Muss es gesagt werden?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Traitor
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Mi 18. Apr 2012, 22:11 - Beitrag #21

Jetzt, da das Thema "offiziell" mehr oder weniger beerdigt ist, ist ja endlich mal ein guter Zeitpunkt, mich auch dazu zu äußern. ;)

Zitat von Lykurg:a) sein Verhalten einem sehr typischen Muster entspricht: "man darf es nicht sagen, aber einer muß es tun, also mache ich das"
Das macht für mich das Gedicht zu einem billigen Aufmerksamkeitsköder und Selbstvermarktungsinstrument, womit es den Autor auch durchaus beschädigt, diskreditiert den Inhalt aber in keiner Weise.

Zitat von Lykurg:Wenn aber Grass der einzige wäre, der den Einwand wirkungsvoll äußern würde, was sagte das dann über dessen Glaubwürdigkeit bzw. Relevanz? Ich schätze ihn nicht hoch genug ein, in ihm einen Seher des Verborgenen zu begreifen, nicht und erst recht nicht nach diesem plump-agitatorischen Pamphlet voller inhaltlicher Fehler.
Um Hellsichtigkeit geht es nicht. Aber die meisten anderen Personen, die eine so große Öffentlichkeit mobilisieren könnten wie Grass, haben mehr zu verlieren als er. Ein Politiker oder Publizist kann sich so einen Text nicht erlauben. Ein abgehalfterter Ex-Literaturstar, der eh schon als Altnazi abgestempelt wurde, schon viel eher.

Zitat von Lykurg:Währenddessen sucht Israel seit Jahrzehnten nach einer Lösung für die besetzten Gebiete, war auch schon mehrfach zu Zweistaatenlösungen bereit, verlangt dafür aber natürlich Sicherheitsgarantien, die etwa in Hamastan niemand gibt.
Das halte ich angesichts der Siedlungspolitik für extrem verblendet. Da ich in Sachen Nichtvermischung der Israel-Palästina- und Israel-Iran-Beziehungen aber eher auf deiner Seite bin als auf der Ipsis, möchte ich den Aspekt hier nicht weiter ausführen.

Zitat von Lykurg:Entzückend, ja - wobei ich die innere Logik darin, einen Türsteher zum Außenminister zu machen, weniger verstehen kann als wenn man ihn zum Innenminister ernannte. Gleichwie, mit den beiden tut man sich sicher keinen Gefallen, aber sie bzw. ihre Parteien wurden gewählt, was sie immerhin von einigen ihrer Amtskollegen in diversen Nachbarländern unterscheidet.
In den meisten europäischen Ländern werden derartige Parteien aber konsequent von der Regierungsbeteiligung ausgegrenzt. Obwohl, leider muss man eher "wurden" sagen, siehe Niederlande und Dänemark...

Maglor, Morris kann natürlich kein Antisemit sein, denn er kritisiert einen solchen Präventivschlag ja nicht.

Zitat von Grass:[...]in Planspielen geübt wurde, an deren Ende als Überlebende
wir allenfalls Fußnoten sind.
Was will er uns hier sagen? Dass die Planspiele selbst bereits Tote verursacht haben, denn sonst wäre ja "Überlebende" keine sinnvolle Kategorie? Oder greift er schon hier von den Planspielen auf einen tatsächlichen Krieg vor? Und hält den dann für so global (was der Rest des Textes nicht hergibt), dass "Überlebende" eine einschränkende Kategorie ist? Und für so historisch, dass alles Nachfolgende (denn das kann ja nur von Überlebenden kommen) nur jene "Fußnoten" darstellt? Geht es hier also implizit darum, dass ein regionaler "Auslöschungskrieg" automatisch zum Globalen Thermonuklearen Krieg führt? Das hätte er dann aber an anderer Stelle doch noch etwas ausführen müssen.

Zur Debatte: Die ganze Medienempörung fällt ja schon unter "bekannt und abgehakt", das Einreiseverbot ist aber eine besonders peinliche Posse. Ich möchte das erstmal nur auf Innenminister Jischai beziehen, ob wirklich die gesamte Regierung dahinter stand, ging aus den von mir gelesenen Artikeln nicht klar hervor. Das ist aber auf jeden Fall eine ziemlich platt-totalitäre Maßnahme, die sich ein als westlich-demokratisch verstehender oder zumindest darstellender Staat nicht erlauben sollte.

Lykurg
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Mi 18. Apr 2012, 23:57 - Beitrag #22

Zitat von Traitor:Das macht für mich das Gedicht zu einem billigen Aufmerksamkeitsköder und Selbstvermarktungsinstrument, womit es den Autor auch durchaus beschädigt, diskreditiert den Inhalt aber in keiner Weise. [...] die meisten anderen Personen, die eine so große Öffentlichkeit mobilisieren könnten wie Grass, haben mehr zu verlieren als er. Ein Politiker oder Publizist kann sich so einen Text nicht erlauben. Ein abgehalfterter Ex-Literaturstar, der eh schon als Altnazi abgestempelt wurde, schon viel eher.
An dieser Stelle ging es mir auch vor allem um die Person. Dahinter steht aber auch die Überlegung, daß ein untauglicher Sprecher seiner Sache nur Schaden zufügen kann. Gaddafis Vorsitz war für den Ruf der UN-Menschenrechtskommission nicht besonders gut, und man würde sich hüten, einen bekannten Kriminellen in ein sensibles Ehrenamt zu heben. Warum soll sich also ausgerechnet Grass zu Israel äußern, es sei denn, es ginge um den Umgang mit eigener Schuld oder um Literatur? Beides paßt auf das 'Gedicht' höchstens indirekt.
In den meisten europäischen Ländern werden derartige Parteien aber konsequent von der Regierungsbeteiligung ausgegrenzt. Obwohl, leider muss man eher "wurden" sagen, siehe Niederlande und Dänemark...
Ich sprach ja eigentlich von Israels Nachbarstaaten... es ist kein europäisches Land, auch wenn es wohl wesentlich europäischer ist als die Nachbarn. Innerhalb Europas wären aber noch Österreich-Ungarn zu nennen, außerdem Tschechien, die Slowakei und Polen, jeweils mit ehemals oder derzeit an der Macht seienden rechten Parteien.
Zurück zu Grass selbst: Mit dem U-Boot hat er ja eigentlich einen ziemlich intelligenten Aufhänger für sein Gedicht gefunden. Wenn nicht gleich die ersten zwei "Strophen" des "Gedichtes" die unbelegtesten und dümmsten gewesen wären und der Aufhänger nicht irgendwo im Mittelteil vergraben, wäre da ein deutlich gelungenerer Text draus geworden.
Möglicherweise ja. In der vorliegenden Form nehme ich ihm allerdings nicht ab, daß es tatsächlich um die U-Boote ging. Und von Fachkenntnis getrübt sind die Darlegungen auch nicht sonderlich, siehe Sinn und Zweck einer Zweitschlagswaffe.
Was will er uns hier sagen? Dass die Planspiele selbst bereits Tote verursacht haben, denn sonst wäre ja "Überlebende" keine sinnvolle Kategorie? Oder greift er schon hier von den Planspielen auf einen tatsächlichen Krieg vor? Und hält den dann für so global (was der Rest des Textes nicht hergibt), dass "Überlebende" eine einschränkende Kategorie ist? Und für so historisch, dass alles Nachfolgende (denn das kann ja nur von Überlebenden kommen) nur jene "Fußnoten" darstellt? Geht es hier also implizit darum, dass ein regionaler "Auslöschungskrieg" automatisch zum Globalen Thermonuklearen Krieg führt? Das hätte er dann aber an anderer Stelle doch noch etwas ausführen müssen.
Ich verstehe ihn hier so, daß die Planspiele direkt und zwangsläufig in den Krieg führen, der ebenso zwangsläufig bis zum Letzten eskaliert. Und er, Grass, wäre dann als Fußnote präsent, der eine, der Ragnarök vorausgesehen hat. Wunschträume eines Egomanen.
Zur Debatte: Die ganze Medienempörung fällt ja schon unter "bekannt und abgehakt", das Einreiseverbot ist aber eine besonders peinliche Posse. Ich möchte das erstmal nur auf Innenminister Jischai beziehen, ob wirklich die gesamte Regierung dahinter stand, ging aus den von mir gelesenen Artikeln nicht klar hervor. Das ist aber auf jeden Fall eine ziemlich platt-totalitäre Maßnahme, die sich ein als westlich-demokratisch verstehender oder zumindest darstellender Staat nicht erlauben sollte.
Das sehe ich auch so; immerhin ist es auch innerhalb Israels als eine sehr peinliche Episode kommentiert worden. Ich denke aber unbedingt, daß es mit den handelnden Personen zusammenhängt.

