Druck auf Arbeitslose

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
8ball
 
Mi 14. Mär 2001, 21:49 - Beitrag #1

Druck auf Arbeitslose

Nach neuesten Plänen der Bundesregierung soll noch mehr Druck auf die Arbeitslosen ausgeübt werden. So sollen die Arbeitsvermittler vom Arbeitamt mit Hilfe des Arbeitslosen ein genaues Profil erstellen. Auf dieser Basis muß das Arbeitsamt innerhalb von einem halben Jahr dem Arbeitslosen eine Arbeit ZUWEISEN oder ihn zu Weiterbildungsmaßnahmen schicken. Sollte der Arbeitslose nicht damit einverstanden sein, werden ihm die Leistungen gestrichen.

Ich denke mal das hier Stimmung gegen die Arbeitslosen gemacht wird, frei nach dem Motto: Die sind alle selber Schuld und wollen nicht arbeiten.

Das dieser Vorstoß von SOZIALdemokraten kommt, löst bei mir maßlose Trauer aus. Wir wollen doch nicht vergessen das die Mehrheit der Arbeitslosen stetig bemüht ist, Arbeit zu bekommen. Ein kleines Beispiel über die Machbarkeit solcher ARBEITSVERMITTLUNG, in Berlin gab es 1999 rund 250.000 Arbeitslose, 2000 waren es dann nur noch rund 249.500.

Leicht wütend.......

Padreic
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Mi 14. Mär 2001, 22:23 - Beitrag #2

Es ist doch nur so, dass den Arbeitslosen eine Stelle angeboten wird und sie dann dort arbeiten müssen. Wenn sie arbeitswillig sind, können sie doch froh sein. Und wenn sie es nicht sind, sind sie vielleicht nicht froh. Aber aus Gründen der Sozialität sollten diese dann auch arbeiten. Da wären wir mal wieder bei den SOZIALdemokraten. Ich sehe nicht ganz, wo das Problem ist.

Padreic


Wer davon überzeugt ist, das Ende der Dinge zu wissen, die er gerade erst beginnt, ist entweder außerordentlich weise oder ganz besonders töricht; so oder so ist er aber gewiß ein unglücklicher Mensch, denn er hat dem Wunder ein Messer ins Herz gestoßen.

Arschfurunkel
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Mi 14. Mär 2001, 22:39 - Beitrag #3

Das ist nur ein Teil der Medaille, BluesBrother.
Arbeitsämter haben bisher haben bis dato eher Arbeitslose verwaltet, als daß sie wirklich dem Arbeitslosen qualifiziert helfen konnten oder wollten. Es war ein "Amt", keine Hilfestellung.

Aus diesem Grund haben viele arbeitssuchende Unternehmen lieber über Zeitungen, Internet Arbeitnehmer gesucht als über das Arbeitsamt.

Das wird ja auch geändert, weil sich das Arbeitsamt persönlicher um "ihre Klientel" kümmern muß. Es ist, wenn man so will, ein Schritt in Richtung "Dienstleistung" bei Arbeitsämtern. Diese Richtung täte etlicher Behörde gut.

Ich finde nichts ehrenrühriges dabei, wenn Sozialleistungen (als solche sind Arbeitslosengeld und -hilfe durchaus zu sehen) gekürzt werden, wenn sich Arbeitslose weigern, zumutbare Arbeit anzunehmen. Es wird kein Arzt als Gärtner arbeiten müssen, das ist sicherlich nicht gemeint.

Man muß sich auch die Arbeitslosen generell ansehen. Ein Großteil derer, die arbeitslos sind, verfügen über keine Ausbildung (ich meine, es sind um die 50 % oder mehr, ich geh mal gleich suchen). Wenn diese in Weiterbildungsmaßnahmen gesteckt werden, ist das auch für sie positiv.

