Keine weitere Zugabe für Mugabe?

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Traitor
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Do 16. Nov 2017, 00:09 - Beitrag #1

Keine weitere Zugabe für Mugabe?

Das Militär scheint sich entschlossen zu haben, den unsterblichen Präsidenten für senil zu erklären, wenn auch mit einer stählernen Variante einer Krankschreibung, eventuell garniert mit Liebesgrüßen aus Peking. Verliert Maglor etwa eine seiner Lieblingsfiguren?

Lykurg
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Do 16. Nov 2017, 00:32 - Beitrag #2

"Stählerne Variante einer Krankschreibung" klingt ungesünder als es vermutlich gemeint ist... aber seine eigenen Verlautbarungen waren ja des öfteren auch eher blumig.

Ich habe deine Nachricht noch nicht gefunden, eher noch Spekulationen über einen Rücktritt - aber möglicherweise sind englischsprachige Medien da weiter, habe nicht gründlicher gesucht. - Google schlug als erstes ergänzendes Suchwort zu "Mugabe" "tot" vor, das war nicht das, was ich erwartete. Kurios auch, daß ZDF und Tagesspiegel im Rückblick auf längere Strecken wortgleich sind. Die gemeinsame Quelle scheint laut Kölner Domradio die Katholische Nachrichtenagentur zu sein, die sie da direkt übernommen haben.

Traitor
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Do 16. Nov 2017, 00:40 - Beitrag #3

Krankschreibung, nicht Abschreibung. ;) Und ja, ich meine die automobile Version, nicht die ballistische.

Das Fragezeichen war ebenfalls beabsichtigt, die englische Presse ist da auch nicht weiter, die Nachrichtensituation allgemein relativ konfus. Am besten fällt mir bisher der Independent, indem er einen "Twitter account purporting to belong to the party (although there is now some confusion about whether or not it is in fact a parody account)" zitiert.

Ipsissimus
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Do 16. Nov 2017, 17:22 - Beitrag #4

und wird Simbabwe jetzt wieder zu Rhodesien rückgewandelt?

Traitor
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Do 16. Nov 2017, 18:36 - Beitrag #5

Nein, die sind jetzt einen Schritt weiter, es wird Sigmadesien heißen. ;)

Interessant auch, dass anscheinend nicht die Chinesen, sondern die Mainzer hinter dem Putsch stecken. Diese hervorragende, objektive Quelle ist auch eindeutig von no military takeover überzeugt.

Maglor
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Mo 20. Nov 2017, 21:41 - Beitrag #6

Laut dieser total seriösen Homepage ist Mugabe der brutalste, noch lebende Diktator der Welt:
http://www.tenoftheday.de/die-brutalsten-lebenden-diktatoren-der-welt/
Das liegt vielleicht nur an der Bartmode. ;)

Ipsissimus
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Di 21. Nov 2017, 10:55 - Beitrag #7

merkwürdigerweise lächeln einige dieser Diktatoren, skandalös^^

Traitor
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Mo 27. Nov 2017, 21:49 - Beitrag #8

Der Diktator ist in Rente, lang lebe der Diktator!

Ob man mittlerweilse so zynisch sein muss, echten Wandel gar nicht als ernsthafte Option zu erwarten, sondern es als positiv zu werten, dass wenigstens mal wieder irgendwo ein Machtwechsel ohne völligen staatlichen Zerfall abläuft?

Lykurg
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Mo 27. Nov 2017, 23:59 - Beitrag #9

Immerhin doch ein Signal für den Umweltschutz, wenn ein Krokodil an die Macht kommt...

Aber ja, wesentliche Veränderungen - abgesehen vom zu erwartenden Mützentausch der Profiteure - wird es wohl kaum geben. Dank Abschaffung des Zimbabwedollars entfällt sogar das ansonsten sicher schnell mögliche Auswechseln der Porträts auf Banknoten.

Ipsissimus
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Di 28. Nov 2017, 18:00 - Beitrag #10

Zitat von Traitor:echten Wandel


ist doch eh alles nur Molekularrauschen^^

Maglor
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Di 28. Nov 2017, 19:08 - Beitrag #11

Eine Militärdiktatur hat doch noch nie echten Wandel gebracht. Jedenfalls kenne ich keinen Fall, in dem man zum Ergebnis gratulieren sollte. ;)

Allein schon aufgrund seines Alters, war es eigentlich nicht notwendig Mugabe zu stürzen oder zu töten.
Sein Nachfolger, das "Krokodil", ist ebenfalls schon ein alter Mann, obwohl immerhin 20 Jahre jünger als Mugabe.
Es zeigt sich hier jedenfalls die gefährliche Tendenz zur Gerontokratie, die irgendwann die meisten Diktaturen befällt. Alte Veteranen lösen einander ab. Besonders extrem war dies in der Ära Breschnew in der Sowjet-Union oder aktuell Kuba*.