janw
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Do 19. Apr 2012, 14:08 - Beitrag #23

Ich kann mich jetzt nicht ausgiebiger dazu äußern, vielleicht am Wochenende.
Nur eben dies:

Zitat von Günter Grass:[...]in Planspielen geübt wurde, an deren Ende als Überlebende
wir allenfalls Fußnoten sind.

Zitat von Traitor:Was will er uns hier sagen? Dass die Planspiele selbst bereits Tote verursacht haben, denn sonst wäre ja "Überlebende" keine sinnvolle Kategorie? Oder greift er schon hier von den Planspielen auf einen tatsächlichen Krieg vor? Und hält den dann für so global (was der Rest des Textes nicht hergibt), dass "Überlebende" eine einschränkende Kategorie ist? Und für so historisch, dass alles Nachfolgende (denn das kann ja nur von Überlebenden kommen) nur jene "Fußnoten" darstellt? Geht es hier also implizit darum, dass ein regionaler "Auslöschungskrieg" automatisch zum Globalen Thermonuklearen Krieg führt? Das hätte er dann aber an anderer Stelle doch noch etwas ausführen müssen.

In Planspielen wird ausprobiert, was passieren würde, wenn man bestimmte Dinge tun würde, um bestimmte Ziele zu erreichen. Planspiele nicht erst über einen nuklearen Angriff, sondern schon über einen Angriff von kerntechnischen Anlagen führen zwangsläufig zum Tod mehr oder weniger großer Teile der Bevölkerung und einem mehr oder weniger großen Rest an Überlebenden in mehr oder weniger desolaten Lebensumständen.
Diese stehen aber gegen die Erreichung des Ziels, hier die Zerstörung der iranischen Atomnlagen, darüber hinaus die Ausschaltung Irans als potenziell als gefährlich wahrnehmbarer Macht, und geraten damit in der Gesamtbetrachtung der "Spieler" (Militärs) zur randlichen Nebenwirkung, vulgo Kollateralschaden oder eben Fußnote.
Grass unterstellt, daß diese Planspiele nicht einfach so stattfinden, sondern konkrete Vorbereitung eines konkret geplanten Angriffsvorhabens auf den Iran sind, so daß die Toten und Überlebenden auf dem Spielfeld absehbar ganz real tote und überlebende Menschen werden.
Aufgrunddessen, daß Iran nicht alleine steht, sondern mehrere Atommächte in der Region mitmischen, unterstellt er zudem, daß die Kampfzone nicht auf den Iran begrenzt bleiben, sondern sich bis nach Europa ausweiten wird - was aus seiner Sicht wohl auch schon in den Planspielen vorweggenommen und billgend inkauf genommen wird. Tote und Überlebende also auch hier.

Er mag in dieser Ausdehnung übertreiben, aber ein entsprechendes Schicksal der Iraner wäre in meinen Augen auch schon etwas, vor dem zu warnen wäre.

@Lykurg: Grass schreibt "wir allenfalls Fußnoten sind", wie kommst Du darauf, es auf ihn allein zu beziehen, als 'egomanen Mahner vor Ragnarök'?
Er meint uns alle, in einem als potentiell real gesehenen Szenario.

Was das "es wurde zu lange geschwiegen, muss gesagt werden können" betrifft:
Grass schreibt - nahezu? - von seinem eigenen, als zu lange empfundenen Schweigen, er meint, nun sagen zu müssen, und dieses zu dürfen, was zu sagen er sich lange ver- kniffen/boten hat.
Dieser Teil der Rezeption in den Medien läuft in meinen Augen gänzlich an seinem Text vorbei, als hätte man kollektiv falsch gelesen. Das macht mich etwas fassungslos.

Zitat von Lykurg:An dieser Stelle ging es mir auch vor allem um die Person. Dahinter steht aber auch die Überlegung, daß ein untauglicher Sprecher seiner Sache nur Schaden zufügen kann.

Ich halte Grass für durchaus geeignet, und ich sehe die für Untauglicherklärung in den Medien als Problem dessen an, auf welcher Seite Grass steht. Jeder ehemalige Apologet McCarthys oder Helfer von Apartheid oder amerikahöriger Militärdiktaturen bekommt bereitwillig das Ohr unserer Leitmedien.
Grass war in einem Alter in der SS, in dem heutzutage mancher noch zur Schule geht. Weshalb er so lange darüber geschwiegen hat, erschließt sich mir nicht, vielleicht war es Angst, von linientreuen Linken in die rechte Ecke gestellt zu werden, sich verteidigen zu müssen, vielleicht schlichte Ehrpusseligkeit. Aber in seinem ganzen Werk sehe ich Abgrenzung und Kritik gegenüber dem Totalitären, so dass diese Motive zwar nicht schön wirken, Grass aber nicht entwerten - es sei denn, man wollte ihn mutwillig entwerten.
Grass mit Gaddhafi zu vergleichen, finde ich jedenfalls :rolleyes:

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Do 19. Apr 2012, 20:01 - Beitrag #24

Zitat von Traitor:Zurück zu Grass selbst: Mit dem U-Boot hat er ja eigentlich einen ziemlich intelligenten Aufhänger für sein Gedicht gefunden. Wenn nicht gleich die ersten zwei "Strophen" des "Gedichtes" die unbelegtesten und dümmsten gewesen wären und der Aufhänger nicht irgendwo im Mittelteil vergraben, wäre da ein deutlich gelungenerer Text draus geworden.

Das U-Boot: Schon öfters kam ich beim Israel-Iran-Konflikt darauf zu sprechen, dass ein Überflug israelischer Flugzeuge über den Irak, Saudi-Arabien, Syrien ... ausgeschlossen ist und ein derartiger Luftangriff Israels auszuschließen ist.
Tatsächlich können die U-Boote jenes geografische Hindernis umschwimmen. Mit den deutschen U-Booten könnte Israel den Iran vom Indischen Ozean aus mit Marschflugkörpern beschießen, ohne die Grenzen eines verfeindeten Dritt-Staates zu verletzen.

