstand, dass ich mir bestimmte Einsichten erarbeitet habe, hat nichts damit zu tun, wer sonst noch Thesen vertritt, die diesen Einsichten ähneln oder ihnen widersprechen. Lafontaine ist für meine Weltsicht wie jeder andere Politiker dieser Welt völlig irrelevant.

Ipsissimus
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Mi 15. Okt 2008, 15:47 - Beitrag #25

wie sich zeigte, war Haider stark alkoholisiert, mit 1,8 Promille

http://www.stern.de/politik/ausland/:Untersuchungsergebnis-Haider-Unfall/642385.html

mine'S^
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Mi 15. Okt 2008, 21:21 - Beitrag #26

Die SPD HAT unter Schröder - aufbauend auf den Vorarbeiten der Kohl-Regierung zur Globalisierung - den Sozialstaat mit Lust in den Sand gesetzt; Lafontaine und die Linke leben daher in erster Linie nicht von ihrem Populismus, sondern von dem Leid, das die SPD Millionen von Bürgern unmittelbar verursacht hat. Und die "sachliche" Vernünftigkeit, die hier allenthalben propagiert wird, heißt in der Praxis nichts anderes, dass diese Bürger zu akzeptieren hätten, dass ihr Leid nicht behebbar ist, dass sie Versager sind und dass sie nach unten durchgereicht werden.


Primär hat die SPD erkannt, dass man aus bei Einnahmen von 5 Euro nicht mehr als 10 ausgeben sollte, wenn man die BRD nicht in Cola-Burger-Land umbennen möchte; leider hat die SPD, wie die Regierung vor ihr versäumt den Scheiß, den der ach so geschätzte Hohlkopf Adenauer verzapft hat endlich auszubügeln und beschlossen, an falschen Stellen einzusparen und abzuschöpfen. Die SPD hat verpasst ein nicht tragfähiges System zu reformieren und hat Alibi-Korrekturen vorgenommen und sich dann gegenseitig beglückwünscht. Da das System nur leider von Jahr zu Jahr weniger tragfähig ist steht die derzeitige Regierung noch mehr unter Druck und auch die verlegt sich - welche Überraschung - auf marginale Oberflächenkosmetik. Der Sozialstaat, wie ihn Lafo auf einmal erträumt und einfordert ist unter der Vorraussetzung, dass Privateigentum bleibt und Menschen in der BRD leben nicht realisierbar, so traurig das ist, da helfen auch alle Chavez-erprobten Pläne nichts. Lustig finde ich in dem Zusammenhang nebenbei, dass jeder gegen Schäuble schreit, wenn der die Illusion innerer Sicherheit gegen das winzige Entgelt der individuellen Freiheit und Selbstbestimmtheit fordert, aber Chavez wird zum Heiligen weil er für den gleichen Preis die llusion sozialer und sozialistischer Gerechtigkeit vorgaukelt, während er ganz still und leise die Staatsbank auf ein Nummernkonto transferiert und mit Drogengeld ähem Spenden Krankenhäuser für die Parteimitglieder ähem Bürger baut. Ich könnte mich teilweise weglachen, als hätten die ganzen Deppen nichts aus der SED-Geschichte gelernt, aber egal...

Was die Arbeitslosen angeht, deren Behandlung liegt in der Natur der Sache, sie kosten nur Geld und sind unschön in der Statistik, wenn man sie schon durchfüttert kann man sie doch wenigstens verbal geißeln. Was mich allerdings gerinfügig nervt ist dieses ständige Geheule wegen sozialer Ungerechtigkeit, wenn es im Grunde so ist, dass die Arbeitnehmer mit großem Einkommen sowas von ausgenommen werden, Leistung wird bestraft, wenn ich mir angucke wieviel ich von meinem Bonus - für den ich teilweise 6,5 Tage die Woche, Tag und Nacht schufte und zig Projekte noch daheim weiter führe - abgezogen kriege da unterhalte ich allein 2 Familen 1 Jahr lang von, die dann von sozialer Ungerechtigkeit reden, während sie ihr WOW Abo mit meinem erschufteten Geld zahlen. (<- veranschaulichend stereotyp) Da könnte ich schon ziemlich sauer werden, aber was solls, so ist das eben in einem Sozialstaat. Unverdientes geld wird marginal versteuert, erschuftetes horrend. Ich finde es z.B. sozial ungerecht, dass ich mehr als die Hälfte meines Bruttos abgeben muss um iwelche anderen Menschen zu unterhalten, die finden es ungerecht, dass ich nicht 75% abgebe, dass es ihnen besser geht.