8ball
 
Mi 14. Mär 2001, 23:50 - Beitrag #4

Tja, leider sieht die praxis ein wenig anders aus. Wenn Du von Deinem Sachbearbeiter vom Arbeitsamt z.B. eine Arbeit zugewiesen bekommst, die unter Tarif bezahlt wird, so mußt Du diese trotzdem annehmen. Das Beispiel Arzt - Gärtner, von Dir ironisch gemeint, trifft leider voll zu. In Zukunft wird Dein Profil mit dem tatsächlichen Bedarf abgeglichen. Das bedeutet im Extremfall exakt das was Du beschrieben hast. Ich habe mich leider nur alzu oft mit dieser Problematik auseinandersetzen müssen. Und zwar als Gewerkschafter, Gesamtjugendvertreter, Arbeitsloser, Arbeitgeber. Ich kenne also alle Seiten. Glaubt mir, so einfach ist es nicht. Das Argument der Ungelernten ist übrigens gerade das Fatale. Diesen Leuten bleiben eben nur Jobs für 6 - 8 DM Std. Wer von Euch könnte davon leben ? Das sind 1.344,00 DM brutto abzüglich Sozialabgaben bleiben da runde 900 - 1000 DM über. Ich denke eher das hier endlich ein Umdenken in den Köpfen aller stattfinden muß. Seit den 70ern vernichten wir systematisch Arbeitsplätze in nahezu allen Bereichen. Das ist nun der Preis den wir zahlen müssen.
Ich geb noch mal etwas zum nachdenken hinzu.
Wenn dann der Zeitpunkt kommt, wo das Arbeitsamt nicht mehr zahlen muß, springt das Sozialamt ein. Dieses schickt Dich dann willkürlich, ohne Ansehen Deiner Fähigkeiten, in einen gemeinnützigen Dienst. Dies soll Dir die Möglichkeit bieten wieder in das Berufsleben zurück zu finden. Das Sozialamt bemüht sich dann für Dich dort eine Festanstellung zu ermöglichen (so steht es auf den Formularen der Sozialämter mit dem Hinweis das das Nichterscheinen eine Kürzung oder sogar eine Einstellung aller Zahlungen zur Folge hat). Du darfst nicht mehr als 60 Std. im Monat dort arbeiten und bekommst dafür DM 3,00 Std. Diese gute Idee wird allerdings von den gemeinnützigen Trägern ausgenutzt. Dort wird so gut wie nie jemand übernommen, das die Arbeiter vom Sozialamt bezahlt werden. Warum also sollten sie die Leute einstellen ? In Berlin werden auf diese Art und Weise Sozialhilfeempfänger ausgebeutet.

DAS ist die andere Seite der Medallie !

Dies dürfte auch erklären warum ich ob der Entscheidung der Regierung einfach nur traurig bin.

Im Auftrag des Herren unterwegs....BluesBrother

[Dieser Beitrag wurde von BluesBrother am 14.03.2001 editiert.]

8ball
 
Mi 14. Mär 2001, 23:56 - Beitrag #5

Ach, ich hab noch was vergessen. Die Idee mit den Umschulungsmaßnahmen ist nicht neu, aber funktioniert leider nicht so gut. Auf eine Umschulungsstelle kommen hier in Berin ca. 25 ! Bewerber. Die Arbeitslosen, die bereits Sozialhilfe beziehen müssen, bekommen diese Umschulungen nicht, denn das Arbeitsamt ist als Geldgeber nicht mehr zuständig und das Sozialamt zahlt für Umschulung und / oder Weiterbildung nicht. Ein Eigentor feinster Art.



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Arschfurunkel
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Do 15. Mär 2001, 14:46 - Beitrag #6

Ich kann Dir nur bedingt zustimmen.

Es ist tatsächlich so, daß Arbeitslose nach einer gewissen Zeit auch verpflichtet sind, niedriger qualifizierte (und somit bezahlte) Arbeit anzunehmen, aber trotzdem kann vom Arzt zum Gärtner keine Rede sein.

Das neue Modell für den beruflichen Wiedereinstieg Langzeitarbeitsloser - nachzulesen unter www.bundesregierung.de/dokumente/Artikel/ix_33522.htm - sieht zunächst die gründliche Prüfung der beruflichen Situation des Arbeitslosen vor, alleine das ist ein "Quantensprung" zur bisherigen Praxis.

Danach wird ein "Eingliederungsvertrag" geschlossen, der das Arbeitsamt verpflichtet, innerhalb eines Jahres entweder einen Arbeitsplatz zu vermitteln oder eine berufliche Qualifizierung oder eine berufliche Ausbildung anzubieten. Der Arbeitslose hingegen muß damit rechnen, bei Versößen gegen den Vertrag Leistungskürzungen (z.B. Sperrzeiten beim Arbeitslosengeld) zu erhalten.

Das Modell ist zuerst einmal eine Chance für Langzeitarbeitslose (um die geht es hauptsächlich), wieder ins Berufsleben zurückzufinden. Das Arbeitsamt verwaltet nicht mehr, sondern steuert aktiv.