Tatsächlich gibt es auch für Grass präventive Verteidigung gegen Antisemitismus-Vorwürfe ein ernst zu nehmendes Vorbild.
Rückschau
2003: Die BBC behauptet Israel besäße geheime Massenvernichtungswaffen. Die einzige Gegendarstellung seitens der israelischen Regierung sind Antisemitismus-Vorwürfe, Aufklärung erfolgt nicht. Spiegel
2007: Die Sunday Times behauptet es existieren geheime Pläne und Übungsmanöver Israels, in denen iranische Atomanlagen mit taktischen Atomwaffen (mini nukes) zerstört werden sollen. (Auf das Problem der geografischen Ferne des Iran wird hingewiesen.) Standard
Die Reaktion war die Behauptung, es gäbe gar keine israelischen Atomwaffen und die von der Sunday Times wären Antisemiten.
Der Umfang der israelischen Bewaffnung ist unbekannt, genauso wie der wahre Inhalt der "Planspiele", ebenso ist die Bedenklichkeit oder Unbedenklichkeit taktischer Atomwaffen weitgehend unklar.

Noch eine Spur härter - Israelischer Minister droht mit der Vernichtung des iranisches Volkes:
Der israelische Minister Benjamin Ben Eliezer warnte den Iran, Israels Antwort auf einen iranischen Angriff würde die Vernichtung des iranischen Volkes nachsichziehen - man beachte "nation" nicht "regime".
Minister of National Infrastructures and former defense minister Benjamin Ben-Eliezer sent Iran a warning Monday, saying "an Iranian attack on Israel will lead to a harsh response by Israel that will cause the destruction of the Iranian nation." [URL=http://www.haaretz.com/news/ben-eliezer-if-iran-attacks-israel-we-will-destroy-it-1.243514
]Haaretz[/URL] - Eine israelische Tageszeitung

Mein Fazit zu Grass:
Im Sinne Brecht'scher Dialekt ist Grass keine Aufklärung gelungen. Die "Gedichtsform" war kontraproduktiv, ebenso wie der apostelhafte Ton.
Grobe sachlicher Fehler kann ich Grass nach eingehender Prüfung nicht mehr vorwerfen.
Zur Absicht: Ich denke, dass "Gedicht" war für eindeutig für den deutschen Markt bestimmt, es geht um die Rolle Deutschlands im Konflikt, die alles andere als neutral und aufrichtig zu sein scheint.
Sinnvoller wäre eine kürzerer Artikel mit entsprechenden Verweisen gewesen.
Angesichts seines fortgeschrittenen Alters und der schon bestehenden Vorbehalte gegen seine Vergangenheit als Kindersoldat halte ich jedoch eine gezielte rhetorische Selbstdemontage zum Abschied für nicht ausgeschlossen - in stiller Vorahnung, dass die Geschichte ihn als Cassandra frei sprechen würde.

Lykurg
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Fr 20. Apr 2012, 10:42 - Beitrag #25

Zitat von janw:Planspiele nicht erst über einen nuklearen Angriff, sondern schon über einen Angriff von kerntechnischen Anlagen führen zwangsläufig zum Tod mehr oder weniger großer Teile der Bevölkerung und einem mehr oder weniger großen Rest an Überlebenden in mehr oder weniger desolaten Lebensumständen.
Nein, das muß absolut nicht der Fall sein. Bei der Zerstörung des Reaktors Osirak kam es nicht zu nennenswerten zivilen Verlusten, geschweige denn zu umfassender atomarer Vernichtung. Natürlich könnte das bei atomarer Hochrüstung des Irans geschehen - auf israelischer Seite. Genau das zu vermeiden wäre eine zentrale Überlegung eines solchen Planspiels.
Diese stehen aber gegen die Erreichung des Ziels, hier die Zerstörung der iranischen Atomnlagen, darüber hinaus die Ausschaltung Irans als potenziell als gefährlich wahrnehmbarer Macht, und geraten damit in der Gesamtbetrachtung der "Spieler" (Militärs) zur randlichen Nebenwirkung, vulgo Kollateralschaden oder eben Fußnote.
Grass schrieb, "wir" würden zur Fußnote. Das erklärt das noch nicht, außer mit der von Traitor angesprochenen sofortigen Ausweitung zum globalen thermonuklearen Krieg, die du ja auch beschreibst. Der ist insbesondere in Mitteleuropa seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr zu erwarten. So verrückt sind selbst die Iranis nicht. Ihre Atomwaffenprogramme sind - bislang jedenfalls - klar auf regionale Hegemonie ausgerichtet.
@Lykurg: Grass schreibt "wir allenfalls Fußnoten sind", wie kommst Du darauf, es auf ihn allein zu beziehen, als 'egomanen Mahner vor Ragnarök'?
Er meint uns alle, in einem als potentiell real gesehenen Szenario.
Als Egomanen bezeichne ich ihn aufgrund seines zur Schau gestellten Sendungsbewußtseins und der auch von Traitor aufgegriffenen Eingangsfloskel, er müsse sprechen, weil es sonst keiner täte.
Was das "es wurde zu lange geschwiegen, muss gesagt werden können" betrifft:
Grass schreibt - nahezu? - von seinem eigenen, als zu lange empfundenen Schweigen, er meint, nun sagen zu müssen, und dieses zu dürfen, was zu sagen er sich lange ver- kniffen/boten hat.
Dieser Teil der Rezeption in den Medien läuft in meinen Augen gänzlich an seinem Text vorbei, als hätte man kollektiv falsch gelesen. Das macht mich etwas fassungslos.
Es gibt einiges, wovon Grass lange geschwiegen hat, und unbedingt hätte reden müssen]Ich halte Grass für durchaus geeignet, und ich sehe die für Untauglicherklärung in den Medien als Problem dessen an, auf welcher Seite Grass steht. Jeder ehemalige Apologet McCarthys oder Helfer von Apartheid oder amerikahöriger Militärdiktaturen bekommt bereitwillig das Ohr unserer Leitmedien.[/QUOTE] Richtig, wir haben Meinungsfreiheit, entsprechend hat jeder die Möglichkeit, sich zu äußern. Allerdings muß er dann auch damit zurechtkommen, daß andere anderer Meinung sind, oder seine Äußerungen als falsch abtun, schlimmstenfalls sogar als bösartig.
Grass war in einem Alter in der SS, in dem heutzutage mancher noch zur Schule geht. Weshalb er so lange darüber geschwiegen hat, erschließt sich mir nicht, vielleicht war es Angst, von linientreuen Linken in die rechte Ecke gestellt zu werden, sich verteidigen zu müssen, vielleicht schlichte Ehrpusseligkeit. Aber in seinem ganzen Werk sehe ich Abgrenzung und Kritik gegenüber dem Totalitären, so dass diese Motive zwar nicht schön wirken, Grass aber nicht entwerten - es sei denn, man wollte ihn mutwillig entwerten.
Grass mit Gaddhafi zu vergleichen, finde ich jedenfalls :rolleyes:
Das Problem - bzw. der Kern des Problems - ist ja nicht, daß Grass in der SS war, oder daß er es so lange verschwiegen hat, wobei ich das schon schwerwiegend finde, die SS war eben nicht irgendeine Schülervereinigung. Schlimm finde ich aber, daß er sich später - und eben bis heute - als moralisches Gewissen aufspielt, andere anschwärzt und anderen totalitäre Gesinnungen unterstellt (etwa in seinen Äußerungen über eine mediale "Gleichschaltung" sowohl in der Zwiebelhäutungsaffäre als auch seinem derzeitigen Skandal), von denen er selbst nach wie vor nicht frei zu sein scheint. Ich sehe diese Abgrenzung übrigens nicht so deutlich.

Und ja, der Vergleich war etwas unfair, das gebe ich zu. Gaddafi kann sich nicht mehr wehren, außerdem war er eventuell ein noch schlechterer Dichter; ich weiß es nicht, denn ich habe seinen Gedicht-/Essayband nicht gelesen. Von der Politik hätten sie lieber beide die Finger lassen sollen.

