Privatisierung von staatlichen Unternehmen

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8ball
 
So 22. Apr 2001, 13:21 - Beitrag #1

Arschfurunkel : Ok, bei der Post (Telekom) sehe ich die ´Vorteile auch. Aber was ist mit der Bahn ? Hier ist es doch nun wirklich sehr viel schlechter geworden. Hoher Personalabbau und höhere Preise sind ja nur ein kleines Beispiel. Das Management ist auch eher Ahnungslos als Kompetent.
Bei der Stromerzeugung bin ich schon etwas skeptischer. Ich denke nach der Marktbereinigung werden die Preise gründlich anziehen. Die Wasserversorgung an Private abzugeben, halte ich für unklug. Bereits jetzt fordern die Privaten eine Herabsetzung der Grenzwerte, also eine Verschlechterung der Trinkwasserqualität, weil sonst der Wasserpreis erheblich steigen wird.

Arschfurunkel
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So 22. Apr 2001, 18:00 - Beitrag #2

Hä? Was haben denn staatliche Betriebe mit Inflation zu tun??? Ich sehe da überhaupt keinen Zusammenhang.

@Blues Brother: Tja, die Bahn. In so gut wie allen anderen Ländern hat die Privatisierung der Bahn hervorragend geklappt, das Angebot wurde besser und günstiger.

Mit dem Management der Bahn magst Du Recht haben, es herrscht dort noch viel zu viel Behördendenken vor. Aber ich bin guter Dinge, daß es sich mit der Bahn auch noch positiv verändern wird. Nach den paar Jährchen der Privatisierung kann man eben noch keine Wunderdinge erwarten.

Strom und Wasser sind ja bei den Stadtwerken noch weitgehendst in kommunaler Hand. Ich glaube auch nicht, daß private Anbieter große Chancen haben werden, in den Markt einzudringen. Insbesondere die Wasseraufbereitung verschlingt riesige Arreale und Kosten, das dürfte sich, wie Du auch schon angerissen hast, kaum rechnen.

8ball
 
Mo 23. Apr 2001, 00:38 - Beitrag #3

Privatisierung von staatlichen Unternehmen

Ich möchte gerne von euch wissen ob ihr für die Pirvatisierung von staatlichen Unternehmen seid, oder nicht. Es ist ja schon ein wenig her das die Bundesbahn privatisiert wurde. Meiner Meinung nach hat das eher nichts gebracht. Die Unfälle häufen sich und die Preise steigen. Immer mehr Strecken werden gestrichen.
Ich bin der Meinung das Unternehmen wie die Bahn, Post oder auch E-Werke und Wasser-Werke besser in staatlicher Obhut bleiben sollten, um die Versorgung der Bevölkerung zu sichern. Was denkt ihr ?

Arschfurunkel
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Mo 23. Apr 2001, 00:56 - Beitrag #4

Es gibt einen großen Unterschied zwischen uns und den USA. Wenn bei uns der Strommarkt liberalisiert wird, ändert sich nicht viel, die Preise werden etwas günstiger. Wenn das gleiche in den USA gemacht wird, muß in Kalifornien der Strom teilweise der Strom rationiert werden, weil Stromlieferanten durch ruinösen Wettbewerb pleite gegenagen sind.

Als Marktwirtschaftler bin ich gegen jedes Monopol. Die Privatisierung der Telekom war ein Paradebeispiel dafür, daß Liberalisierung Vorteile bringt. Wettbewerb reißt auch eine ehemals träge Behörde aus dem Schlaf.

Zustände wie in den USA wird es bei uns nicht geben, eine Grundversorgung bleibt durch Regulierungsbehörden oder andere Organe stets gewährleistet, also bin ich ein Befürworter von Privatisierungen.

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Mo 23. Apr 2001, 08:24 - Beitrag #5

@Arschfurunkel:
Bitte nenne mir ein Land, wo die Privatisierung der Bahn klappt.

So lange die Straßenbenutzung in Deutschland z. B. für LKW ohne besondere Gebühr ist, kann die Bahn auch nicht im Wettbewerb bestehen. Mit der Fracht werden die Umsätze gemacht.
Nicht zu verstehen ist allerdings, warum im ÖPNV nicht kleinere Züge konzipiert wurden, die bei Bedarf gekoppelt werden können und zwar schnell. Da dümpeln auf Nebenstrecken immer noch riesige alte Dieselloks mit Anhängern daher, wo doch bestimmt günstigere Möglichkeiten existieren.
Ich bin strikt gegen eine Liberalisierung auf dem Wassersektor, denn das geht - wie schon beschrieben - zu Lasten der Qualität. Seht Euch den Strommarkt an: Dort versuchen Anbieter, französischen Atomstrom billig zu verkaufen, während hier Anstrengungen unternommen werden, regenerative Energien zu fördern.
Und was die Telekommunikation angeht, da haben einige Anbieter ja schon das Handtuch geworfen. Es wird auf ein System von wenigen Großen hinauslaufen, die unter sich den Markt aufteilen, wie gehabt...

