Der Zustand der Welt, in aller Kürze

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Di 22. Apr 2014, 11:05 - Beitrag #1

Der Zustand der Welt, in aller Kürze

Die Aristokratie ist wieder da: eine Klasse, die sich grundsätzlich über alle anderen erhebt

Dabei ist die These, zu deren Beweis Thomas Piketty mit seinem Buch auszieht, denkbar schlicht: Der gesellschaftliche Reichtum, erklärt er, sei zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht anders verteilt als vor hundert oder zweihundert Jahren. Heute wie damals gebe es eine kleine Gruppe extrem reicher Menschen, die über einen gewaltigen Teil aller verfügbaren Einkommens- und Vermögenswerte verfügen, während der weitaus größere Teil der Menschheit wenig mehr besitzt als die Arbeitskraft, die er zu Markte trägt. Der Sozialstaat und die angebliche Nivellierung der sozialen Unterschiede, der Aufstieg der Mittelschicht, die zahllosen politischen Bildungs- und Vermögensinitiativen - all diese Versuche der demokratisch verfassten Industriestaaten, den Reichtum zu verallgemeinern, hätten an den Verhältnissen kaum etwas geändert, und wenn, dann nur für begrenzte Zeit.

Tatsächlich, so Thomas Piketty, treffe nicht einmal die liberale Lehre zu, es bedürfe deutlicher finanzieller Unterschiede, um Leistung zu motivieren. Denn der weitaus größere Teil allen Reichtums bestehe nicht in Arbeitseinkommen, sondern in Vermögen. Und so etwas werde auch heute weniger erworben als vielmehr ererbt - in einem Maße, wie das zuletzt im frühen 19. Jahrhundert der Fall gewesen sei.

Im Zentrum des Buches steht tatsächlich eine Formel. Sie lautet: "r >g", wobei "r" für die Kapitalrendite steht ("return of capital") und "g" für das Wirtschaftswachstum ("economic growth"). Sie bedeutet nicht nur, dass sich alle "Scheren" in der Verteilung von Reichtum immer weiter öffnen müssen, allein schon, weil sich die Kapitalrenditen fortlaufend akkumulieren, sondern auch, dass diese Unterschiede in Zeiten niedrigen Wachstums - gegenwärtig mögen es im Schnitt der westlichen Industrieländer 1,5 Prozent im Jahr sein - besonders groß ausfallen.


http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/b ... -1.1940636

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