Natürlich wird man mit diesen Maßnahmen keine 2 Millionen Arbeitslose verlieren, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn durch die Maßnahmen werden sowohl das Arbeitsamt als auch der Arbeitslose in die Pflicht genommen, aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen.

Deine Anmerkungen zu den Sozialhilfeempfängern wären durchaus kommentierungswürdig, aber es würde den Rahmen dieses Themas sprengen.

Dr. Alzheim
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Do 15. Mär 2001, 20:29 - Beitrag #7

2 BluesBrother:

Dass wir die Quittung dafür zahlen, dass wir seit Jahren (Jahrzehnten) gezielt Arbeitsplätze wegrationalisieren, müsste sowieso jedem bekannt sein. Beispiel Maschinenherstellung (PKW, Computermontage...) Die Liste ist lang und könnte wohl mehrere Seiten umfassen, aber das spare ich mir.

Aber die, welche die Quittung für unseren Rationalisierungswahn (wenn ich das mal so bezeichnen darf) zahlen müssen, sind die Generationen nach uns! Unsere Kinder!

Mit den Arbeitslosenzahlen wird es nie wieder unterhalb der drei Millionengrenze kommen, ganz einfach deshalb, weil zum einen viele Arbeitslose unflexibel und unwillig sind, wegen des Jobs umzuziehen und zum anderem einzelne Unternehmen (die Wirtschaft) sich nicht mehr Arbeitskräfte leisten können, wenn um sie herum alle Produktionsfaktoren preismäßig in die Höhe schießen.

Wo führt das noch hin? Werden wir in zehn Jahren etwa 6 Millionen Arbeitslose haben, wenn sich in der Wirtschaft und in den Köpfen aller nicht ein kleiner Hebel umlegt?


"Die Individualität ist der größte Reichtum des Einzelnen, der ihm im Laufe der Zeit von der Gesellschaft genommen wird."

Dr. Alzheim
Geschäftsführer der Fischerdesign Pseudo Enterprises

8ball
 
Do 15. Mär 2001, 21:18 - Beitrag #8

Dr. Alzheim : so weit so gut. Aber den Spruch mit der Unflexibilität kann ich nun wirklich nicht mehr hören. Er trifft von der Machbarkeit eh nur auf einen verschwindend geringen Teil zu und ist pure Polemik, auf die die Politiker halt gerne zurückgreifen, wenn ihnen nichts mehr einfällt. Die Mehrheit kann nicht umziehen weil der Ehepartner arbeit hat, die Kinder ihr soziales Umfeld verlieren würden, oder schlicht und einfach das Kleingeld zum Umzug fehlt. Ich bin breits mehrfach aus beruflichen Gründen umgezogen. Der Spaß hat mich schon beim ersten mal runde 30.000 DM gekostet. In der zweiten Runde wars billiger, nur 20.000 DM. Dann habe ich nicht mehr mitgerechnet. Gemeint sind nicht nur die Transportkosten, sondern auch die Folgekosten, wie z.B. Renovierung, neue Möbel, etc. Denk mal drüber nach ob Du wegen einem Job mal eben 800 Kilometer wegziehst, weg von Freunden, die do schon 20 Jahre kennst, weg von Deinem Sportverein, Deiner Umgebung. Dann soll es noch Arbeitslose geben die ein Eigenheim abbezahlen müssen. Die können auch nicht umziehen. sie würden die staatliche förderung verlieren und müßten das Haus verkaufen. Da sie auf den Zinsen sitzen bleiben, können sie sich dann gleich bei der Schuldnerberatung einen Termin holen. So einfach ist das eben alles nicht. Sonst hätten wir ja wohl auch keine 4 Millionen Arbeitslose.



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Arschfurunkel
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Fr 16. Mär 2001, 02:41 - Beitrag #9

Sorry, Bluesi, auch hier nur bedingte (=altersmäßige) Zustimmung.

Wer mit Familie seinen Lebensmittelpunkt in einer bestimmten Region hat, dem gestehe ich es gerne ein zu sagen, ich bleibe lieber hier. Flexibilität à la USA, wo in drei Jahren 10% der Geamtbevölkerung umziehen, wo das haus tatsächlich stellenweise mitzieht (Holzbauten, kein Problem), muß es hier nicht geben.

Aber, manche Arbeitsämter im Westen (Baden-Würrtemberg, Nord-, Mittelbayern) suchen händeringend Azubis und Arbeiter, das auch im Osten. Sie kooperieren mit Arbeitsämtern, in denen hohe Arbeitslosigkeit herrscht, zahlen Prämien an die, die bereit sind umzuziehen, aber es findet sich niemand.