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Mo 23. Apr 2001, 13:27 - Beitrag #6

Ich bin Teilweise für, Teilweise gegen Privatisierung. Die Wichtigen Dinge (Strom/Wasser) sollten beim Staat bleiben, damit Sicherheit und Qualität erhalten bleiben. Die Bahn müsste meiner Meinung nach mehr vom Bund unterstützt werden und LKW Steuer muss Angehoben werden. LKW müssen Maut bezahlen, wenn sie auf den Autobahnen fahren, somit werden hoffendlich einige kostengünstig auf die Bahn umsteigen. Das bedeutet aber, dass die Bahn die Preise für den Gütertransport senken muss, damit sich das für den Betrieb auch rechnet. Somit kann man eine Verbesserung der Umwelt erreichen und die Autobahnen sind nicht so voll mit LKW`s.

PsySt
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Di 24. Apr 2001, 15:41 - Beitrag #7

bin ich der einzige der der meinung ist das die privatisierung der telekom nicht geklappt hat??

ein staat kann nur eintweder komplett privatisieren oder garnicht und eine teilweise privatisierung klappt niemals!!! denn der staat achtet dann auf sein kapital und unterstützt (wenn auch schleichend wie das das telefonnetz der telekom gehört oder das das streckennetz nur von der bahn benutzt werden darf!)!!!

Krautwiggerl
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Mi 25. Apr 2001, 00:20 - Beitrag #8

Es gibt surchaus gute Gründe für die Aufrechterhaltung einiger staatlicher Betriebe.
z.B. um die Einhaltung von Grundrechten zu gewährleisten (Fernmeldegeheimnis,...).
Auch da wo eine gewisse Grundversorgung der Bevölkerung gewährleistet sein muss. Ich denke da an Bildungseinrichtungen, Kultur, Theater, Strom und Wasser.
Meistens handelt es sich dabei um defizitunternehmen. Sicher wird jetzt jemand sagen, ein Unternehmen in Privathand könnte besser wirtschaften und eventuell auch Gewinn herausfahren, aber denkt daran, was für Konsequenzen das haben kann, in Bezug auf meine oben genannten Beispiele.

Steini
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Mi 25. Apr 2001, 09:53 - Beitrag #9

Wenn ich jetzt als "Arbeitnehmer beim Staat" darüber poste, würde ich sagen: Es soll alles staatlich bleiben (der Arbeitsplatz bleibt erhalten usw. usw.) aber ich denke mal, wenn alles was jetzt in staatlicher Hand ist auch dort bleibt, wer soll das denn dann noch finanzieren?? Noch höhere Steuern?

Also einiges in privater Hand, klar warum nicht - ich hab mir ehrlich gesagt noch nicht so die Gedanken gemacht, aber diese Diskussionen hatten wir hier (haben wir noch) bei uns im Haus. Wir haben z.B. zwei Telefonistinnen und 3 oder 4 Pförtner die auch vom Staat bezahlt werden. Das soll (evtl. wird wie gesagt noch diskutiert) irgendwann in naher Zukunft von "Privaten" übernommen werden. Natürlich bangen dann die Pförtner usw. (nur bei uns im Haus 3 Leute die anderen Häuser nicht mitgerechnet) um ihre Jobs bzw. auch um ihre Gehälter, weil die privaten wohl auch billiger die Arbeitskräfte anbieten. Ich kann es gut verstehen, das die Leute sagen, bloss nicht privatisieren auf der anderen Seite sag ich aber mal, die werden teilw. wirklich für's Herumsitzen bezahlt. (???) Ach, eigentlich echt problematisch - wie man's macht, irgendwer oder irgendwas wird immer drunter leiden.

8ball
 
Mi 25. Apr 2001, 10:05 - Beitrag #10

Steini : Ich denke das ist eine Frage der Sicherheit und des Vertrauens. Wenn es um überlebenswichtige Dinge geht, so gehören diese in Staatsbesitz. Gerade gestern hat die Gewerkschaft der Polizei vor der Übermacht der Mafia gewarnt. Diese strebt an sich in die Energie- und Wasserwirtschaft einzukaufen. Die Bundesregierung läßt prüfen in wie weit Private Wachschutzfirmen die Grenzsicherung übernehmen können. Da hört für mich der Privatisierungswahn auf. In der Verwaltung sehe ich das ganz anders. Dort wird unglaublich lahm gearbeitet. Es fehlt der Anreiz, da in den meisten Verwaltungen eh Beförderungsstop herrscht, und das Geld kommt eh. Es gibt eben keine leistungsbezogene Entlohnung. Das muß anders werden. Da kann man sich auch wochenlang über Professoren aufregen, die Kohle ohne Ende kassieren, obwohl sie nicht in der Uni sind, und andere für sie die Vorträge halten.
Die Beispiele kann man, glaube ich, ins Endlose führen.

