Einverständnis einholen

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Ipsissimus
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Di 19. Dez 2017, 17:33 - Beitrag #1

Einverständnis einholen

In Schweden und mehreren skandinavischen Ländern wird die Einführung eines Einverständnis-Gesetztes vorbereitet, das im nächsten Sommer in Kraft treten soll. Dabei geht es darum, dass PartnerIn vor dem Geschlechtsverkehr explizit fragen müssen, ob PartnerIn den Geschlechtsakt jetzt mit ihm/ihr vollziehen will. In der Praxis dürfte das darauf hinauslaufen, dass der Mann die Frau fragt, weil im Sinne der #metoo-Kampagne der umgekehrte Fall - dass die Frau dem Mann den Sex aufdrängt - offenbar als irrelevant aufgefasst wird.

In vorauseilender Ahnung haben sich diverse PolitikerInnen bereits geäußert, man dürfe die Gesetzesinitiative aber nicht ins Lächerliche ziehen, z.B. durch die Behauptung, dem Manne bliebe jetzt nichts mehr anderes übrig, als sich vorher einen Zettel mit der Einwilligungserklärung unterschreiben zu lassen.

Wichtige Fragen:
Bleibt einem Mann, sobald das Gesetz in Kraft getreten ist, etwas anderes übrig, als sich die Einwilligung vorher schriftlich bestätigen zu lassen?
Jedes einzelne Mal vorher? Oder wird es Sammeleinwilligungen geben, die für einen ganzen Abend gelten?
Ist die umgekehrte Situation irrelevant?
Wird die Menschheit aussterben, oder wenigstens Europa, weil damit jeder Geschlechtsakt zu einem unkalkulierbaren Risiko wird?
Wann wird das Gesetz kommen, bei dem sich PartnerIn bestätigen lassen muss, dass er/sie die Unterschrift unter die Einwilligung nicht erzwungen hat?

Maglor
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Di 19. Dez 2017, 19:19 - Beitrag #2

Ich findebereits die explizite Frage ist eigentlich schon eine Belästigung.

Ein Mann muss sich erstmal keine Sorgen machen. Die Anzeigen gibt es sowieso erst nach einer Trennung. ;)

Da die romantische Liebe die gleichen Symptome hat wie eine Psychose, muss in diesen Fällen eigentlich gem. § 177 Abs. 2 Nr. 2 StGB von einer Vergewaltigung ausgegangen werden.
Eine rationale Vertragsschließung kann es nur im Rahmen der Prostitution geben und die ist in Schweden verboten.

Maglor
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Mi 20. Dez 2017, 12:39 - Beitrag #3

Wie die Zeit vergeht.
Im Februar haben noch alle unter #lastnightinsweden getwittert, dass es in Schweden gar kein Probleme geben würde.
Hätte Donald Trump damals schon unter #metoo getwittert, man müsste ihn ernst nehmen. :crazy:

Ipsissimus
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Mi 20. Dez 2017, 14:59 - Beitrag #4

#metoo zufolge kommt freiwilliger Sex praktisch nicht vor, da ist die schwedische Reaktion durchaus angemessen. Die Frage lautet nur, ob #metoo ein realistisches Bild von der Wirklichkeit zeichnet.

Maglor
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Mi 20. Dez 2017, 21:34 - Beitrag #5

Diese Frage ist nicht nur rassistisch, sondern auch faschistisch. :crazy:

Feuerkopf
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Mi 20. Dez 2017, 22:35 - Beitrag #6

If a person has not agreed in words or by their clear actions that they are willing to engage in sexual activity, then forcing or coercing them into a sexual act will be illegal. The hope is that this sends a clear message to society that any non-consensual sexual contact or activity is against the law and therefore liable to prosecution.


Ist doch eigentlich gut zu verstehen: Wenn jemand es nicht klar sagt oder durch sein Tun nicht klar macht, dass er/sie mit Sex einverstanden ist - dann eben Finger weg! Das soll sicher auch Leute schützen, die betrunken oder sonstwie bedröhnt sind. Wen man nun jemanden zum Sex zwingt oder nötigt, so ist das illegal.
Vielleicht wird es so, wie bei der Verhütung: Es gibt den kurzen ernüchternden Moment, wo man mit dem Kondom hantieren muss. Genau so kann es sein, sich mal eben kurz das Einverständnis zu holen. Hat doch jeder ein Smartphone. Mal eben bestätigen lassen. ;)

Ipsissimus
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Do 21. Dez 2017, 14:01 - Beitrag #7

Es ist halt eine vollständige Umkehr der Sichtweise, Köpfle^^ das Verbrechen ist die Grundannahme, von der man sich erst suspendieren lassen muss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solche Umkehr bei den erwünschten Konsequenzen bleiben wird, vielmehr werden weitaus mehr als nur die erwünschten Konsequenzen auftreten. Die letzte von mir aufgelistete Frage deutet eine solche Konsequenz an, die war nicht als Gag gemeint. Das Problem wird durch eine solche Unterschrift nämlich nur verschoben, ganz zu schweigen von schwammigen Formulierungen wie der vom "eindeutigen Signal" und der daran anknüpfenden Frage, wann die Eindeutigkeit eines Signals gegeben ist.