Aber wenn schon die Jugend sagt, ich hab' zwar hier keine Perspektive im beruflichen Sektor, ich geh aber trotzdem nicht weg, dann muß ich mich aber auf der anderen Seite auch nicht mehr beschweren. Wer, wenn nicht "die Jugend", soll den Flexibilität zeigen???

Im Endeffekt habe ich zwei Möglichkeiten: Entwder ich will nen vernünftigen Job oder ich bleibe in meiner kleinen Welt mit einem Weitblick, der gerade zehn cm zum Tellerrand reicht...

8ball
 
Fr 16. Mär 2001, 09:53 - Beitrag #10

Arschfurunkel : Ob junge Arbeitslose den Kohl fett machen ? Ich denke nicht. Schau Dir mal die Zahlen an : http://www1.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/200102/iiia4/s028bl.pdf

Hierin sind bereits die Ausbildungsplatzsuchenden enthalten : http://www1.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/200102/iiia4/s028al.pdf

Im Vergleich hierzu die Zahlen ab 55 Jahren : http://www1.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/200102/iiia4/s029l.pdf

Dazu dann noch mal die wenigen Langzeitarbeitslosen, die ja nicht arbeiten wollen : http://www1.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/200102/iiia4/s030al.pdf

Wenn Du Dir die Zahlen ansiehst, wirst Du feststellen das Deine genannten Bundeländer voll im Trend liegen. Der Osten ist logischer Weise am stärksten betroffen, aber auch Süddeutschland hat erhebliche Probleme. Man darf also ruhig feststellen das es nur eine hauchdünne Minderheit ist, die nicht arbeiten will. Der Rest bemüht sich täglich und benötigt keine Bevormundung durch das Arbeitsamt. Wo bleibt das Recht auf freie Berufswahl ?



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Steini
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Fr 16. Mär 2001, 11:32 - Beitrag #11

@BluesBrother

ich hab mir die Statistiken mal ausgedruckt und entweder habe ich jetzt was falsch verstanden oder Du hast Dich falsch ausgedrückt. Wieso ist der Osten logischerweise am stärksten betroffen?? In Bundesgebiet West ist die Arbeitslosenzahl doch wesentlich höher!!


So zu dem eigentlichen Thema: Dieses neue Modell für den beruflichen Wiedereinstieg Langzeitarbeitsloser, dass finde ich eigentlich wirklich gut. Was mich stört, sind einfach wieder diese Leistungskürzungen bei Verstößen (kann man evtl. auslegen wie man denkt). Wenn ich dran denke, früher gab es ja noch nach einer gewissen Zeit Arbeitslosengeld die Arbeitslosenhilfe. Diese ist ja auch schon weggefallen.

Ich bin zwar nicht betroffen aber ich habe eine Freundin die u.a. auch durch ihre Krankheit Langzeitarbeitslose ist und sehr schwer vermittelbar ist. Diese bekommt zwar vom Sozialamt (mittlerweile) die Wohnung bezahlt und bestimmte andere Leistungen fallen natürlich auch noch an, aber z.B. bekam sie vom Arbeitsamt auch eine "Einladung" für eine Weiterbildung an einem Technologie Center. So, dieses Technologie Center ist ca. 25 km von ihr entfernt und sie hat (logisch) kein Auto und bekam das Fahrgeld auch erst im Nachhinein erstattet.
In so einem Fall finde ich das ganze ziemlich fatal, weil andere Kosten weiterlaufen und an solche Probleme bei dieser ganzen "Wiedereingliederung" nicht gedacht wird.

Mit dem Arzt - Gärtner Beispiel. Auf eine Art finde ich, wenn jemand arbeitslos ist - wir reden ja von Langzeitarbeitslosen - und arbeiten will, würde auch ein Arzt wahrscheinlich einen Gärtnerjob annehmen, da wie gesagt es die Arbeitslosenhilfe nicht mehr gibt und die Sozialhilfe mit Sicherheit sowieso nicht so hoch wie ein Arztgehalt ist *g* und in dem Moment muss es doch egal sein, was man jobmässig macht, die Hauptsache sollte doch sein, man macht einfach wieder etwas.

