Jörg Haider ist tot

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Marc Effendi
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Sa 11. Okt 2008, 11:49 - Beitrag #1

Jörg Haider ist tot

Der 58-jährige Landeshauptmann von Kärnsten starb nach Angaben der Klagenfurter Polizei am frühen Morgen bei einem Autounfall. Haider sei mit seinem Dienstfahrzeug im Süden von Klagenfurt unterwegs gewesen und offenbar von der Straße abgekommen, meldet APA. Der Politiker, der allein im Fahrzeug war, erlitt demnach schwerste Verletzungen im Kopf- und Brustbereich, denen er kurz darauf erlag.

"Für uns ist das wie ein Weltuntergang", sagte Haiders Sprecher Stefan Petzner. Haiders damalige Freiheitliche Partei Österrreichs (FPÖ) war aus den Parlamentswahlen 1999 als zweitstärkste Kraft hinter der konservativen ÖVP hervorgegangen und von ÖVP-Chef Schüssel in eine Regierungskoalition geholt worden.

Haider selbst war im Kabinett nicht vertreten, da er wegen seiner zahlreichen umstrittenen Äußerungen zum Nationalsozialismus als untragbar galt. So hatte er Konzentrationslager als "Straflager" bezeichnet und von einer "ordentlichen Beschäftigungspolitik" des Dritten Reichs gesprochen.

Doch allein der Eintritt der Rechtspopulisten in die Regierung führte zu einem Eklat in der Europäischen Union, der Österreich seit 1995 angehört.

Die EU-Länder beschlossen Sanktionen gegen Wien: Bilaterale Kontakte wurden ausgesetzt und österreichischen Kandidaturen für Posten bei internationalen Organisationen die Unterstützung verweigert. Nach neun Monaten wurden diese Maßnahmen aber eingestellt. Die FPÖ blieb in der Regierung, erlitt aber bei den folgenden Nationalratswahlen eine schwere Niederlage.

Haider, der sich bis zum Schluss als Europa-Skeptiker profilierte, überwarf sich schließlich mit der FPÖ und gründete eine neue Formation, das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ). Bei den Parlamentswahlen Ende September erzielte die Partei einen Stimmenanteil von elf Prozent und war zwischenzeitlich als möglicher Koalitionspartner der ÖVP im Gespräch. Der neue ÖVP-Chef Josef Pröll wollte davon jedoch nichts wissen.

Haider war nicht nur die umstrittenste, sondern auch die schillerndste Figur der österreichischen Politik. Er war oft im eigenen Hubschrauber oder im schwarzen Porsche-Cabrio unterwegs, kletterte medienwirksam auf den Großglockner und pflegte eine Freundschaft mit einem Sohn des libyschen Staatschefs Muammar el Gadaffi. Dem irakischen Diktator Saddam Hussein stattete er 2002 einen Besuch ab.
Bild

Soll man sich nun freuen oder nicht?

Lykurg
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Sa 11. Okt 2008, 18:35 - Beitrag #2

Diese Stimmung deutlicher Erleichterung (bei gewissem Unwohlsein angesichts der persönlichen Tragödie, die natürlich auch dahintersteht) erlebte ich heute morgen auf einer Tagung mit mehreren österreichischen Teilnehmern mit.

Freude ist meines Erachtens nicht angemessen, darüber hinaus weiß man ja auch nicht, was kommen mag... Für das BZÖ ist es katastrophal, das heißt aber nicht unbedingt, daß Österreichs Politik sich 'normalisieren' muß. Sein Konkurrent Strache ist noch radikaler; Haider hatte in den letzten Jahren einige der aggressivsten Positionen zurückgenommen, um regierungsfähig zu werden. Wie einer meiner Professoren passend formulierte, ist bedauerlich, daß ihm so die Möglichkeit zu einer echten Läuterung, einer Erkenntnis des Irrwegs, fehlt, und die genannte Anpassung den Beigeschmack des Opportunismus behält.

mine'S^
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Sa 11. Okt 2008, 19:49 - Beitrag #3

Wie einer meiner Professoren passend formulierte, ist bedauerlich, daß ihm so die Möglichkeit zu einer echten Läuterung, einer Erkenntnis des Irrwegs, fehlt, und die genannte Anpassung den Beigeschmack des Opportunismus behält.