Als Gegenmodell zur Gerontokratie der Veteranen ist seit Alters die Dynastie bekannt. Sie erscheint stabiler und bringt immer wieder junge Leute unter 70 an die Staatsspitze.
Mugabe wollte seine Ehefrau zur Stellvertreterin und Nachfolgerin machen. Eine Evita oder Madame Mao sollte in seine Fußstapfen treten.
Tatsächlich ist Grace Mugabe erheblich jünger als das "Krokodil". Sie hätte zumindest die Lebenserwartung gehabt Simbabwe mehrere Jahrzehnte zu führen.
So hat Simbabwe erstmal das greise "Krokodil" an der Spitze, das bestimmt bald alt genug ist, um selbst in den Ruhestand geputscht zu werden.

* Kuba ist natürlich besonders interessant, weil hier beide Idealtypen vermischt sind. Die Castro-Brüder sind nicht nur Familie, sondern auch Waffenbrüder.

Traitor
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Di 28. Nov 2017, 20:40 - Beitrag #12

Zitat von Maglor:Eine Militärdiktatur hat doch noch nie echten Wandel gebracht. Jedenfalls kenne ich keinen Fall, in dem man zum Ergebnis gratulieren sollte. ;)
Ja, ich trage immer noch lange Haare, betreibe mehr oder weniger höhere Mathematik und höre Popmusik.

Zitat von Maglor:Allein schon aufgrund seines Alters, war es eigentlich nicht notwendig Mugabe zu stürzen oder zu töten.
Tatsächlich dürfte eine mit gewissem Vorlauf geplante "Früh"rente einen stabileren Übergang ermöglichen als ein (zumindest in der Theorie) irgendwann überraschend kommender Tod.

Zum Thema Gerontokratie befremdet mich etwas, dass es unter all den Standard-Vorhersagen dystopischer Literatur immer noch eine gibt, die noch nicht in der Realität umgesetzt wurde: der wirklich Ewige Präsident, der nach Lebenserwartung längst gesichert tot sein müsste, laut Parteipropaganda aber weiterhin nicht nur im spirituellen Sinne führt, sondern auch im Fleische. Hier und da wurde vielleicht mal ein Ableben eine gewisse Zeit lang verschwiegen, aber mit der richtigen Chuzpe scheint das noch nirgends versucht worden zu sein.

Ipsissimus
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Mi 29. Nov 2017, 11:23 - Beitrag #13

Zitat von Traitor:der wirklich Ewige Präsident, der nach Lebenserwartung längst gesichert tot sein müsste, laut Parteipropaganda aber weiterhin nicht nur im spirituellen Sinne führt, sondern auch im Fleische.


Big Brother, also "1984", kommt dem doch schon sehr nahe, genauso wie der Wohltäter aus "Wir", von Jewgeni Samjatin

Lykurg
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Mi 29. Nov 2017, 23:14 - Beitrag #14

Eben, literarisch, aber nicht real. Simbabwe und England kämen mir in den Sinn, Thailand auch, aber die Ewigkeiten sind halt auch nicht von Dauer. Um wirklich verewigt zu werden, ob plastiniert auf dem Thron oder durch einen quasiidentischen Nachfolger ersetzt, müßte ein Herrscher schon sehr unspezifisch, ein grauer Herr sein, der von einem ebensolchen abgelöst wird, ohne daß die Öffentlichkeit davon wesentliches mitbekommt. Meist werden Machtwechsel dann ja doch als Gelegenheit genutzt, durch vermeintliche Unterschiede zum Vorgänger systemstabilisierende Sympathiegewinne zu verbuchen.

Ipsissimus
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Do 30. Nov 2017, 10:26 - Beitrag #15

Zitat von Lykurg:Eben, literarisch, aber nicht real.