Bei all der Polemik sollte ich vielleicht anmerken, dass mir klar ist, dass es durchaus viele Menschen gibt die unverschuldet arbeitslos werden und nichts lieber täten als wieder zu arbeiten aber aus diversen Gründen, von denen die meisten auf engstirniges Gewinngedenken einiger Mächtiger rekurrieren daran gehindert werden. Trotzdem stresst es mich persönlich jedes mal unheimlich wenn ich meine Gehaltsabrechnung angucke...

Ipsissimus
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Do 16. Okt 2008, 10:09 - Beitrag #27

von 5 Euro Einnahmen kannst du natürlich nicht dauerhaft 10 Euro Ausgaben finanzieren. Du könntest aber auf die kluge Idee kommen, nachzuschauen, wo denn die fehlenden Einnahmen bleiben, weil du dich erinnerst, dass es ´ne Zeit gab, in der 20 Euro Einnahmen 2 Euro Ausgaben gegenüber standen. Und dann guckste mal, wo die Steuern deiner Großkonzerne geblieben sind, vielleicht gibt dir das ´ne Antwort. Möglicherweise würdest du auch sehe, dass die Menge an verfügbarer Arbeit kontinuierlich abgenommen hat durch allerlei Automatisierungs-Gedöns, das ganz sicher nicht den Arbeitnehmern geholfen hat.

Chavez ist derzeit Zielfigur der üblichen Diffamierungen konservativer und einschlägig an der Machtübernahme interessierter Kreise. In Chile nichts Neues, hätte ich in Gedenken an Allende beinahe gesagt, wenn es nicht um Venezuela, vor allem aber um viel Öl und dessen Verwertungsrechte ginge. In diesen Kreisen gilt alles als illegitimer Eingriff in ihre persönliche Freiheit, was ihr Recht beschneidet, nach ihrem Gutdünken ihren Gewinn zu maximieren, selbst wenn sie dazu Menschenrechtsverletzungen begehen.

Nach der Polemik deines vorletzten Absatzes stimmt der letzte Absatz wieder versöhnlich^^ meinst du, mir ginge es beim Blick auf meinen Gehaltszettel anders? Ich unterliege zwar nicht dem Spitzensteuersatz, aber über 40 Prozent meines Bruttolohnes an Abgaben sind auch nicht gerade wenig. Möglicherweise ist es aber so, dass diesen Umstand gar nicht die Arbeitslosen zu vertreten haben? Sondern alle diese ultraschlauen "Leistungseliten" unserer Gesellschaft? Worunter ich nicht den arbeitenden Teil subsumiere, sondern den managenden Teil und die Shareholder. Die Erpresser eben.


noch was zum ursprünglichen Thema

Donnerstag Stark betrunkener Haider wird von Anhängern zum Mythos verklärt

Obwohl Jörg Haider mit massiv übersetzter Geschwindigkeit fuhr und in seinem Blut 1,8 Promille Alkohol festgestellt wurde, ist seine Popularität in Kärnten ungebrochen.

von Rudolf Gruber

Wien An seinem Mythos wurde in Österreich schon eifrig gestrickt, als gestern die Nachricht dazwischenplatzte, dass Jörg Haider stark alkoholisiert in den Tod gerast war. Gleichwohl wird sein Begräbnis am Samstag ein Massenereignis. Er war letzten Samstag nach einer Party mit seinem Auto spät nachts südlich der Hauptstadt Klagenfurt tödlich verunglückt. Der Tachometer war bei 142 Stundenkilometern stehengeblieben.