Angesichts der von Maglor verlinkten Äußerung, die bzw. deren rahmender Artikel tatsächlich eine geistige Grundlage für Grass bieten könnte - wenn er sich darauf berufen hätte, wäre die Diskussion möglicherweise anders verlaufen - stimme ich zu, daß der Text zumindest in Teilen vertretbare Positionen enthält, wenn man sich die entsprechenden Extremaussagen zusammensucht. Allerdings wäre es sicher nützlicher gewesen, einen Artikel als ein schlechtes Gedicht daraus zu machen; und der Vorwurf der völligen Einseitigkeit bleibt bestehen (weswegen ich auch weiterhin wenig analytisches Potential darin sehe). Den Sinn einer solchen Selbstdemontage erkenne ich weiterhin nicht.

Traitor
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Fr 20. Apr 2012, 21:50 - Beitrag #26

@Lykurg:
Ich sprach ja eigentlich von Israels Nachbarstaaten... es ist kein europäisches Land, auch wenn es wohl wesentlich europäischer ist als die Nachbarn.
Israel beansprucht für sich, modern, westlich, demokratisch, rechtstaatlich usw. zu sein, also muss es sich auch an diesen Kriterien und anderen so klassifizierten Staaten messen lassen, und nicht an seinem despotischen Umfeld.
Ich verstehe ihn hier so, daß die Planspiele direkt und zwangsläufig in den Krieg führen, der ebenso zwangsläufig bis zum Letzten eskaliert. Und er, Grass, wäre dann als Fußnote präsent, der eine, der Ragnarök vorausgesehen hat. Wunschträume eines Egomanen.
Planspiele --> Krieg nehme ich ihm vielleicht noch ab, Krieg --> Ragnarök definitiv nicht...
Es gibt einiges, wovon Grass lange geschwiegen hat, und unbedingt hätte reden müssen; Dinge, die ihn selbst betreffen. Dies gehört nicht dazu. Wie er, ausgerechnet er, sich hier in Pose warf, um fragwürdige Behauptungen zu Dingen, von denen er wenig versteht, als Fakten hinzustellen, ist ekelerregend.
"Eklig" und "ekelerregend" finde ich als Wertung einer zweifelsohne mangelbehafteten, aber doch halbwegs sachlichen und an keiner Stelle nachweisbar beleidigenden oder menschenverachtenden Meinungsäußerung wie der Grasschen doch ziemlich übertrieben. Da müsste er schon deutlich niedere Beweggründe haben als reinen Selbstdarstellungstrieb. "Als falsch abtun", klar, geschenkt. "Schlimmstenfalls sogar als bösartig", ohne klare äußerungsimmanente Belege schon grenzwertig, aber meinetwegen gerade noch so. "Ekelerregend" halte ich aber für eine deutlich unangemessenere Aussage als das Gedicht selbst.

@Jan: Zur Eskalationsfrage Zustimmung zu Lykurg.
Grass schreibt - nahezu? - von seinem eigenen, als zu lange empfundenen Schweigen, er meint, nun sagen zu müssen, und dieses zu dürfen, was zu sagen er sich lange ver- kniffen/boten hat.
Dieser Teil der Rezeption in den Medien läuft in meinen Augen gänzlich an seinem Text vorbei, als hätte man kollektiv falsch gelesen. Das macht mich etwas fassungslos.
Die Feinheit zwischen deiner Interpretation und der der Medien erschließt sich mir nicht ganz. Liest du es so, dass das u.a. von Lykurg genannte Motiv "man darf es nicht sagen, aber einer muß es tun, also mache ich das" ihm ferne läge und er wirklich nur auf sein ganz persönliches Schweigen Bezug nähme?

@Maglor: Das Eliezer-Zitat ist spannend, aber nicht ganz so eindeutig, wie du es interpretierst. "Nation" (auch im Deutschen so übersetzt, spontan gefunden u.a. beim Standard) kann hier durchaus auch "Staatsgebilde" heißen. "Volk" ist zwar auch durchaus drin, ohne dies expliziter machenden Kontext aber schon eine eher bösartige Interpretation.
(PS: Evtl. könnte es sogar auf die Feinheit ankommen, dass je nach Sprecher "der Iran" nur der moderne Staat sein kann, das Volk aber weiterhin "die Perser"...)

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Fr 20. Apr 2012, 23:38 - Beitrag #27

Israel beansprucht für sich, modern, westlich, demokratisch, rechtstaatlich usw. zu sein, also muss es sich auch an diesen Kriterien und anderen so klassifizierten Staaten messen lassen, und nicht an seinem despotischen Umfeld.
Sicher ist es das in erheblichem Maße, allerdings handelt es sich auch um ein Land im Krieg bzw. unter dauerndem Druck terroristischer Anschläge. Ich finde es kaum möglich, in jeder Hinsicht europäische Maßstäbe anzulegen, wenn die Rahmenbedingungen so völlig anders sind. Auch unter seinen Politikern gibt es diejenigen, die europäische Standards proklamieren, und Figuren wie Lieberman, die europäische Standards eher im Sinne eines Viktor Orbán erfüllen.
Planspiele --> Krieg nehme ich ihm vielleicht noch ab, Krieg --> Ragnarök definitiv nicht...
Kritik an ihm oder an meiner Wortwahl? Ragnarök ist meine Kurzformel für deinen globalen thermonuklearen Krieg, mit einer kleinen kitzeligen Grashalmspitze drin natürlich.
"Eklig" und "ekelerregend" finde ich als Wertung einer zweifelsohne mangelbehafteten, aber doch halbwegs sachlichen und an keiner Stelle nachweisbar beleidigenden oder menschenverachtenden Meinungsäußerung wie der Grasschen doch ziemlich übertrieben. Da müsste er schon deutlich niedere Beweggründe haben als reinen Selbstdarstellungstrieb. "Als falsch abtun", klar, geschenkt. "Schlimmstenfalls sogar als bösartig", ohne klare äußerungsimmanente Belege schon grenzwertig, aber meinetwegen gerade noch so. "Ekelerregend" halte ich aber für eine deutlich unangemessenere Aussage als das Gedicht selbst.
Ich beziehe mich auf eine Vielzahl von infamen Verbiegungen, die den Text zu einer propagandistischen Hetzschrift unter dem Deckmantel von Literatur machen. Davor ekelt es mir - das läßt sich auch im Einzelnen belegen. Muß ich das Ding jetzt wirklich nochmal lesen? Na gut.

1) Gestus: "Warum schweige ich, verschweige zu lange" - du hast es ja wieder aufgegriffen, er nimmt die Pose eines Apostels einer behaupteten Wahrheit ein. Sein "mit letzter Tinte" hat den Pathos von Kolbenheyer oder Miegel, die "Heuchelei des Westens", die "belastende Lüge" und der wiederholte Verweis auf ein "erzwungenes Schweigen" ebenso.
"Jetzt aber, weil aus meinem Land, / das von ureigenen Verbrechen, / die ohne Vergleich sind, / Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird, / wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch / mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert, / ein weiteres U-Boot nach Israel
geliefert werden soll, [...] sage ich, was gesagt werden muß." - Er legitimiert seine Suade mit dem Holocaust? Interessanter Zug, und sehr passend, daß er sich wenig später darüber beschwert, daß andere ihn instrumentalisieren.