Was mich an der Geschichte wirklich wundert, ist, dass niemand, buchstäblich niemand öffentlich über verbesserte Nachweismethoden nachdenkt. Die derzeitigen Gesetze sind nämlich völlig ausreichend, alle möglichen Gewaltphänomene inklusive der sexuellen strafrechtlich zu handeln. Woran es ein ums andere Mal mangelt, ist der Nachweis. Also, warum denkt man nicht über die Verwendung von Wahrheitsseren, Lügendetektoren oder Gehirnscannern nach? So viele hochtrainierte Marines oder Geheimdienstler, die bei Einsatz dieser Möglichkeiten nicht innerhalb von 10 Minuten die Wahrheit preisgegeben haben, laufen da draußen nicht rum. 95% und mehr aller derzeit nicht entscheidbaren Fälle, in denen deswegen in dubito pro reo entschieden werden muss, könnten auf diese Weise geklärt werden.

Seltsamerweise wollen das noch nicht mal viele Frauen, mit denen ich darüber gesprochen habe. Und das verstehe ich im Grunde gar nicht, bzw. die Erklärung, die mir in den Sinn kommt, ist wenig schmeichelhaft.

Maglor
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Do 21. Dez 2017, 16:09 - Beitrag #8

Schweden hat bereits das wahrscheinlich schärfste Sexualstrafrecht der Welt.
Der berühmteste Fall ist Julian Assange, der aufgrund eines gerissenen Kondoms wegen "minderschwerer Vergewaltigung" mit internationalem Haftbefehl gesucht wird. Eigentlich ist der Fall Assange ein gutes Beispiel, dass in Schweden auf Vergewaltigung verfolgt werden kann, obwohl die Geschädigte vorher mal zugestimmt hat.
Die Kampagnen "Nein heißt Nein" oder "Ja heißt Ja" sind nichts als simpler Populismus. Das Strafrecht ist bereits sehr viel weiter und vor allem viel differenzierter.

Es gibt in Schweden keine Gesetzeslücken - schon gar nicht nicht für Betrunkene oder Komatöse. Das eigentliche Problem ist, dass Betrunkene besonders gern "ja" sagen und in Schweden wie Deutschland Partnersuche und extremer Alkoholkonsum häufig miteinander verknüpft werden.

Die schwedische Regierung ist natürlich im Zugzwang, wenn das Thema wieder mit der nächsten Hasswoche bzw. Hastag aus dem Grundrauschen auftauchen. Man muss ja irgendwie mit einer Gesetzesinitiave reagieren. Gut das da schon was in der Schublade lag.
Was in Schweden jetzt als "unachtsame Vergewaltigung" unter Strafe gestellt werden soll, ist der reine Mangel in einer Vertragsschließung. Alles andere stand doch schon vorher unter Strafe.

e-noon
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Di 16. Jan 2018, 12:57 - Beitrag #9

[quote=Feuerkopf]Wenn jemand es nicht klar sagt oder durch sein Tun nicht klar macht, dass er/sie mit Sex einverstanden ist[/quote]
Das Problem ist ja, dass in 99% der Fälle so etwas durch Körpersprache und Blicke geklärt wird und eine offizielle "Mein Fräulein/mein Herr, möchten Sie mit mir den Geschlechtsakt begehen?" äußerst seltsam bis abturnend wirkt. Es scheint mir ziemlich absurd, die Leute zu zwingen, in ihrem Intimleben gesetzlich normierte Sprüche aufzusagen; damit werden, wie Ipsi sagt, pauschal die vermutlich 99% bereitwillig eingegangenen Sexualakte unter Generalverdacht gestellt. Das wäre nicht analog zum unromantischen Kondomüberzug, sondern eher analog zu einem Kondomzwang. Daher stimme ich Ipsi vollinhaltlich zu. Auch offensichtlichere Methoden als Wahrheitsseren sollte man ausbauen (eine Kultur, in der Seelsorger und Polizeibeamte in einfach zugänglichen Notaufnahmen für den Fall einer Vergewaltigung bereitstehen und über alles offen gesprochen werden kann).

Lykurg
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Di 16. Jan 2018, 21:47 - Beitrag #10

Ich las gerade heute von einer (geplanten?) App, die Verträge für one-night-stands anbietet. Damit soll die Frage des consent eindeutig und unwiderruflich (?) geklärt werden. Aber mal ganz abgesehen von der Rechtswirksamkeit einer solchen Erklärung - deren Freiwilligkeit im Moment der Unterzeichnung dann das nächste Problem wäre. Wie mans auch dreht und wendet wir hätten wohl eigentlich nicht von den Bäumen herunterklettern sollen.

Ipsissimus
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Mi 17. Jan 2018, 02:14 - Beitrag #11

tja, und ganz unverhofft kommt man dann zu DER Lösung^^ einfach das gesamte Leben auf Video aufnehmen, am Besten aus mehrere Aufnahmepositionen gleichzeitig, dann ist man bei Nachweisnotwendigkeiten immer auf der sicheren Seite, oder so^^ vielleicht mal mit einem Geheimdienstler oder Kriminalbeamten des Vertrauens reden, die werden sich dann auch über die Arbeitserleichterung freuen


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