Die politischen Positionen und Ansätze Haiders bestehen aus mehr als einigen verbalen Entgleisungen und verdienen genau so viel sachliche Diskussion, wie die "Irrwege" jedes anderen Politikers. Dass die Ablehnung gegen den Politiker Jörg Haider nicht ganz so breit war wie man das im politisch korrekten Östereich gerne sähe zeigen die Wahlergebnisse mit und ohne Haider. Ich will Haiders Positionen sicher nicht verteidigen, die meisten waren tatsächlich mehr als fragwürdig, zuweilen sogar gefährlich und meistens ohnehin nicht konkret, aber das kann nur durch eine inhaltliche Auseinandersetzung festgestellt werden nicht durch Vorabverurteilung und Brandmarkung, die imo mehr als deutlich in dieser Formulierung mitschwingt.

Lykurg
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Sa 11. Okt 2008, 23:29 - Beitrag #4

Von den beiden Sprechern war es nicht unbedingt anders zu erwarten; sie stehen in ihren persönlichen Ansichten tendenziell eher (deutlich) links des gesellschaftlichen Konsens.^^
Selbstverständlich ist die Bezeichnung seiner Ansichten als "Irrweg" eine subjektive Wertung, du scheinst dieser allerdings nicht allzu fern zu stehen, wenn du seine Ansichten als "zuweilen gefährlich" bezeichnest.

Haiders vielfach berichtete fremdenfeindliche Äußerungen entziehen sich meines Erachtens einer sachlichen Diskussion. Der Mann war damit für jegliches politische Amt ungeeignet. Eine gründliche Distanzierung hiervon wäre ihm zu wünschen gewesen.

mine'S^
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So 12. Okt 2008, 10:29 - Beitrag #5

Ich verurteile Rassimus, aber ich verurteile Tabuisierung und Brandmarkung nicht weniger, denn sie sind nicht weniger gefährlich, das zeigt sich an diversen Beispielen der jüngsten Geschichte, sei es Hohmann, Günzel, Möllemann oder diverse Andere. Sich einer sachlichen Auseinandersetzung aufgrund formaler oder vermeintlich ideologischer Defizite/Diskrepanzen zu entziehen mag uU angebracht erscheinen, ist es aber niemals, es ist nur der einfachere Weg, der Missbrauch Tür und Tor öffnet und zwar beidseitigem Missbrauch. Berechtigte Kritik wird aus fadenscheinigen Gründen ignoriert und dummes Geschwätz wird dadurch nicht als solches entlarvt und erfährt unnötigerweise großen Rückhalt und bereitet viel mehr Probleme als nötig. Daher stimme ich also der Einschätzung, dass eine Distanzierung sicher nicht falsch ist grundsätzlich zu, aber erst nach einer sachlichen Diskussion der Inhalte, sicherlich nicht auf der Basis moralischer Überlegenheit.

Die Maschine
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So 12. Okt 2008, 17:39 - Beitrag #6

[QUOTE=Marc Effendi]Soll man sich nun freuen oder nicht?[/QUOTE]

Warum sollte man sich als politischer Gegner von Haider freuen!?
Die Freude über den Tod eines politischen Gegners zeigt doch nur die eigene Unfähigkeit den Kontrahenten zu besiegen.
Der Tod ist zweifelsohne der Grenzstein des Lebens und damit ist für Haider jede weitere Möglichkeit ausgeschlossen, am österreichischen politischen Leben teilzuhaben.
Aber begünstigt das jemanden, der gegen Haiders politische Auffassung ist!?

Vielmehr stellt sich doch die Frage, ob das rechtsextremistische Lager nicht gestärkt wird, dadurch, dass seine Leitfigur verstorben ist.
Das sollte noch viel mehr zur Sorge über die Entwicklung des rechten Lagers beitragen.

Nur weil ein Rechtspopulist ums Leben gekommen ist, ist dies nicht gleichbedeutend mit einem Nachteil der gesamten rechten Szene, daher ist Erleichterung über den Tod Haiders nicht zwingend gerechtfertigt.

Maglor
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So 12. Okt 2008, 22:47 - Beitrag #7

So ganz durchschaue ich die österreichische Parteienlandschaft nun auch wieder nicht.
Jörg Haider machte aus der FPÖ durch eine Wendung zum Rechtspopulismus eine erfolgreiche Partei. Haider verließ dann diese und gründete die BZÖ, die wohl nicht ganz so rechts sein soll wie die Rest-FPÖ. Und der Unterschied zwischen FPÖ und BZÖ ist quasi der, dass die BZÖ nur im Haiders Heimatland Kärnten erfolgreich ist. Und weil das so ist, ist sich auch nicht so böse wie die FPÖ, die ja in den anderen Teilen Österreichs gewählt wurde.
:confused:
Irgendwie ergibt das zwar keinen Sinn.
Und überhaupt war der Jörg Haider doch eigentlich ein netter Kerl, kaum rechter als Möllemann, Berlusconi oder Eva Hermann.

mine'S^
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Mo 13. Okt 2008, 08:35 - Beitrag #8

Und überhaupt war der Jörg Haider doch eigentlich ein netter Kerl, kaum rechter als Möllemann, Berlusconi oder Eva Hermann.