Früher (das hört sich an) nach meiner Ausbildung habe ich auch alles mögliche gemacht. Ich muss dazu sagen, ich war mir aber auch für keine Arbeit zu schade. Ich war in einer Fabrik, war Taxifahrerin, hab in Taxizentralen gefunkt, war bei Rechtsanwälten als Schreibkraft bis ich vor (schon einige Jahre) meinen jetzigen Job bekommen habe und ich dort auch weiter gefördert (Schulungen besucht usw.) wurde. Klar ist es heute nicht mehr sooo einfach wie vor 20 Jahren aber ich habe ja auch wirklich alles angenommen und war dadurch eigentlich nie richtig arbeitslos. (Mal 1 Monat im meinem ganzen Berufsleben vielleicht)

Also was ich auf jeden Fall für sehr, sehr wichtig erachte, dass das Amt für einen und mit einem arbeitet und wirklich nicht nur gegen einen und man halt echt nur verwaltet wird. In dieser Hinsicht finde ich die Ansätze (wenn es denn wirklich so durchgezogen wird) echt gut!!!!

8ball
 
Fr 16. Mär 2001, 12:51 - Beitrag #12

Steini : Es bezog sich nicht nur auf die realen Zahlen sondern auch auf die Verhältnisse. Im Osten leben nur ca. 16 Millionen Menschen. Daher gibt es dort prozentual gesehen die meisten Arbeitslosen.

Ich verteufele nicht die geplanten Maßnahmen, solange sie dem Arbeitslosen dienen. Aber es ist eben auch immer eine Frage der Art und weise, wie man mit diesen Menschen umgeht.

Du kannst Deine Freundin ja mal fragen wie sie sich so fühlt, wenn sie zum Arbeits- oder Sozialamt muß und wie sie dort behandelt wird. Ich glaube die Antwort zu kennen, warte aber mal ab.




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Arschfurunkel
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Fr 16. Mär 2001, 14:57 - Beitrag #13

Tja, BluesBrother,

ich muß gestehen, daß ich es erschreckend finde zu sehen, daß in Ostdeutschland die Arbeitslosenquote der Jugendlichen unter 25 Jahre 17,9% beträgt. 10,1% bundesweit stimmt mich auch nicht gerade froh.

Ob die Jugendlichen jetzt der "Kohl fett" machen oder nicht, ist Ansichttsache, denn gerade Jugendliche, die entweder eine Ausbildung suchen oder eine beendet haben und nun arbeitslos sind, brauchen eine Perspektive, um sich überhaupt auf dem Arbeitsmarkt etablieren zu können. Gerade sie sollten wegen ihrer physischen Leistungsfähigkeit Vorteile anderen Altersgruppen gegenüber haben.

Es bleibt bei meiner Aussage des vorhergehenden Postings: Ich darf gerade von jungen Leuten erwarten, daß sie Flexibilität und Mobilität zeigen. Wenn es nicht die Jugendlichen sind, sie die Bereitschaft zeigen, alles mögliche zu tun, um einen annehmbaren Job zu bekommen, wer dann???

Ich finde generell, Du wertest Du stark in Deiner Ansicht. Das neue Modell der Bundesregierung ist zuerst eine Chance, dann eine Verpflichtung. Vor allen ist es eine Verpflichtung für beide "Vetragsparteien", nämlich dem Arbeitsamt und des Arbeitslosen.

@Steini: Leristungskürzungen treten dann auf, wenn Vereinbarungen nicht gehalten werden. Es ist keine Willkür dabei, sondern in meinen Augen das gute Recht des "Geldgebers" zu verlangen, daß beide Vertragsparteien alles dafür tun, die Arbeitslosigkeit zu verlassen.

8ball
 
Fr 16. Mär 2001, 15:17 - Beitrag #14

Arschfurunkel : Ein Vertrag zwischen Arbeitsamt und Arbeitslosen ? Ähem, welche einklagbaren Rechte habe ich denn als Arbeitsloser ? Ich habe nicht einmal das Recht auf Berufswahl. Das Arbeitamt kann meine Bezüge kürzen oder streichen. Was kann ich tun, wenn ich nicht mit dem Arbeitsamt zufrieden bin ? Richtig, nichts. Zu einem Vertrag gehören noch immer zwei gleichberechtigte Parteien. Und was bitte soll der Spruch mit dem Geldgeber ? Nicht umsonst zahle ich auch als Arbeitnehmer in die ArbeitslosenVERSICHERUNG ein. Wenn dann der Ernstfall eintritt, möchte ich auch entsprechend abgesichert sein. Schließlich ist das keine Spende.