Der Bezug des "rein geschäftsmäßig , wenn auch mit flinker Lippe ... deklariert" ist beim ersten Lesen unklar, man neigt dazu, es zurückzubeziehen, eine rein geschäftsmäßige Zurredestellung also, will sagen, ein Vorwurf an die Israelis, mit dem Holocaust Geschäfte zu machen. Das wird nur angedeutet, aber beides entspricht antijüdischen Klischees, wie sie in Grass' Jugend verbreitet waren. 'Selbstverständlich' bezieht es sich auf den zweiten Blick dann doch nur auf den U-Boot-Handel, und diese Wortstellung und Wortwahl ist sicherlich völlig zufällig. Bild

"diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit / dem Land Israel, dem ich verbunden bin / und bleiben will, zuzumuten." - Das ist ein uraltes Klischee: "Wie, ich ein Antisemit? Kann gar nicht sein, einige meiner besten Freunde sind Juden!" Ebenso natürlich auch der Gemeinplatz, man müsse Israel "in aller Freundschaft" mal zeigen, wo der Hammer hängt.
Nämlich: "weil wir - als Deutsche belastet genug - / Zulieferer eines Verbrechens werden könnten, / das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld / durch keine der üblichen Ausreden / zu tilgen wäre." Richtig, das anstehende Verbrechen, das Grass meint, die planmäßige Ermordung der Iranis durch die Isralis, eine Mitschuld, die man nicht auch noch auf sich laden sollte. Holocaustinstrumentalisierung Nr. 3.

2) Ungleichheiten: Achmadinedschad, der "Maulheld": wieviele Regimegegner muß er noch einsperren bzw. hinrichten lassen, bis Grass seine Worte als ernstzunehmend einschätzt, oder gar ähnlich riskant und ernsthaft wie die genannten Planspiele der israelischen Armee?
"Warum aber schwieg ich bislang? / Weil ich meinte, meine Herkunft, / die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist" - Bei ihm nicht nur die Herkunft, sondern auch seine SS-Mitgliedschaft. Ein nicht ganz unerheblicher Unterschied, der zwischen Geburt und eigener Entscheidung.
"Die Atommacht Israel gefährdet / den ohnehin brüchigen Weltfrieden?" - Israel allein, selbstverständlich. Und weil das nicht gefährlich genug klänge: "Die Atommacht Israel". Kein Wort über das Bedrohungspotential des Iran, kein Wort auch über dessen Finanzierung der Hisbollah und anderer Gruppen, die eine beständige Unterminierung des Weltfriedens bedeuten.
"den Verursacher der erkennbaren Gefahr / zum Verzicht auf Gewalt auffordern" - Den, nicht die Verursacher! Für Grass gibt es nur einen.

3) Unterstellungen: "das behauptete Recht auf den Erstschlag" - wir haben schon weiter oben darüber diskutiert, was hier impliziert wird. Das macht er ziemlich geschickt.
"Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes" - ahja? Es gibt und gab bereits lebhafte Diskussionen darüber. Der israelische Besitz von Atomwaffen ist seit einer Reihe von Jahren ein sehr offenes Geheimnis; eben daß sie damit sorgfältig umgehen und nicht etwa die Nachbarn mit Tests oder Zurschaustellung provozieren, sorgen sie für Stabilität in der Region. Saudi-Arabien rüstet massiv auf; nicht Israel, sondern der Iran ist der wesentliche Grund dafür.
"und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt, / sobald er mißachtet wird; / das Verdikt "Antisemitismus" ist geläufig." - Die Behauptung kennt man von allerlei irrlichternden Gestalten. Der Walsers Rede entlehnte Begriff der "Auschwitzkeule" wurde in der rechten Szene gern aufgegriffen.

"ein wachsend nukleares Potential verfügbar / aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung / zugänglich ist?" - Abgesehen davon, daß ich mich frage, woher er die Information nimmt, daß es wachse (in meinen Augen ist der einzige Zweck davon eine weitere Gleichsetzung mit dem Iran), ist "außer Kontrolle" schon eine ziemlich geschickte Insinuation. Es gibt mehrere Länder mit nicht zugänglichen Atomwaffenprogrammen, sind die alle außer Kontrolle, oder gilt das speziell für Israel? Indiens frisch getestete Interkontinentalrakete ist natürlich keinerlei Gefahr für den Weltfrieden, Indien ist ja so friedlich.

Der Schluß des Textes ist nicht mehr bösartig, sondern nur noch naiv. Ich denke aber, deutlich gemacht zu haben, an welchen Stellen es mich ekelt und warum. Man könnte darüber hinaus den Kontext anführen, die Lancierung als Stellungnahme, die keine sein will, sondern Pseudo-Kunst, die sich also zurückzieht, wenn es ernst werden soll, aber natürlich doch ihre Wirkung entfaltet; die Grass maximal in Szene setzt und dabei seine allenfalls halbgaren Aussagen maximal ventiliert. Ich erkenne hier einiges, was aus meiner Sicht nicht nur schreiend ungerecht, sondern eben so formuliert ist, möglichst große Wirkung zu erzielen, und sich dabei allzu vertrauter Versatzstücke bedient.

Maglor
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Sa 21. Apr 2012, 11:58 - Beitrag #28

Zitat von Traitor:Das Eliezer-Zitat ist spannend, aber nicht ganz so eindeutig, wie du es interpretierst. "Nation" (auch im Deutschen so übersetzt, spontan gefunden u.a. beim Standard) kann hier durchaus auch "Staatsgebilde" heißen. "Volk" ist zwar auch durchaus drin, ohne dies expliziter machenden Kontext aber schon eine eher bösartige Interpretation.
(PS: Evtl. könnte es sogar auf die Feinheit ankommen, dass je nach Sprecher "der Iran" nur der moderne Staat sein kann, das Volk aber weiterhin "die Perser"...)

Dass englisch nation "Staatsgebilde" bedeuten könnte, ist mir allerdings recht. Laut englische [url=Nation most commonly refers to the concept of a unified social community. Look up nation in Wiktionary, the free dictionary. Contents [hide]1 Media 2 Places 3 Publications 4 Surname 5 Other uses 6 See also Nation or The Nation may also refer to: A country, a division of a geographical territory marked by boundaries]Wikipedia[/url] hat nation tatsächlich zwei Bedeutungen:
- Gemeinschaft von Menschen mit gleicher Sprache, Kultur, Abstammung, Ethnizität, Geschichte etc. (Mit einer iranischen Nation sind daher alle Bürger bzw. Bewohner des Irans gemeint, nicht nur Perser sondern auch Aserbadschaner, Kurden etc.)
- der Staat als Territorium bzw. Land country
Eine Umdeutung auf das Staatsgebilde Islamische Republik Iran bzw. das Ajatollah-Regime halte ich für all zu gutmütige und überdehnte Übersetzung.
Eliezer drohte mit militärischen Maßnahmen, die die entweder die physische Zerstörung des iranischen Territoriums oder der iranischen Nation/des iranischen Volkes zur Foge haben werde. (Dies dürfte in erster Linie durch eine thermonukleare Vergeltung möglich sein.)

Ein interessanter Punkt ist noch der persönliche Hintergrund Ben Eliezers. Der Minister wurde in der schiitischen Metropole Basra im Südirak geboren und floh 1949 vor der dortigen antisemitischen Politik nach Israel.
Ben Eliezer ist kein Westler und ganz gewiss kein Europäer, sondern ein Mesopotanier.