Anweisung an die Medien

Nach Absprache mit seinen Getreuen und Haiders Familie äusserte Petzner, der 27-jährige designierte Parteichef des Bündnisses Zukunft Österreich (BZÖ), noch die Bitte: Die Medien mögen doch «auf die Stoptaste» drücken und die Berichterstattung über den Unfallhergang «abschliessen». Weitere Details seien nicht von öffentlichem Interesse, sondern nur noch Familienangelegenheit. Dieses merkwürdige Ansinnen passt zum rudimentären Demokratieverständnis seiner Partei und seiner Anhänger, die Haider zum Mythos und seinen Tod zu einer staatlichen Tragödie verklären wollen. Der «gütige Landesvater», der immer für alle da war, der «König der Kärntner», den alle geliebt hätten � nur so wollen ihn seine Anhänger in Erinnerung behalten. Boulevardmedien haben Haider bereits in eine illustre Ahnengalerie aufgenommen: «Er starb wie Lady Di», hiess es; auch James Dean und sogar John F. Kennedy werden als Schicksalsgenossen bemüht. Ausser, dass alle diese Legenden in einem Auto starben, hat Haider mit ihnen nichts gemein. Sein Tod ist für seine Familie ein grosser Verlust, aber er ist keine Tragödie, wie selbst Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer meinte.

Leben leichtsinnig verloren

Haider verlor sein Leben durch eigenen Leichtsinn, der ihn auch in seinem politischen Handeln ausgezeichnet hat. Ausser ein paar Kritikern stellt noch niemand Haider als Vorbild in Frage, obwohl er betrunken mit 142 Stundenkilometern, noch dazu bei Nebel, durch besiedeltes Gebiet gerast war und damit in Kauf genommen hatte, das Leben anderer Menschen zu gefährden. «Es war ja eh keiner auf der Strasse» � so sprechen ihn viele Kärntner von jeglicher Verantwortung frei. «Es ist sonst niemand verletzt worden», sagte auch Haiders politischer Ziehsohn Petzner. Zur mythischen Verklärung seines Todes zählen auch die Verschwörungstheorien, deren jüngste ein ehemaliger FPÖ-Politiker im Internet verbreitet: Haider sei einem Attentat des israelischen Geheimdienstes Mossad zum Opfer gefallen, weil er gute Kontakte zu Libyens Staatschef Ghadhafi und seinem Sohn Saif al Islam gepflegt habe. Doch diese hanebüchene Theorie sollte eher die heimischen Antisemiten bedienen: Haider sprach oft von der «amerikanischen Ostküste» als Chiffre für den Jüdischen Weltkongress, der einstmals die NS-Vergangenheits-Lücken des früheren Präsidenten Kurt Waldheim weltweit bekannt gemacht hatte. Haider wird am Samstag in Klagenfurt mit grossem Pomp verabschiedet, etwa 30 000 Trauergäste werden erwartet. Alle Kärntner können gratis per Bus anreisen. Die Einsegnung wird der auch für Kärnten zuständige Bischof der Diözese Graz-Seckau, Egon Kapellari, vornehmen.

Neonazis an Begräbnis erwartet

Den Protokollorganen macht aber vor allem das Gerücht Sorge, wonach viele Neonazis aus Österreich und Deutschland auf dem Weg nach Kärnten unterwegs sind. Auch Veteranen der SS-Kameradschaft IV und deren Nachkommen wollen für Haider Spalier stehen, weil Haider einmal die «Kriegsgeneration» pauschal von allen Nazi-Verbrechen freigesprochen hat. Auch hohe Vertreter des rechtsextremen belgischen Vlaams Belang und der italienischen Lega Nord werden erwartet. Diese Sorte von Trauergästen sollte keinesfalls in Sichtkontakt mit den heimischen Staatsspitzen und Würdenträgern, voran Bundespräsident Fischer, kommen.