In Bezug auf die Flexibilität bleibt zu sagen das die Zahlen belegen das in jedem Bundesland leider genügend Arbeitslose vorhanden sind. Somit ist eine Flexibilisierung nicht nötig. Sinnvoller wäre eine am Arbeitsmarkt orientierte Aus - und Weiterbildung.

Leider bist Du auf meine anderen Fragen nicht eingegangen.

Und, selbstverständlich ist das meine sicht der Dinge. Ich kann ja nur für mich sprechen.
Übrigens, den rund 4 Millionen Arbeitslosen standen 2000 gerade einmal 514.000 Arbeitsplätze gegenüber.
http://www1.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/200012/iiia4/multijz_heftd.pdf

Es tut mir echt leid, aber ich kann diese Sprüche wie "wer arbeit sucht, findet auch welche" und andere Phrasen echt nicht mehr hören. Meist kommen sie von Leuten die noch nie oder nur kurz arbeislos waren.

Nimms nicht persönlich, aber mich regt dieses Thema immer tierisch auf.



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Arschfurunkel
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Fr 16. Mär 2001, 20:20 - Beitrag #15

Wo hätte ich etwas ähnliches behauptet wie: Wer Arbeit sucht, findet auch welche? Diese oder andere Phrasen kann ich nirgendwo in meinen Postings entdecken.

Ebenfalls nirgendwo habe ich geschrieben, daß das neue Programm der Bundesregierung ein Allheilmittel ist. Im Gegenteil, denn am 15.03. um 13.46 Uhr habe ich geschrieben, daß dadurch sicherlich keine 2 Millionen Menschen weniger arbeitslos ist, aber daß die Maßnahmen trotzdem richtig sind.

Das war meine Meinung, und sie ist es immer noch.

Welche Rechte der Arbeitslose hat, geht aus dem Programm der Bundesregierung klar hervor: Das Arbeitsamt hat die Verpflichtung nach eingehender Prüfung der speziellen Situation des Arbeitslosen, ihm innerhalb eines jahres entwder eine Arbeitsstelle, eine berufliche Qualifizierung oder - Ausbildung vermittelt zu bekommen. Daraus resultiert für den Arbeitslosen das Recht, entweder nen neuen Job zu bekommen oder die verbesserte Chance auf einen solchen.

Nebenbei, wo steht geschrieben, daß jeder Vertrag zwischen gleichberechtigten Parteien geschlossen werden muß???

Die Arbeitslosen-, wie übrigens auch die Rentenbeiträge sind nicht als Versicherung für Dich und Dein späteres Leben zu verstehen, sondern als Zahlungen für diejenigen, die derzeit betroffen sind. Ebenso wie Du mit Deinen Rentenbeiträge momentan Rentner finanzierst und Dir Anwartschaften auf Deine spätere Rente erwirbst, so ist es auch mit der Arbeitlosenversicherung zu verstehen. Die gilt nicht für Dich für den Fall, daß Du arbeitslos wirst, sondern finanzierst die jetzigen Arbeitslosen.

Das mit den "genügend eigenen" jugendlichen Arbeitslosen stimmt eben nicht, zumindest nicht in Baden-Würrtemberg oder Bayern. Die Quoten dort liegen bei 4,6 bzw. 6,0 % arbeitsloser Jugendlicher. Das ist ein kleiner Unterschied zu 20,0 % in Sachsen-Anhalt oder 17,0 % in Sachsen oder?

In sofern kann ich keine Diskrepanz zu meiner Forderung nach Mobiltät dieser Jugendlichen erkennen.

8ball
 
Sa 17. Mär 2001, 11:07 - Beitrag #16

Arschfurunkel : Bevor wie uns jetzt in die Wolle kriegen, schließe ich von meiner Seite das Thema ab. Wir drehen uns eh nur im Kreis.



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8ball
 
Sa 17. Mär 2001, 16:22 - Beitrag #17

Arschfurunkel : Ok, dann bin ich beruhigt. Bei diesem Thema neige ich zu leichten Wutanfällen. Den Grund kann ich Dir ja mal als PM schreiben, falls Du interesse hast.



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Arschfurunkel
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So 18. Mär 2001, 01:49 - Beitrag #18

Ach, BluesBrother,

ich glaube nicht, daß wir uns in die Wolle bekommen, gleichwohl denke ich, daß wir unsere positionen wenig aneinander annähern können/werden oder was auch immer.

Arschfurunkel
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So 18. Mär 2001, 03:10 - Beitrag #19

Kein Problem, BluesBrother, mach et...


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