Gefährden israelischen Atomwaffen den Weltfrieden?
Israel besitzt seit 1967 Atomwaffen. Die Frage, was Israel seither mit dem Weltfrieden gemacht hat, ist also überprüfbar.
1967 - Sechstagekrieg - Nachdem Ägyptens Präsident Nasser über Monate mit achmadineschadoider Politik (Vertreibungsphantasien usw.) eine Vorlage geliefert hatte , überfiel Israel Ägypten präventiv und eroberte den Sinai und den Gaza-Streifen Gaza-Streifen. Nach dem Kriegseintritt Jordaniens und Syriens, eroberte Israel die Westbank und den Golan.
Alle genannten Gebiete wurde in das israelische Staatsgebiet annektiert - manche nur zeitweise. Es handelt sich daher um einen Angriffs- und Eroberungskriegs Israels. (Eine Ausweitung des Konflikt auf die USA und UdSSR wurde riskiert.)
1973 - Jom-Kippur-Krieg - Ägypten und Syrien wollten in einem Überraschungsangriff die verlorene Gebiete zurückerobern. Nur kurrzeitig erwägt Israel den Einsatz von Atomwaffen und bereitet den Einsatz von Atombomben vor]Nein, das muß absolut nicht der Fall sein. Bei der Zerstörung des Reaktors Osirak kam es nicht zu nennenswerten zivilen Verlusten, geschweige denn zu umfassender atomarer Vernichtung. [/QUOTE]
Der im Bau befindliche einzelne Testreaktor im Irak war oberirdisch und noch nicht mit Uran befüllt, sodass ein Austritt von Radioatktivität zum Zeitpunkt des Angriffs ausgeschlossen war.
Die Atomkraftwerke und sonstige Einreichtungen im Iran sind hingegen über das ganze Land verteilt, bereits im Betrieb und befinden sich teilweise in unterirdischen Bunkern, sodass sie mit konventionellen Waffen wahrscheinlich nicht mehr zerstört werden, sondern nur noch mit taktichen Atomwaffen.
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Zitat von Lykurg:Achmadinedschad, der "Maulheld": wieviele Regimegegner muß er noch einsperren bzw. hinrichten lassen, bis Grass seine Worte als ernstzunehmend einschätzt, oder gar ähnlich riskant und ernsthaft wie die genannten Planspiele der israelischen Armee?

Interessiert es überhaupt, was mit iranischen Regimegegnern passiert?
Es ist völlig egal und hat mit dem Thema nichts zu tun. Das einzige relevante Kriterium ist das Verhältnis zu Israel.
Und da bleibt der Präsident mit seiner Rhetorik ein Maulheld, da er gar nicht über Krieg und Frieden entscheiden darf, da dies allein dem Revolutionsführer Chamanei zusteht - man beachte hier auch die tatsächlichen Parolen der iranischen Demonstranten von 2009, die Chomenei als den Diktator des Landes bezeichneten.

Zitat von Lykurg:Der Bezug des "rein geschäftsmäßig , wenn auch mit flinker Lippe ... deklariert" ist beim ersten Lesen unklar, man neigt dazu, es zurückzubeziehen, eine rein geschäftsmäßige Zurredestellung also, will sagen, ein Vorwurf an die Israelis, mit dem Holocaust Geschäfte zu machen. Das wird nur angedeutet, aber beides entspricht antijüdischen Klischees, wie sie in Grass' Jugend verbreitet waren.

Deutsche Waffenlieferungen und Rüstungsgeschenke bilden seit Jahrzehnten die Grundlage der deutsch-israelischen Beziehungen.
Und ich denke, dies ist vor allem für die deutsche Rüstungsindustrie ein gutes Geschäft. Wenn jemand am Nah-Ost-Konflikt verdient, dann die Rüstungsindustrie und so ist das auch gemeint.
Gleichzeitig importiert die Bundeswehr Waffen aus Israel, allerdings gegen Rechnung.
Rüstungsgeschenke werden mit der besonderen Verantwortung Deutschlands begründet.
Grass schließt im Gedicht übrigens nicht den Antisemitsmus sondern den Antizionismus aus. Er schreibt an keiner Stelle des Gedichts, er habe jüdische Freunde. Er schreibt, er sei Israel eng verbunden und wolle Israel eng verbunden sein, sei also kein Feind Israels.

Zur Waffen-SS
Die Waffen-SS war 1944 zum Zeitpunkt, als Grass in sie eintrat, die zweite Armee des Deutsches Reiches und zog Wehrpflichtige ein. Die Waffen-SS unterstand dem Oberkommando der Wehrmacht. In ihren Aufgaben unterschieden sich Waffen-SS und Wehrmacht nicht mehr.
Einen direkteren Beitrag zum Holocaust als irgendein ein anderer deutscher Soldat jener Tage hat Günter Grass in der Waffen-SS nicht geleistet.

Zur Medien-Kritik, "Gleichschaltung":
Eine echte Prüfung der Grass'schen Thesen blieb weitgehend aus. Die Mehrheit blieb feulletonistisch und klammerte sich an die Personen, hier insbesondere an Grass und Achmadinedschad. Bis auf wenige Ausnahmen blieb es auf dem Niveau der Entsetzungskultur über den ekeligen Antisemiten.
Eine tiefer gehende Untersuchung der Grass' schen Behauptungen blieb (anders als hier im Forum) aus, ebenso eine nähere Untersuchung der Rolle Israels im Konflikt, die nahezu konsequent als Opfer des Irans dargestellt wurde.
Gleichschaltung impliziert jedoch, dass es in Deutschland Zensur gebe. Das ist jedoch nicht der Fall. Viel mehr zensieren sich die Medien selbst, merken es vielleicht gar nicht. Bei außenpolitischen Themen herrscht ein bemerkenswerter Gleichklang mit Hang zum Dogmatismen und Denkverboten. Vielleicht wäre ja ein Apell an die allgemeine Denkpflicht hier zweckdienlich.

Traitor
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So 13. Mai 2012, 11:36 - Beitrag #29

@Lykurg:
Sicher ist es das in erheblichem Maße, allerdings handelt es sich auch um ein Land im Krieg bzw. unter dauerndem Druck terroristischer Anschläge. Ich finde es kaum möglich, in jeder Hinsicht europäische Maßstäbe anzulegen, wenn die Rahmenbedingungen so völlig anders sind. Auch unter seinen Politikern gibt es diejenigen, die europäische Standards proklamieren, und Figuren wie Lieberman, die europäische Standards eher im Sinne eines Viktor Orbán erfüllen.
In Sachen Sicherheits- und Militärpolitik und Außenpolitik zu den Nachbarn bin ich bereit, Israel aufgrund seiner bedrängten Situation einen gewissen Nachlass auf westliche Vernunft zu gewähren (wenn auch sicher keinen so großen, dass sein Verhalten gerechtfertigt wäre), in den Beziehungen zum Westen sollte es sich aber westlich-zivilisiert verhalten, und darunter fiel die Grass-Affäre.

Planspiele --> Krieg nehme ich ihm vielleicht noch ab, Krieg --> Ragnarök definitiv nicht...