Hast du über Möllemann mehr gelesen als den Namen in der Bild, irgendwie wage ich das nach diesem Satz sehr zu bezweifeln...Bild Sarkasmus oder Zynismus sind kein Ersatz für tatsächliche Bildung, auch wenn sie stilistisch was hermachen.

@Lykurg

Ein besseres Beispiel für meine These hätte ich mir nicht wünschen können.

Ipsissimus
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Mo 13. Okt 2008, 12:08 - Beitrag #9

nach soviel "sachlicher Auseinandersetzungsbereitschaft" mit jemanden, dessen Thesen diese überhaupt nicht verdienen, hier eine klipp und klare politische Unkorrektheit: endlich hat es mal jemanden erwischt, der es schon lange verdient hat. Bei einem Nazi trenne ich nicht zwischen Aussagen, über die man nachdenken kann und solchen, die verwerflich sind. Und ich halte Haider für einen Salon-Nazi.

Lykurg
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Mo 13. Okt 2008, 13:26 - Beitrag #10

mine'S^, so belegt^^ neige ich zwar dazu, dir zuzustimmen, sehe aber bei unbedingter Diskussionsbereitschaft mit jedem Gegenüber unter völliger Vernachlässigung einer Wertegrundlage die Gefahren, die aus Anfälligkeit breiter Massen für markige Sprüche entstehen, für die so ein breites Forum geboten wird. Daß der lauteste Schreihals viel Gehör findet, ist (sicherlich nicht nur in Österreich) doch immer wieder eine unangenehme Feststellung und daraus abgeleitet Verhaltensmaßregel...

mine'S^
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Mo 13. Okt 2008, 20:37 - Beitrag #11

Daß der lauteste Schreihals viel Gehör findet, ist (sicherlich nicht nur in Österreich) doch immer wieder eine unangenehme Feststellung und daraus abgeleitet Verhaltensmaßregel...


Am Beispiel Haider, wie übrigens auch Lafontaine zeigt sich, dass Tabuisierung und Brandmarkung gerade deswegen kontraproduktiv sind. Ein sachlicher Diskurs hätte sehr viel mehr gebracht als dummes Geschwätz mit moralisch eingefärbtem dummem Geschwätz zu beantworten. Dass Haiders Positionen nahezu ausschließlich faschistisch und rassistisch angehaucht bis offen faschistisch und noch dazu inhaltsleer waren steht für mich außer Frage, ebenso dass die Reaktionen darauf die Schuld am Erstarken der rechten Szene in Österreich tragen. Genau die Reaktionen a la Ipsissimus und Maglos sind es imo, die der radikalen Szene so enormen Zulauf bescheren. Haider musste gar nicht mehr tun als inhaltsleere Worthülsen nett zu kaschieren "dass er die Abschiebung integrationsunwilliger und ungebildeter Immigranten befürworte" und es als berechtigte Kritik darzustellen und durch die größtenteils debilen und überheblich-unsachlichen Reaktionen darauf wird es auch genau so vom Mob wahrgenommen, als berechtigte und unterdrückte/zensierte Kritik und zack 20% wählen rechts, oder eben links. Das ist eine Möglichkeit und sicher die einfachere, aber dann muss sich das vermeintlich aufgeklärte Wahlvolk schon die teilschuld an zunehmenem Extremismus und steigender Radikalisierung eingestehen...

Schröder war genau so ein inhaltsleerer Populist, oder Adenauer, mit dem Unterschied, dass deren ideologie eher gesellschaftsfähig war, aber Sinn und Verstand oder fundiertes politisches Programm hatten beide keinen Funken mehr als Haider, oder Rollstuhl-Goebbels. Wann wurde überhaupt die letzte Partei wegen ihres Programms gewählt? Allein die Parteimitgliedschaft und das Wahlsystem ist schon das Aus für eine funktionierende pluralistische Demokratie, in Kombination mit Populismus und großflächiger Unbildung wird daraus 3,3% für die FDP und 28% für die Linke in Brandburg beispielsweise. Was glaubst du wohl wieviel % die Linke an die DVU (6,1%) abgeben würde, wenn die einen Haider hätten? Das alles ist für mich nicht unerheblich auf den Umgang mit dümmlichem linksradikalen oder rassistischen Geschwätz zurückzuführen.