Na ja, Traitor bezog sich auf dystopische Literatur. In der Realität wird das nicht gehen, solange wir keine Unsterblichkeit realisieren können^^ aber wer weiß, vielleicht entwickelt sich die Geschichte der Menschheit noch weiter in dystopischer Richtung, dann wird es eines Tages sicher auch behauptet^^

Traitor
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Do 30. Nov 2017, 19:38 - Beitrag #16

Ipsissimus, ich dachte schon konkret darüber nach, ob (bzw. warum nicht) das Konzept
in der Realität umgesetzt

wurde / werden könnte. Prinzipiell ist dafür weder physische individuelle Unsterblichkeit noch täuschend echte Doppelgänger-Nachfolge nötig, geschicktes Recycling von Videomaterial oder neuerdings/innaherzukunft auch vollelektronische Diktatorenverarbeitungsanlagen könnten reichen.

Lykurg
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Do 30. Nov 2017, 20:50 - Beitrag #17

Die Kims hätten den Weg einschlagen können dank erfolgreicher Abschottung und Medienkontrolle sowie dank der Tatsache, daß sich die Mode dort kaum geändert zu haben scheint (und im Westen hätte es auch keiner gemerkt :crazy: ). Allerdings haben sie mit dem bewährten Dynastienmodell eine andere Lösung gefunden; darüber hinaus ließe sich das Bäumchen-wechsel-dich wohl einigermaßen glaubwürdig nur spielen, wenn den großen Führer niemand aus der Nähe zu sehen bekommt und er spätestens alle zehn Jahre rundumerneuert werden kann (was bei Dynastien eher schwierig ist). So gesehen vielleicht eher ein Modell für einen dubiosen Kleinstaat. Wer weiß, wieviele Jahrzehnte Adam von Liechtenstein schon herrscht - oder sind es Jahrhunderte?

Maglor
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Do 30. Nov 2017, 21:57 - Beitrag #18

Ich glaube nicht, dass man den Tod (oder Aufstieg) des ewigen Präsidenten vor dem Volk hätte verbergen können. Die Zeichen waren zu offensichtlich. Wär hätte den Trauerzug der Kraniche übersehen oder das Weinen der Orchideen überhören können? Niemals wäre der Tod Kim Il Sungs vor dem Volk verborgen geblieben. Die Erschütterung der Macht war so stark, dass selbst die Berge Koreas ihr Haupt senken mussten und leise Juche riefen. :crazy:

Saddam Hussein hätte mit seinen zahlreichen Doppelgängern durchaus das Potenzial zum ewigen Präsidenten gehabt. Im Pentagon wird wahrscheinlich immer noch gerätselt, ob der richtige aufgehängt wurde. Außerdem hatte Saddam die Angewohnheit seine Verwandten umzubringen, was einer Dynastiebilding entgegensprach.

Ipsissimus
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Fr 1. Dez 2017, 21:22 - Beitrag #19

Zitat von Traitor:Prinzipiell ist dafür weder physische individuelle Unsterblichkeit noch täuschend echte Doppelgänger-Nachfolge nötig, geschicktes Recycling von Videomaterial oder neuerdings/innaherzukunft auch vollelektronische Diktatorenverarbeitungsanlagen könnten reichen.


Derzeit würde es nicht gehen, weil es immer noch genügend viele genügend gebildete Menschen gibt, die wissen, dass es noch nicht gelungen ist, Unsterblichkeit zu realisieren; die würden derartige Versuche also mit einem schallenden Gelächter quittieren. Man bräuchte also erst eine Religionsgründung - Unsterblichkeit ist das Privileg von Gottheiten und deren Avataren, letztere gerne auch nach der Himmelfahrt. Alternativ müsste es eine Kampagne geben, in der die Entdeckung von Unsterblichkeitsseren oder dergleichen verkündet und bewiesen würde. Nichts was man von heute auf morgen durchziehen könnte, solange es noch funktionierende wissenschaftliche Gremien gibt.

Traitor
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Sa 2. Dez 2017, 13:36 - Beitrag #20

Ja, so einen richtigen Gottkönig gab es auch schon lange nicht mehr.

Das interessante an dem Trope, insbesondere in deiner Ausarbeitung mit Serums-Lügenkampagne, ist ja, dass es genau das Gegenteil des deutlich häufigeren "Unsterblichkeit für einen oder wenige, aber sie wird durch behauptetes Vererben an täuschend ähnliche Geschwister/Cousins/Nachfahren vertuscht" darstellt. Aber ok, das wird mehr SF-Genreanalyse als Polit-Diskussion.

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