Schaffhausener Zeitung, 16. Oktober 2008, Auslandsteil

Feuerkopf
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Fr 17. Okt 2008, 10:25 - Beitrag #28

Ein höchst zweifelhafter Politiker hat sich im besoffenen Kopp ums Leben gerast.
Klassischer Fall von Selbstüberschätzung. Ich bin nur froh, dass niemand sonst in den Unfall verwickelt war.
Und jetzt Glorifizierung? Sorry, für mich überhaupt nicht nachvollziehbar.

teut
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Sa 17. Jan 2009, 19:16 - Beitrag #29

noch heute

werden an der Unfallstelle Kerzen angezunden ob der Haider besoffen war oder nicht interessiert keine S... Leider sind die Nachfolger nicht mal Kerzenlichter,die dort brennen.Die politischen Gegner sind noch flacher.Quo vadis Austria

Maglor
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Di 20. Jan 2009, 22:44 - Beitrag #30

Ich muss schon sagen; ich bin sehr überrascht wie emotinal verbunden unsere österreichischen Nachbarn noch mit Politikern sein können. Ein derartiges Idol ist mir im Deutschland der Gegenwart nicht bekannt und ich glaube auch nicht, dass das Ableben eines Herren Koch, Beck oder Seehofer so viel kollektives Weinen mitsichbringen würden. (Soll jetzt nicht heißen, dass auf den Gräbern der Politiker getanzt wird.)
In Deutschland sind die Zeiten des Gloria anscheinend vorbei. :(
Könnten wir nicht auch einen Obama, einen Sarkozy oder wenigstens einen Haider haben?

Padreic
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Di 20. Jan 2009, 23:28 - Beitrag #31

Es mag sein, dass in der Existenz einer charismatischen Führerpersönlichkeit ein gewisses Gut liegt, das erstmal unabhängig von dessen Fähigkeit, gute Entscheidungen zu treffen, ist, denn sie kann Begeisterung und Optimismus vermitteln. Und diese sind tendentiell, denke ich, höher einzuschätzen als Lethargie und Pessimismus. Mit etwas Glück kann so etwas höhere Produktivität und größere Hilfsbereitschaft erzeugen, was sicherlich gesamtgesellschaftlich gesehen positiv ist.

Allerdings muss man wohl kaum erwähnen, dass in der Fähigkeit, unabhängig von der Qualität der Gedanken für diese begeistern zu können, auch eine Gefahr liegt. Dazu muss man gar nicht auf 33-45 rekurrieren. Es kann auch in so etwas "Banalem" wie einer schlechten Wirtschaftspolitik und hoher Staatsverschuldung liegen, für die man mit großartigen Reden Begeisterung wecken mag.

Außerdem glaube ich nicht, dass Sarkozy so beliebt ist, oder täusche ich mich da?

Lykurg
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So 11. Okt 2009, 12:15 - Beitrag #32

brrr...

Im Kärntener Bergbaumuseum hat man passend zur ersten Wiederkehr des Todestages in einem Stollen eine wahrhaft unterirdische Gedenkstätte/Ausstellung für Haider eingerichtet. Ob es dabei ein Zufall ist, daß der Ausstellungsort von Zwangsarbeitern als Bunker für die österreichische NS-Gauleitung errichtet wurde?

Der Artikel berichtet so einiges, was nicht gerade den Eindruck einer reflektierten, kritischen Sichtweise seitens der Ausstellungsmacher erweckt. Nebenbei verrät er (im Gegensatz zur Ausstellung^^) auch private Details über Haider, die mir bislang unbekannt waren - für wieviele in Deutschland aktive Politiker (, Fußballstars, Prominente aller Art, ...) dieses Doppelleben wohl ebenfalls notwendige Lebenswirklichkeit ist?

