Zitat von janw:Was die Übergriffe auf christliche Gemeinschaften in islamischen Ländern betrifft, habe ich sehr stark den Eindruck, daß sie in Wirklichkeit auf wirtschaftlichen und politischen Differenzen beruhen, teilweise durch religiöse Eiferer verstärkt.
In den westafrikanischen Staaten sind sie Ausdruck der wirtschaftlichen und politischen Differenzen zwischen den Regionen der Staaten und zwischen wirtschaftlichen Gruppen, Nomaden gegen Ackerbauern und Händler und Landbevölkerung gegen Profiteure der Rohstoffexporte.
In Ägypten vermute ich ähnliches, die Kopten sind in bestimmten Bereichen besonders stark vertreten, was Neid hervorruft, dazu die Ventilfunktion für die Kritik am Regime. In Irak sind die Christen, denke ich, einfach die Schwächsten, und vielleicht hängen auch wirtschaftliche Motive daran - Teilhabe am Erdöl-Geschäft?
Das christliche Missionswerk "Open doors" hat eine Top Ten der christenverfolgenden Länder augstellt:
1: Nordkorea
2: Iran
3: Afghanistan
4: Saudi-Arabien
5: Somalia
6: Malediven
7: Jemen
8: Irak
9: Usbekistan
10: Laos
Bei der Bewertung wurden zwischen tatsächlicher staatlicher Gewalt, gesetzlichen Möglichkeiten sowie terroristischen (daher illegalen) Übergriffe gleichermaßen berücksichtigt.
Den ersten Platz belegt Nordkorea, ohnehin als Menschenverfolgungs-Weltmeister außer Konkurrenz. Das Christentum ist mit der Juche-Religion nicht vereinbar und daher verboten. In Nordkorea gibt ist nur 2 Götter, Kim Il Sung und Kim Jong Il. Mehrere 10.000 Christen befinden sich in Lagerhaft, der üblichen Strafe für alles.
Auf den Malediven und in Saudi-Arabien steht das Ausüben des christlichen Glaubens an sich unter Strafe, eine eher ungewöhnliche Härte für das islamische Recht. Weniger ungewöhnlich, sondern 1-zu-1 der Scharia entsprechend ist das iranische und afghanische Gesetz (der Karasi-Republik!), welches den Übertritt eines Muslims zum Christentum mit der Todesstrafe belegt. Ebenso steht die Missionierung in vielen islamischen Staaten unter Strafe. (Anschläge und Drohungen gegen zum Christentum Konvertierte gebürtige Muslime sind auch aus der Türkei und etlichen anderen Ländern bekannt. Der bekannteste Fall ist Nigeria, wo die eifrige Mission der Pfingstkirchen immer wieder mit den Scharia-Anhängern buchstäblich zusammenknallt.)
Ganz anders ist die Situation im Irak. Dort findet zur Zeit eine systematische Vertreibung der dort seit über 1.000 Jahren ansässigen indigenen Christen statt und zwar durch Terroristen, Partisanen, Guerilla etc. Ein gänzlich neuer Aspekt islamischer Christenverfolgung, der erst seit 2004 zu beobachten ist. Auch in Ägypten wurde diese völlig neue Form der Gewalt gegen orientale Christen und Kirchen durch eine kleine, aber ausgesprochen gewaltbereite Gruppe ausgeführt. Verbindungen zum internationalen Terrorismus und damit verbunden postmodernen Jihad-Sekten werden vermutet. (Ähnlich umfassende Vertreibungs- und Säuberungspolitik gegen christliche Minderheiten in der Türkei in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts waren hingegen eigentlich Griechen- und Armenierverfolgungen und vor allem nationalistisch motiviert. Die Gewalt im Irak richtet sich direkt gegen Priester und Kirchen und ist religiös motiviert.)
Nicht nur in islamischen Staaten gelten Konvertiten als Agenten des Westens, auch in Laos und Indien kursieren derartige Verschwörungstheorien und führen zur Verfolgung. In Indien erlebten sie besonders seltsame Blüten als die gebürtige Italienerin (und daher auch Katholikin) Sonia Gandhi Präsidenten des Landes war.
In China ist die Römisch-Katholische Kirche verboten. Die von Rom gelenkte Weltkirche ist dem Kommunistischen Regime zu unheimlich und mächtig. Eine im wesentlichen baugleiche chinesische katholische Kirche ohne Papst-Order ist hingegen erlaubt.