Es wäre so einfach Lafontaine und R-Goebbels den Wind aus den Segeln zu nehmen, wenn man sich zu einem sachlichen Diskurs bereit erklärte, aber statt dessen wird von allen Seiten polemisiert, wen wundert da die Entwicklung? Mich zumindest nicht und ich warte auf das nächste Erwachen, wenn der Mob den nächsten Populisten mit nicht ganz salonfähiger Agenda ins Amt hievt und sich dann in den Geschichtsbüchern so ganz und gar unbedarft gibt.Bild


Und wenn ich an die Möllemann-Aktion denke muss ich mich fragen ob Bildung und Menschenverstand Iustitia in den Urlaub gefolgt sind, den sie aus diesen, unseren, Gestaden genommen zu haben scheint.

Maglor
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Mo 13. Okt 2008, 22:10 - Beitrag #12

Nun, ich hielt gerade die Reaktion der euroäpischen Regierungen auf die FPÖ für reichlich übertrieben. Ich erinnere nur an die politischen Quasi-Boykotte und die Isolierung Österreichs innerhalb Europas im Jahre 2000. Die hat vor allem den Ansehen der EU weniger dem Haiders und der FPÖ in Österreich geschadet.

Am meisten verwunderte mich aber das doppelte Spiel der FPÖ. Während Jörg Haider in Kärnten den Antisemiten mimte, bildete die FPÖ in Wien eine Regierungskoalition ohne Österreich in einen Vorort der Tyrannei zu verwandeln.
Wo blieb denn da die Gemeingefährlichkeit der FPÖ?

Zitat von mine'S^:Es wäre so einfach Lafontaine und R-Goebbels den Wind aus den Segeln zu nehmen, wenn man sich zu einem sachlichen Diskurs bereit erklärte, aber statt dessen wird von allen Seiten polemisiert, wen wundert da die Entwicklung?

Nun, vielleicht wünscht ja niemand einen sachlichen Diskurs. Weder der eine noch der andere.

mine'S^
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Mo 13. Okt 2008, 23:33 - Beitrag #13

Dann entschuldige ich mich für meine Positions-Unterstellung. Ich habe den - von mir teilweise zitierten - post offensichtlich nicht bzw. falsch verstanden und darauf basierend eine falsche Einschätzung getroffen.

Warum Lafontaine, Haider, Schäuble und Konsorten keine sachliche Analyse ihrer Thesen anstreb(t)en ist imo relativ eindeutig, warum die jeweilige Gegenseite es nicht erzwingt für mich nicht ganz nachvollziehbar. Meine Überlegungen gehen in Richtung kalkuliertem temporärem Stimmverlust' an vermeintlich regierungsunfähige Radikale, statt an die vermeintlich regierungsfähige konkurrierende Volkspartei. Allerdings erscheint mir das doch etwas zu weit hergeholt...Das Interesse der Gesellschaft und der Nation als Ganzes wird jedenfalls imo nicht vertreten.

Ipsissimus
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Di 14. Okt 2008, 09:29 - Beitrag #14

Lafontaine in einer "sachlichen" Diskussion zu widerlegen, dürfte nicht ganz so einfach sein, wie es hier dargestellt wird. Der Mann ist persönlich ein Arschloch, aber von seinen Gebieten versteht er was. Und die Unwilligkeit seitens etablierter Politiker, ihre Thesen einer sachlichen Untersuchung unterziehen zu lassen, entspringt natürlich einem gemeinsamen Motiv: bei einer derartigen Untersuchung würden Hintergründe der Macht der Mächtigen beleuchtet werden, die im Sinne des Machterhalts der Politikerkaste als Ganzer besser unter dem Teppich bleiben. Besser mit gelegentlichen Bauernopfern, denen ohnehin nur die Dümmsten der herrschenden Kaste zum Opfer fallen, die Brot-und-Spiele-gesättigte Masse beschwichtigen.