Kritik an ihm oder an meiner Wortwahl? Ragnarök ist meine Kurzformel für deinen globalen thermonuklearen Krieg, mit einer kleinen kitzeligen Grashalmspitze drin natürlich.
Kritik an ihm, den Schluss Lokalkrieg-->Globalkrieg lese ich da auch raus, finde ihn aber zu gewagt.
Zur Textanalyse:
Er legitimiert seine Suade mit dem Holocaust? Interessanter Zug, und sehr passend, daß er sich wenig später darüber beschwert, daß andere ihn instrumentalisieren.
Das kann man so reinlesen. Aber wohlwollender auch ein "sogar aus diesem Land".
Der Bezug des "rein geschäftsmäßig , wenn auch mit flinker Lippe ... deklariert" ist beim ersten Lesen unklar, man neigt dazu, es zurückzubeziehen, eine rein geschäftsmäßige Zurredestellung also, will sagen, ein Vorwurf an die Israelis, mit dem Holocaust Geschäfte zu machen. Das wird nur angedeutet, aber beides entspricht antijüdischen Klischees, wie sie in Grass' Jugend verbreitet waren. 'Selbstverständlich' bezieht es sich auf den zweiten Blick dann doch nur auf den U-Boot-Handel, und diese Wortstellung und Wortwahl ist sicherlich völlig zufällig.
Der Bezug ist erstmal unklar, ja, aber folgt nur eine Zeile weiter. Gerade da es ein Prosagedicht mit willkürlichen Umbrüchen ist, und der deutsche Satzbau so etwas problemlos erlaubt, sehe ich keinen Grund daraus, statt einem simplem Vorbezug um ein paar Wörter so eine weitgehende Hinterhältigkeitsinterpretation zu wählen.
- Das ist ein uraltes Klischee: "Wie, ich ein Antisemit? Kann gar nicht sein, einige meiner besten Freunde sind Juden!" Ebenso natürlich auch der Gemeinplatz, man müsse Israel "in aller Freundschaft" mal zeigen, wo der Hammer hängt.
Zustimmung, der Satz hat keine erkennbare Rechtfertigung und wirkt billig.
Nämlich: "weil wir - als Deutsche belastet genug - / Zulieferer eines Verbrechens werden könnten, / das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld / durch keine der üblichen Ausreden / zu tilgen wäre." Richtig, das anstehende Verbrechen, das Grass meint, die planmäßige Ermordung der Iranis durch die Isralis, eine Mitschuld, die man nicht auch noch auf sich laden sollte. Holocaustinstrumentalisierung Nr. 3
Halte ich politisch nichts von, andere, "unvorbelastete" Länder wären in gleicher Situation genauso untilgbar mitschuldig. Eine Instumentalisierung ist das aber nicht, nur ein allseits verbreiteter Komplex.
2) Ungleichheiten: Achmadinedschad, der "Maulheld": wieviele Regimegegner muß er noch einsperren bzw. hinrichten lassen, bis Grass seine Worte als ernstzunehmend einschätzt, oder gar ähnlich riskant und ernsthaft wie die genannten Planspiele der israelischen Armee?
Die Zeilen fand ich eigentlich die stärksten, diese Perspektive auf Ahmadinedschad kommt meines Erachtens oft zu kurz und wird ja auch von Maglor teils gestützt. Ohne Gegenaspekte ist sie aber verkürzend und verfälschend.
"Die Atommacht Israel gefährdet / den ohnehin brüchigen Weltfrieden?" - Israel allein, selbstverständlich. Und weil das nicht gefährlich genug klänge: "Die Atommacht Israel". Kein Wort über das Bedrohungspotential des Iran, kein Wort auch über dessen Finanzierung der Hisbollah und anderer Gruppen, die eine beständige Unterminierung des Weltfriedens bedeuten.
Das ist für ihn ganz klar eine Frage des Modus: dringend gemacht werden müsse die Faktenaussage "die Atommacht Israel gefährdet den Weltfrieden", während in aller Munde sei die Spekulation "die potentielle Atommacht Iran würde den Weltfrieden gefährden". Dass er da keine große Neuigkeit herausposaunt, und dass die andere Aussage auch nicht gerade unwichtig ist, da sind wir uns einig. Legitimation für die Aussage und ihre Form sehe ich aber durchaus.
"den Verursacher der erkennbaren Gefahr / zum Verzicht auf Gewalt auffordern" - Den, nicht die Verursacher! Für Grass gibt es nur einen.
Gleiches Argument, diese Gefahr dieses Verursachers ist für ihn die konkretere und erkennbarere, dabei weniger erkannte, somit bennenswertere.
Punkt "3) Unterstellungen" wurde glaube ich schon erschöpfend behandelt.

Ich denke aber, deutlich gemacht zu haben, an welchen Stellen es mich ekelt und warum.
Mit "dich ekelt es" kann ich mich deutlich besser anfreunden als mit "der Text ist ekelerregend". Kausal folgt zwar das eine aus dem anderen, letztere Stellungnahme bewertet für mich aber wie gesagt anscheinend die Beweggründe und eine immanente Qualität auf Totschlagebene. Da ist die Detailanalyse deutlich angemessener.

Maglor
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So 13. Mai 2012, 15:22 - Beitrag #30

Zitat von Traitor:In Sachen Sicherheits- und Militärpolitik und Außenpolitik zu den Nachbarn bin ich bereit, Israel aufgrund seiner bedrängten Situation einen gewissen Nachlass auf westliche Vernunft zu gewähren (wenn auch sicher keinen so großen, dass sein Verhalten gerechtfertigt wäre), in den Beziehungen zum Westen sollte es sich aber westlich-zivilisiert verhalten, und darunter fiel die Grass-Affäre.

Ich würde an Israels Militär-, Sicherheits und Außenpolitik keine westlichen oder zivilisierten Maßstäbe legen. Israel ist ein Staat mit arabischer Bevölkerungsmehrheit.
Es wäre nur gerecht, wenn wir von Israel das gleiche erwarten würden wie von der PLO, dem Libanon und Ägypten. Jene Regime vereiteln internationale Krise, kämpfen für den Frieden, selbst wenn das den Bürgerkrieg bedeutet. Radikale Mehrheits- und Minderheitsmeinungen werden dort radikal verfolgt. Die Fatah putsche sogar mit internationalem Segen gegen die demokratisch gewählte Hamas.
Von der libanesischen Regierung erwartet man eigentlich, dass sie Krieg gegen die Hisbollah führt, selbst wenn das Krieg gegen die eigene Bevölkerung bedeutet.
Dies alles tun sie nur dem lieben Frieden halber.
Selbiges müsste auch von Israel erwartet werden, etwa ein Putsch gegen die Likud-Regierung, die gewaltsame Räumung illegaler Siedlungen usw. selbst wenn das den Bürgerkrieg und ein Diktatur des Friedliebenden bedeuten würde.
Stattdessen planen sie ihre Feldzüge nach politischer Stimmungslage.

Netanjahu spielt hier auch ganz konkret mit der Angst vor dem Holocaust und behauptet immer wieder mit dem iranischen Atomprogramm drohe ein zweiter Holocaust, verglich das iranische Regime mit Nazis (was im Kontext israelischer Rhetorik völlig nichtssagend ist) und die jetzige "Bedrohungslage" mit dem Jahr 1938 kurz vor dem deutschen Angriff auf Polen.
Direkt auf der zentralen Holocaust-Gedenkveranstaltung in Yad Vashem behauptete der Primierminister, der Iran arbeite bereits an einem zweiten Holocaust und erwähnte auch die heilige Pflicht ihn mit allen Mitteln aufzuhalten.

Israelische Politker werfen Netanjahu vor auf diese Art die Geschichte zu missbrauchen, den Holocaust zu verharmlorsen und die Erinnerung an ihn zu manipulieren.
(Tatsächlich wanderte Netanjahus Großvater bereits 1920 nach Palästina ein und die Familie hat gar keine Erinnerung an den Holocaust.)

Ipsissimus
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Mo 4. Jun 2012, 18:42 - Beitrag #31


janw
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Di 5. Jun 2012, 12:19 - Beitrag #32

Na, Du weißt doch, manche sind gleicher...