009
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Mo 12. Okt 2009, 01:03 - Beitrag #33

In der Tat scheint eine sachlich-komplette Darstellung der sicheren Erlenntnisse run um Leben und Sterbend es Jög Haider nicht primäres Zile der Ausstellungsmacher gewesen zu sein.

Ipsissimus
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Mo 12. Okt 2009, 09:50 - Beitrag #34

nicht nur der Ausstellungsmacher nicht^^

Lykurg
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Mo 12. Okt 2009, 10:41 - Beitrag #35

Wessen noch, Ipsissimus? Beziehst du dich darauf, daß in Kärnten offensichtlich weiterhin ein breiter Haider-Kult lebt, und auf die anzunehmende Beteiligung der Familie an der Ausstellungskonzeption - oder meinst du noch etwas anderes? Der Artikel?

Fein beobachtet, 009. Bild

Ipsissimus
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Mo 12. Okt 2009, 13:08 - Beitrag #36

in Kärnten und wohl auch insgesamt Österreich, zumindest teilweise, wobei die Motive sowohl politischer als auch privater Natur sein dürften

Lykurg
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Mo 12. Okt 2009, 13:23 - Beitrag #37

Stimmt natürlich, Österreich hab ich ganz vergessen^^ - und daß es neben Haider-Memorabilia noch für einen Strache reicht, macht die Sache auch nicht besser. Übrigens als Hinweis auf absichtliche Kontinuität:
Zitat von welt.de:Wo bald Haiders Schaukelpferd schaukeln könnte [gemeint: eben der tatsächlich gewählte Ausstellungsort], hielt Gauleiter Rainer am 7.Mai 1945 seine Kapitulationsrede. „Passt mir auf mein Kärnten auf“, soll er gesagt haben, so erzählt man es sich jedenfalls, auch wenn es laut Karner nicht zu belegen ist. Mit demselben Satz verabschiedete sich Jörg Haider, als er wegen seines Lobs für die „ordentliche Beschäftigungspolitik“ der Nationalsozialisten abdanken musste. Und er klang wieder an, als Haiders Epigonen vom BZÖ im März erstmals ohne ihren Gründer in den Landtagswahlkampf ziehen mussten. „Wir passen auf dein Kärnten auf“ plakatierten sie – und siegten.

Maglor
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Mo 16. Okt 2017, 22:40 - Beitrag #38

9 Jahre später und alles ist Futsch.

Haiders Parteigründung die BZÖ ist inzwischen völlig bedeutungslos geworden.
Den Landeshauptmann von Kärnten stellt inzwischen die SPÖ.
Auf Reichsebene triumphiert Haiders Erzparteifreund Strache mit der FPÖ.
Gaddafi und Saddam, Haiders Buddys, wurden hingerichtet.
Sogar Haiders Lebensmensch und Herzbube a.D. Stefan Petzner spielt die Rolle des geläuterten Populisten und gibt sich als Stichwortgeber für die Antifa.

Nichts ist übrig geblieben außer ein paar Schwarzgeldaffären und einer gerichtlichen Entscheidung, die Mutmaßungen über Haiders sexuelle Orientierung verbietet, ist nichts mehr übrig geblieben. Die Getreuen sind fort.

Wahrscheinlich würde man von Haiders Provokationen heute nicht einmal mehr Notiz nehmen. Wenn irgendein Pflaumenaugust aus Kärnten den üblichen Mainstream-Quatsch blubbert.

Traitor
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Mo 13. Nov 2017, 22:08 - Beitrag #39

Du übersiehst etwas entscheidendes, Maglor: Haider ist längst wiederauferstanden, und zwar als Ministerpräsident des Iraks!

Und letztlich darf Österreich sich wohl mittlerweile auf die Schultern klopfen, europaweit Avantgarde gewesen zu sein.

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