Darüber hinaus, was ist Sachlichkeit? Eine der Huren derjenigen, die die Definitionsmacht innehalten.

mine'S^
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Di 14. Okt 2008, 10:51 - Beitrag #15

Lafontaine in einer "sachlichen" Diskussion zu widerlegen, dürfte nicht ganz so einfach sein, wie es hier dargestellt wird. Der Mann ist persönlich ein Arschloch, aber von seinen Gebieten versteht er was.


Ist in der Presse und im Internet schon ausgiebig geschehen, nur von den Volksparteien nicht aufgegriffen und in den Massenmedien größtenteils untergangen.

SPD Produktion dazu (Oskars Welt)
Entlarvung der Rhethorik Lafontaines in der WELT
Dass er eben nichts von seinem Fach versteht zeigt die wiwo hier


Das wundervolle an Lafos dummem geschwätz ist ja dass er so absurden Mumpitz von sich gibt und dass ganze mit aus dem Kontext gerissenen oder erfundenen Zitaten und völlig falschen Zahlen/statistiken usw spickt, dass die Entwirrung und Widerlegung erheblicher Anstrengung bedarf. Das ist oft genug geschehen und wer sich mit den Themen über die Lafo so referiert näher beschäftigt hat kann nicht anderes als ihn zu belächeln, denn eins ist Fakt von dem was er da redet hat er entweder absolut keinen Schimmer, oder er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht von ungebildeteten Vollidioten bewundert zu werden und absolut nichts brauchbares zu erreichen oder zu vollbringen. Ich erinnere an die 10 Thesen im Cicero, das hat vielleicht Bild Leser beeindruckt, aber jeder der VWL versteht, was er ja uA in seiner Patentlösung als Schulfach fordert weiß, dass Lafo vwl-technisch völlig an der Realität vorbei argumentiert. Lafo ist ein begnadeter Demagoge, genau wie es Haider war, aber die Schicht, aus der die Linkspartei den Großteil ihrer Stimmen rekrutiert sagt eigentlich alles zu der Partei und ihrem "Programm" aus.

Ipsissimus
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Di 14. Okt 2008, 11:06 - Beitrag #16

der erste Link funktioniert nicht

der zweite Link, nun gut^^ einen politischen Gegner von einem politischen Gegner analysieren zu lassen und das vorhersehbare Ergebnis der Analyse als Argument gegen den Analysierten zu verwenden, hat schon was von einem Zirkelschluss. Wenn ich in dem Welt-Artikel nur lese

Ohne eine Spur von Scham verteidigte Lafontaine seine Parteinahme für Evo Morales und Hugo Chávez. Er verklärte die beiden zu Freiheitshelden und berief Chávez, der gerade einem kritischen Fernsehsender die Lizenz abgedreht hatte, zum Verteidiger der Pressefreiheit.


dann weiß ich schon, dass der Autor des Artikels auf einem völlig anderen Konsens aufbaut als Lafontaine, und der Wert dieser angeblichen "Auseinandersetzung" mit Lafontaines Thesen ungefähr auf dem Niveau der Darlegungen eines Zeugen Jehovas liegt, der, nachdem er zugehört hat, dass man die Bibel nicht als Autorität anerkennt, treuherzig weitermacht mit "aber in der Bibel steht ..."

Im Prinzip läuft der Welt-Artikel darauf hinaus, dass die Rechte manche Dinge anders sieht als die Linke, und dass es ein Fehler der Linken ist, die Dinge nicht so zu sehen wie die Rechte. Das ist für eine Analyse in der Welt aber auch nicht wirklich überraschend. Dass dieser angeblich "kritische" Fernsehsender, der da verboten wurde, in Wirklichkeit ein Organ von Leuten war, die ein großes Interesse an der Wiederkehr der alten Privilegienwirtschaft in Venezuela haben, sei nur nebenbei bemerkt.


der wiwo-Artikel ist ideologisch derart verblödet, dass ich nicht weiter drauf eingehe. Nimm das, was ich zu dem Weltartikel sage und versehe es mit einer fünffachen Wichtung.


meine Nerven, dass man hier gezwungen wird, Lafontaine zu verteidigen

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Di 14. Okt 2008, 11:38 - Beitrag #17

OT:
Der Link funktioniert schon, ich nehme an du verwendest firefox, der seit längerem bekannte Probleme mit Dateien hat, für die eine externe Standardanwendung installiert ist. Entweder IE für pdfs nutzen, oder add-on installieren, oder in Adobe Browseranzeige deaktivieren und in firefox Nutzung externer Software bevorzugen konfigurieren, dann geht es.