Maglor
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Di 5. Jun 2012, 14:24 - Beitrag #33

Als hätte es noch niemand erfahren.
Bemerkenswert ist die Reaktion der Bundesregierung, die im Grunde nicht weiter daran findet. Israels Sicherheit ist nicht verhandelbar, und Israel könne mit den Rüstungsgeschenken machen was es wolle, auch wenn dabei Staaten draufgehen.
Vielleicht würden deutsche Politiker auch vor Freude heimlich im Kreis hüpfen, wenn eben jener Staat die Schlange Iran zertreten würde. Ähnliche Beispiele teutscher Feigheit sind ja durch das Beispiel Libyen und Irak bekannt. Oder wie Churchill sagte: Gebt uns die Werkzeuge, dann schaffen wir es schon selbst, uns zu wehren.

Heimlichkeit und Schweigen ist auf jeden Fall angebracht. Dass die atomare Aufrüstung im Nahen Osten durch deutsche Steuergelder finanziert wurde, wurde all zu gern verschwiegen.

Bestätigung findet Grass'sche Lyrik durch Avi Prior:
"Der ehemalige israelische Botschafter in Berlin, Avi Primor, sagte im ZDF zu dem U-Boot-Deal: "Die Deutschen haben immer so getan, als hätten sie es nie verstanden und nie gewusst." Die Bundesregierung habe das Thema öffentlich totgeschwiegen. "Und ich spreche jetzt von der höchsten Ebene in der Bundesregierung, mit der ich einen regelmäßigen Kontakt hatte", ergänzte Primor." Spiegel

[INDENT]Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes,
dem sich mein Schweigen untergeordnet hat,
empfinde ich als belastende Lüge
und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt,
sobald er mißachtet wird;
das Verdikt "Antisemitismus" ist geläufig.[/INDENT]

Ebenfalls bestätigt Netanjahu den Dichter. Die Waffenlieferung seien ein Bekenntnis Deutschlands, daher durchaus als anti-antisemtischer Glaubensakt zu verstehen.
"Deutschland hat das Bekenntnis zu Israels Sicherheit gerade durch den Verkauf eines weiteren U-Boots zum Ausdruck gebracht."
Spiegel

Egal, Günter Grass bleibt ein arythmischer Alt-Nazi. :crazy:
Und die Ver-U-Bootung der israelischen Atomwaffen geht mindestens bis 2017 weiter. :rolleyes:
Gibt Israel zu, dass es Atomwaffen besitzt? Niemals :P
Und wer glaubt glaub Israel habe Atom-Waffen oder gefährde den Weltfrieden, der glaubt auch Juden fräßen kleine Kinder. :(
Zumindest der Maulheld von Teheran ist spätestens 2013 Geschichte, zum gleichen Zeitpunkt wird in China ein Sack Reis umfallen.

janw
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Di 5. Jun 2012, 15:22 - Beitrag #34

Besonders nachdenklich stimmt mich, wie der Zentralrat der Juden in Deutschland mit der Sache umgeht, im Grunde so, als bedeute jedes Zulassen von Kritik am Staat Israel ein Zulassen von Herabsetzung jüdischer Menschen. Als ob gerade die junge Generation in Israel nicht schon deutlich weiter wäre...

Ipsissimus
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Di 5. Jun 2012, 18:16 - Beitrag #35

Menschen in einer Umgebung, die ihnen kein ohne Großgruppen-Kuscheln ermöglicht, reagieren oft päpstlicher als der Papst.

Traitor
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Do 7. Jun 2012, 10:02 - Beitrag #36

Die von Anaeyons Kommentar angestoßene Diskussion findet sich jetzt in "Atheismus, Kirchen und Gesellschaft".

So einen richtigen Skandal scheint niemand aus der U-Boot-Geschichte machen zu können. Dafür war es wohl schon vorher zu allgemein bekannt, als dass sich noch jemand ernsthaft aufregen würde.

@Jan: Das ist ja eben der Punkt, der Grass trotz fragwürdigem "dann muss ich es halt machen"-Gestus eigentlich eine Rechtfertigung gibt.

Ipsissimus
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Do 7. Jun 2012, 12:33 - Beitrag #37

Eben, Traitor, es zeigt sich, dass Grass in der Sache einfach nur Recht gehabt hat. Es erstaunt allerdings nur wenig, dass sein "Gedicht" im Kontext dieser Affaire praktisch nicht erwähnt wird.

Traitor
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Mo 11. Jun 2012, 22:14 - Beitrag #38

In einem Teil der Sache. Die U-Boot-Geschichte war, wie schon analysiert, anscheinend nur Aufhänger, mehr Gewicht legte er auf die tatsächliche Atomkriegs-Gefahr und Vernichtungsabsicht, und da hat er zum Glück bisher nicht Recht behalten...

Vermutlich gibt es einen Konsens der Journalisten, das Gedicht totzuschweigen, um ihm keinen Klassikerstatus zu gönnen. Oder es ist gerade überall Abi-Thema und Artikel darüber als Schummehilfe verboten. ;)

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Di 20. Nov 2012, 21:32 - Beitrag #39

Musste es wirklich gesagt werden?

Der israelische Politiker Gilad Sharon sagte, man müsse Gaza "plattmachen" wie Hiroshima und Nagasaki.
Bizarr ist auch der Kommentar zur Demokratie im Nahen Osten: The residents of Gaza are not innocent, they elected Hamas.
Beruhigend ist schonmal, dass seine Partei zurzeit in der Opposition ist.

Näher an der Wahrheit ist vielleicht Israels viel zitierter Innenminister Eli Yishai, der Gaza nur ins Mittelalter zurückbomben will.

Unterdessen überlegt man im deutschen Außenministerin wie man Israel am glaubhaftesten seine Solidarität bekunden könne, ohne die Wahrheit auszusprechen.
Außenminister Westerwelle: "Wir stehen an der Seite unserer Freunde in Israel. Israel hat das Recht, sich selbst und seine Bevölkerung zu verteidigen."
Dass Selbstverteidigungsrecht Israels setzt einen Angriff der Hamas voraus. Eine Bedrohung der Existenz der Staates Israel besteht nicht.
Das Ende der Gewalt liegt jetzt in den Händen der Hamas.

Noch absurder der außenpolitische Sprecher der FDP, Rainer Stinner:
"Das Ende der Gewalt liegt jetzt in den Händen der Hamas. Frangi sollte sich darauf konzentrieren, dass sich bei den Palästinensern in ihrem eigenen Interesse die Kräfte durchsetzen, die zu einem friedlichen Zusammenleben mit Israel bereit sind."
Entgangen ist ihm wohl, dass die israelische Luft zurzeit "gezielte Tötungen" gegen Hamas-Politiker durchführt. Die Sache mit dem Durchsetze der anderen Kräfte kann unter Berücksichtigung der Tatsachen nur im Sinne Darwins verstanden werden, nämlich dass die anderen Kräfte verrecken, wenn nicht durch Israels Existenzrecht, dann durch eine innerpalästinensische Säuberung. Unter der Grundannahme, dass diese Äußerung mit den tatsächlichen Begebenheiten im Streifen Elend in keinem Zusammenhang steht, komme ich natürlich zu einer ganz anderen Deutung.

Traitor
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Sa 24. Nov 2012, 15:36 - Beitrag #40

Immerhin hat Israel in zwei Krisen hintereinander Grass zum Trotz bewiesen, den Finger vom Nuklearbombenknopf lassen zu können.

Das ist aber auch schon das positivst, das Säbelrasseln gegen und vom Iran hat sicher nur Pause, und der Gaza-Kurzkrieg wird allseits so sehr als Lappalie abgehakt, dass es schon bestürzend ist. Und wie du sagst, eine echte Existenzbedrohung gab es zuletzt nicht, das Verhalten in einer bedrohlicheren Lage bleibt also weiter unberechenbar.

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