Steini
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Mi 25. Apr 2001, 10:33 - Beitrag #11

Ja ok, da gebe ich Dir Recht BluesBrother. Also "überlebensnotwendige" Dinge (auch Polizei = bloss mal nicht privatisieren) oder Schulen (=wichtig). Aber Strom oder auch Telefon finde ich nicht schlecht, wegen der Wettbewerbe (also Kosten etc.), bei privater Wirtschaft hat man eher die Möglichkeit sich selbst den günstigsten Anbieter zu suchen.

Diese Monopole (Telekom, Bahn, Strom) fand ich eigentlich als Nutzer nicht so besonders gut, weil man ja schließlich auf diesen einen angewiesen ist (war) und nun doch eher die Auswahl hat. Ausserdem wurden zwar Arbeitsplätze abgebaut auf der anderen Seite gab's aber wieder neue Arbeitsplätze durch neue Arbeitgeber.

Das mit der Mafia hab ich nicht gewusst und auch noch nichts darüber gehört. Irgendwie müsste der Staat eine Art "Dienst- und Fachaufsicht" behalten bzw. haben. Damit wäre sicherlich auch schon einigen geholfen, denke ich mal.

Aber ein letztes PS: Ob ein Theater nun privat oder staatlich läuft ist mir völlig egal. Ich gehe nicht ins Theater und dann nur weil es unter "Kultur" läuft??? Was ist mit Kino, TV usw. das wäre ja dann das Gleiche, oder?

[ 25 April 2001: Beitrag editiert von: Steini ]

8ball
 
Do 26. Apr 2001, 00:23 - Beitrag #12

Steini : Wenn ich nicht irre, werden bei der Bahn gerade wieder 5000 Stellen gestrichen.
Bei den Stromanbietern werden dann in naher Zukunft nur 3-4 Riesen übrig bleiben, und die diktieren dann die Preise. Ähnlich wie bei den Mineralölgesellschaften. Selbst die Telekom macht ja nun ihre Konkurenz locker platt (hatte ich schon damals so kommen sehen), denn sie vermietet ja ihre Leitungen und kann dann wieder als Monopolist die Preise anheben. Was die Subventionierung von Theatern soll, habe ich bis heute nicht verstanden. Sie dient nur einer kleinen Schicht. Volkstheater, wie die Bühne am Ku´damm oder das Ohnsorgtheater bekommen keinen Pfennig und sind für die breite Masse bestimmt. Hier muß radikal gestrichen werden. Das dort freigesetzte Geld kann man besser in den Schulen gebrauchen und für Jugendclubs.

Steini
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Do 26. Apr 2001, 11:43 - Beitrag #13

BluesBrother

wenn ich jetzt nicht völlig danebenliege, habe ich irgendwas gehört das ARCOR gegen die Telekom vor Gericht gegangen ist und nun ist ein Urteil gekommen, da hiess es die Leitungen werden nicht vermietet sondern sollen für alle Anbieter FREI sein. Also stimmt das was Du gepostet hast nicht so ganz, gelle?

Mit der Bahn und den 5000 Stellen - sagen wir mal so: Klar find ich das schon wieder mal Sch***e, aber das kann auch im öffentlichen Dienst passieren, nur wird es hier anders genannt.

Bei uns (also im öffentlichen Dienst) waren vor Jahren - und teilw. immer noch - Organisationsuntersuchungen und wie Du sicher auch mal gelesen hast, soll schließlich eine "schlanke Verwaltung" eingeführt werden. Das heisst: Stellenersparnis. Wenn jetzt jemand in Rente oder Pension geht, glaub mal bloss nicht das irgendwer nachrückt - von wegen!! Und Leute die evtl. einen befristeten Arbeitsvertrag haben können zum größten Teil nach Ablauf der Befristung auch wieder gehen. Also auch bei staatlichen geführten Unternehmen oder Dienstleistungen sieht es nicht viel besser aus. Nur das dort nicht 5000 Leute oder so auf einmal entlassen werden sondern es einfach nur per kw-Stellen funktioniert (kw=künftig wegfallend).

Aber wenigstens sind wir uns mit dem Theater (Kultur) blah, blah ein bisschen einig, nicht war?

PsySt
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Do 26. Apr 2001, 13:04 - Beitrag #14

das mit arcor und der telekom ist ein streit auf allen ebenen von telefonieren (telekom hat immer noch die alleinige macht über die letzten 3 km zum verbraucher (ortsnetze)) bis zum thema flatrate, und das wird denke ich auch noch ne weile so weitergehen!!

nur so mal nebenbei *gg*

Arschfurunkel
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Do 26. Apr 2001, 13:29 - Beitrag #15

@Steini: Mit "frei" ist in dem Zusammenhang gemeint, daß die Telekom zukünftig den freien Zugang zu der "letzten" Meile gewähren muß, ohne daß die anderen Mitbewerber andere technische Leistungen der Telekom abnehmen müssen.

"Frei" ist in diesem Zusammenhang also nicht "kostenlos". Wieviel die Telekom verlangen darf, darüber wird auch gerade noch gestritten mit der Regulierungsbehörde.

Das Urteil gibt es zu lesen unter www.focus.de/G/GW/GWA/gwa.htm?snr=88676&streamsnr=8


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