Ich habe mir den Welt Artikel ergoogelt und nur überflogen, da ich von der WELT relativ wenig halte, trotzdem zeigt der Artikel imo überzeugend auf, dass Lafontaine sich schöner rhetorischer Figuren bedient, aber wenig sinnvolles aussagt. Nur weil ich ein politischer Gegner Haiders bin, widerlegt das nicht meine Kritik an ihm. Entweder die kritik ist berechtigt, oder sie ist es nicht, die Überzeugung desjenigen der sie anführt aufzugreifen ist imo billig.


Dass dieser angeblich "kritische" Fernsehsender, der da verboten wurde, in Wirklichkeit ein Organ von Leuten war, die ein großes Interesse an der Wiederkehr der alten Privilegienwirtschaft in Venezuela haben, sei nur nebenbei bemerkt.


Das sehen einige renommierte Organisationen und namenhafte Kritiker anders... Sogar Margarita López Maya äußerte sich nicht so, wie Lafo dass behauptet hat und die ist imo schon über die tolerante Schmerzgrenze an Linksfokus hinaus, bevor sie Chavez kritisiert, was sie sowohl in ihrer Kolumne als auch in diversen Interviews tat, beendet er einfach das Zitat. Der Personenkult um Chavez ist schon faszinierend, da werden kleinere Verstöße gegen Rechte doch gerne ignoriert und übersehen, wen interessieren schon Parteiverbote, Schikanierung, Zwangsmitgliedschaften et cetera, wenn es um das Märchen vom modernen Sozialismus geht.

Ipsissimus
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Di 14. Okt 2008, 11:55 - Beitrag #18

der Link ging, nachdem ich alle HTML-Tags, die in ihm enthalten waren, herausgenommen habe^^

http://www. ju-hasborn.de/files/ %3Cb%3Eoskars%3C/b%3E_%3Cb%3Ewelt%3C/b%3E.pdf ist nicht wirklich eine gültige Linkadresse^^

ich sagte ja bereits, dass ich Lafontaine für ein Arschloch halte, und das, obwohl ich viele seiner Ansichten durchaus teile^^ Er ist ein Machtpolitiker, und das macht ihn zum Arschloch (und verursacht auch das gerüttelt Maß an Populismus in seinen Aussagen). Davon abgesehen dürfte so ziemlich jeder Politiker dumm aussehen bei einer derartigen vorher-nachher-Gegenüberstellung. Sowas ist nicht unbedingt eine inhaltliche Auseinandersetzung, geschweige denn eine "sachliche"

Das sehen einige renommierte Organisationen und namenhafte Kritiker anders...


das liegt in der Natur der Sache^^ und besagt nichts über die Wirklichkeit in Venezuela oder anderswo, denn

Entweder die kritik ist berechtigt, oder sie ist es nicht, die Überzeugung desjenigen der sie anführt aufzugreifen ist imo billig.


macht es sich zu einfach^^ Menschen interpretieren die Wirklichkeit nach Maßgabe ihrer grundlegenden Wertesysteme, selbst da noch, wo sie glauben, sachlich zu sein. Das zu ignorieren macht blind^^

Maglor
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Di 14. Okt 2008, 18:12 - Beitrag #19

Dass Oskar Lafontaine es mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt, ist vielleicht tatsächlich in seiner langjährigen Erfahrung in der Branche bestimmt.

Was die Aufdeckung solcher Märchen angeht, hat die Sendung Hart-aber-Fair mit ihrem Faktencheck wirklich etwas geleistet. Dafür das es eigentlich eine Fernsehsendung ist, ist die Leistung wirklich überragend.
So behauptete dort einst der Lafontaine, die Merkel sei damals eine in DDR eine überzeugte Kommunistin gewesen und/weil sie in Moskau studieren dürfte. Nach einigen Einwänden gab Plasberg natürlich auf den unbelehrbaren Lafontaine zu belehren, sondern verwies die Zuschauer einfach auf den Faktencheck. :pro:
Hier gehts zum Faktencheck: http://www.wdr.de/themen/politik/1/hart_aber_fair/faktencheck_080910/index.jhtml
Das Ergebnis ist natürlich niederschmettert, auch und gerade im Vergleich mit den anderen anwesenden Politikern!

Padreic
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Di 14. Okt 2008, 22:04 - Beitrag #20

Hier noch ein Artikel aus dem Spiegel. Auch wenn man sicher auch manchem aus diesem rechten Schmierblatt widersprechen kann, ist er trotzdem ganz informativ und nett zu lesen.

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